@ Konstruktives Spiel
als SL liebe ich es, wenn mich meine Spieler Nachts anrufen, weil sie nicht schlafen können.
Wenn sie mir erzählen, dass sie ein schlechtes Gewissen haben oder wie sie Hass für eine Figur empfinden.
Wenn ihre Äuglein leuchten und sie sich voll Eifer in Debatten über Konsequenzen der vermeintlich unbedeutetsten Dinge verstricken.
Wenn sich eine kleines Tränchen in die Augenwinkel stiehlt.
Wenn sie mir sagen, dass wir schnell anfangen müssen zu spielen, damit es weiter geht.
All das durfte ich erleben und es befriedigen mich zutiefst.
Diese Gefühlsregungen sind selten dadurch ausgelöst, dass Gewalt im Spiel war und auch selten auf "böse" Gegner gerichtet.
Denn mit bösen Gegnern weiß man wie man umgeht, man haut sie tot. Man hat ein Rezept. Viel interessanter sind die Dinge für die man
kein Rezept auf Lager hat. Dinge die "grau" sind.
Bei mir gibt es keine Bösen. Es gibt Interessenskonflikte, Menschen die soweit gerieben wurden, dass sie bereit sind ihren Moralkodex zuwider zu handeln.
Plump gesagt. Wenn jemand das große Risiko eingeht und jemanden überfällt, tut er dies nie aus Bosheit. Es gibt immer einen Grund.
Und als Spieler tötet man sehr leicht "Gegner" die einem gerade etwas böses wollten. Doch wie reagiert man, wenn der Bösewicht sich auf die Knie wirft um Gnade
bittet und dies aus purer Not getan hat. Schwups, schon wird er zu einem Wesen, er bekommt Identität und man haut nur Gegner tot, aber niemals Wesen in Not.
Aber wieso soll ich schlecht beschreiben, was so viele Menschen vor mir besser gemacht haben.
Schnappt euch die entsprechende Literatur. (Storytelling / Wie schreib ich einen Roman / usw.)
Lest nach wie man Figuren liebens bzw. hassenswert macht, wie man es schafft, dass sie "Lesern ---> Spielern" etwas bedeuten.
Wie man Spannung aufbaut und hält.
Kurz wie man konsequent ist und motiviert.
Wenn ihr das geschafft habt, kommen die Spieler immer wieder und rufen "mehr".
Und bitte wertet das Feedback nicht nach den Worten der Spieler, sondern nach ihrem Emotionen.
Wie oft fand mancher Spieler den Abend schon scheiße, weil er/sie Mist gemacht hat und die Welt ihm/ihr deshalb Konsequenzen zeigte.
Scheiße bedeutet gut. Scheiße bedeutet, sie kommen wieder und wollen den Mist ausmerzen.
Und ja es gibt Menschen die soetwas nicht mögen und auch das hat ein Grund.
Und das wird selbstverständlich respektiert.
Ich möchte aber vor allem grandiose Dinge erleben, leiden, weinen, triumpfieren, lachen, dinge tun, die mir etwas bedeuten, die mich bereichern.
Die Menschen, die bei Büchern und Filmen gerne weinen, mit denen möcht ich gern zusammenspielen.
Liebe Grüße
Sid
Edit: Noch ein kleiner Hinweis in eigener Sache.
Spätestens Anfang nächsten Jahres veröffentliche ich meine Diplomthesis:"Konfliktbehandlung im Pen&Paper Rollenspiel.
Ich sichte zur Zeit noch Literatur. Das wird logischerweise kein Prosawerk, Interessierte behalten dies btte gern im Hinterkopf.
Selbstverständlich wird es frei lizenziert.