Ich halte Sun Tzu gerade in diesem Kontext ebenfalls für ziemlich überschätzt.
An konkreten Empfehlungen würde ich Liddell Harts "Strategy" nennen (keine Ahnung, ob es das auf Deutsch gibt).
Montgomerys "Kriegsgeschichte" kriegt man gebraucht nachgeworfen.
Aber auch da sollte man keine Wunder oder ungeahnte Erkenntnisse erwarten.
Was Kriegsführung so komplex macht, ist das Zusammenspiel der einzelnen Faktoren.
Einzeln aufgelistet ist jeder Faktor einfach.
Da kommt dann auch die Frage auf, was mit "Feldherr" konkret gemeint ist.
Die Spanne reicht da vom Anführer eines weitgehend ungeordneten Reiterhaufens bis zum Oberbefehlshaber eines hoch technisierten Millionenheeres mit einer ausufernden Bürokratiemaschinerie.
Und wenn man sich mal verschiedene historische Persönlichkeiten anschaut, dann sind die nicht alle auf dem gleichen Weg zum Erfolg gekommen - manche waren logistische Genies, andere hervorragende Redner und Motivationskünstler usw..
Unterschiedliche Kulturen bringen unterschiedliche Feldherren hervor, die alle auf ihre eigene Art in ihrer Situation erfolgreich sein müssen.
Einen universell erfolgreichen, "ultimativen" Feldherren kann es nicht geben.
Weiterhin:
Je größer die Streitmacht wird, um so weniger direkte Kontrolle hat der Feldherr.
Er muss, kann und darf sich dann nicht mehr mit jedem Mist befassen. Von Vielem, was für die Soldaten und die untere Vorgesetztenebene täglich Brot und überlebenswichtig ist, braucht er in einigen Konstellationen nicht die geringste Ahnung zu haben (!).
Das Wichtigste für einen guten Feldherrn ist, den Arsch in der Hose und den GMV sowie den richtigen Riecher zu haben, um bei nicht eindeutiger Informationslage eine brauchbare Entscheidung zu treffen.
Ich würde mir jedenfalls an deiner Stelle, Blutschrei, im Vorfeld sehr genau überlegen, welche Aufgaben im konkreten Fall auf meinen Feldherrn zukommen, und von da aus weiter machen, statt alles, was irgendwie unter die Überschrift "Strategie" fällt, auf einmal anzugehen.
Mein großes Problem: Da sich meine Entscheidungen ja letztendlich stark auf Erfolg und Misserfolg zumindest kämpferischer Parts auswirken können, und ich zwar nicht völlig unbedarft bin, was taktisches Vorgehen angeht, aber noch lang nicht für jede Situation eine "gut funktionierende" Strategie im Hinteropf hätte, würde ich mein Wissen in diese Richtung gerne vertiefen, auch um dem Charakterkonzept gerecht zu werden.
Schlussendlich kommt es darauf an, was das genutzte System überhaupt abbildet.
Wenn das Ganze schwammig bleibt und größtenteils beim SL liegt, musst du dich mit dem zusammensetzen.
Die meisten Systeme werden eine gewisse Zahl der relevanten Faktoren einbeziehen, aber nicht alle - möglicherweise sogar die IRL wichtigsten nur am Rande oder gar nicht.
Von daher:
Was spielt ihr denn an System und Setting genau?
Es bringt dir nichts, dir die tollsten Sachen anzueignen, wenn sie weder vom System noch vom SL umgesetzt bzw. gewürdigt werden.
Ist übrigens ein bissl ein Dilemma, weil es ja gerade in Heldengeschichten meistens genau gegen Lanchester geht, und die tapferen, aber zahlenmäßig unterlegenen Helden gegen alle Wahrscheinlichkeit den Sieg über eine erdrückende Übermacht davontragen. Siehe Herr der Ringe, siehe Star Wars, oder beliebige weitere Beispiele; auch die reale Historie hat dazu einiges an Gegenbeispielen zu bieten, z.B. die Lechfeldschlacht 955. Mal von typischen Rollenspielrunden ganz zu schweigen.
Lektüre speziell hierzu wäre z.B. Mcravens "Spec Ops: Case Studies in Special Operations Warfare: Theory and Practice".
Das lässt sich übrigens ohne große Verrenkungen auf den Ringkrieg und die alten Star Wars-Filme anwenden