Thema: Mietlinge

[Tarin]

Ich recherchiere hiermit mal für einen Blogartikel und außerdem frage ich mich das tatsächlich:
Warum gibt es eigentlich so wenig RPGs mit Mietlingen? Die "klassische" Abenteurergruppe besteht ja aus 3-5 Mitgliedern, einem eventuellen Vertrautentier und das wars.
Es gibt aber auch Ausnahmen. Die Oldschool D&D Gruppe heuert erstmal ein paar Extraschwerter, ein paar Fackelträger, Wagenführer, Scouts usw. an, bevor sie sich ins nächste Abenteuer stürzt. Savage Worlds hat haufenweise Feats, die sich auf große NSC Gruppen unter dem Kommando der SC beziehen. Ars Magica liefert von Haus aus keine Abenteurergruppe, sondern einen ganzen Konvoi an "Mitläufern". Seit ich das für mich entdeckt habe, finde ich das eigentlich viel cooler als die Einzelgruppe. Tote Charaktere sind schnell ersetzbar, man hat als SL haufenweise Typen für Charakterplots an der Hand und viele Hände tragen natürlich auch direkt mehr Krempel aus der Schatzkammer

Das Vorgehen kenne ich beispielsweise von DSA gar nicht. Auch die Dungeonslayers ziehen lieber alleine los, um den Dungeon zu slayen. Gurpsler? Keine Ahnung. Der Vampir von Welt hat vermutlich ein paar Ghoule, aber ziehen die mit ihm durch die Stadt oder sind die eher Beiwerk für den Hintergrund?

Warum?


Gruß,
Tarin

Ich stelle den Thread parallel übrigens ins RSP Blogs Forum.

[SeelenJägerTee]

Ich schätze mal, dass es am Verwaltungsaufwand liegt alle zu personalisieren und buchzuführen wer jetzt schon ins Gras gebissen hat.

Entweder du hast nur inkompetente Mietlinge, die sind eher Klotz am Bein ...
... oder sie können etwas, das die SC nicht (so gut) können, dann werden sie in den Fällen eingesetzt und nehmen vom Glanz der SC.

[Bad Horse]

Die meisten Leute wollen sich vermutlich auf einen Charakter konzentrieren - geht mir ja auch nicht anders. Spotlight ist für viele Leute wichtig, und Spotlight bekommt man normalerweise dadurch, dass dem Charakter etwas Ungewöhnliches passiert. Das geht aber besser, wenn von vorne herein gar nicht so viele Charaktere vorhanden sind.

Außerdem werden Kämpfe in vielen Systemen langsamer, je mehr Beteiligte involviert sind. Das ist auch nicht immer erwünscht.

[SeelenJägerTee]

[...]
Außerdem werden Kämpfe in vielen Systemen langsamer, je mehr Beteiligte involviert sind. Das ist auch nicht immer erwünscht.

Oh ja definitiv ein GRAVIERENDER Grund.
Es ist da einfacher keine Mietlinge mitzunehmen als irgendwie herbeizuerklären wieso die nicht in den Kampf mit eingreifen und sei es nur mit einer Salve Pfeile in Kampfrunde 1.

[Taschenschieber]

Savage Worlds ist ein System, mit dem ich den SCs wirklich gerne Mietlinge an die Hand gebe und ich auch immer den Eindruck habe, die Spieler nehmen das gerne an (auch weil sie die ja wirklich selbst führen dürfen).

In anderen Systemen fühlt sich das (auch durch fehlende Mookregeln) oft sehr undynamisch an, was rauskommt, wenn man mit Mietlingen rumrennt. Und wenn die verbündeten NSCs auch noch vom SL gespielt werden müssen, ist die Luft ganz raus.

[sindar]

Und gerade bei DSA (wie ist das bei D&D?) pflegen die Helden auch unter chronischem Geldmangel zu leiden.

[D. M_Athair]

Entweder du hast nur inkompetente Mietlinge, die sind eher Klotz am Bein ...
... oder sie können etwas, das die SC nicht (so gut) können, dann werden sie in den Fällen eingesetzt und nehmen vom Glanz der SC.

Savage Worlds löst diese Schwierigkeiten in der Tat recht gut. Vor allem sorgen hier die Command-Edges dafür, dass Mietling-Erfolge den entsprechenden SC glänzen lassen.

Bei L5R standen Mietlinge immer unter der Kontrolle der gesamten Spielrunde.
Das heißt: Entsprechende NSC wurden von Spielern geführt, deren SC eine besondere Verbindung zu diesem hatten, oder vom SL. Immer in Absprache.


Bei DSA hatte ich immer den Eindruck, dass Mietlinge deswegen keine Rolle spielen, weil es nicht zum Genre der Fäntelalter-Adventure-Soup passt.

[Sphärenwanderer]

Bei DSA hatte ich immer den Eindruck, dass Mietlinge deswegen keine Rolle spielen, weil es nicht zum Genre der Fäntelalter-Adventure-Soup passt.

In DSA sind doch die Helden die Mietlinge der NSCs. 

Ich glaube auch, dass es in der Regel entweder das Genre, oder das dafür ungeeignete Regelgerüst (oder beides) ist.

[Waldgeist]

GURPS kennt durchaus Mietlinge und GURPS Dungeon Fantasy hat sogar sein eigenes Buch dazu: http://e23.sjgames.com/item.html?id=SJG37-0326

[Sphärenwanderer]

In AD&D (Weiß nicht, wie das bei späteren Versionen aussieht) sind Mietlinge sogar fester Bestandteil der Charakterentwicklung ab einer gewissen Stufe. Und gewiss nicht wenige: Man bekommt die gleich dutzendweise zur Burg mitgeliefert.

[Auribiel]

Das Vorgehen kenne ich beispielsweise von DSA gar nicht.

Die Probleme bei DSA sind a) meistens zu wenig Geld in der Heldenkasse, b) meistens sind die SCs gerade zu Heldenbeginn auch keine Respektspersonen, denen sich einfach so irgendwelche tauglichen Mietlinge anschließen würden und am wichtigsten c) die Kämpfe sind schon ohne zusätzliche Mietlinge so langwierig, dass SL/Spieler meist einfach keinen Bock haben, jetzt noch ein halbes Dutzend NSC mitzuführen, für diese zu würfeln und ihre Lebensenergie zu verwalten.

Demgegenüber FATE, wie eine Mitspielerin von mir (sinngemäß) so schön formulierte:

"Wir hätten uns aus dem letzten Dorf einige Mooks als Kanonenfutter mitnehmen sollen."

Bei FATE und SaWo macht es einfach Sinn für den Kampf, wenn man einige Mietlinge/Mooks mitführt, die verstärken a) die eigene Kampffertigkeit oder fangen b) die ersten Treffer für die SC auf (und das OHNE gleich ins Gras zu beißen, wenn sie getroffen wurden).


Allerdings spiele ich auch DSA meist Freestyle und dann führt meine Mitspielerin selten weniger als ein Dutzend Leibwächter/Soldaten/Söldlinge mit, die recht flott auch ein Eigenleben entwickeln und für ganz eigene Abenteuer gut sind. Aber mit offiziellen DSA-Regeln? NIEMALS!  

[El God]

Das ist jetzt der Wink mit dem Zaunsfeld für die nächste Lotfp-Runde, oder?

[Tarin]

Das ist jetzt der Wink mit dem Zaunsfeld für die nächste Lotfp-Runde, oder?

@Thema
Ja, das mit den Regeln kann sein. Aber wenn Gurps das auch kann, wie Waldgeist schreibt?

@Sphärenwanderer:
Zumindest bis aD&D ist das ja bekannt. So ab der 3.0 kenn ich das schon wieder gar nicht und auch die Pfadfinder sind der Mietlinglosigkeit treu, ebenso die D&D4.


Das mit dem Genre ist mir nicht ganz klar: Inwiefern kann ein DSAFäntel-Aventure nicht eben solcher sein, sobald er ein paar Bauern für sich als Karrenzieher, Fackelträger usw. anheuert? Oder der Kainit, der prinzipiell 5 Ghule im Schlepptau hat?
"Meine" Lösung zum "Wer führt die?" ist normalerweise im Kampf die Spieler, ansonsten der SL. Charaktergestaltung der Mietlinge kann gern auch player-empowered sein.

[Auribiel]

Das mit dem Genre ist mir nicht ganz klar: Inwiefern kann ein DSAFäntel-Aventure nicht eben solcher sein, sobald er ein paar Bauern für sich als Karrenzieher, Fackelträger usw. anheuert? Oder der Kainit, der prinzipiell 5 Ghule im Schlepptau hat?

Kommt vielleicht auch etwas drauf an, wie "statisch" man spielt. Ist zwar schon eine Weile her, aber ich kenne es so, dass man bei Vampire doch eher längere Zeit in einer Stadt spielt. Da lohnt es sich dann Gefolgschaft vor Ort zu sammeln.
Bei DSA hingegen kenne ich es eher so, dass die Helden doch meistens auf Achse sind und häufig schon knausern müssen, um ihr eigenes Ross und Ausrüstung zu finanzieren, wenn sie jetzt noch ihre Mietlinge samt Rössern etc. mitschleppen? Sicher gibt's auch reisende Söldlinge usw. aber wenn die in einem ahnungslosen Dorf einfallen, in dem die SCs nicht mal etwas zu sagen haben? Ich glaube, bei FATE und SaWo werden die Mietlings-Regeln auch nochmal dadurch unterstützt, dass man schon vom Regelwerk auch funktionellen Adel, eine Heimatbasis etc.pp. bei der Charaktererschaffung zulegen kann. Man hat hier also nicht nur die Möglichkeit, sich Mietlinge zu holen, man hat auch die Möglichkeit, einen echten Anführer/Adligen zu generieren. Bei DSA hingegen kann man sich zwar Adel auch kaufen mit Generierungspunkten, die sind allerdings a) recht teuer und b) bekommt man dafür nw. doch nur den Sohnemann, der irgendwann mal das Sagen hat.

[גליטצער]

DnD 3.x hatte auch das Leadership und Landlord Feat, trotzdem habe ich fast nie jemand damit spielen sehen. Meine Idee, wenigstens einen niedrigstufigen Ranger anzuheuern, der, während man im Dungeon abhängt, auf die Pferde aufpasst, fand auch wenig Anklang und hat eher für Verwunderung, wie man denn das Geld so rauswerfen könne, hervorgerufen.

[Pyromancer]

DnD 3.x hatte auch das Leadership und Landlord Feat, trotzdem habe ich fast nie jemand damit spielen sehen. Meine Idee, wenigstens einen niedrigstufigen Ranger anzuheuern, der, während man im Dungeon abhängt, auf die Pferde aufpasst, fand auch wenig Anklang und hat eher für Verwunderung, wie man denn das Geld so rauswerfen könne, hervorgerufen.

Das ist alles eine Frage der Sozialisierung. Als mein Abenteurer aus meinem allerersten Dungeon rauskam, da waren die Pferde weg und das Lager geplündert. Da sieht man es dann doch eher ein, Wachen anzuheuern.

[גליטצער]

Das ist alles eine Frage der Sozialisierung. Als mein Abenteurer aus meinem allerersten Dungeon rauskam, da waren die Pferde weg und das Lager geplündert. Da sieht man es dann doch eher ein, Wachen anzuheuern.

Jo, aber das ist eine Frage des SL-Stils, wir haben mit fliegendem SL-Wechsel gespielt, sowas hätten mir die anderen nie durchgehen lassen.

[Auribiel]

DnD 3.x hatte auch das Leadership und Landlord Feat, trotzdem habe ich fast nie jemand damit spielen sehen.

L&L-Feat allein reicht nicht, es muss auch ein kompatibles Kampfsystem und ein passendes Mietling-System haben. Und an der Kombination dieser drei Stellschrauben krankt es offenbar häufig.

Wie gesagt: DSA mit Freestyle-Regeln führt auch dazu, dass wir ständig überall unsere Mietlinge mit rumschippern - aber solange man nach Regeln spielen will (und die wenigsten Hausregeln befassen sich meiner Erfahrung nach mit der Mitführung von Mietlingen), hängt es doch auch am System ob und wie viel die Mietlinge genutzt werden.

[גליטצער]

Mit "Miniatures" und "Heroes of Battle" hätte DnD3.x hervorragende QBs für Kiloweise Mietlinge angeboten... genutzt hat die doch auch keiner, oder?

[Maarzan]

Meiner Erinnerung nach sind Mietlinge aus der Mode gekommen, als sie sich von willenlosen LMAs zu grundsätzlich verräterischen, suizid veranlagten Kreaturen gewandelt haben. Pferde im Wald angebunden müssen wenigstens erst gefunden werden, bevor sie geklaut werden können. Die Mietlinge haben sie mit Sicherheit geklaut... .

[Eulenspiegel]

@ Marzaan
Kommt halt darauf an, wen du mietest: Wenn du den Strolch von der Ecke für einen Hungerlohn mietest, darfst du dich nicht wundern, wenn er mit deinen Pferden abhaut, die ein Vielfaches seines Hungerlohnes wert sind.

Wenn du jedoch eine gut ausgebildete Söldnergruppe anheuerst, die auch einen guten Ruf genießt, dann kannst du dich auf sie verlassen: Schließlich will sie ihren Ruf bewahren.

Allgemein gilt: Wenn du ein Haufen Lumpenpack anheuerst, dann solltest du mindestens auch einen ehrenwerten Aufpasser mit engagieren, der auf die Strolche aufpasst.

[Bad Horse]

Kommt ja auch drauf an, ob das wirklich nur Mietlinge sind, die du irgendwo angeheuert hast, oder Leute, die mit ihren Familien auf deiner Burg wohnen.

Notfalls kann man das auch über einen Würfelwurf auf Anführern, Charisma oder Einschüchtern regeln.

[Dark_Tigger]

Meine Mitspieler hassen Mietlinge wie die Pest. Aber ich konnte nie eine sinnvolle Antwort aus ihnen rauskitzeln warum.
Nur irgendwas von, sie würden die typische Heldengruppenfeeling stören.

Aber dann rumheulen wenn sie 4-1 in der Unterzahl zusammengenatzt werden. 

[Maarzan]

@ Marzaan
Kommt halt darauf an, wen du mietest:

Das hilft alles nichts, wenn der SL das für "Drama" hält und über so Details hinweggeht. Auftraggeber verrieten einen mit Sicherheit, eigenen beziehungshaltigen Hintergrund hatte eh kaum einer, weil der sich dann ebenfalls gegen einen wandte oder von Bösewichtern entführt wurde oder schlimmeres ... .
Das war halt auch die Zeit, wo die Storypest ausgebrochen ist.

[Wyrδ]

Mietlinge? Pah! Auf Hârn gibt es ein echtes, funktionierendes Feudalwesen. Immer Handlanger zur Stelle und die zahlen sogar noch, dass sie bei einem wohnen dürfen. Ist man unterwegs und braucht Unterstützung, werden ein paar von ihnen einfach dazu beordert mitzukommen. Und dem SL liefern sie - wenn gewünscht -  Plot-Ideen. Die SC sind zum Teil damit beschäftigt sich um sie und ihren Lebensraum zu kümmern und wenn sich die SC dabei gut anstellen, wächst und gedeiht das Volk. Hängt einzig und allein davon ab, wie SL & Spieler die Kampagne gestalten möchten.