Ganz drastisch formuliert: Bei Schach schreit auch niemand "unrealistisch" - warum also im Rollenspiel?
Weil es keine Schachvariante gibt, die Realismus braucht, erwartet oder anstrebt.
Bei der Bewertung von Spielregeln muss man immer im Blick haben, welche Funktion sie haben - aus diesem Grunde habe ich auch den Thread gestartet und die Frage nach der Funktion gestellt. Interessanterweise kam niemand auf den Gedanken, das Simulieren der Welt den Regeln zu überantworten.
Nachdem dort im Eingangspost explizit darum gebeten wurde, Realismusdiskussionen zu vermeiden, habe ich einen großen Bogen um den gesamten Thread gemacht - ich kenn mich ja
Und auch hier hast du diesen Aspekt (Simulation der Spielwelt) mal eben im Vorbeigehen kategorisch ausgeschlossen.
Daher beschränke ich mich mal darauf:
Dass mitten in der Sitzung auf einmal die Frage nach dem Realismusgehalt einzelner Aktionen oder Regeln aufgeworfen wird, hat mit dem "ehrlichen" Streben nach Realismus nichts zu tun (war hier ja auch schon ein paar Mal Thema).
So was kommt nämlich erfahrungsgemäß genau dann, wenn der Einspruch erhebende Spieler gerade Nachteile für seinen SC befürchten muss.
Regeln, die derartig inakzeptabel unrealistisch sind, wie es in solchen Situationen gerne mal behauptet wird, hätten auch vorher schon auffallen können und müssen.
Entsprechende Diskussionen können also zwischen den Sitzungen geführt werden.
Denn wenn ich in der Lage bin, eine Regel ohne großen Aufwand besser/realistischer/sonstwas zu machen, dann mache ich das in Hausregelform
ohne konkreten Anlass.
Wenn ich dazu in Ruhe nicht in der Lage bin, wird das bei einer störenden Diskussion in der laufenden Runde erst recht nichts.
Davon abgesehen ist es sowieso nachgerade lächerlich, die Funktionsweise der Naturgesetze mit ein paar Zahlen und einer Handvoll Würfeln simulieren zu wollen. Die Realität ist doch etwas komplexer, als es ein kleiner Zufallsgenerator abbilden könnte.
Man kann aber in den meisten Fällen mit (fast erschreckend groben) Vereinfachungen arbeiten.
Als Beispiel:
Informatik ist für mich ein Buch mit sieben Siegeln.
Trotzdem kann ich einen Rechner in für mich brauchbarer Weise bedienen und ein paar kleinere Sachen dran umbauen.
Das selbe könnte man in ähnlicher Weise fürs Autofahren, diverse Sportarten (insbes. Bodybuilding fiele mir da ein) uvm. formulieren.
Es kommt immer nur auf die Ebene an, auf der ich das Ganze jeweils betrachten will.
Im Rollenspiel hat man dann oft den dankbaren Effekt, dass die ganzen kleineren Faktoren und Feinheiten im "Rauschen" der von den Würfeln gelieferten Ergebnisbreite untergehen.
Das ist übrigens auch so ein Aspekt der angesprochenen störenden Diskussionen:
Dort wird meistens die Betrachtungsebene/Detailschärfe gewechselt und Sachen gefordert, die das System auf seiner regulären Arbeitsebene gar nicht abbilden kann.
Meistens geschieht das in der Weise, dass absoluter Kleinkram regelrelevant werden soll, indem er zumindest den kleinstmöglichen Bonus einbringt - was aber bereits nicht zur Arbeitsebene des Systems passt.