https://www.youtube.com/watch?v=LpjtpqZyPDY
Der Mann übersieht was entscheidendes: Die Zeit. In den letzten 40 Jahren wurde so viel Zusatzinformation geschaffen mit Büchern, Spielen, Comics, Serien und weiß der Geier was noch alles - der ganze EU-Kram.
In den letzten 40 Jahren wurde aus dem "simplen Abenteuerfilm mit ein paar überraschenden Wendungen" ein reichhaltiges (um nicht zu sagen überfülltes) Universum, das voller neuer Geschichten, Vorgeschichten, Fragmente und Querbeziehungen ist, und das dazu noch von einer höchst aktiven Fanbase mythisch überhöhrt wurde.
In diesen 40 Jahren hat eben diese Fanbase so lange im eigenen Saft geschmort, dass doch klar war, dass jeder Schnipsel Content zu Spekulationen und Fan-Theorien führen wird. Und genau das bedient Abrams sehr geschickt.
Der hat Star Wars nicht nur verstanden, der hat auch verstanden, welche Evolution es hinter sich hat. Er hat außerdem ganz genau verstanden, wie seine Zielgruppe sich zusammensetzt, und wie er genau die Bedürfnisse dieser Zielgruppen befriedigen kann.
tl;dr: Früher hat Star Wars nicht mit Fantheorien gespielt, weil es keine gab. In den letzten Jahrzehnten haben sich viele Mythen und Theorien gebildet und die Rezeption von Star Wars sich damit verändert. Und das greift er auf. "Nicht verstanden" ist da nicht das, was mir dazu einfällt. Ich find das meisterhaft.
Auch der viel gehörte Vorwurf, dass nur Episode IV kopiert wurde: Ja, das ist ja nicht falsch. Aber ich bin sicher, dass es auch *Absicht* war.
Erläuterung: Die Erwartungshaltung war immens. Das Internet war voll von fanatischen Star Wars Fans, die nur darauf warteten alles zu zerpflücken, was ihre nostalgischen Erwartungen - welche von EP I-III derbe enttäuscht worden waren - nicht bedient. Also *hat* er sie bedient. Und zwar mit einer Überdosis. Der Hauptkritikpunkt den ich höre war "zu sehr wie Episode IV, aber sonst geil".
Das war ein verdammt geschickter Schachzug: Denn jetzt hat er bewiesen, dass er die Nostalgie bedienen kann, und zwar so sehr, dass es selbst den Hardcorefans ein bisschen zu viel war. Damit hat er jetzt aber den Boden bereitet für die Folgefilme, denn jetzt wird sich keiner mehr ernsthaft beschweren können, wenn man sich von den Vorlagen entfernt. Und nebenbei hat er ein paar sehr interessante Charaktere in Stellung gebracht, über die man noch verdammt wenig weiß, und die sich in alle möglichen Richtungen entwickeln können.
tl;dr: Die übertriebene Nähe zu EpIV diente dazu, die Nostalgienazis zum Schweigen zu bringen und diesen Druck von den folgenden Filmen zu nehmen.
Ob man JJ mag oder nicht - der weiß sehr genau was er tut und hat das alles sehr genau durchdacht. Und mir persönlich hat der Film auch noch fett viel Spaß gemacht