Es geht nicht drum, wann Borbi wem den Stinkefinger gezeigt hat. Wir nutzen die Vorlage der Welt dazu, auch Chars zu bauen, die dann mit dieser Welt verzahnt sind. Natürlich ist das kein MUSS, aber gerade bei DSA ist es ein KANN! Welche andere Fantasy-Welt gibt dir dazu schon die Möglichkeit? Und es wird nicht der Sohn von Alriknormalbauer gespielt, sondern eben der Sohn eines in der Schlacht verstorbenen Kleinadligen oder der Sohn des Zuckerbäckers aus dem Versorgungslager der Truppen. Und es geht nicht darum, eine "tränenreiche" Soap-Geschichte im Charhintergrund zu haben - gerade mit dem Vorteil "Veteran" sind dann eher Geschichten nächtens am Lagerfeuer fällig "ich war dabei, als...!" Natürlich kommt da auch dazu, was man im Spiel selber erspielt.
Wie gesagt: Ist kein MUSS, aber ich finde es schade, wenn man den Hintergrund den DSA liefert nicht etwas besser nutzt. Und nein, ich will auch keine 10 Seiten Hintergrundbeschreibung zu einem Char, aber wenn da in dem Charblatt steht "Veteran der Trollpforten" weiß SL und Spieler schon, was gemeint ist.
Und nein, das hat bisher noch keinen Neuling von unserer Runde abgeschreckt, neuen Mitspielern wird entsprechend unter die Arme gegriffen.
Und zu den Söldnertrupps: Das ist doch genau das, was Aventurien tot macht. Das nichts einfach nur da ist, sondern durch Metaplot als zigtausendstes Detail gesetzt ist. Für die Spannung und das Drama am Spieltisch ist es doch nicht so wahnsinnig wichtig, genau zu wissen, welcher Söldnertrupp sich gerade wo herumtreibt, und was dieser in der berühmten, im Aventurischen Boten xy verzeichneten Schlacht am Stahlschwengel vollbracht hat. Meistens reicht für "versierte" Rollenspieler doch eine grobe Koordinate: In der Gegend waren in den letzten Jahren mehrere bedeutende Schlachten. Gebiet ist umkämpft. Hier treiben sich noch Söldnertrupps rum.
Klar reicht das und bei FreeFATE kann man sich z.B. auch die nötigen Trupps einfach herdeklarieren, falls der SL keine Lust hat, das so aus dem Bauch raus zu entscheiden. Aber auch hier finde ich die Möglichkeit (nicht den Zwang!) zum Anknüpfen durchaus reizvoll. Das Problem mit den zigtausendsten Details ist eher das Problem, dass es nirgends mehr freie Plätze gibt. Wenn ich eine Kampagne spiele, dann habe ich es eigentlich IMMER mit einem beschriebenen Umfeld zu tun (die Entdeckerkampagnen mal ausgenommen). Und dann bin ich auch froh, wenn ich entsprechendes Zusatzmaterial finden kann, das ich benutzen kann, wenn ich WILL.
Mich stört vielmehr, dass es nirgends mehr auf Aventurien Eckchen gibt, die weitgehend unbeschrieben sind, dass ich mir dort meine EIGENEN Kampagnen aufbauen kann, ohne mit offiziellen Setzungen in Konflikt zu geraten. Zigtausend detaillierte Regionen = super, um dort offizielle Abenteuer zu spielen. Zigtausend detaillierte Regionen = sch***e, wenn ich selbst etwas bauen will, ohne damit gleich den Metaplot auszuhebeln.
Wenn das wirklich so wichtig wäre, dass man all diese Details und den Inhalt von Dutzenden Abenteuern, Quellenbänden und Botenartikeln kennt, dann wären die allermeisten anderen Rollenspiele/Settings überhaupt nicht kampagnentauglich.
Siehe oben: Wenn ich etwas offizielles Spiele, finde ich den nutzen der detailliert beschriebenen Gebiete gut. Das Problem ist nur, dass das Korsett der Beschreibungen so eng ist, dass man keinen Platz mehr zu selber basteln hat, ohne mit dem Metaplot in Konflikt zu geraten. Eine Tatsache, mit der auch die offiziellen Autoren meines Eindrucks nach massiv zu kämpfen haben und der letztendlich zu den häufigen Unstimmigkeiten in der Spielwelt führt.