Für mich liegt der Anspruch immer in einem bestimmten Gebiet begründet, also bsp. kann man den Anspruch haben, viel Drama zu erzielen, oder man versucht, eine taktisch versierte Spielergruppe gegen einen SL zu stellen, der seine Monster taktisch klug spielt. Oder man versucht, im Sinne der Avantgarde neue Spielformen zu errreichen.
Also daher ist für mich der Anspruch zunächst immer an ein bestimmtes Ziel gebunden. nehmen wir doch mal das Beispiel Wein. Da ist nicht nur der Geschmack wichtig, sondern auch die Weinsorte, Farbe, die Beteiligten, die Umgebung usw. Aber das ist sicherlich kulturell unterschiedlich, was genau das gefordert wird.
genauso würde ich sagen, das beim Rollenspiel Faktoren wie Beteiligte, Regeln, Setting usw. zusammenspielen, und das dadurch ein Anspruch in Hinblick auf ein bestimmtes Ziel erreicht wird.
Für manche Ziele ist ein komplexes System sicher eine wichtige technik, für andere nicht. Wenn ich Rollenspiel sehr eng ans Theater anlehne, komme ich ja sehr schnell zu regelfreien Spielen. Und ich glaube nicht, das irgendwer glaubhaft dem Theater seinen Anspruch aberkennen kann. Genauso komme ich bei der Anlehnung an wissenschaftliche Theorien in einen Bereich, wo das Rollenspiel sehr viele detailierte regeln und Hintergründe haben kann. Der Wissenschaft wird wohl auch niemand den Anspruch aberkennen.
grade der vergleich mit Theater macht denke ich deutlich, das man seine gesamte Energie dahinein stecken kann, seine Ausdruckskraft zu steigern, durch Theatertechniken, die ja mit Rollenspielregel und Settings nur am rande zu tun haben. Dennoch ist die Anwendung solcher techniken anspruchsvoll.
ich glaube auch, das Rollenspiel an sich zu fragmentiert ist, als das sich ein gemeinsamer Anspruch herauskristallisieren würde. So wie es wohl beim europäischen Weintrinken der fall ist. Zumindest keiner, der über die Gruppe der Rollenspieler hinaus als Anspruch wahrgenommen wird. Dieses Schicksal teilen die RPGler mit den Eisenbahnbauern, den Frisbeespielern und anderen Randgruppen, derren Aktivität nicht als anspruchsvoll wahrgenommen wird.
Wenn ich mich erinnere, wollte Terrorbeagle das ja ändern. Um das zu erreichen, könnte man einerseits die Richtung einschlagen, die beral propagiert, und Rollenspiel in Richtung wissenschaftlicher Simulationen entwickeln. Oder man könnte es in Richtung Theater bringen, und Ausdruck, Darstellungskraft und ähnliches werten. beides ist IMHO eine valide Möglichkeit, um einen Anspruch gegenüber dem ungebildeten Normalbürger zu demonstrieren.
Anspruch gegenüber dem Standard-Rollenspieler zu demonstrieren ist schwer, da der normale Spieler geistig kaum in der Lage ist, ein solches abstraktes Konzept zu begreifen. Hier kann man allerhöchstens auf stumpf-brütende Bewunderung aus verschleierten Glotzaugen rechnen.
Anders sieht es mit dem gebildeten Forennutzer aus. Insbesondere der Tanelorni weiss genau, was er will, und ist sich auch nicht zu schade, dies anderen mitzuteilen. Hier irgendeine Art von Konsens zu erziehlen, ist von vornherein aufgrund massiver autokratischer Tendenzen zum Scheitern verurteilt.