Autor Thema: This is a serious game!-oder: Wenn Spieler den nötigen Ernst vermissen lassen...  (Gelesen 8340 mal)

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Offline LordOrlando

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Im Endeffekt ist alles wichtige gesagt
Seh ich auch so. Aber vielleicht noch eins: Wenns dramatisch sein soll, darf die IT Posse, entweder durch ulkige Situationen oder durch komische SC aktionen nicht fehlen, vorzugsweise unmittelbar bevor es ganz heftig wird.
Hat schon in der klassischen Tragödie funktioniert. Ich hab die Erfahrung gemacht, dass die Spieler dadurch mehr in die Story reingezogen werden und weniger rumalbern.

Offline OldSam

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Zunächst mal würde ich sicherstellen, dass die Spielziele von Dir und den Spielern relativ gut übereinstimmen, also dass Deine Wünsche was Atmosphäre etc. angeht, kommuniziert wurden Nicht das die Spieler (inzwischen) eigentlich gerne Beer&Bretzel möchten und Du nicht, also ein Missverständnis besteht... ;)

Wenn der Punkt abgehakt ist: Pyromancers Vorschlag finde ich sehr, sehr sinnvoll! Mein Tipp geht in der Tat auch dahin, dass man das Mitteilungsbedürfnis bzw. generell die soziale Komponente ausserhalb des Spiels annimmt. Es gibt zwar auch wirkliche Problemspieler, aber IMHO ist es in ca. 80% der Fälle, eigentlich ein Mangel an Raum für diese Dinge bzw. das Problem, dass es dem SL nicht gelingt mit den Spielern auf einen Nenner zu kommen.
Ganz praktisch bietet es sich meist an vor dem Spielanfang etwas Zeit für Smalltalk zu lassen und zwischendurch auf jeden Fall auch mal ne bewusste Pause einzulegen, wo man z.B. mal kurz rausgeht (falls Raucher dabei sind, sowieso gut).
Den Raum physisch zu verlassen ist hier besonders günstig, weil auf diese Weise die "ingame - outgame" Trennung richtig erlebt werden kann und somit für alle viel leichter gelingt.
« Letzte Änderung: 30.08.2012 | 16:05 von OldSam »

Offline Bad Horse

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Wenn es mir zu viel Rumgealber wird, dann frage ich, ob die Leute noch spielen oder lieber quatschen wollen.

Das ist in dem Fall auch keine rhetorische Frage. Ich quatsche auch gern, soll mir recht sein, und wir haben auch durchaus schon Runden sausen lassen, weil keiner recht in der Stimmung war. War trotzdem ein schöner Abend.

In einem anderen Fall haben sich die Spieler entschieden, lieber zu spielen (war eine Wochenend-Runde, die für einige Leute mit längerer Anfahrt verbunden war), und dann ging's auch.

Aber Rollenspiel sollte eigentlich keine unterrichtsartige Beschäftigung sein, bei dem der SL seine Spieler immer wieder zum Ernst ermahnen muss.
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

Offline Skele-Surtur

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Es passiert mir als SL selten, dass meine Spieler abtriften. Wenn es doch mal passiert, handle ich nach Aktenlage. Es kann z.B. funktionieren, die Handlung weiter zu treiben. Plötzlich passiert etwas substantielles, ein Bote trifft ein, eine Wand stürzt um, in der Ferne ertönt das Brüllen eines Ungeheuers... blabal. whatever. Plötzlich ist die Aufmerksamkeit wieder da. Wenn man sich gerade in einer Szene mit einem NSC befand, lasse ich den NSC einfach stur weitermachen. Auf diese Weise kann ich die Aufmerksamkeit wieder auf das Spielgeschehen lenken. Was ebenso funktioinieren kann, ist ein Timelimit: "In 5 Minuten will ich eine Entscheidung haben, was ihr weiter macht." Das ganze darf nicht als Drohung rüberkommen, sondern muss so rübergebracht werden, dass die Spieler neugierig werden: "Was passiert denn in 5 Minuten? Warum will er bis dahin eine Entschiedung? Wird irgendwas (im Spiel) passieren?"

Wenn die Szene das nicht hergibt, sage ich freundlich aber bestimmt: "ich möchte gerne weiterspielen". Auch darauf reagieren die Spieler meist positiv und machen mit neuer Konzentration weiter.

Manchmal ist es aber auch gut, die Leut einfach mal ein paar Minuten quatschen zu lassen. Um das zu beurteilen, muss ich erstmal ein Gefühl für die Gruppe haben, da gibt es, glaube ich, kein Patentrezept. Generell gehe ich davon aus, dass die Spieler (soweit sie nicht einfach übermüdet sind oder privat Stress haben) mir durch Abtriften (bewusst oder unbewusst) signalisieren, dass es gerade zu langsam vorangeht. Daher nehme ich das als Zeichen, den Plot voranzutreiben.
Doomstone ist die Einheit in der schlechte Rollenspiele gemessen werden.

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Offline Bad Horse

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Ich hab einfach nicht immer die Energie, alles voranzutreiben und die Leutz bei der Stange zu halten. Wenn sie mehr Tempo wollen, können sie das auch sagen, anstatt herumzublödeln.

Andererseits gibt es so Tage, wo keiner so richtig Konzentration aufbringt - ich als allerletzte. Manchmal will ich auch nur einfach herumblödeln. Ist auch schon vorgekommen, dass meine Spieler mich dann wieder eingefangen haben.
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Offline Skele-Surtur

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Ich halte das auch eher für einen... "unbewussten" klingt blöd... nicht ganz so expliziten Wunsch. Anders gesagt: Wenn ich nicht genug Tempo mache, triftet das Spiel ab. D.h. nicht, dass die Spieler sich aktiv entschließen, jetzt rumzuplödeln, um mir zu signalisieren, dass ich die Geschichte vorantreiben soll. Wie man darauf reagiert ist ja letztlich auch eine Frage der persönlichen Neigung. Ich nehme den Umstand, dass meine Methode meistens zum gewünschten Erfolg geführt hat als Indikator, dass ich mit meiner Vermutung richtig liege. Und ja, natürlich hab ich manchmal selber nicht den Nerv. Dan plauder ich halt mit, aber dazu brauch ich dann keine explizite Ansage: "ich leg jetzt mein Zeug weg und wir quatschen". Vielleicht braucht es ja auch nur eine viertel Stunde und es kann weitergehen.
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Offline Blizzard

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Erstmal möchte ich mich für die zahlreichen Antworten bedanken. :d Da waren schon ein paar interessante Punkte dabei. Da mir die Zeit fehlt, auf alle Antworten einzeln einzugehen, hier nur ein paar allgemeine Stichpunkte von mir zu dem Thema:

-Von einigen kam der Vorschlag, dass wenn Spieler zu albern werden/abdriften, Ingame-Bestrafungen zu verteilen. Mag sein, dass das in einigen Runden funktioniert (hat), aber ich halte davon, ehrlich gesagt, gar nichts. Ich hab solche Situationen nämlich auch schon als Spieler miterlebt...und das macht ja keiner von den Spielern absichtlich. Da verordne ich dann lieber eine etwas längere Pause anstatt ingame Bestrafungen auszusprechen. Das Bestrafen halte ich für den falschen Weg bzw. die falsche Vorgehensweise, weil es u.U. dazu führen könnte, dass sich die Spieler dann gar nicht mehr trauen, was Humorvolles (egal ob ingame oder outgame) zu sagen.

-Von einigen kam der Vorschlag, vorher mit den Spielern abzusprechen, welche Stimmung ich (als SL) haben möchte, bzw. welchen Grad an Ernsthaftigkeit ich in der Runde haben möchte oder beabsichtige. Dazu kann ich nur sagen: Wenn ich ein System spiele, das offiziell nicht als Bier&Brezel-System ausgeschrieben ist, dann ist das für mich eigentlich klar, dass ich als SL keine Klamauk-Runde haben möchte. Möchte ich das dennoch mit einem System, das kein Bier&Brezel-System ist, schreibe ich das vorher aus, bzw. gebe ich das vorher bekannt. Aber sonst ist das für mich eigentlich selbstverständlich und selbsterklärend, dass ich mit einem System, das nicht schon eh von vorneherein auf Klamauk aus ist, KEINE allzu alberne Runde haben möchte.

-Dann war die Rede von " Ernstes Spiel erzwingen=Humorverbot". Äh nein. Definitiv nicht. Ich habe geschrieben, dass ich keine Runde möchte, die allzu ernst ist/spielt, oder zu 100%. So, wie die beiden Typen aus Farador diesen berühmten Satz sagen-so würde ich das nie haben wollen. Das wäre selbst mir viel zu ernst. Es geht mir einfach um einen gewissen Grad an Ernsthaftigkeit, den ich für die Runde ansetze, und von dem es denke ich auch legitim ist, dass ich als SL ihn in meinen Runden haben will. Das soll nicht heissen, dass es die ganze Zeit "bierernst" zugehen soll (siehe oben). Nein. Denn Humor ist auch für mich wichtig, und ich fände es schrecklich, wenn es in meinen Runden keinen Humor geben würde. Egal ob von Seiten der Spieler oder von Seiten des SL; egal ob ingame oder outgame. Aber der Humor darf einfach nicht Überhand nehmen. Das tut er dann, wenn er die Atmosphäre zerstört oder zu zerstören droht, und die Spieler nur noch rumblödeln-egal ob in-oder outgame. Es mag sein, dass es dann SLs gibt, die dann ihr Konzept kurzerhand über Bord werfen, und aus der ursprünglichen Runde eine Bier&Brezel-Runde machen. Aber bei mir nicht. Ich bin halt eher ein SL, dem Stimmungsspiel wichtig ist, und das betreibe ich auch deutlich lieber als Klamauk-RPG. Um aus der Runde eine Klamauk-Runde zu machen-dafür ist mir dann der Aufwand, den ich für die Runde betrieben habe, eindeutig zu schade. Und da cancle ich die Runde lieber, als eine Parodie draus zu machen. Humor?Ja,definitiv-aber bitte eben in einem Verhältnis, das angemessen ist.

- Ini würfeln um das Abdriften zu unterbinden. Klingt interessant, hatte ich mir auch schon ein paar Mal überlegt, habe es aber dann verworfen, weil ich den Eindruck hatte, dass die Spieler meine Ansage als SL " Ok, würfelt mal Ini" nur für einen weiteren Scherz halten könnten. Aber ich behalte es im Hinterkopf und probiere es bei Gelegenheit mal aus.

@Darius: Und schon was überlegt, wie du das Abdriften in deiner Runde das nächste Mal unterbinden willst?
"Wir leben nach den Regeln, wir sterben nach den Regeln!"

"Wer nicht den Mut hat zu werfen, der wird beim Würfeln niemals eine Sechs erzielen."

Offline Megan

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Aber sonst ist das für mich eigentlich selbstverständlich und selbsterklärend, dass ich mit einem System, das nicht schon eh von vorneherein auf Klamauk aus ist, KEINE allzu alberne Runde haben möchte.
Ich denke, manchmal ist es sinnvoller und zielführender, sowas nochmal direkt zu klären. Es gibt viele Situationen im Leben, wo man etwas als selbstverständlich annimmt und dann feststellen muss, dass man damit in der Unterzahl ist.

Offline Grubentroll

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Ich hab auch die Erfahrung gemacht, dass die Leute die Spannung schlecht aushalten, und deswegen blödeln müssen.

Witzchen reissen machen Leute ja zB gerne beim gemeinsamen Filmeschauen.

Wir haben da einen in der Fate-Runde, da ist das genau der Fall. Eigentlich super bei der Sache, aber wenn es mal zu sehr Stimmung wird am Tisch, versucht er ganz reflexmässig, mit einem Witzchen den Ernst rauszunehmen.

Ist im "richtigen Leben" ja auch was gutes, aber beim Rollenspielen ja eher unerwünscht.

Offline Crimson King

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Ich persönlich sehe Dr. Jan Itors Tipp als sinnvollsten, quasi als einzig sinnvollen an.
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried und Friedenszeiten.

J.W. von Goethe

Achamanian

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-Von einigen kam der Vorschlag, vorher mit den Spielern abzusprechen, welche Stimmung ich (als SL) haben möchte, bzw. welchen Grad an Ernsthaftigkeit ich in der Runde haben möchte oder beabsichtige. Dazu kann ich nur sagen: Wenn ich ein System spiele, das offiziell nicht als Bier&Brezel-System ausgeschrieben ist, dann ist das für mich eigentlich klar, dass ich als SL keine Klamauk-Runde haben möchte. Möchte ich das dennoch mit einem System, das kein Bier&Brezel-System ist, schreibe ich das vorher aus, bzw. gebe ich das vorher bekannt. Aber sonst ist das für mich eigentlich selbstverständlich und selbsterklärend, dass ich mit einem System, das nicht schon eh von vorneherein auf Klamauk aus ist, KEINE allzu alberne Runde haben möchte.

Versperrst du dich da nicht etwas sinnlos den Realitäten? Für dich ist es eben klar, dass man keine Klamauk-Runden will, wenn das nicht explizit vom System her zu erwarten ist. Für andere Spieler ist es vielleicht genau umgekehrt ("Wir spielen schließlich zum Spaß, also blödeln wir natürlich rum, solange es nicht die explizite Ansage gibt, das zu unterlassen!").

Kurz: Es hat (wie in jeder Kommunikation) wenig Sinn, darauf zu beharren, dass die eigene Vorannahme doch selbstverständlich sei und für alle anderen ebenfalls selbstverständlich sein sollte (nur um dann verärgert zu sein, wenn andere eben aufgrund ganz anderer Vorannahmen nicht mit den eigenen Erwartungen konform gehen). Dagegen ist es so viel einfacher und erquicklicher, einfach kurz die eigenen Vorannahmen, soweit sie einem denn bewusst sind, darzulegen und mit den anderen Kommunikationsteilnehmern abzugleichen.

Hinterher mit "Es sollte ja wohl eigentlich klar sein, dass ..." zu kommen, ist dann oft bloß noch sinnlose Rechthaberei. Damit reibst du den Spielern unter die Nase, dass das Scheitern der Runde ihr Fehler ist und nicht deiner. Wenn du einfach vorher sagst: "Ich habe folgende Erwartungen", und die Spieler spielen unter dieser Prämisse bei dir mit, dann kannst du während der Runde dagegen auch entsprechendes Verhalten einfordern, ohne dich dabei als Besserspieler hinzustellen - dann geht es nämlich schlicht und einfach darum, gemachte Absprachen einzuhalten, und nicht darum, wer das bessere Rollenspiel(TM) praktiziert.

ErikErikson

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Wie findest du denn die Sache mit den Pausen und der Laberstunde am Anfang?

Und denkst du, es liegt bei dir daran, das die Spieler als Schutzmechanismus vor zu viel Spannung die Humorbremse anziehen? Oder könnte es daran liegen, dass sie sich langweilen?

Offline Darius der Duellant

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Meine G7-Runde besteht zum größten Teil aus Personen die sich schon eine ganze Weile kennen und zum größten Teil gerne lachen.
Dementsprechend ist das 'Problem' zwar vorhanden, wird in dieser Konstellation aber idR nicht als Problem aufgefasst.
Wenn sich aus der Situation heraus ein lustiger Spruch ergibt, wird er halt gebracht, man lacht darüber (oder setzt noch 1-2 drauf) und dann hat sich das auch.
Trotzdem würde ich schon sagen dass wir ernsthaftes (wenngleich gemäßigtes) Rollenspiel betreiben; die Scherze sind im Regelfall auch eher Outgame.
Die von Erik angeführte Laberzeit am Anfang gibt es bei uns auch, hat auf die Witze-Frequenz aber kaum einen Einfluss, da diese sich idR ja erst wärend dem Spiel ergeben.
Zur Vermeidung solcher sachen ist sie also mMn eher nicht geeignet.
Helfen dürfte da allenfalls das (schon klischeehafte) mit einander reden oder das anpassen der eigenen Vorstellungen an die Mehrheitswünsche.

Über die aufgebaute Stimmung Witze zu verhindern könnte klappen, aber aus eigener Erfahrung heraus würde ich sagen dass das auch kein Patentrezept ist.
Es gibt eben auch Leute die über so ziemlich alles Witze reissen bzw lachen können, wenn es die Situation hergibt, da hilft dann auch eine gruslige Atmosphäre nicht notwendigerweise etwas.
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Offline Skiron

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Ich spiele bislang auch eher in lustigen bis albernen Runden, hab mir aber auch die Frage gestellt, ob und wie ich eine andere Stimmung erzielen könnte. Die Antwort, die ich mir selbst gegeben habe: Ich brauche dafür Spieler, die das auch wirklich möchten (und nicht nur sagen, dass sie das mitmachen würden). Und ich müsste dafür an meiner eigenen Disziplin arbeiten. Wahrscheinlich funktioniert es auch in einer Runde besser, die nicht bereits seit langem gemeinsam herumalbert (aber wenn man eine Runde ganz neu und fremd zusammenstellen würde, hätte man wiederum andere Probleme; die Spieler würden sich vor Fremden vielleicht nicht so auf eine intensive Stimmung einlassen...). Und zuguterletzt ist mir klar, dass ich selbst nicht nur Witze machen, sondern auch an den Sprüchen der anderen Spaß haben kann. Der Spielstil stört mich nicht. Zwar würd ich gerne mal eine andere Atmosphäre und Intensität ausprobieren, aber wirklich dringend ist es nicht. Der Aufwand wäre hoch, die Frust vermutlich auch, und das lohnt sich bislang für mich nicht. Dafür nervt mich die Albernheit noch nicht genug. Hey, ich bin froh, Zeit UND Mitspieler UND Spaß zu haben. :)

Intensität & Ernsthaftigkeit und Albernheit müssen sich nicht ausschließen.
Der Kontrast zwischen Ernsthaftigkeit und Leichtigkeit sorgt eigentlich dafür, dass man die Ernsthaftigkeit besser wahrnehmen kann.

Warum sollte der Aufwand zu hoch sein?

Ich hab einfach nicht immer die Energie, alles voranzutreiben und die Leutz bei der Stange zu halten. Wenn sie mehr Tempo wollen, können sie das auch sagen, anstatt herumzublödeln.

Vorantreiben wäre für mich sogar extrem kontraproduktiv für eine ernsthafte und intensive Stimmung,
weil das eigentlich dazu führt, dass die Welt und die Charaktere an mir vorbeirauschen ohne dass ich einen Bezug dazu aufbauen kann.

Ich habe auch Spieler in der Runde, denen es manchmal zu turbulent wird und dann was sagen, find ich gut.
Ist mir auch sehr viel lieber, als wenn die dann anfangen ungute Stimmung zu verbreiten, weil sie erwarten, dass man
erraten soll, was denn ihre Bedürfnisse in dem Moment sind, anstatt einmal den Mund aufzumachen.
Selbst scherzen die nämlich auch sehr gerne herum, was ihnen dann aber anscheinend weniger auffällt.  ;D

Offline Blizzard

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Ich denke, manchmal ist es sinnvoller und zielführender, sowas nochmal direkt zu klären.
Mag sein, ja. Aber eigentlich habe ich die Erfahrung gemacht, dass so etwas i.d.R. nicht von Nöten ist. Pragmatisches Rollenspiel sozusagen. ;)

Versperrst du dich da nicht etwas sinnlos den Realitäten? Für dich ist es eben klar, dass man keine Klamauk-Runden will, wenn das nicht explizit vom System her zu erwarten ist. Für andere Spieler ist es vielleicht genau umgekehrt ("Wir spielen schließlich zum Spaß, also blödeln wir natürlich rum, solange es nicht die explizite Ansage gibt, das zu unterlassen!").
Nein. Ich habe eher die Erfahrung gemacht, dass zumindest am Anfang eine "Grundbasis" oder ein "Grundniveau" bzgl. der Stimmung&Atmosphäre da ist, mit der/dem alle konform gehen. Wie gesagt: am Anfang. Dieses Abdriften erfolgt ja i.d.R. erst nach einigen Stunden Spielzeit, wenn eine angestrebte oder gewünschte Stimmung erreicht ist. Da ist es dann umso ärgerlicher, wenn die Atmosphäre dann durch "Blödeleien" zerstört wird-zumal man ja auch Zeit braucht, um diese Atmosphäre aufzubauen. Und das Spieler von Anfang an Klamauk haben wollen, der SL jedoch ernsthaft spielen will-das mag es geben, ja. Dürfte aber die ganz grosse Ausnahme sein und ist mir so bislang auch noch nie begegnet.

Zitat
Damit reibst du den Spielern unter die Nase, dass das Scheitern der Runde ihr Fehler ist und nicht deiner.
Hier muss ich jetzt aber mal eine Lanze für den SL brechen. Denn es ist nun mal leider so, dass meistens der Satz/Kommentar/Witz/Spruch-was auch immer- der "das Fass zum Überlaufen bringt", von Spielerseite her kommt-und nicht vom SL. Das ist jetzt keine reine Behauptung sondern diese Aussage beruht auf meiner persönlichen Spielerfahrung der letzten 10 Jahre;wohlgemerkt auch auf Spielerseite. Abgesehen davon geht es nicht darum, ob SL oder Spieler, ob ernsthaftes oder klamaukartiges das bessere Rollenspiel(TM) für sich in Anspruch nehmen können. Darum ging es (mir) nie, das führt leider ziemlich am Thema vorbei und ich fürchte, du hast da einfach zuviel reininterpretiert.

Wie findest du denn die Sache mit den Pausen und der Laberstunde am Anfang?
Halte ich beide für ein legitimes Mittel. Pausen muss man eh machen-zumal schon wegen der Raucher. Ich habe  die Erfahrung gemacht, dass beide ein Abdriften verhindern können-aber leider eben auch nicht. In besagten Runden, in denen ein solches Abdriften stattgefunden hat, habe ich es dann mal mit längeren als den üblichen Pausen probiert. Frische Luft, damit die Spieler auf andere Gedanken kommen, etc. und würde rückblickend sagen, dass die Erfolgsquote bei/mit diesen längeren Pausen bei 50% liegt bzw. gelegen hat.

Zitat
Und denkst du, es liegt bei dir daran, das die Spieler als Schutzmechanismus vor zu viel Spannung die Humorbremse anziehen?
Ähm, Erik, es geht darum, dass es zu viel Humor in manchen Runden gibt, und dies der Atmosphäre abträglich ist. Von einer Humorbremse kann also keine Rede sein, auch wenn gerade die in manchen Fällen wünschenswert wäre, um die Atmosphäre zu retten.

Zitat
Oder könnte es daran liegen, dass sie sich langweilen?
Diesen Punkt kann ich definitiv verneinen.
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Callisto

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Vielleicht fangen sie auch an zu blödeln weil sie sich entspannen und wohlfühlen. Vielleicht sehen sie es selbst auch garnicht als albern an, sondern einfach als lockeren Spaß.
Ich spiel ja in einer Dramarunde mit, wobei wir da auch schon Scherze machen. Wenn wir online spielen, machen wir mEn auch mehr Scherze. Ein Zuhörer meinte nach einer dieser Runden "Ich hab gedacht, ihr würdet ernster spielen, das war ja sehr albern" Für uns war das nicht albern, war zugegebenermaßen lustiger als wir sonst gespielt haben.
Ich will sagen: Vielleicht ist es auch eine Wahrnehmungssache und für die Spieler ist die Stimmung inplay ernst und so vorhanden wie eh und je, aber outplay machen sie Scherze und sind albern aufgelegt. Vielleicht können die Spieler, weil sie ja nur in ihrem Charakter sein müssen, fähiger zwischen ernstem inplay und albernem outplay hin und her schalten.

So gehts mir ja auch oft, wenn ich einen guten ernsten Film schaue. Da kann ich durchaus auch mal einen Scherz machen, oder über was Lachen, was im Film passiert, weil der Film mir gute Laune macht, weil er einfach so gut ist. Sobald im Film der Ton aber düsterer wird, weil bspw. ein Charakter stirbt, bin ich zurück in der düsteren Stimmung. Aber gut, ich lache auch oft im Kino an Stellen, an denen der Rest des Publikums die Luft anhält  :D

Ich kann mir vorstellen, dass dieses Hin- und Herschalten für einen SL gar nicht möglich ist, weil er praktisch immer outplay überlegt, wie er am besten vorgeht oder zuschaut, wie die Charaktere agieren.

Was ich sagen will ist, für die Spieler ist das vielleicht nicht mal als Problem wahrnehmbar. Als SL sollte man vllt einfach sagen, dass man die inplay-Stimmung erhalten will und notfalls doch als Spaßverderber agieren, wenn es anders nicht klappt.

Offline mat-in

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Wenn es nicht zu Konflikten kommt am Tisch (2 Spieler wollen "ernsthaft spielen" ud 2 andere wollen "Spaß haben"). Solange sich die Gruppe da einig ist, ist alles Recht. Ich als SL unternehme da nichts, schließlich sind die Leute ja da um Spaß zu haben. Wenn sie einen Heidenspaß haben, ihre SC aber nicht aus der Anfangstaverne raus kommen soll mir das genauso Recht sein wie eine Gruppe die sich eine Uhr stellt um nur alle 6 Stunden Kollektiv auf Toilette zu rennen und dann konzentriert weiter zu spielen, am besten unter Auswürfeln sozialer Interaktion um Zeit zu sparen.

Ist sich die Gruppe da nicht einig hat meine Erfahrung gezeigt, daß alle erzieherischen Maßnahmen (von Trillerpfeifen und Ritualen bis zu mehr XP für "erreichen des Ziels das die SL gesetzt hat für den Abend) auf lange Sicht nicht helfen und alle mehr davon haben wenn Sie sich mittelfristig eine neue Gruppe suchen die in ihrem Stil spielt.

Offline Edwin

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Ich mach ehrlich gesagt dann Unsinn, wenn ich das Gefühl habe es ist eh egal was ich mache.

Das war vor kurzem so in eine Scion Runde, in der ich mit allwissenden, gedankenlesen, unüberlistbaren Göttern konfrontiert wurde.
Es war einfach vollkommen egal wie ich mit der Situation umgehe, der Ausgang (du musst mir X holen damit ich Y mache!) stand eh schon fest.

So zu reagieren ist dann natürlich kindisch, aber durch Kritik hat sich einfach nix geändert ("Ist das Setting!") und irgendwie war das so mein letzter Ausweg.

Wenn ich das Gefühl habe ich habe a) Einfluss und b) es steht was auf dem Spiel, würde ich sowas nicht machen...

Und: Trillerpfeife?? Jetzt ernsthaft?
Guten Tag! Ja, ich bin ein sprechendes Pferd mit einer Kerze auf dem Kopf, aber kommunizieren Sie doch bitte mit mir so unbefangen wie mit bipedalen vernunftsbegabten Lebewesen auch!

Offline mat-in

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Gut, da kann man sicher noch mal unterscheiden, zwischen "Spaß haben und rumalbern" und "Sich so auf der Schiene langweilen das man versucht mit Blödsinn Spaß zu haben"...

Ja, Trillerpfeife.
Oder aufhören zu reden wenn jemand lacht.
Oder Erfahrungspunkteabzug für "ihr hab das Ziel das ich heute angedacht hatte nicht erreicht".

Total albern. Gibt es aber.

Offline Oberkampf

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Wenn man ein Ziel nicht erreicht hat und deswegen keine XP kriegt, muss das nichts mit Albernheit zu tun haben. In einem eher offenen oder gar "wettkampforientierten" Spielstil erreicht eine Gruppe eben manchmal Ziele auch deswegen nicht nicht, weil sie a) andere Ziele ansteuert, b) schlecht würfelt, c) schlecht plant, d) unklug agiert oder e) alles zusammenkommt.
Dans un quartier qui est triste à tuer
Prends des bombes de peinture et bombe tout
Ecris se que tu penses sur les murs!
Couleurs sur Paris...nanana...
Il est temps de changer... na nana na

Offline mat-in

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Nein, nicht "die XP für Spielabschnitt fertig bekommen nicht absahnen" sondern "XP Abzug weil ihr nicht bis Punkt XY in der Story gekommen seid" um das "ernsthafte Rollenspiel voran zu treiben". Und sei es nur, weil die SC sich einen Tag nach der Kneipenschlägerei wegen ein par unglücklichen Würfelwürfen erholen mußten oder die Spieler beschlossen das "Einkaufen der Ausrüstung" mal wieder auszuspielen weil sie Lust drauf hatten.

Offline mat-in

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Klingt sehr gut der Vorschlag, so findet man als Spieler schnell raus wo man (ggf. nicht) spielen will :)

Offline Grey

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Daher frage ich mich: Was kann man als SL tun, wenn Spieler den nötigen Ernst (in der Runde) vermissen lassen?
Meine besten Erfahrungen gemacht habe ich da mit der Taktik: Laufen lassen.


Ein Beispiel: Meine Spieler durchquerten gerade eine Wüste. Sie wußten, daß ihnen ein Monster hinterherschlich. Es war mir gut gelungen, da die Spannung aufzubauen, das Gefühl des "Belauert-Werdens", der drohenden Gefahr.

Dann fing einer der Spieler an, wie ihn diese Szene an Star Trek erinnert, und in Nullkommanix war die ganze Runde in OT-Geflachse abgedriftet. Am Tisch wurde es entspannt, es wurde locker, für einen Moment schien es, als wäre die gefahrvolle Atmosphäre nie dagewesen.

Meine Reaktion: Ich habe sogar ein, zwei Sätze mitgeflachst, dabei aber mein Szenario und die zugehörige Stimmung im Hinterkopf behalten. Und in die nächste Atempause hinein, nachdem gerade mal wieder Gelächter verklungen war, sprach ich: "In der Nähe hört ihr ein Knirschen."

Sonst nichts. Kein plötzlicher Angriff, keine Fallgrube, kein LP-Verlust bei irgendjemandem. Aber die Spieler waren plötzlich wieder so wach und aufmerksam, als wäre die Pause nie gewesen.

Es war, als wären es nicht die Spieler gewesen, die rumgeflachst haben, sondern die Charaktere, die sich mit dem Geflachse von der drohenden Gefahr hatten ablenken wollen. "Lautes Pfeifen im dunklen Keller", so in der Art. Also sage ich mir in solchen Situationen jetzt immer: Laß sie pfeifen. Erinnere sie nur dann und wann an die Dunkelheit.
Ich werd' euch lehren, ehrbaren Kaufleuten die Zitrusfrucht zu gurgeln!
--
Lust auf ein gutes Buch oder ein packendes Rollenspiel? Schaut mal rein! ;)

Offline OldSam

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Also sage ich mir in solchen Situationen jetzt immer: Laß sie pfeifen. Erinnere sie nur dann und wann an die Dunkelheit.

Sehr schön beschrieben, klingt gut!  :d
Dieser Weg funktioniert vermutlich immer dann relativ gut, wenn eine wesentliche Ursache des Herumalberns darin besteht, dass einer oder mehrere durch den Humor Spannung abbauen mussten. In dem Fall ist es bestens gelöst, ich find's auch selbst am angenehmsten als SL selbst auch mal ein wenig mit witzeln zu können, wenn es danach im Anschluß gut weiterläuft.