Der Punkt beim Menschlichkeitsverlust durch Tötung ist meiner Ansicht nach, dass der Vampir sich immer mehr damit abfindet und gleichgültiger wird, sich so dem "Beast", dem "Tier" annährt, also die eigenen Handlungen immer weniger reflektiert und keine ethischen Maßstäbe mehr an sein Handeln anbringt. In diesem Sinne wird er unmenschlich, weil er eben nicht mehr darüber nachdenkt, ob das, was er tut jetzt richtig oder falsch ist, weil er auch zunehmend den Bezug zu Begriffen wie richtig und falsch verliert. Und auch wenn man ständig gezwungen wird, in Notwehr zu töten oder in einem Rauschzustand, beginnt man sich zunehmend daran zu gewöhnen. Menschlichkeit zu verlieren ist daher eben nicht an eine willentliche Entscheidung gebunden, sondern zeigt einen Abstumpfungs- und Verrohungsprozess.
Da ist kein Richter, der sagt: "So, da hast du jetzt aber was böses gemacht, dafür nehm ich dir einen Punkt Menschlichkeit!" Es ist keine Strafe! Es ist einfach ein Schaden, den die Psyche des Vampirs, oder vielleicht auch seine Seele, nimmt.