Angeregt durch die zahlreichen "warum ich XYZ nicht mag" - Threads mal eine etwas andere Frage:
Seid ihr stilistisch im Rollenspiel sehr festgelegt? Oder könnt ihr mit jedem Spiel tendenziell Spaß haben? Ich persönlich denke, dass ich mit fast jedem Rollenspielsystem arbeiten kann und mich auch auf Sachen einlassen kann, die mir auf den ersten Blick nicht zu liegen scheinen - bestes Beispiel ist die aktuelle LOTFP-Kampagne bei Tarin, obwohl ich der OSR vorher sehr kritisch gegenüber eingestellt war.
Wichtigste Voraussetzung für eine gute Rollenspielerfahrung ist dabei meiner Meinung nach eine Gruppe, die das, was angeboten wird, auch spielen WILL. Das heißt, wenn angekündigt ist "Wir spielen eine Oldschool-Sandbox", dann wird genau das gespielt, ohne dass jemand die Dramaqueen herausholt, unnötiges PvP beginnt oder anfängt, hochdetaillierte Regeln zu fordern. Wenn feststeht "Wir spielen Drama Baby, Yeah!", dann lässt man Powergamer-Ambitionen zu Hause und baut mit den anderen Spielern eine anspruchsvolle Story und wenn es darum geht "Wir machen eine lange Kampagne mit Intrigen und einer detailliert vorbereiteten Welt", dann fügt man sich in den Plot und spielt das, was angeboten wird, und killt nicht wahllos NSC oder lässt SCs über die Klinge springen.
Wichtig ist auch, dass der SL sein Handwerk beherrscht und tatsächlich das bietet, was abgesprochen war und nicht etwa bei Vampire (sorry, diesem kleinen Seitenhieb kann ich nicht widerstehen) die Superhelden hochleben lässt. Widersprüche im Konzept zeigen sich imho recht früh - wer versucht, Hack and Slay mit Story zu kombinieren, wird über Kurz oder Lang unbefriedigende Kompromisse eingehen müssen. Deshalb erscheint es mir sinnvoller, reinere Stile zu praktizieren, die von den entsprechenden Systemen auch mitgetragen werden, statt Dinge aufeinanderzupropfen, die nicht zueinander passen können, z.B. kompetetives Rollenspiel und Realismus oder eine Sandbox und charakterbezogenes Drama.
An diesen Reibungspunkten entstehen dann oft falsche Vorstellungen, wie Rollenspiel zu laufen hat - wer sich auf Sandbox einstellt und zu viel Drama abbekommt, findet Drama über kurz oder lang komplett doof, wer taktisch-kompetitiv oder storybetont spielen will und sich mit Erbsenzählereien aufhalten muss, schreibt wütende Rants zum Thema "Erwin und die Hartwurst".
tl;dr:
Rollenspiel funktioniert, wenn die Gruppe ein gemeinsames Konzept davon hat, wie das Ergebnis aussehen soll. Dabei gibt es Konzepte, die gut funktionieren, Mischstile werfen Probleme auf und führen zu Unzufriedenheit. Könntet ihr mit jedem Stil Spaß haben, wenn ihr euch drauf einlasst?