Autor Thema: Warum ich keine Metaregeln mag  (Gelesen 34860 mal)

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Offline Beral

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Re: Warum ich keine Metaregeln mag
« Antwort #100 am: 15.11.2012 | 10:46 »
Aber wie ich im "es gibt keine Immersion"-Thread mal schrieb, glaube ich, dass die intensivste Form der Immersion und für mich vom Gefühl her auch die "höchste Form" der Schauspielerei, der Augenblick ist, da ich in Selbstvergessenheit gerate und mit der Figur verschmelze. Allerdings - und das ist der wichtige Punkt - ist das keine Gedankensynchronität, mehr eine Gefühlssynchronität und ich bin mir dennoch gedanklich meiner künstlichen Umwelt zu jeder Zeit bewusst. Ich fühle vielleicht wirklich die Wut aber ich weiß, dass sie sich nicht wirklich gegen mein Gegenüber richtet und - und das ist noch viel wichtiger - so ein Augenblick ist tatsächlich nie mehr als das, ein Moment. Das sind punktierte Lidschläge emotionaler Selbstverlorenheit.
Genau darum geht es, wenn man die Spielwelt mit den Augen des Charakters erleben will. Eine Identifikation mit der Spielfigur, aber keinesfalls eine totale Verschmelzung, bei der man nicht mehr zwischen Charakteren und Spielern unterscheiden könnte.

Meines Empfindens nach verwechseln gerade die Leute Charaktere und Spieler, die keine Präferenz für Charakterspiel haben. Bei dem kleinsten internen Gruppenkonflikt sind sie sofort aus der Bahn geworfen und reagieren, als ob sie persönlich beleidigt wurden.
Spielertyp: Modellbauer. "Ich habe das Rollenspiel transzendiert."

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Offline Maarzan

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Re: Warum ich keine Metaregeln mag
« Antwort #101 am: 15.11.2012 | 11:50 »
Bezgl. Regeln sind imme rmeta bzw. stören.

Auch wenn man eben im Charakter die Welt erleben will geht das halt umständebedingt nciht perfekt. Insbesondere der Input und die Vorbedingunegn sind halt unterschiedlich zum Charakter selbst.
Daher unterstützen manche (eigentlich die meisten) Regeln diese Spielweise, indem sie dem Spieler äquivalente Informationen aufbereitet zur Verfügung stehen.
Bedingung ist dann halt, dass sie der transparenten Transformation genügen.
Mit entsprechendem Regelverständnis und geistiger Kapazität lassen sich die Informationen direkt in Spielweltäquivalente übersetzen, vorzugsweise ohne weitere Nachfragen zu bedürfen, zur Not aber auch noch , wenn die Nachfrage weiterhin als Teil des Wahrnehmungs oder Denkprozesses des Charakters verstanden werden  kann, z.B. Nachfrage nach angenommenen Schwierigkeiten oder Modifikatoren oder Wissen, welches der Charakter haben sollte.
Ein Unterschied besteht zu Regeln, welche ein Verlassen dieses in diesem Stil als angenehm und empfundenen und eine gewisse Konzentration und Einfühlungsphase bedingenden Denkweise erfordern.
Diese werden dann je nachHäufigkeit, Aufwand und "Abstand" zur Charakterperspektive als zunehmend meta und störend empfunden. Metaresorucen wie dailies oder Rettungsgummipunkte sidn dann noch relativ randwertig, Sacehn, welche die Szenerie beeinflussen oder wo die taktische Ebene quasi ganz auf der Metaebene liegt wie z.b. die ausgesprochene Benniewirtschaft sind dann tödlich.

Wobie zu betonen ist, dass dies primär für innerhalb von Szenen gilt. Zwischen Szenen oder gar Spielsitzungen wird eh mehr bzw. ganz zurückgestaltet und damit nicht so viel da, wo man per Metaelement rausgerissen würde, wie Halbzeitpause beim Fußballgucken. Trotzdem gibt es da Limits, wenn die Folgen entsprechende Wirkungen auf die nächste Szene haben würden udn damit deren Spielspaßinhalt für diesen Stil zu gefährden drohen.
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Offline Jiba

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Re: Warum ich keine Metaregeln mag
« Antwort #102 am: 15.11.2012 | 12:19 »
Diese werden dann je nach Häufigkeit, Aufwand und "Abstand" zur Charakterperspektive als zunehmend meta und störend empfunden. Metaresorucen wie dailies oder Rettungsgummipunkte sidn dann noch relativ randwertig, Sacehn, welche die Szenerie beeinflussen oder wo die taktische Ebene quasi ganz auf der Metaebene liegt wie z.b. die ausgesprochene Benniewirtschaft sind dann tödlich.

Und wenn ich behaupte, dass es (zumindest meiner) Immersion keinerlei Abbruch tut, wenn ich einen Aspekt von mir reize, weil es zum Charakter passt und die Situation ein solches Handeln erfordern würde. Ob ich jetzt einen Würfelwurf ablege oder einen Pömpel einem anderen Spieler zuschiebe. Ich verstehe noch immer nicht, wie das eine "weniger meta" sein kann, als das andere.

Ich gehe sogar soweit und sage: Selbst das Hinzudichten von kleineren Spielweltfakten ist für die Immersion unproblematisch: Da der SL unmöglich jedes Detail in unserem Vorstellungsraum detailliert setzen kann, ist in meiner Vorstellung der Szene und "aus den Augen des Charakters" vielleicht schon Kram vorhanden, den der SL nie beschrieben hat (wie zum Beispiel der Handspiegel auf der Kommode). Dass ich das dann noch per Regel zum Teil des gemeinsamen Vorstellungsraum mache reißt doch im Zweifelsfall weniger raus, als wenn ich noch nach einem Detail nachfragen muss, dass vielleicht schon längst in meinem Vorstellungsraum vorhanden ist. (Überhaupt frage ich mich, wie Immersion überhaupt das schrittweise ständige retconnen und erweitern des Vorstellungsraums über den "SL-Kanal" überhaupt überstehen kann).
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“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

Offline Maarzan

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Re: Warum ich keine Metaregeln mag
« Antwort #103 am: 15.11.2012 | 12:36 »
Und wenn ich behaupte, dass es (zumindest meiner) Immersion keinerlei Abbruch tut, wenn ich einen Aspekt von mir reize, weil es zum Charakter passt und die Situation ein solches Handeln erfordern würde. Ob ich jetzt einen Würfelwurf ablege oder einen Pömpel einem anderen Spieler zuschiebe. Ich verstehe noch immer nicht, wie das eine "weniger meta" sein kann, als das andere.

Ich gehe sogar soweit und sage: Selbst das Hinzudichten von kleineren Spielweltfakten ist für die Immersion unproblematisch: Da der SL unmöglich jedes Detail in unserem Vorstellungsraum detailliert setzen kann, ist in meiner Vorstellung der Szene und "aus den Augen des Charakters" vielleicht schon Kram vorhanden, den der SL nie beschrieben hat (wie zum Beispiel der Handspiegel auf der Kommode). Dass ich das dann noch per Regel zum Teil des gemeinsamen Vorstellungsraum mache reißt doch im Zweifelsfall weniger raus, als wenn ich noch nach einem Detail nachfragen muss, dass vielleicht schon längst in meinem Vorstellungsraum vorhanden ist. (Überhaupt frage ich mich, wie Immersion überhaupt das schrittweise ständige retconnen und erweitern des Vorstellungsraums über den "SL-Kanal" überhaupt überstehen kann).


Das was bei dem "Reizen" so meta ist, ist die Wirtschaft mit den Benies dazu, dass also ob du reizen kannst oder nicht von der Spielwelt abhängt, sondern ob da irgendwelcher spielweltunabhängige Ressource ncoh vorhanden ist und deren Fluss noch mit verfolgt werden muss und dann zu ggf. unpassenden Folgen in der Spielwlet führt, wenn dann zum falschen Zeitpunkt eben kein bennie da ist.
Das zufügen hat im kleinen kein bis kaum Auswirkung. Aber da das ein fließender Übergang ist, muss halt wer nicht rücksichtslos und egozentrisch agiert eben auch die Auswirkungen solcher Handlungen extra mit berücksichtigen. Extramacht erfordert eben auch Extraverantwortung. Doppelt, wenn man ggf unvollständige Informationen hat oder dies anderweitig dann erst einmal mit anderen ausdiskutieren muss. Genauso stört es ggf, wenn andere an der Umgebung mit rumfuschen und man dann auf dieser Metaebene aufmerksam sein müßte um ggf gegen zu lenken.
Der SL hat mit seiner herausgenommenen Position eben von vorneherein entsprechende Verantwortung aber auch Möglichkeiten und verzichtet weitgehend auf seine Immersion.
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Offline ArneBab

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Re: Warum ich keine Metaregeln mag
« Antwort #104 am: 15.11.2012 | 12:43 »
Das was bei dem "Reizen" so meta ist, ist die Wirtschaft mit den Benies dazu, dass also ob du reizen kannst oder nicht von der Spielwelt abhängt, sondern ob da irgendwelcher spielweltunabhängige Ressource ncoh vorhanden ist und deren Fluss noch mit verfolgt werden muss und dann zu ggf. unpassenden Folgen in der Spielwlet führt, wenn dann zum falschen Zeitpunkt eben kein bennie da ist.
Sehe ich auch so. Um das in der Charakterwahrnehmung zu halten, müsste es eine Spielweltinterne Erklärung für Bennies geben. Z.B. dass alle Charaktere übersinnliche Fähigkeiten haben, über die sie diese Effekte triggern können, die sie aber erschöpfen - vielleicht sogar zum Burnout führen, wenn sie zu oft genutzt werken (so dass es eine Grenze gibt). Burnout ist insofern praktisch, dass er keine direkten Auswirkungen auf das aktuelle Spiel hat, aber langfristig kaputt macht, so dass die Charaktere einen guten Grund haben, ihn nicht zu riskieren. Oder ihn doch zu riskieren, was dann ein neues Risikoelement ins Spiel einbringt :)
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Offline Naldantis

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Re: Warum ich keine Metaregeln mag
« Antwort #105 am: 15.11.2012 | 12:46 »
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...ist aber nicht von mir, k.A. mehr, wer den im Original gebracht hat, Hirschhausen vielleicht?
Jedenfalls ist es korrekt, daß wir den größten Teil des Tages mit Handlungen verbringen von denen wir kaum einen Plan haben - auch als Genie.
Nur einige Glückliche können einen releventan Teil ihrer Zeit mit Fragen aus ihrem Expertenwissen füllen.

aber alles schon Off-Topic.

Offline ArneBab

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Re: Warum ich keine Metaregeln mag
« Antwort #106 am: 15.11.2012 | 12:56 »
...ist aber nicht von mir, k.A. mehr, wer den im Original gebracht hat, Hirschhausen vielleicht?
Jedenfalls ist es korrekt, daß wir den größten Teil des Tages mit Handlungen verbringen von denen wir kaum einen Plan haben - auch als Genie.
Würde ich so bestätigen. Klingt aber viel heftiger als es praktisch ist.

Wenn ich koche, bin ich im Vergleich zu einem Profikoch ein blutiger Anfänger. Wenn ich Fahrradfahre, bin ich im Vergleich zu einem Profiradler eine lahme Gurke. Wenn ich Gitarre spiele, bin ich im Vergleich zu einem Profigitarristen ein Amateur. Wenn ich von Hand schreibe, bin ich im Vergleich zu einem Profistenograph lahm. Wenn ich einkaufe, bin ich im Vergleich zu meiner Frau ein Verschwender (hasse es, Preise zu vergleichen) und im Vergleich zu einem Lebensmitteltester ein Selbstvergifter, und wenn ich schlafe, schlafe ich sicher auch nicht optimal…

Und all das stört mich nicht, denn ich brauche die Höchstleistung da nicht. Das alles perfekt zu machen, würde mich nur davon abhalten, nebenbei über meine Doktorarbeit nachzudenken, oder über meine Kinder oder über Rollenspiele.
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Offline Skiron

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Re: Warum ich keine Metaregeln mag
« Antwort #107 am: 15.11.2012 | 12:57 »
Sehe ich auch so. Um das in der Charakterwahrnehmung zu halten, müsste es eine Spielweltinterne Erklärung für Bennies geben. Z.B. dass alle Charaktere übersinnliche Fähigkeiten haben, über die sie diese Effekte triggern können, die sie aber erschöpfen - vielleicht sogar zum Burnout führen, wenn sie zu oft genutzt werken (so dass es eine Grenze gibt). Burnout ist insofern praktisch, dass er keine direkten Auswirkungen auf das aktuelle Spiel hat, aber langfristig kaputt macht, so dass die Charaktere einen guten Grund haben, ihn nicht zu riskieren. Oder ihn doch zu riskieren, was dann ein neues Risikoelement ins Spiel einbringt :)

Warum habt ihr solche Probleme mit einer Spielweltinternen Erklärung für Bennies?
Stört es, dass es keine einzige Regel gibt, sondern diese individuell vom Spieler gegeben wird?
Oder vom Spielleiter?


Ich finde Bennies alleine deshalb schon praktisch, weil sie Spielweltintern Motivation, Mimik und Gestik verdeutlichen können,
etwas, was sich bei manchen Spielern nicht immer ablesen kann, wenn sie total Unmeta über ihre Werte referieren. ;-)

Wenn ein Bennie geworfen wird, weiß ich dem Charakter geht es um etwas, ich weiß auch was dem Charakter gefällt oder nicht gefällt
und all das ohne das der Spielfluss unterbrochen werden muss oder wahlweise weiß ich was dem Spieler gefällt und kann gezielt nachfragen, nach seiner Motivation für seinen Charakter.

Als Beispiel, ein Anführer-Monster-NSC setzt einen Bennie ein, nachdem ihn ein Charakter provoziert hat,
ist eine sehr schöne Verdeutlichung Ingame, dass dieser jetzt sehr wütend ist und entsprechend agiert.

@Hank Scorpio Deine Argumente finde ich ziemlich gut.

Offline Praion

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Re: Warum ich keine Metaregeln mag
« Antwort #108 am: 15.11.2012 | 13:18 »
Wo ist nun eigentlich das Problem Bennies einfach als zusätzliches Glück zu sehen, dass der Charakter da einfach gerade hat?
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Offline Skiron

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Re: Warum ich keine Metaregeln mag
« Antwort #109 am: 15.11.2012 | 13:21 »
Glück ist unrealistisch.  ;D


Offline Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder)

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Re: Warum ich keine Metaregeln mag
« Antwort #110 am: 15.11.2012 | 14:07 »
Bennies sind ein wunderbares Beispiel für die Unterscheidung zwischen intrinsischen und extrinsischen Regeln, die Beral in seinem Modell ausbaut. Ich halte diese Unterscheidung für valide, vertrete durchaus eine ähnliche, wenn auch weniger ausgefeilte Ansicht. Gleichzeitig illustriert das Modell die grundlegende Problematik aller theoretischen Überlegungen: Your mileage WILL vary.

Was der einzelne als intrinsisch wahrnimmt oder nicht ist höchst unterschiedlich. Unser Haussystem kennt Bennies (benennt sie aber nicht). Für uns sind sie ein Zeichen von Göttergunst im Fantasy-Bereich und von simplem "Glück" in anderen Settings, und das obwohl wir Immersions-Junkies sind. Jeder hat auch einen eigenen Satz Bennies fürs Fantasyspiel, in seiner Lieblingsfarbe mit seiner Namensrune. Für uns sind Bennies mit der Spielwelt verknüpft.
I'm not nice. I'm on medication.

Butt-Kicker 75% / Tactician 75% / Method Actor 67% / Specialist 67% / Power Gamer 67% / Storyteller 58% / Casual 0% (Schubladen)

Zitat von: korknadel
Rollenspiele sollen bei Dir im besten Fall eine gewisse Schwermut, Resignation und Melancholie hervorrufen.

Zitat von: Dolge
Auf Diskussionen, was im Rollenspiel realistisch ist und was nicht, sollte man sich nie unter gar keinen Umständen absolut gar überhaupt vollständig nicht einlassen.

Offline Gummibär

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Re: Warum ich keine Metaregeln mag
« Antwort #111 am: 15.11.2012 | 14:19 »
Nein, ich denke im Gegenteil Du solltest es präziser definieren und ganz konkret benennen,
welche Regeln für Dich Meta sind und Dich stören.

Mich stören
a)   Extrinsische Regeln
b)   Metaüberlegungen während des Spiels.

Extrinsische Regeln stören mich schon vor dem Spiel. Gewohnheit in der Anwendung kann das Problem also nicht beheben. Die Anwendung stört mich auch, weil ich mich dabei weiter von der Gedankenwelt meines SCs entferne als bei intrinsischen Regeln.


2. dass Regeln an sich Meta sind. (dieser Definition hänge ich an)

In dem Fall sind Regeln meta und Metaregeln sind metameta.

Du akzeptierst keine Schicksalspunkte (leider weiß ich nicht, wie diese Funktionieren) weil sie für Dich keine Entsprechung in der Realität haben. Ich weiche deshalb auf Bennies aus, als Beispiel.

Fatepunkte von FATE sind Schicksalspunkte, da sie extrinsisch sind. Im Gegensatz dazu sind die Willenskraftpunkte der cWoD keine Schicksalspunkte (obwohl man sie genau so wie Fatepunkte ausgibt), weil sie intrinsisch sind. (Es wurde hier im Thread aber auch schon behauptet, dass sie auch extrinsisch seien. Sehe ich aber nicht so.) Dafür muss auch die Regeneration der Punkte intrinsisch sein! Bennies sind vermutlich auch Schicksalspunkte, der Name deutet ja schon darauf hin, dass man an einer intrinsischen Verankerung wohl kein Interesse hat.

Meinst Du mit Gruppenkonstellationsprobleme die Charaktere?
[...]
Oder stört es Dich, wenn Du als Spieler Dir Gedanken über das Verhalten Deines Charakters innerhalb der Gruppe machen musst?

Ja.

Ja, das stört mich. So etwas sollte vor Spielbeginn geklärt werden. Inklusive eben der Frage, in welchem Ausmaß Konflikte akzeptabel sind. Wenn man während dem Spiel überlegen muss, welche Konsequenzen das Verhalten des SCs für die Spieler hat, dann sind das Metaüberlegungen. Man muss dafür OOC gehen, der SC selbst kann solche Überlegungen gar nicht anstellen.

In meinen Augen führt eine Metakommunikation aber zu einer Verbesserung, weil dann im Spiel weniger Störquellen auftreten,
oder man Störquellen besser einschätzen kann oder zumindest deutlich gemacht werden kann, warum bestimmte Dinge für bestimmte Spieler notwendig sind.

Das kann ich schon nachvollziehen. Ich würde die Metakommunikation aber gerne auf Pausen sowie die Zeit vor und nach dem Spiel beschränken. Notfälle können anderes nötig machen, aber bei nem Notfall ist der Hase ja eh schon in den Brunnen gefallen.

Ich denke um es in ein System zu bringen, ist es nicht das verkehrteste erstmal zu sammeln, auf welche Weisen man Immersion erreichen kann.

Vllt habe ich da den Begriff “Technik” auch etwas falsch verstanden.



Faszinierend aber finde ich natürlich, dass Du, wenn du "IC" bist, laut Deiner Aussagen tatsächlich einer Wahnehmungsänderung unterliegst und Klaus nicht mehr als Klaus, sondern nur noch als SC wahrnimmst. Was passiert nun aber, wenn Klaus' SC Deinen SC beleidigt? Und nehmen wir gar mal an, Du spielst einen cholerischen und durchaus gewaltbereiten Char? Dieser Char müsste dann eigentlich auf Klaus' Char losgehen und ihn ordentlich vermöbeln. Da die Klaus-Ebene in Deiner Wahrnehmung ja in den Hintergrund gerückt ist, dürfte Dir die Tatsache, dass Du damit auch auf Klaus losgehst, gar nicht wiklich auffallen. Bist ja schließlich IC. Oder fällt sie Dir doch auf? Und Du gehst dann doch nicht richtig auf ihn los? Das wäre dann aber nicht mehr IC. Das wäre meta.
 

Nein, es war mir doch jetzt gelungen, das präziser auszudrücken: Ich nehme ihn als Klaus wahr, aber lediglich im Hintergrund meiner Wahrnehmung. Dieser Hintergrundprozess ist in der Lage, unter bestimmten Umständen in den Vordergrund zu kommen, um kontrollierend einzugreifen. Dann ist man nicht mehr IC, richtig. Dass dieser Kontrollmechanismus funktioniert, ist natürlich sehr wichtig. Allerdings ist schon ein großer Tisch dafür hilfreich, dem anderen nicht an die Gurgel zu gehen (was ich eh noch nie wollte), denn dazu müsste man erstmal um den Tisch herumgehen und dann ist man eh schon OOC.
Davon abgesehen spiele ich beim Es-fehlt-noch-immer-die-korrekte-Bezeichnung-dafür (Improtheater) keine gewalttätigen Charaktere und beim Pen & Paper ist klar, dass es kein LARP ist.

Und was heißt, man darf dich nicht ohrfeigen? Wenn Du IC bist, ohrfeigt Dich ja auch keiner, sondern nur Deinen Char.

Es ging um’s Theater. Wenn du mir da erzählst, dass du nur meinen Char geohrfeigt hast, dann finde ich das gruselig. Dafür brauchst du meine vorherige Erlaubnis und die kriegst du von mir nicht. Andere Leute mögen das anders halten.

Und -- das liegt in der Natur des So-tun-als-obs -- zwischen dem Darsteller und dem Dargestellten kann es dabei keine Gedankensynchronität und auch keine Zielübereinstimmung geben.

Natürlich nur im Vordergrundbereich. Und das ist auch nicht überall das Ziel.

Übrigens störe ich mich nicht am Begriff Immersion, sondern an der Gedankensynchro und an der Behauptung, man teile sich im besten Fall mit seinem Char die Ziele. 

Es gibt vllt unterschiedliche Zielsetzungen der Spieler. Der eine will vllt einfach die bewegenden Momente mitempfinden. Der andere möchte vllt gleiche Ziele haben. Beides hat etwas mit Immersion zu tun, aber man kann natürlich das eine wollen, ohne das andere zu wollen. Und es ist völlig okay, wenn man etwas davon nicht will.

Wenn ich Taktieren mit dem, was man so Char-Immersion nennt, unter einen Hut kriegen möchte, muss ich mich natürlich etwas verbiegen.

Nein. Man könnte z.B. auch einfach switchen.



Allerdings - und das ist der wichtige Punkt - ist das keine Gedankensynchronität, mehr eine Gefühlssynchronität und ich bin mir dennoch gedanklich meiner künstlichen Umwelt zu jeder Zeit bewusst.

Durchaus möglich. Vielleicht ist die Synchronisierung der Vordergrundgedanken auch lediglich eine Technik um das zu erreichen und gar nicht das eigentliche Ziel.



@ Maarzan

Guter Beitrag, danke. :)



Und wenn ich behaupte, dass es (zumindest meiner) Immersion keinerlei Abbruch tut, wenn ich einen Aspekt von mir reize, weil es zum Charakter passt und die Situation ein solches Handeln erfordern würde. Ob ich jetzt einen Würfelwurf ablege oder einen Pömpel einem anderen Spieler zuschiebe. Ich verstehe noch immer nicht, wie das eine "weniger meta" sein kann, als das andere.

Das Reizen an sich ist nicht wirklich meta. Probleme macht es, wenn man drüber nachdenkt, ob man jetzt reizen soll. Wenn man z.B. einfach immer reizt, wenn es geht, dann stört das erst dann, wenn man keine Fatepunkte mehr hat. Bzw. vielleicht sogar erst dann, wenn man wieder welche erhält.

Insofern stellt sich für mich die Frage, warum das Reizen nicht kostenlos sein soll. Das würde Immersion und Simulation fördern, aber natürlich die Balance beeinträchtigen. Wenn das Weglassen einer Regel aber etwas bestimmtes fördert, dann heißt es, dass die Regel dies beeinträchtigt.

Ich gehe sogar soweit und sage: Selbst das Hinzudichten von kleineren Spielweltfakten ist für die Immersion unproblematisch: Da der SL unmöglich jedes Detail in unserem Vorstellungsraum detailliert setzen kann, ist in meiner Vorstellung der Szene und "aus den Augen des Charakters" vielleicht schon Kram vorhanden, den der SL nie beschrieben hat (wie zum Beispiel der Handspiegel auf der Kommode). Dass ich das dann noch per Regel zum Teil des gemeinsamen Vorstellungsraum mache reißt doch im Zweifelsfall weniger raus, als wenn ich noch nach einem Detail nachfragen muss, dass vielleicht schon längst in meinem Vorstellungsraum vorhanden ist.

Ja, das stimmt. Das Hinzudichten kleinerer Spielweltfakten ist unproblematisch für die Immersion (so lange kein Veto eingelegt wird). Problematisch ist nur, wenn man darüber nachdenkt, ob man etwas hinzufügt oder nicht (was ja vor allem bei wichtigen Dingen passieren sollte). Wenn ich aber einfach das Detail spontan hinzufüge, stört das nicht die Immersion.
Du greifst Teichdragon & Co. an und äußerst jetzt Unverständnis, wenn sich einer von ihnen zu Wort meldet?

Gut gemacht.  :gaga:

Eulenspiegel

  • Gast
Re: Warum ich keine Metaregeln mag
« Antwort #112 am: 15.11.2012 | 14:38 »
Wo ist nun eigentlich das Problem Bennies einfach als zusätzliches Glück zu sehen, dass der Charakter da einfach gerade hat?
Bei Glück kann der SC nicht entscheiden, ob es ihm jetzt wichtig genug ist oder nicht, damit er Glück hat.
Bei Bennies kann aber der Spieler entscheiden, ob er ihn einsetzt oder nicht.

Anders sähe es natürlich aus, wenn man in einem Setting spielt, in denen die Personen aktiv Glück beschwören können. In so einem Setting fände ich Bennies sehr passend. Aber solche Settings sind eher die Ausnahme. (Selbst in Larry Nivens Ringweltromanen, in denen Glück stark thematisiert wurde und in der eine Rasse sogar auf "Glück" hin gezüchtet wurde, können diese Glück-Leute ihr Glück nicht kontrollieren.)

Sollte ich aber mal ein Setting lesen, in dem Glück-Leute ihr Glück aktiv kontrollieren können, dann würde ich für dieses Setting durchaus eine Bennie-Regelung benutzen.

alexandro

  • Gast
Re: Warum ich keine Metaregeln mag
« Antwort #113 am: 15.11.2012 | 14:52 »
Was ist mit "I've got a bad feeling about this..." oder "Do you feel lucky, punk?", also intuitiven Entscheidungen, bei denen der Charakter einfach weiß, dass er in dieser Situation (kein) Glück haben wird (selbst wenn er dieses Gefühl nicht begründen kann).

Schließlich ist Willenskraft für den Charakter auch etwas abstraktes, nicht-quantifizierbares. Er kann sich jederzeit zu konzentrieren versuchen, weiß aber nicht, ob es was bringt (das weiß nur der Spieler, anhand der Willenskraftpunkte). Ebenso kann der Charakter jederzeit sagen "Ich verlasse mich auf mein Glück", aber nur der Spieler weiß, ob er wirklich Glück hat.

Offline Xemides

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Re: Warum ich keine Metaregeln mag
« Antwort #114 am: 15.11.2012 | 14:57 »
Bennies sind für mich gar nicht das Problem. Die können elegnt schnell und leise hin und her wechseln, genau wie Würfelwürfe schnell und dezent ablaufen.

Viel schlimmer finde ich halt, wenn ich während des Spieles anfangen soll, die Welt und Geschichte mitzugestalten. Durch zum Beispiel Declarations oder ähnliches. Ich möchte die Charaktersicht während des Spieles möglichst wenig verlassen. Und längere Diskussionen über Spielweltinhalte stören mich da schon.

Das kan nich einmal im Monat bei DFRPG haben, aber in einer wöchentlichen Runde bitte nicht.

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Eulenspiegel

  • Gast
Re: Warum ich keine Metaregeln mag
« Antwort #115 am: 15.11.2012 | 15:00 »
@alexandro
Du verwechselst jetzt hier zwei Sachen:
1) Das WISSEN, ob ich nun Glück haben werde oder nicht.
2) Die ENTSCHEIDUNG, ob ich nun Glück haben will oder nicht.

Als Beispiel:
Der SL entscheidet, ob mein SC einen Bennie einsetzt oder nicht und sagt mir das an.
In diesem Fall habe ich zwar das WISSEN, ob ich Glück habe oder nicht, aber nicht die ENTSCHEIDUNG.

Das wäre nur halb Meta, weil man sich hier nur überlegen muss, wie man das WISSEN des Spielers auf den SC überträgt. (Hier kommen wir dann wieder in den Bereich Trennung von Char- und Spielerwissen.)

Das richtige Meta ist aber nicht das WISSEN sondern die ENTSCHEIDUNG. Also der Fall, dass nicht der SL entscheidet, ob der SC einen Bennie einsetzt, sondern wo der Spieler entscheidet, ob der SC einen Bennie einsetzt.

Offline Jiba

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Re: Warum ich keine Metaregeln mag
« Antwort #116 am: 15.11.2012 | 15:06 »
Das kann ich einmal im Monat bei DFRPG haben, aber in einer wöchentlichen Runde bitte nicht.

Witzig, bei mir wäre es umgekehrt!  :)
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Offline Xemides

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Re: Warum ich keine Metaregeln mag
« Antwort #117 am: 15.11.2012 | 15:11 »
Witzig, bei mir wäre es umgekehrt!  :)

Da kannst mal sehen  ;) Mir geht es wie gesagt um das Erleben einer Geschichte und des Settings, nicht um das Miterzählen. Zumindest wenn ich Spieler bin.

Wobei ich gerne zwischen den Runden mitgestalte (das machen wir bei unserer mittwöchentlichen SF-Runde so). Da beschrieben wir Planeten, Raumschiffe, NSCs fleissig mit.

Aber nicht während des Spielens.




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alexandro

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Re: Warum ich keine Metaregeln mag
« Antwort #118 am: 15.11.2012 | 15:12 »
Spielen eines Charakter hat nicht nur mit "Wissen" zu tun. Reale Personen entscheiden nicht immer alles über "Wissen".

Im konkreten Fall würde die Situation so aussehen: "Ich glaube, dass der Charakter sich sicher ist, dass er das irgendwie schafft. Ich setze einen Schicksalspunkt ein."

Das ist eine vollkommen in-character ENTSCHEIDUNG, mit Betonung auf dem GEFÜHL des Charakters.

Sie ist nicht mehr oder weniger meta, als: "Mein Charakter will das unbedingt schaffen. Ich setze einen Willenskraftpunkt ein." Auch hier steht das GEFÜHL des Charakters im Mittelpunkt (der Charakter weiß nicht, dass zwischen "etwas unbedingt wollen" und "es auch bekommen" ein irgendwie gearteter Zusammenhang besteht - es sei denn man spielt ein fünfjähriges Kind  >;D). Das hält den Spieler aber nicht davon ab, aus der Charaktersicht eine ENTSCHEIDUNG zu treffen, welche Auswirkungen auf das Spiel hat.
« Letzte Änderung: 15.11.2012 | 15:14 von alexandro »

Eulenspiegel

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Re: Warum ich keine Metaregeln mag
« Antwort #119 am: 15.11.2012 | 15:22 »
OK, wenn ich die Bennies immer dann einsetze, wenn mein Charakter sich sicher ist, dass er es schafft, dann gäbe es zwei Situationen:
1) Ich spiele einen SC, der von Selbstzweifeln zerfressen ist: Dieser SC wäre sich niemals sicher, etwas zu schaffen und würde demzufolge niemals Bennies einsetzen.

2) Ich spiele einen überheblichen SC mit einem Ego so groß wie der Mount Everest und den festen Glauben, dass Gott ihn beschützen wird. Dieser SC ist sich bei JEDER Aktion sicher, dass eine schützende Hand über ihn wacht. Das heißt, ich müsste bei JEDER Aktion einen Bennie einsetzen.

Und die Spielrealität sieht doch genau andersrum aus:
Meistens setzt man den Bennie nicht ein, wenn man sich sicher ist, dass man es schafft. Meistens setzt man den Bennie ein, wenn man sich unsicher ist, ob man es schafft.

Zitat
Sie ist nicht mehr oder weniger meta, als: "Mein Charakter will das unbedingt schaffen. Ich setze einen Willenskraftpunkt ein." Auch hier steht das GEFÜHL des Charakters im Mittelpunkt (der Charakter weiß nicht, dass zwischen "etwas unbedingt wollen" und "Erfolg haben" ein irgendwie gearteter Zusammenhang besteht - es sei denn man spielt ein fünfjähriges Kind  devilish)
1) Dass die Willenskraftpunkte bei WoD auch Meta sind, habe ich weiter oben schon geschrieben. (Verwechselst du mich evtl. mit Gummibär? Er behauptet, Willenskraftpunkte seien nicht Meta.)

2) Willenskraft und Leistung korrelieren durchaus. Wenn du dich auf eine Sache konzentrierst, dann bist du darin in der Regel besser, als wenn du etwas vollkommen unmotiviert und/oder nur nebenbei machst.
Was halt vollkommen unrealistisch bei WoD ist: Wenn du dich auf eine Sache konzentrierst, dann sinkt anschließend für kurze Zeit deine Willenskraft. Das ist zwar realistisch für langanhaltende geistige Tätigkeiten. Für kurze geistige Tätigkeiten oder für körperliche Aktivitäten ist das jedoch vollkommen unrealistisch. Hier führt eine Konzentration zwar auch zu einer Leistungssteigerung, die Konzentrationsfähigkeit nimmt dadurch aber nicht ab.

Offline xergazz

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Re: Warum ich keine Metaregeln mag
« Antwort #120 am: 15.11.2012 | 16:03 »
Da hier schon des öfteren gesagt wurde, dass alle Regeln meta sind und ich diese Diskussion erstmal gerne umgehen würde werde ich mich im Folgenden auf Meta-Objekte beziehen, die Sache also etwas verallgemeinern. Die These des OP ist ja, dass Meta-Objekte die Immersion schwächen, bzw sogar ganz verhindern. Das würde bedeuten, dass

a) Meta-Objekte nicht Teil des Vorstellungsraumes sind oder
b) Meta-Objekte keine Nachvollziehbarkeit innerhalb des Vorstellungsraumes besitzen oder
c) beides

Wenn ich nun während des Spiels im Hintergrund Musik höre, ist diese nach Definition meta. Sie müsste mich also dauernd aus der Immersion reissen. Tut sie aber nicht (Viele sagen, Musik hilft sogar dabei).

Warum ist das so? Ich höre doch auch wenn ich zu 100% in der Rolle meiner Figur bin immernoch die Musik (quasi durch die Ohren meiner Figur). Ich denke das hängt damit zusammen, dass wir bereit sind, bestimmte Dinge auszublenden, die in diesem Moment als störend wahrgenommen würden. Eine unterbewusste Akzeptanz gegenüber Störquellen also.

Die Frage ist also, wie weit diese Akzeptanz geht. Wäre es keine Musik sondern ein Fussballspiel, das im Hintergrund mitläuft, wäre das wahrscheinlich schon hinderlicher. Ein offenes Gespräch über das Spiel schließlich der Tod jeder Immersion. Grundsätzlich lässt sich also sagen, dass die Aktzeptanz gegenüber dem Meta-Objekt umso höher ist

1. je geringer seine Komplexität ist
2. je konstanter es ist
3. je mehr ich daran gewöhnt bin

Um nun zurück zu den Regeln zu kommen könnte also der Einsatz eines Bennies als nicht störend empfunden werden. Würde man über den Einsatz des Bennies verhandeln oder ihn Outgame erklären müssen jedoch schon. Eine Regel ist also umso verträglicher mit meiner Immersion, wenn sie möglichst implizit abläuft, das heisst keine lange Zeit und innerhalb dieser Zeit keine große Aufmerksamkeit beansprucht.

tl;dr: Es spielt nicht unbedingt eine Rolle, ob die Regel von meiner Figur nachvollziehbar ist, wenn sie mehr oder weniger unterbewusst angewendet werden kann.
Es ist ganz einfach. [...] Diskutiert nicht. Diskutiert bitte auch nicht über denn Sinn des Threads.

Offline Beral

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Re: Warum ich keine Metaregeln mag
« Antwort #121 am: 15.11.2012 | 16:11 »
Warum habt ihr solche Probleme mit einer Spielweltinternen Erklärung für Bennies?
Äh. Weil sie nicht spielweltintern sind. Ich kann Bennies bei Bedarf einfach akzeptieren. Es sehe jedoch keinen Grund, unlogische Erklärungen anzunehmen. Möglicherweise liegt hier aber ein simples Kommunikationsproblem vor, siehe dazu weiter unten.

Ich finde Bennies alleine deshalb schon praktisch, weil sie Spielweltintern Motivation, Mimik und Gestik verdeutlichen können,
etwas, was sich bei manchen Spielern nicht immer ablesen kann, wenn sie total Unmeta über ihre Werte referieren. ;-)

Wenn ein Bennie geworfen wird, weiß ich dem Charakter geht es um etwas, ich weiß auch was dem Charakter gefällt oder nicht gefällt
Charakterspieler (das sind die, die häufig nicht gut auf Bennies zu sprechen sind) handeln möglichst immer nach der Charaktermotivation. Es braucht keine Bennies, um zu sehen, was sie motiviert.

Wo ist nun eigentlich das Problem Bennies einfach als zusätzliches Glück zu sehen, dass der Charakter da einfach gerade hat?
Je nach Bennie-Regel kann man das tatsächlich machen. Zum Beispiel wenn jeder Spieler pro Sitzung 5 Bennies bekommt und es ansonsten keinen weiteren Zufluss davon gibt. Diese Nebenbedingungen sind aber nicht immer erfüllt. Etwa wenn ich für einen Lacher sorge, der mir von Mitspielern mit einem Bennie honoriert wird oder wenn meine Charakterdarstellung so ergreifend war, dass ich mit Bennies honoriert werde. Hier kann ich mir nun gar nicht mehr in die eigene Tasche lügen, wie sehr ich mich auch anstrenge. Meine Leistung als Spieler ist unmittelbar dafür verantwortlich, dass mein Charakter plötzlich eine zusätzliche Portion Glück erhält. Damit wird die Grenze zwischen uns Spielern und der Spielwelt eingerissen.

Es ist diese Grenze, auf die Charakterspieler so viel Wert legen. Man will doch aus der Perspektive des Charakters agieren und nicht aus der eigenen Spielerperspektive. Darum zieht man eine konsequente Grenze zwischen sich und Charakter (die der Identifikation und dem Mitfühlen übrigens nicht hinderlich ist!). Das befähigt uns auch dazu, Spieler- und Charakterwissen zu trennen. Eine Trennung, deren Möglichkeit von den gleichen Leuten geleugnet wird, die auch der Spielwelt ihre Eigenständigkeit zuzubilligen nicht in der Lage sind.

Einige Missverständnisse dürften daher kommen, dass Bennies - wie oben erläutert - als integraler Teil der Spielwelt verwendet werden können. In dem Fall sind sie eben intrinsisch und operationalisieren das besondere Glück der Helden oder besondere Power. Wenn der eine diese Sorte Bennies meint und der andere die andere Sorte der bösen Bennies, dann reden wir aneinander vorbei. Dann wird das Modell eines Fehlers bezichtigt, obwohl der Fehler in der Kommunikation liegt.
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Offline Praion

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Re: Warum ich keine Metaregeln mag
« Antwort #122 am: 15.11.2012 | 16:11 »
WAs darauf hinausläuft das --->> JE mehr Erfahrung man mit Regeln hat umso einfacher und unkomplizierter laufen sie ab. Wenn man jemandem die 3w20 Probe erst erklären und vielleicht vorrechenen muss bringt einen das raus. Hat man das schon 3 Abende lang gemacht, dann macht man es "nebenbei". Mit anderen Regelkonstrukten ist das doch genau so wenn man sich erst einmal dran gewöhnt hat.

Der Übergang aus Charaktersicht zu Metasicht geht dann vielleicht auch schneller und fließender - stelle ich mal so in den Raum.
Ich würde sogar sagen, dass eine Gewöhnung an dieses Geschichte aktiv, von außen, mitgestalten ebenso möglich ist. Wenn man von sehr immersiven Spiel auf sowas trifft und da kalt reingeworfen wird ist das natürlich schwierig. Sowas braucht seine 3-5 Sessions.
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Re: Warum ich keine Metaregeln mag
« Antwort #123 am: 15.11.2012 | 16:17 »
Die These des OP ist ja, dass Meta-Objekte die Immersion schwächen, bzw sogar ganz verhindern.
Nein, Meta-regeln schwächen die Immersion. Andere Meta-Sachen können die Immersion durchaus befördern.

Der Unterschied zum Beispiel zur Musik ist, dass diese im Hintergrund läuft und ich mich nicht bewusst mit ihr beschäftigen muss. Sobald die Musik anfangen würde, im Vordergrund zu laufen oder sobald ich mich aktiv mit der Musik beschäftigen müsste (indem ich z.B. darübernachdenken müsste, welches Stück als nächstes gespielt werden soll), würde es mich auch stören.

Von daher: Ja, wenn eine Meta-Regel im Hintergrund läuft und ich mich nicht aktiv mit ihr beschäftigen muss, stört sie nicht weiter.
In dem Augenblick aber, wo sie in den Vordergund gerückt wird, stört sie genau so wie Musik, die im Vordergrund läuft.
In dem Augenblick, wo ich mich aktiv mit der Regel beschäftigen muss, stört sich mich genau so, wie die aktive Beschäftigung mit der Musik. (Zuhören ist passiv. Aber sich überlegen, welches Stück als nächstes Kommen muss, wäre aktiv.)

Du machst im Folgenden eine Unterscheidung zwischen bewusst und unbewusst. Diese Unterscheidung ist imho recht wichtig. Aber die Unterscheidung zwischen aktiv und passiv ist imho ebenfalls extrem wichtig.

alexandro

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Re: Warum ich keine Metaregeln mag
« Antwort #124 am: 15.11.2012 | 16:24 »
OK, wenn ich die Bennies immer dann einsetze, wenn mein Charakter sich sicher ist, dass er es schafft, dann gäbe es zwei Situationen:
1) Ich spiele einen SC, der von Selbstzweifeln zerfressen ist: Dieser SC wäre sich niemals sicher, etwas zu schaffen und würde demzufolge niemals Bennies einsetzen.

2) Ich spiele einen überheblichen SC mit einem Ego so groß wie der Mount Everest und den festen Glauben, dass Gott ihn beschützen wird. Dieser SC ist sich bei JEDER Aktion sicher, dass eine schützende Hand über ihn wacht. Das heißt, ich müsste bei JEDER Aktion einen Bennie einsetzen.
Andersherum wird ein Schuh draus: der unsichere Charakter würde weniger häufig schwierige/riskante Aktionen versuchen und folglich auch keinen Bedarf an Bennieeinsatz haben. Der überhebliche Charakter würde ständig irgendwelche Über-Aktionen versuchen, welche nur durch Bennie-Einsatz zu schaffen sind (und irgendwann reichen die Bennies vielleicht auch dafür nicht mehr, was ihn dazu bringt sein Verhalten zu überdenken).

Zitat
Und die Spielrealität sieht doch genau andersrum aus:
Meistens setzt man den Bennie nicht ein, wenn man sich sicher ist, dass man es schafft. Meistens setzt man den Bennie ein, wenn man sich unsicher ist, ob man es schafft.

Wenn man so denkt, dann ist man sowieso Meta (unabhängig ob man mit Bennies spielt, oder ohne).
« Letzte Änderung: 15.11.2012 | 16:28 von alexandro »