Ein Wuerfel kann sich aber nicht entscheiden, weil ihm fuer eine Entscheidung der Wille fehlt.
Für eine Entscheidung benötigt man keinen Willen: "Eine Entscheidung ist eine Wahl zwischen Alternativen oder zwischen mehreren unterschiedlichen Varianten von einem oder mehreren Entscheidungsträgern. Eine Entscheidung kann spontan bzw. emotional,
ZUFÄLLIG oder rational erfolgen." (
Wikipedia)
Und um eine Wahl zu treffen benötigt man keinen Willen, wie man unter
Entscheidungsbaum nachlesen kann.
Dramaturgische Gesichtspunkte sind nur eine mögliche Entscheidungsgrundlage, die anders ist als bei einem Richtspruch, und im Rollenspiel eine ziemlich wahrscheinliche. Es kann aber auch andere Gründe geben, Sympathie/Antipathie und "Macht/Einfluss der Beteiligten am Tisch" würde ich ebenfalls als sehr einflussreich ansehen. Mir egal, was den SL antreibt, es ist auf jeden Fall nicht die Situation eines Gerichtsfalles, wo das Ziel nach deutschem Recht meines Wissens darin liegt, ein Verbrechen ohne Ansehen der Person aufzuklären und angemessen der Tat zu strafen/sühnen.
Sie müssen ja nicht die gleichen Entscheidungsgrundlagen sein. Aber es existieren solche Entscheidungsgrundlagen.
Wieso ist die eine Entscheidungsgrundlage also mehr Willkür als eine andere Entscheidungsgrundlage? Der Richter benutzt Entscheidungsgrundlagen, die ihm durch das Gesetz vorgegeben sind. Und der SL benutzt Entscheidungsgrundlagen, die ihm durch den Gruppenvertrag vorgegeben sind.
Beide benutzen also Entscheidungsgrundlagen, die ihnen vorgegeben wurden. Inwiefern handelt da der SL willkürlicher als der Richter? (Ja, der SL hat ANDERE Entscheidungsgrundlagen. Aber sind diese anderen Entscheidungsgrundlagen willkürlicher?)
Das Steckschussbeispiel diente nur dazu, zu erinnern, dass ein Spielleiter in der Regel nicht kompetent ist, wenn er etwas entscheidet. Bei Deinem Gerichtsbeispiel musst Du ja auch die paar SLs berücksichtigen, die ohne jeden Plan von Rechtsprechung, Ermittlungstätigkeiten oder Justizwesen leiten.
1) Allerdings existiert ja wohl ein großer Unterschied zwischen "Inkompetenz" und "Willkür".
2) Der SL ist genau so sehr oder wenig kompetent in Sachen Rechtsprechung wie die Schöffen.
Nur zum Teil. Der Würfel kann nur Ergebnisse ausspucken, die als Interpretationsmöglichkeit vorhanden sind. Die Interpretation bestimmt den Ergebnisraum. Der Würfel kann nur ein Ergebnis aus dieser Vorschrift oder dieser "Gesetzeslage" liefern. Der Würfel kann nicht selbstherrlich entscheiden.->Die Willkür kann nur von der Interpretation ausgehen.
Wenn dir das so wichtig ist, dann kann man das auch bei Gerichtsentscheidungen so handhaben:
Der SL darf nur entscheiden zwischen Freispruch, Gefängnisstrafe oder Todesstrafe.
Der Sl darf nicht "Hand abhacken" als Strafe wählen und der SL darf nicht entscheiden, dass der Richter sich während der Urteilsverkündung in einen Dämon verwandelt und der SL darf nicht entscheiden, dass die ganze Gerichtsverhandlung nur eine Farce war, die in der Matrix stattgefunden hat.
Der SL darf laut Gruppenvertrag nur zwischen Freispruch, Gefängnisstrafe oder Todesstrafe entscheiden.
Wäre das jetzt keine Willkür? Schließlich ist der Ergebnisraum jetzt genau so wie beim Würfel eingeschränkt worden.
Jein. Der Würfel kann keine 20 Schadenspunkte als Ergebnis liefern. Das Ergebnis liegt also zum großen Teil vom Interpretationsraum ab.
OK, modifizieren wir die Interpretationsregel:
"Die Zahl, die der SL sagt
modulo 6, wobei 0 als 6 gilt, ist die Höhe der Schadenspunkte, die der Getroffene bekommt."
oder
"Der SL sagt solange Zahlen, bis er eine natürliche Zahl zwischen 1 und 6 nennt. Die erste natürliche Zahl zwischen 1 und 6, die der SL nennt, ist die Höhe der Schadenspunkte, die der Getroffene bekommt."
Und schon wieder hast Du im Vorfeld den Ereignisraum und die Bedeutung der Seiten des Würfels entschieden. Du wählst im Vorfeld die Tabelle1 und seine Würfelinterpretation.
Im zweiteren Fall habe ich zwar entschieden, wie die Würfel interpretiert werden, aber da noch kein Würfel geworfen wurde, bedeutet diese Entscheidung nichts. Es ist der Würfel, der das Ergebnis entscheidet.
Auch hier, ersetze den Würfel durch einen Menschen:
1. Fall: Spieler 1 sagt, ob er Tabelle 1 oder 2 nutzt. Der SL sagt anschließend eine Zahl zwischen 1 und 6.
2. Fall: Der SL sagt eine Zahl zwischen 1 und 6. Spieler 1 entscheidet anschließend, ob er Tabelle 1 oder 2 nutzt.
Im 1. Fall geht die Willkür vom SL aus. Und im 2. Fall geht die Willkür vom Spieler aus. Stimmst du mir soweit zu?