Diesen Standpunkt halte ich für falsch, denn er geht bereits von einer KLEINEN Untergruppe der Rollenspieler aus, nämlich denen, die daraufhinspielen, kooperativ eine druckfähige Geschichte zu generieren, also ein Produkt, das anschließend von Außenstehenden bewertet werden könnte.
Nein. man muß ein Rollenspiel nicht zur Bewertung ausstellen, damit man sich damit kritisch auseinander setzen kann. Diese elende Gleichmacherei ist doch letztendlich nichts anderes, als eine überhöhte Verweigerung, sich auf eine kritische Auseinandersetzung einzulassen.
Ander haben andere Ansprüche:
- ne lustige Zietr mit alten Buddies zu haben, viel gelacht und gut gegessen zu haben.
- einen Abend / Wochennde auszusteigen und mal an ganz andere zu denken.
- eine zeitlang eine ganz andere Person zu sein und Dinge tun und erleben zu dürfen, die einem real nicht vergönnt ist.
- eine emitional und sinnlich tiefgreifende Erfahrung zu machen
- sicher einer eine interlektuellen und strathegischen Herausforderung zu stellen und dort möglichst gut abzuschneiden.
...und vermutlich noch etliches mehr.
Und genau deswegen ist "Spaß" als Bewertungskriterium für Rollenspiele auch so weitgehend nutzlos. Das ist wiederrum ein Argument, bei der die persönlichen Eitelkeiten und Präferenzen überhöht werden, damit man sich eben keinem Vergleich und keiner kritischen Auseinandersetzung ausweichen. Menschlich gut nachvollziehbar, aber argumentativ doch eher schwach.
Auch blöde Dinge können Spaß machen. Daran besteht kein Zweifel. Das ändert nur nichts daran, dass sie trotzdem blöd sind.
Nein, auch 'im realen Leben' diskutiert man nicht darüber, ob der Kunde oder die QA eine sinnvolle Vorgabe macht oder nicht, und wer die am weitesten übererfüllt oder man nächsten herankommt; man sagt, was das Erreichen kostet, und dann trift die Gegenseite die Entwscheidung ob es ihnen das wert ist.
Red mal mit Eltern darüber, dass ein anderes Kind irgendwas besser könnte als ihr eigener Nachwuchs, im bestenfall noch, dass ein anderes Kind intelligenter sein könnte. Gleiches gilt, wie ich grimmig nickend bestätigen kann, für Hundebesitzer und ihre Töhlen (meine Töhle ist beispielsweise
der niedlichste Hund der Welt, denn zu behaupten, sie wäre der best erzogenste oder der klügste wäre einigermaßen lächerlich. Aber: jeder, der meinen Hund nicht mag oder es wagt, das Vieh zu kritisieren, darf meinetwegen Hepatitis bekommen). Bei emotional aufgeladenen Themen und Bereichen, in denen man Herzblzut investiert, wird die Frage der Qualität des persönlichen Pläsiers auch zwangsläufig eine Frage der eigenen Qualitäten. Das macht die ganze Angelegenheit ja so unbequem. Darauf folgt dann die Reaktion, dass nicht sein kann, was nicht sein darf. Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen, menschlich ist das völlig nachvollziehbar. Aber das ändert nichts daran, dass es nichts anderes ist, als den Konflikt zu vermeiden anstelle ihn auszutragen.
Das vollends Lächerliche an der Angelegenheit ist dann natürlich, dass jeder weiß, dass es zu Mindest schlechter geht, als das, was man selber macht. In die Richtung hat niemand wirkliche Schwierigkeiten, sich auf einen Vergleich einzulassen.
Spielstilbewertung halte ich auch für ziemlich unsinnig. Es gibt nun mal sehr verschiedene Arten, auf die ich Rollenspiel betreiben kann und die meisten davon fordern recht unterschiedliche Fähigkeiten.
ich hingegen halte die klare Abgrenzung von Spielstilen mit starrem Tunnelblick geradezu für eine Verkrüpplung des Genres, bei der vorsätzlich so viele Möglichkeiten ungenutzt bleiben, dass einem ob des verschwendeten Potentials nichts anderes bleibt als festzustellen: Ja, es geht besser, nämlich in dem man sich nicht engstirnig auf einen Teilbereich versteift sondern einen etwas umfassenderen und hollisitscheren Ansatz wählt. One Trick Ponies sind keine guten Rollenspieler.
Die relevante Frage ist nämlich nicht "Was ist besser:
Vanilleeis Dramaspiel oder doch
Schokolade taktisches Herausforderungsmeistern?" Die weiterführende Frage ist viel mehr, wie man die Versatzstücke kombiniert. Diese furchtbar kleinkarierte Schubladendenken der verschiedenen Spielstile ist ein wahrer Herpes des Rollenspiels: Unerfreulich, entstellend und schwer los zu kriegen.