So, meine bessere Hälfte und ich haben uns den Film gestern auch angeschaut.
Vorbemerkung: Abgesehen von den Trailern und der Diskussion hier bis Seit 54/55 hatte ich mir keine Rezension angeschaut, angehört oder sonstwie angetan.
Der Film hat mir insgesamt gut gefallen.
Das Schlechte:
Innovationen enthält die Geschichte fast nur im Kleinen. Der Film erinnerte an eine Zusammenfassung der Episoden IV bis VI, wobei Ep. VI schon zu 60% eine Kopie von Ep. IV war, nur mit mehr Boba, Jabba und Ewoks. Die Suche nach Luke hätte mMn mehr Aufmerksamkeit verdient gehabt, allerdings wäre eine Schnitzeljagd nach Kartenstücken im Vergleich zur Story in Ep. VII weniger explosiv ausgefallen und ist vermutlich deshalb so verkürzt worden. (fast) Der ganze Handlungsbogen wurde bei Star Wars schonmal verfilmt, was bei nur sechs vorangegangenen Realverfilmungen schon etwas mau ist (die Ewok-Filme lass ich mal außen vor). Auf der anderen Seite, was bei James Bond klappt, muss bei Star Wars nicht schlecht sein.
Das Gute:
Mir haben alle (neue wie alte) Charaktere soweit gut gefallen, an der Spitze Finn und Rey, am Ende C-3PO und der FO-General. Die neuen Figuren wandeln genügend vom alten Trio ab und haben eigenes eingebracht, das in den weiteren Filmen nur darauf wartet ausgebaut zu werden. Bei Rey (Luke), Finn (Han) und Poe (Leia) stimmt die Chemie insgsamt etwas zu sehr, das kann aber noch auf die Probe gestellt werden. Dass der Film eine alte Rahmenhandlung aufwärmt, kann ich gut verkraften: Immerhin schafft er es dadurch sowohl, die Prequels etwas aufzuwerten (nice done, Abrams), als auch die Fans der Original-Trilogie etwas zu versöhnen (schon klar nicht jeden, aber das schafft niemand). Und: Dadurch, dass Ep. IV bis VI jetzt schon ausführlichst zitiert wurden, bleiben für Ep. VIII und IX frische Plots, bei denen die Figuren gut positioniert sind, übrig. Musik, Action, Choreographie, viel Altes, einiges Neues - super.
Das Spekulative:
Egal, von wem Rey und Finn abstammen mögen, sie sind beide Identifikationfiguren für dich und mich.
Rey wartet auf etwas Besonderes in ihrem Leben, dass dann anders als erwartet eintritt - ihre Familie, einen Ort/Menschen an dem/bei denen sie sich geborgen fühlt. Der Film zeigt, dass das nicht Verwandte sein müssen - in dem Fall tun es auch ein Deserteur, ein Schmuggler und ein Wookie. Interessantes Thema, gerade für unsere Zeit, wo wir Fremem gegenüber tendentiell verschlossener werden. Natürlich könnte man kritisieren, dass "die Frau" darauf wartet, etwas sexistisch ist - aber hier rutschen wir mMn ins Über-Interpretieren, vor allem, da die Figur noch andere Eigenschaften hat - und haben wird.
Finn wurde von klein auf für einen bestimmten Zweck konditioniert / trainiert - bei seiner Feuertaufe versagt er kolossal/ wächst er über sich hinaus: Er entscheidet sich gegen die Grausamkeiten des Systems, das ihn erzeugt hat. Und kann damit ein Vorbild dafür sein, über die eigene Rolle und das eigene von Kind an gelernte Gesellschaftsmodell kritisch nachzudenken - ohne Fingerzeig. Meiner Meinung nach hat Finn von allen Kerncharakteren noch das größte Entwicklungspotential.
Poe wirkt in dem Trio noch etwas farblos, aber immerhin schonmal als coole Socke.
Ben/Kylo dürfte auch noch interessanter werden, schwankte er in Episode VII noch zwischen heller und dunkler Seite, wird er in den kommenden Filmen (für mich) eindeutig mehr 'bad ass' agieren (und jetzt einen echten Grund für die Maske haben). "Bring ihn nach Hause" - unter anderem davon wird die Trilogie handeln, vermutlich aber mit besserer Balance zu den anderen Elementen, als in den Prequels.
Insgesamt: Erwartungen wurden nicht enttäuscht (nachdem Abrams meine bei Star Trek schon gesenkt hatte), viele interessante, schöne und lustige Szenen.
Bin gespannt, wie es weiter geht - und auch, ob ein Boba Fett-Nachfolger die Leinwand betritt.
Grüße, p^^