Bei Hesinde bin ich zu wenig drin, ich weiss leider nicht ausreichend, ob die einen gewissen Herrschaftsanspruch hat bzw. insbesondere am Adel interessiert ist. Könnte aber auch passen, ja. Nur ist das eben nicht ein so schöner Kontrast zu der nach außen ehrenhafte Kirche.
Allerdings muss ich hier in einigen Punkten eine Gegenposition beziehen. Zum einen, wie schon richtig dargestellt, gab es durchaus Dragosch von Sichelhofen, der machtinteressiert war. Naja stattdessen hat man eine relativ farblose Kuschel-Ayla von Schattengrund. Schade, aber naja.
Zum anderen weise ich nochmal darauf hin, dass der Moralkodex nichts in Stein gemeisseltes ist, sowie in den meisten Fällen ein Ideal. Es gibt durchaus Raum für den Ronnie, der an die Ideale glaubt, es bietet sich insbesondere ein junger unerfahrener Geweihter an, der tatsächlich daran glaubt, dass die Ehre usw. das wichtigste ist. Bis er auf die Fresse kriegt.
Die ganze Geschichte mit der Ehrenhaftigkeit ist eine Auslegungssache, übrigens auch schon innerhalb der Rondrakirche, da gibt es bereits den Ansatz mit den drei Hauptströmungen. Ich kann mir eiskalte Realisten und Machtpolitker durchaus gut in dieser Kirche vorstellen. Leute, die in der Wahl ihrer Mittel skrupellos sind, weil sie die Macht der Kirche über alles stellen und dafür über Leichen gehen, zB unfähige Tempelvorsteher beseitigen oder sonstwas. Halte ich für plausibel in einer Kirche, die an Machtausübung interessiert ist, insbesondere im Horasreich, wo politische Intrigen Gang und Gebe sind. Und wer sollte nicht in der Politik mitmischen, wenn nicht die Rondrakirche.
Wie gesagt, sollen nicht alle intrigant sein, aber sowas fehlt in der Rondrakirche mMn komplett, bis auf Dragosch. In der Praioskirche zeichneten sich graue Persönlichkeiten ab (Ucurian Jago, Marcian, Dexter Nemrod) usw. Diese Jungs verfolgten ihre eigene Agenda und gingen dabei über Leichen. Marcian beispielsweise fiel einer Intrige des Geweihten Anshelm zum Opfer und wurde entmachtet. Passt perfekt zur Praioskirche, der ambitionierte Geweihte, der einen ihm eigentlich vorgesetzten Inquisitor abserviert. Trotz Moralkodex "Autoritätsglaube" oder sowas.
In der Rondrakirche sieht man bisher nur relativ farblose Idealhelden. Relativ uninteressant und unrealistisch. In so einer großen Gemeinschaft muss es einige fragwürdige Gestalten geben, allein schon statistisch.
Ich halte jedenfalls gerade in den Kirchen, die an Machtausübung interessiert sind (Praios, Rondra, Boron-Al'Anfa) Persönlichkeiten die persönliche Interessen verfolgen für sehr plausibel. Fette unfähige Pfaffen ebenso wie intrigante Schurken. Wer sich das abschneiden will, ist da irgendwie selber schuld, weil das gerade zu interessantem Spiel führt.
Glaubwürdig halte ich es zudem auch.
Mit den Regeln würde ich jetzt nicht argumentieren, die sind nicht sonderlich gelungen, bzw. es gibt einige relativ sinnlose Setzungen. Dazu weise ich noch darauf hin, dass die Götter ihre Diener bei weitem nicht kontrollieren. Die ständigen Kirchenschismen beweisen das, Praios/Brajans Umgang mit Magie beweist das und vieles mehr. Das ist den Göttern schlichtweg egal und eine menschliche Ausprägung.
Rondra sitzt niemandem ständig im Nacken, das ist Quatsch und eine Passage für den geneigten Highlord-SL zum Spieler kleinhalten. Kannst du komplett vergessen. Genauso wie den ganzen Karmalzauberei-Mist, der im übrigen die Setzungen der Spielwelt ad absurdum führt (jeder Trottel-Geweihte kann Krankheiten heilen...wo kommen die Seuchen her?).
Es bestehen Unterschiede in den Ausprägungen auch in den verschiedenen Kulturen. Der klassische Mittelreichische Ronnie kommt dem in WdG gezeichnenten Bild am nächsten. Für Tulamiden und Horasier halte ich es eher unpassend.
Und was Ronnies angeht kann man sie sicherlich auf verschiedene Art und Weisen spielen. Witzigerweise habe ich die Vorstellung, dass wenn man den Streit der Spieler darüber wie Ronnies sich zu verhalten haben einfach mal nach Aventurien überträgt, dann würde man die Situation der Rondrakirche wohl am ehesten treffen
Stimmt.
Damit hatten wir in DSA3 keine großen Probleme, unsere Ronnies entsprachen den Kriegern im wesentliche, sie waren natürlich Priester und hatten einen anderen Status. Dennoch wurde nich sklavisch mit dem ehrenhaften Zweikampf umgegangen, wenn es plausibel war. Der ganze Unsinn kam mit dem Moralkodex auf, dadurch wuchs in rapidem Tempo die Anzahl von Idioten, welche "Ein Geweihter würde aber nie xyz." herumblökten. Häufig war das auch die Kategorie Spieler, welche dann mit göttlicher Legitimation ihren Gefährten wegen "Verfehlungen" ans Leder wollten. Daher Moralkodex = Absurd, zumidest als Regelelement in DSA4. Als Anleitung für den Idealgeweihten ist er in Ordnung. Nur muss das eben keine Regel sein.
Rondrageweihte die blind in eine Schlacht rennen, oder Praiosgeweihte die alle Hexen verbrennen wollen sind nur das Ergebnis von unkreativen Spielern und Meistern. Ein Ronnie und Praiot haben beide durchaus wirksamere Methoden als Mord und Attentate. Nämlich die Gemeinschaft, ihre Stellung in der Gesellschaft und die dadurch resultierenden Kontakte. Wenn sich ein Spieler nicht an den Moralkodex halten möchte und meint, dass im Horasreich ( ausgerechnet im Horasreich? Wo Rondra praktisch direkt nach Hesinde kommt?! ) alle intrigante Mörder sind und das mal eben OK geht, der soll einen Phexi spielen oder irgendwas anderes, aber keinen Priester.
ja, ist richtig, nur leider führt der Moralkodex in seiner regeltechnischen Ausprägung zu dieser Unkreativität. Die Stellung in der Gesellschaft halte ich ebenfalls für sehr wichtig bei einem Priester, das macht auch den Reiz von meinem skizzierten Richelieu aus, nur hat das nichts mit dem Moralkodex zu tun. Du kannst eben nicht immer einen 5 Zeilen Kodex wortgetreu befolgen, das ist unrealisch. Daher ist es auch falsch zu sagen, zB "Ein Rondrageweihter würde nie jemanden von hinten erschlagen". Kommt immer auf die Situation an.
Ebenso bei dem von mir skizzierten Intriganten Ronnie. Wenn er mit einer Intrige einen Feind beseitigen kann, ohne Unschuldige in Gefahr zu bringen, würde ich sagen, es ist plausibel, dass er dieses Vorgehen für moralisch geboten hält. Es ist im Horasreich mMn plausibler sich subtilerer Methoden zu bedienen, als gleich die offene (ehrenhafte) Feldschlacht anzublasen. Das heisst jedoch nicht, dass er wahllos durch die Gegend mordet, wie du gleich überspitzen wolltest. Es kommt eben darauf an, wie und warum. Das sollte man sich als Spieler von Geweihten klar machen, ebenso wie der SL das sollte. Wer den Ronnie-Spieler die Karmakeule um die Ohren haut, nur weil er mal den Ehrenhaften Zweikampf zum Gunsten vom Schutz der Schwachen gebrochen hat ist ebenso ein Idiot, wie der Ronnie, der sich karmagestützt durch die Gegend metzelt.
Leider wird das aber mit DSA4 nahezu propagiert.