Wenn ich mir das Video so ansehe, und dabei in Betracht ziehe wie Doug und Zero die Sitiation kommentieren ging es ihnen (bei diesem Durchlauf) nicht um Praxisnähe sondern Erkenntnisgewinn. Beide betonen mehrmals, das es eine künstliche Situation ist und daher nicht "realistisch". Aus dieser Warte verstehe ich dein Problem mit dem Video nicht.
Ich frage mich dabei eben, worin der große Erkenntnisgewinn besteht, wenn man vornherein von abstrusen Voraussetzungen ausgeht und das teils* auch selbst weiß.
Und wenn ich dann obendrauf noch sehe, dass
so ein Quatsch gemacht wird, wirds nur noch schlimmer.
Da lässt einen der Disclaimer ja wenigstens hoffen, dass es komplett auf dem Mist des Produzenten gewachsen ist.
*weil grad der Zero erst erzählt, was alles warum nicht realistisch ist und einem dann trotzdem "Lösungen" und Erklärungen präsentiert, die bestenfalls wacklig sind.
Etwas anderes wurde auch nie behauptet. Diagnose, Erkenntnisgewinn.. und ab dem Zeitpunkt kann man gezielt an dem Problem arbeiten.
Mit "diagnostisch" meinte ich das, was beim Verteidiger ablaufen muss, nicht die Intention hinter dem Video.
Der muss gucken, beurteilen, entscheiden, agieren.
Und da funktioniert unter für den Messerangreifer günstigeren (=normaleren) Bedingungen die Rolle nicht mehr.
Genau so der "back engage". Den hat der Herr Zero mal schön auf die Aktionsphase abgekürzt.
Wenns hinter mir täppelt und ich direkt mal den Ziehvorgang einleite und gleichzeitig mit der Schussabgabe den Kopf drehe, aber ganz sicher nicht bewusst geguckt und erkannt habe: "Aha, da kommt einer, auf den ich schießen muss" - das ist doch kompletter Unsinn. Vom Verbleiben in der Angriffslinie mal abgesehen.
Unterhalt dich mit den Soldaten der philipinischen Force Recon Marines. Die werden dir was anderes erzählen.
Da die Jungs regelmässig in den Slums bzw. den Konfliktzonen (mit) der Abu Sayyaf eingesetzt werden haben sie die gelehrten Taktiken in der Praxis "austesten" müssen. Und dabei recht schnell gesehen, was davon taugt.
Von der Sorte, die Gelehrtes haben testen/anwenden müssen, gibts noch einige mehr.
Aber irgendwie haben die sich alle nicht systematisch das große Rollen angefangen.
Dann schlage ich vor, du fragst Doug (oder die beiden) an.. mehr lässt sich dazu nicht sagen. Ich bin sicher, wenn die Spesen gedeckt sind machen die beiden da auch gerne mit. Mag jetzt provokativ klingen.. ist aber so. Anders wirst du das kaum zu sehen kriegen.
Ich formuliere um:
Ich habe schon genug in der Richtung zu sehen bekommen, um das nicht versuchen zu müssen.
Wenn es Leute mit einem Hintergrund, bei dem ich nur noch mit den Ohren schlackern kann, unter Vollgas nicht ordentlich auf die Reihe bekommen, kann die Antwort nicht lauten: "Trainier halt noch mal 25 Jahre, das kommt schon".
Dann stimmt grundlegend am Ansatz was nicht.
Ich werde nicht behaupten, das Rollen und Bodenkampf ideal sind. Es sind und bleiben die letzten Optionen die ich wahrnehmen will.. vor allem mit dem Hintergedanken das ich es mit mehreren Gegner zu tun bekomme.
Aber: Lieber trainiere ich etwas um es nie anwenden zu müssen.. und kann es im Zweifelsfall
Volle Zustimmung.
Das kann mMn aber sowohl für die Rolle als auch für den Bodenkampf nur heißen, dass man sie nicht bewusst sucht.
Die Welt schmeißt mich um und ich rolle, um nicht kaputt zu gehen.
Aber ich gehe nicht her und denke mir ohne einen ernsthaften Bewegungsimpuls von außen: Eine Rolle ist jetzt genau das, was ich brauche.
Noch einmal: Die Idee hinter dem Video war nicht eine Reihe von Gegenmaßnahmen in Videoform zu präsentieren. Ich verstehe die Intention so, das sie die Allgemeingültigkeit der 21-Foot-Rule unter verschärften Bedingungen testen wollen. Denn die 21-Foot-Rule sagt nichts anderes als die allgemeine Distanz unter der ein normaler Schütze bei einem anrennenden Angreifer nicht mehr zur erfolgreichen Schussabgabe kommt.
Das ist jetzt aber auch grad mal ein über 30 Jahre alter Hut und da hat sich mehr als genug getan, dass man sich damit nicht mehr in dieser Form beschäftigen muss.
Manchmal frage ich mich schon, ob Tueller dem ganzen Thema mit seiner Arbeit nicht einen ordentlichen Bärendienst erwiesen hat.
Wobei er ja nichts dafür kann.
Und ich gehe weiterhin davon aus, das Doug die Nase voll davon hatte, mit Laien zu trainieren
Doug kennt zumindest einen, der bei diesem Thema zu den ersten Adressen zählt.
Wie gesagt, ich hoffe mal, dass da einiges auf dem Mist des Produzenten gewachsen ist und es mehr zu Unterhaltungszwecken für die breite Masse abgefilmt wurde als alles andere.
Das begrenzt dann eben deutlich den Nährwert.
Jeder Schütze den du kennst versucht Abstand zu gewinnen bzw. ihn zu verkürzen? Rollt sich mit Schussabgabe ab? Macht aus einer halben Drehung einen Schuss nach hinten?
Nein.
Keiner der Schützen, die ich kenne und die zu diesem Thema halbwegs was drauf haben, gehen/rennen gerade von einem Messerangreifer weg oder auf ihn zu.
Keiner kommt auf die Idee, während einer Rolle mal irgendwo in die Landschaft zu holzen.
Und erst recht kommt keiner auf die Idee, diesen wirren "back engage" zu versuchen.
An diesem Segment sieht man wunderbar die ganze Übungskünstlichkeit des Videos, s.o..
Wie gesagt, ich verstehe nicht, warum man so etwas als mögliche Lösung präsentiert/in Betracht zieht.
Auch tauglichere Ansätze hätte man schön präsentieren können, wenn man das gewollt hätte.
Der ganze "fancy stuff" macht Spass, sieht toll aus.. und wird unter Stress selten verwendet.
Trotzdem sorgt er dafür, das du eine gute Vertrautheit mit deiner (Körper)waffe erlangst. Angriffsmuster erkennst. Um darauf gezielt eingehen zu können. Statt das du plötzlich dastehst und der Andere macht irgendwas das dich völlig überfordert weil du es nicht kennst.
Mit viel Aufwand komplexe Sachen trainieren, um einfache Sachen zu können, ist in meinen Augen ein unnötiger Umweg.
Da ist mMn die Gefahr riesengroß, dass man sich in Theorie und Spielerei oder zumindest Selbstzweck verliert.
Kommt freilich auch drauf an, in welchem Kontext und mit welcher Zielsetzung man trainiert.
Was ist daran neu? Wenn du eine saubere Gerade abbekommen hast (und nicht die Nehmerqualitäten eines Muhammed Ali hast) ist die Geschichte ziemlich schnell rum. Dein Gehirn wurde traumatisiert, der Gleichgewichtssinn ist durcheinander, die Wahrnehmung verschwommen.
Das Argument zieht etwa genauso schlecht wie "nach einem Bauchschuss sieht es mit den waffenlosen Fähigkeiten nicht mehr so gut aus".
Die Situation mit den Plastikkugeln kann ich nicht beurteilen. Werfe allerdings mal meine Vermutung in den Raum das man daran auch durch Stresstraining arbeiten kann.
Da kann man so viel oder so wenig dran ändern wie bei sonstigem Sparring u.Ä. auch.
Die Anfänger kriegen gar nichts auf die Reihe und die halbwegs Trainierten können mehr oder weniger erfolgreich agieren.
Schön siehts bei keinem aus und nach oben kommt auch ziemlich flott die Obergrenze, was noch abrufbar ist.
Und das ist auch der Knackpunkt - mir ging es nicht um einen entscheidenden Volltreffer mit der Aussage zur Geraden.
Aber wenn man sich eben mal ordentlich dengelt, kochen auf einmal alle nur noch mit Wasser.
Und das meistens in ganz hässlichen, löchrigen Töpfen