Im Rollenspiel wird so unglaublich viel aus der Betrachtung ausgeblendet, was nach Ansicht der Gruppe keinen Mehrwert bringt, dass man imho nicht ernsthaft von Realismus sprechen kann.
Wenn es keine große Spielrelevanz hat, muss es nicht ausufernd geregelt sein - eventuell gar nicht.
Geregelt werden muss jeweils "nur" der Spielfokus.
Ich sehe jedenfalls keinen Zwang dazu,
alles möglichst realistisch zu regeln.
Wenn Realismus das Ziel ist, wie kann man dann überhaupt Detailunschärfe ertragen?
Realismus und ein hoher Detailgrad gehören nicht zwingend zusammen. Im Gegenteil macht man sich damit meistens jede Menge unnötige Arbeit, denn einzelne Sinnabschnitte müssen schon mit einheitlicher Detailschärfe geregelt sein. Dann steht man vor der Frage, was noch alles mit dazugehören müsste, wenn man einen sehr kleinteiligen Aspekt X unbedingt abgebildet sehen will.
In der Regel ist es besser, nicht für diesen einen Aspekt den Detailgrad zu erhöhen.
Mein Hauptverdächtiger ist da Phoenix Command.
Das beschäftigt sich mit total unwichtigem Mist wie Visierlinienlängen und ignoriert dafür Sachen, die um mehrere Zehnerpotenzen größeren Einfluss haben.
Aber doch nicht mitten im Spiel! Von mir aus kann man sowas zwischen den Sitzungen machen, aber in der laufenden Runden bekomme ich von solchen aufgezwungenen OT-Debatten echt die Krätze.
Da sind wir uns wirklich alle einig.
So was braucht kein Mensch, aber ich will mich noch einmal wiederholen.
Da geht es im Kern nicht um eine realistische Umsetzung, sondern um solche Sachen:
Der Einspruch erhebende Spieler kann anders herum auch versuchen, minimalste Vorteile zu erhaschen oder sogar um eine Probe herumzukommen.
SL untersagt irgendeine Aktion oder Ansage, weil sie seiner Meinung nach "nicht realistisch" sei. Selbst wenn die Regeln das eindeutig hergeben und sogar vorsehen. Der Grund dafür wiederum ist dann wohl oft, dass der SL seine Pläne von dieser Aktion durchkreuzt sieht.
Ich stelle einfach mal die Behauptung in den Raum, dass diese Argumentationsschiene überhaupt nur deswegen gefahren werden kann, weil es in Gruppen, die sich über das Thema nie richtig Gedanken gemacht haben, einen diffusen Konsens gibt, dass ein nicht mal näher definierter "Realismus" grundsätzlich erstrebenswert ist.
Es wäre ja schon ein großer Fortschritt, wenn sich die betroffenen Gruppen ganz bewusst dazu bekennen (und was anderes als D&D spielen
) würden oder sich umgekehrt klar machen könnten, dass die Realismusfrage völlig am Thema vorbei geht.
Ich betreibe kein Rollenspiel, um irgendwelche Regelsysteme vollumfänglich umzusetzen, sondern weil ich Abenteuer in einer Welt erleben möchte, die man einem für mich interessanten Genre zuordnen kann. da mag es nun unterschiedliche Geschmäcker geben, aber ich kenne kein Beispiel aus den für mich interessanten Bereichen, in denen man einfach in Lava springen und dieses überleben könnte.
D&D bildet durch solche und andere Regeleffekte ein eigenes "Genre".
Das blenden die meisten Gruppen weitestgehend aus, aber ab und zu stolpert man eben recht unsanft drüber.