Autor Thema: Warum uns die Realismusdebatte verfolgt  (Gelesen 15203 mal)

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Offline Drudenfusz

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Re: Warum uns die Realismusdebatte verfolgt
« Antwort #25 am: 16.11.2012 | 08:56 »
@ Eulenspiegel: Also es gibt in der Realität Frauen, Schlangen, Menschen und Steinstatuen; das würde also für dich dan eine Medusa realistisch machen? Wenn ja, wie schnell können Menschen versteinen, was ist da für dich realistisch?

@ Topic: Hatte vergessen das uns die Debatte noch aus einem weiteren Grund verfolgt, aber Eulenspiegel hat mich quasi darauf aufmerksam gemacht, nämlich weil einige Leute es Lieben zu Debatieren auch wenn kein wirklicher Grund mehr dafür vorhanden ist.
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Offline Feuersänger

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Re: Warum uns die Realismusdebatte verfolgt
« Antwort #26 am: 16.11.2012 | 09:28 »
Jawohl, schon wieder. Die letzte Realismus-Diskussionswelle ist vor kurzem durch das Forum gerollt. Ihre Nachwehen schwappen gerade durch die Community, wo die Leute mit Sarkasmus die Emotionen abzukühlen suchen.

Da war wohl jemand etwas voreilig bzw optimistisch...
Der :T:-Sprachführer: Rollenspieler-Jargon

Zitat von: ErikErikson
Thor lootet nicht.

"I blame WotC for brainwashing us into thinking that +2 damage per attack is acceptable for a fighter, while wizards can get away with stopping time and gating in solars."

Kleine Rechtschreibhilfe: Galerie, Standard, tolerant, "seit bei Zeit", tot/Tod, Stegreif, Rückgrat

Shield Warden

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Re: Warum uns die Realismusdebatte verfolgt
« Antwort #27 am: 16.11.2012 | 09:53 »
Wenn ich mir ein großes, fettes: Ich glaube - vor den Eingangsartikel vorstelle, ok. Kann aber so gut wie keinem Punkt zustimmen, muss ich sagen. Und ich glaube die Problematik der Realismusdebatten (vor allem Tisch) und ihre Auslöser hat Dolge bereits richtig erläutert.

Eulenspiegel

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Re: Warum uns die Realismusdebatte verfolgt
« Antwort #28 am: 16.11.2012 | 09:59 »
@ Eulenspiegel: Also es gibt in der Realität Frauen, Schlangen, Menschen und Steinstatuen; das würde also für dich dan eine Medusa realistisch machen? Wenn ja, wie schnell können Menschen versteinen, was ist da für dich realistisch?
Nein, das würde für mich zeigen, das Menschen sich nicht von der Realität trennen können. (Und wenn ich mich in der Welt des Phantastischen umschaue, dann ist eine Medusa noch verdammt unphantastisch. Ich würde sie evtl. bei 80% Realität und nur 20% Phantasterei einordnen.)

Die Legende von den Medusen ist im Übrigen dadurch entstanden, dass einige Leute extrem detaillierte Statuen gefunden haben. Sie konnten sich damals nicht erklären, dass sie ein Künstler angefertigt hat, weil sie so wirklichkeitsgetreu aussahen und haben es sich daher mit Versteinerung erklärt.

Fazit:
"Sich nicht von der Realität trennen können" ungleich "Nur 100% realistisch agieren."
« Letzte Änderung: 16.11.2012 | 10:02 von Eulenspiegel »

Shield Warden

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Re: Warum uns die Realismusdebatte verfolgt
« Antwort #29 am: 16.11.2012 | 10:01 »
Die Legende von den Medusen ist im Übrigen dadurch entstanden, dass einige Leute extrem detaillierte Statuen gefunden haben. Sie konnten sich damals nicht erklären, dass sie ein Künstler angefertigt hat, weil sie so wirklichkeitsgetreu aussahen und haben es sich daher mit Versteinerung erklärt.

Wo hastn das her?

Offline Oberkampf

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Re: Warum uns die Realismusdebatte verfolgt
« Antwort #30 am: 16.11.2012 | 13:53 »


Man könnte sollte so eine Diskussion hier im Forum, wenn sie einen stört, einfach ignorieren. Niemand zwingt einen dazu, einen Thread anzuklicken. Spätestens das zweite Anklicken (falls der „Realismus“ nicht am Titel erkennbar war) ist einfach die eigene Schuld.


Es ging mir primär um die Diskussionen am Spieltisch während des Spiels, sekundär um die Diskussionen außerhalb des Spiels zur Verbesserung eines SCs. Im Forum ist so eine Diskussion so problemlos wie die jährlich wiederkehrende RR-Diskussion.
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Offline Gummibär

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Re: Warum uns die Realismusdebatte verfolgt
« Antwort #31 am: 17.11.2012 | 19:57 »
Nein, das würde für mich zeigen, das Menschen sich nicht von der Realität trennen können. (Und wenn ich mich in der Welt des Phantastischen umschaue, dann ist eine Medusa noch verdammt unphantastisch. Ich würde sie evtl. bei 80% Realität und nur 20% Phantasterei einordnen.)

Mal aus folgendem Blickwinkel: Menschen und Affen haben z.B. zu 95% gleiche Gene.

Aus einem Affen einen Menschen machen (zur Wissenschaft fähig, zur Erbauung von Städten fähig, zum Nachdenken über sich selbst fähig, anderes Aussehen, anderer Gang) ist also eine Veränderung von 5%. Aus einem Menschen eine Medusa zu machen (anderes Aussehen, anderer Gang, Fähigkeit zur Versteinerung) wäre dann vllt sogar eine Veränderung von weniger als 5%.
« Letzte Änderung: 20.11.2012 | 15:34 von Gummibär »
Du greifst Teichdragon & Co. an und äußerst jetzt Unverständnis, wenn sich einer von ihnen zu Wort meldet?

Gut gemacht.  :gaga:

Taschenschieber

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Re: Warum uns die Realismusdebatte verfolgt
« Antwort #32 am: 17.11.2012 | 20:02 »
Juhu. Genau das, was das Tanelorn noch gebraucht hat: Metal Gear Solid-Genetik.

El God

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Re: Warum uns die Realismusdebatte verfolgt
« Antwort #33 am: 18.11.2012 | 14:57 »
edit: Bringt eh nix.

@Beral: Ich würde mich über Antwort freuen, bin durchaus an Diskurs interessiert, gern aber auch per PM.
« Letzte Änderung: 18.11.2012 | 15:05 von La Dolge Vita »

ErikErikson

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Re: Warum uns die Realismusdebatte verfolgt
« Antwort #34 am: 18.11.2012 | 15:09 »
Mal aus folgendem Blickwinkel: Menschen und Affen haben z.B. zu 97% gleiche Gene.

Aus einem Affen einen Menschen machen (zur Wissenschaft fähig, zur Erbauung von Städten fähig, zum Nachdenken über sich selbst fähig, anderes Aussehen, anderer Gang) ist also eine Veränderung von 3%. Aus einem Menschen eine Medusa zu machen (anderes Aussehen, anderer Gang, Fähigkeit zur Versteinerung) wäre dann vllt sogar eine Veränderung von weniger als 3%.


Naja, ich würde sagen, für ne Medusa brauch man schon mindestens 6%.

Taschenschieber

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Re: Warum uns die Realismusdebatte verfolgt
« Antwort #35 am: 18.11.2012 | 15:13 »
Also ich bin ja kein Biologe, aber die Aussage, dass Menschen und Affen zu 97% gleiche Gene haben, beweist nur eins: Nämlich dass Menschen viel zu schnell glauben, ein Thema verstanden zu haben.

Offline Beral

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Re: Warum uns die Realismusdebatte verfolgt
« Antwort #36 am: 18.11.2012 | 17:29 »
@Beral: Ich würde mich über Antwort freuen, bin durchaus an Diskurs interessiert, gern aber auch per PM.
Antwort worauf genau?
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El God

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Re: Warum uns die Realismusdebatte verfolgt
« Antwort #37 am: 18.11.2012 | 17:36 »
Ja, ähh. Ich habe ja eine Menge Argumente hier abgekippt. Wenn du auf irgendwas eingehen willst... Ansonsten habe ich auch kein Problem, wenn wir die Ansichten des jeweils anderen stehen lassen wollen.

Offline Necoras

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Re: Warum uns die Realismusdebatte verfolgt
« Antwort #38 am: 18.11.2012 | 18:32 »
Bin ich eigentlich der einzige, der nicht weiß, was mit "Realismus" in den ganzen Diskussionen gemeint ist?

Ich habe den Eindruck, dass das Thema nicht einmal ansatzweise angemessen diskutiert werden kann, solange die Begriffe nicht geklärt sind... (weshalb ich es auch überhaupt nicht verwunderlich finde, dass das Thema ständig aufkommt...)

ErikErikson

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Re: Warum uns die Realismusdebatte verfolgt
« Antwort #39 am: 18.11.2012 | 18:35 »
Oh Realismus ist eigentlich leicht zu definieren, das heisst "wie in der realität", also wie bei uns. Das hindert natürlich niemanden daran, Realismus mit Plausibelität gleichzusetzen, die quasi bedeutet, das Dinge so passieren, wies alle für halbwegs wahrscheinlich halten.

Das erstere ist nicht erreichbar im Rollenspiel, das ist auch der grund, warum die Realismusdebatte so idiotisch ist. Die Vermischung der beiden begriffe sorgt dann vollständig dafür, das aus dem Thema nie was wird.
« Letzte Änderung: 18.11.2012 | 18:37 von ErikErikson »

Online Maarzan

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Re: Warum uns die Realismusdebatte verfolgt
« Antwort #40 am: 18.11.2012 | 18:49 »
Oh Realismus ist eigentlich leicht zu definieren, das heisst "wie in der realität", also wie bei uns. Das hindert natürlich niemanden daran, Realismus mit Plausibelität gleichzusetzen, die quasi bedeutet, das Dinge so passieren, wies alle für halbwegs wahrscheinlich halten.

Das erstere ist nicht erreichbar im Rollenspiel, das ist auch der grund, warum die Realismusdebatte so idiotisch ist. Die Vermischung der beiden begriffe sorgt dann vollständig dafür, das aus dem Thema nie was wird.

Das etwas nicht vollständig erreichbar ist, heißt nicht, dass es idiotisch wäre es so weit wie möglich anzustreben.

Realistisch kann absolut oder relativ sein. Absolut ginge es um eine Abbildung realer Umstände. Dies wäre im Rahmen und unter Nennung der zum Spiel notwendigen Vereinfachungen der Fall,wenn die Spielwelt an dieser Stelle wie unsere funktionieren würde.
Das wird in der Regel nicht eine wissenschaftliche Spitzfindigkeit sein, sondern meist ein krasser Verstoß gegen grundlegende Logik. Zum Beispiel: Wenn ich immer mehr für meine Rohstoffe bezahlen muss, als ich für das Produkt erzielen kann, werde ich irgendwann pleite sein. oder Warum kämpft jeder Gegner verbissen bis zum Tod und selobst wennman ihn höchst unterlegen laufen läßt kommt jeder von denen in einem letzten suiziden Anfall ball wieder mit einer Attacke daher?

Relativ ist, wenn man eine beschriebene Abweichung von der Realität betrachtet (die damit quasi eien "Freigabe" von der absoluten Realitätsprüfung bekommen hat) und feststellt, dass dieses Element im weiteren so gar nicht zu der beschriebenen Spielwelt passt bzw. seine Folgen im Widerspruch zu anderen festgelegten Elementen stehen.

Plausibilität ist ein Ausweichbegriff, weil der Realismus durch wiederholte, meist unsachliche Angriffe schon so beschädigt ist, der aber meines Erachtens viel weicher ist und eher besagt ab einer gewissen ebenfalls eher nicht festgelegten Grenze nicht mehr so genau hinschauen zu wollen. Quasi Abstraktion ohne die Abstraktionsgrenze zu nennen und so wiederum potentielle Ursache für Konflikte.
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Offline Beral

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Re: Warum uns die Realismusdebatte verfolgt
« Antwort #41 am: 18.11.2012 | 23:01 »
Bin ich eigentlich der einzige, der nicht weiß, was mit "Realismus" in den ganzen Diskussionen gemeint ist?
Realismus ist ein möglichst genaues Abbild der objektiven Wirklichkeit.

Die Debatte kommt nicht deshalb immer wieder auf, weil wir Realismus nicht definiert haben. Sie kommt auf, weil Realismus immer nur eine Annäherung ist, die im Detail stets ungenau bleibt. Genau an diesen nicht eindeutig zu klärenden Detailfragen entzündet sich die Diskussion immer wieder. Das ist übrigens gar nicht unproduktiv. Eben diese intensive Beschäftigung mit dem nicht eindeutigen erweitert unser Weltbild Stück für Stück und hat es im Laufe der Zeit so viel objektiver (=realistischer) werden lassen.

@Dolge: Ich habe etwaige Impulse zur sofortigen Antwort unterdrückt und mit einer Nacht Abstand hatte ich kein Bedürfnis auf irgendeinen Kommentar tiefer einzusteigen. Ich müsste mich wiederholen und es würde auf eine typische Rechthabediskussion hinauslaufen. Einen Ansatzpunkt für einen Ausbau oder Umbau meiner Hypothese habe ich nicht gefunden.
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Re: Warum uns die Realismusdebatte verfolgt
« Antwort #42 am: 19.11.2012 | 06:48 »
Schade. Aber ich versuche trotzdem mal was halbwegs konstruktives draus zu ziehen: Ich nehme mir vor, die "Gegenposition", d.h. die Sicht der Realos mehr zu akzeptieren und nicht mehr so viel Gegenfeuer zu bieten. Die Fronten haben sich ja ohnehin seit Jahren nicht verschoben. Wie vorher schon beschrieben kann ich deiner These von der Wirkung von realweltlichen Erfahrungen auf die Phantasie gar nicht widersprechen, nur die Auswirkungen auf einen SIS und damit aufs Rollenspiel trage ich nicht mit. So ganz scharf fassen kann ich es leider auch nicht, aber ich denke, durch den kooperativen Aspekt beim Rollenspiel gewinnt der SIS gegenüber der Phantasie eines Einzelnen fundamental andere Qualitäten, weswegen wir da nicht 1:1 übertragen können.

Offline Beral

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Re: Warum uns die Realismusdebatte verfolgt
« Antwort #43 am: 19.11.2012 | 11:02 »
Was ist SIS?
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Boni

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Re: Warum uns die Realismusdebatte verfolgt
« Antwort #44 am: 19.11.2012 | 11:05 »
Shared Imagined Space = Gemeinsamer Vorstellungsraum.

Offline Beral

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Re: Warum uns die Realismusdebatte verfolgt
« Antwort #45 am: 19.11.2012 | 11:35 »
Wie vorher schon beschrieben kann ich deiner These von der Wirkung von realweltlichen Erfahrungen auf die Phantasie gar nicht widersprechen, nur die Auswirkungen auf einen SIS und damit aufs Rollenspiel trage ich nicht mit. So ganz scharf fassen kann ich es leider auch nicht, aber ich denke, durch den kooperativen Aspekt beim Rollenspiel gewinnt der SIS gegenüber der Phantasie eines Einzelnen fundamental andere Qualitäten, weswegen wir da nicht 1:1 übertragen können.
Der SIS ist funktionell nichts anderes als das gemeinsam errichtete Weltgerüst, von dem im Eingangsposting die Rede ist. Die dabei auftretenden Probleme sind die gleichen wie außerhalb des Rollenspiels. Jeder Mensch hat sein persönliches Weltbild im Phatasieraum. Wenn sich mehrere Menschen zusammenschließen und ein gemeinsames Weltbild erschaffen, krachen die Unterschiede der individuellen Weltbilder aufeinander. Ob man Physik studiert, das letzte Fußballspiel diskutiert oder Rollenspiel spielt, überall stehen wir vor dem gleichen Problem, individuelle Weltbilder (allesamt mit begrenzter Objektivität) zu einem gemeinsamen Bild zu vereinen.
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El God

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Re: Warum uns die Realismusdebatte verfolgt
« Antwort #46 am: 19.11.2012 | 11:56 »
Ich glaube, jetzt müssten wir uns ernsthaft in Philosophie betätigen, wenn wir uns fragen wollen, ob die im SIS ausgehandelten Fakten und Setzungen unabhängig von den Erschaffern existieren und für sich einen Wert darstellen. Die expliziten Fakten sind dabei vermutlich meist deutlich weniger im Verhältnis zu den Fakten, die mit Settingkonventionen oder realweltlichen Erfahrungen ausgekleidet werden. Man spannt ein Gerüst aus Annahmen und Behauptungen auf und kleistert die Löcher dann mit Konventionalismen zu. Interessanterweise sind dann auch diese Konventionen meistens der Auslöser für Diskussionen. Die Ideen, die kollektiv eingebracht wurden und quasi "abgenickt" sind, werden nicht angefochten, sondern dort, wo es unterschiede in dem diffusen Füllstoff gibt. Unter "kollektiv eingebracht" verstehe ich auch, dass man sich z.B. auf ein konkretes Setting und die darin gemachten Setzungen einigt.

Die von dir gebrachten Vergleiche finde ich eher unpassend: Beim SIS im Rollenspiel gibt es ja Gestaltungsrechte und implizite Vetorechte - ein SL kann einer Gruppe auch nur eine begrenzte Menge Bullshit (Seitenhiebe auf DSA verkneifen wir uns mal) auftischen, ehe diese rebelliert, man spielt im Kollektiv und benötigt einen kohärenten SIS, um überhaupt eine Spielbasis zu haben. Die Gestaltungsarbeit ist kollektiv und gezwungenermaßen konstruktiv, während bei anderwo erschaffenen gemeinsamen Weltbildern keine kohärenten Geschichten geschaffen werden müssen, sondern im Prinzip alle Fakten ständig variabel sind. Wenn Physiker oder Fußballfans eine neue Erkenntnis haben, kann sich die Welt fundamental ändern, ohne Kohärenzprobleme aufzuwerfen.
Beim SIS im Rollenspiel besteht imho kein Wettstreit über Deutungshoheiten, der Fokus liegt anderswo. Oder ziehst du insofern Spaß aus Debatten z.B. darüber wie tödlich ein Schwerthieb im Vergleich zu einem Dolchstich ist, dass es das ist, was für dich Rollenspiel ausmacht? Wenn sich Fußballfans oder Physiker zum Debattieren treffen, können sie unendlich lange ihre Diskussionen führen und sind nicht gezwungen, zu einem Ergebnis gekommen, weil das der einzige Inhalt der Debatte ist. Beim Rollenspiel sollte es doch aber ums Spielen gehen und nicht um Details ohne Spielrelevanz.

Oder ist gerade der Punkt der Spielrelevanz das, woran sich bei den Realismusdebatten die Geister scheiden? Die eine Fraktion braucht nur einen grob umrissenen SIS und ist so flexibel und tolerant (mir fällt nichts besseres ein, ich meine das erstmal ohne Wertung), dass kleine Inkohärenzen einfach übergangen werden und für die andere scheitern ganze Geschichten an kleinen Inkohärenzen bzw. am Willen, das Weltbild des anderen für das eigene SIS anzunehmen? Da sind wir aber doch wieder bei Deutungshoheit...

Online Maarzan

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Re: Warum uns die Realismusdebatte verfolgt
« Antwort #47 am: 19.11.2012 | 12:13 »
Natürlich ist Diskutieren über Regeln oder Welten auch ein Teil des Reizes von Rollenspiel, genauso wie Diskutieren beim Fußball.
Für das eigentlcihe Spiel ist das allerdings nur von indirektem Belang.

Was aber wichtig ist, sind neben dem Willen der Beteiligten auch die funktionalen Anforderungen durch die mit dem SIS verbundene Tätigkeit als Rollenspiels.
Das System muss soweit schlüssig und verständlich sein, dass die Beteiligten alle auch darauf basierend entscheiden und handeln können.

Und das ist im Zweifel, wenn der (meist innere!), abstraktionsbereinigte Realismus als verletzt angesehen wird, nicht mehr gegeben.

Dabei sehe ich das große Problem, dass Leute wenigstens egozentrisch nicht über den eigenen Tellerrand hinaussehen und ihre Vorstellungen z.B. als "Fun" oder gesunden Menschenverstand für alle als Norm festlegen wollen. Wie so üblich: Toleranz ist das, was der andere gefälligst leisten soll. 
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Offline Skiron

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Re: Warum uns die Realismusdebatte verfolgt
« Antwort #48 am: 19.11.2012 | 12:52 »
Erstmal mein Eindruck zum Threadtitel im Verhältnis des OP: Irgendwie liest sich das nach "Warum wir Realismus doch brauchen" und nicht nach "Warum wir darüber reden müssen ob wir Realismus brauchen" (zumindest war das das, was der Titel erst bei mir auslöste).

Du schreibst gerade sehr kluge durchdachte Postings, macht Spaß, das zu lesen. :-)

Nach meinem ersten Eindruck drängen sich mir die Fragen auf: wie wird der Realismus im Rollenspiel definiert und vor allen Dingen, was soll damit erreicht werden?

Möchte man, dass sich ein Spiel "echt" anfühlt, dann ist die Frage nämlich nicht mehr, wie erreiche ich Realismus, sondern wie erreiche ich es dass es sich echt an fühlt?

Möchte man, dass das Spiel "wahr" ist, dann ist die Frage, wie erreiche ich, dass es sich wahr anfühlt?

Realismus kann ein Teil davon sein, was aber in meinen Augen dabei vergessen wird, dass Realismus natürlich vom eigenen Wissenstand abhängig ist. Ich kenne mich z.B. nicht besonders gut mit Technik aus, wenn mir jemand dafür eine Erkärung gibt, die sich für mich plausibel anhört, kann ich diese als "echt" akzeptieren. In anderen Bereichen in denen ich mehr Kenntnisse habe, funktioniert das nicht so leicht.

Allerdings gibt es bei mir auch eine Toleranzgrenze. Es ist eine Anstrengung, aber es gelingt mir Dinge als "wahr" zu akzeptieren, auch wenn sie das nicht sind.

Ich denke ein Faktor ist dabei die Selbstreflektion, welchen Fokus lege ich und unter welchen Umständen bin ich bereit tolerant zu sein?
Also in welchen Bereichen "brauche" ich Fragemente der Realität damit es sich für mich "echt" anfühlt? Oder damit ich es als "wahr" akzeptieren kann?

Der andere Punkt ist, ich mag es sehr gerne, wenn Wissen aus der Realität Einfluss ins Rollenspiel findet.
Dadurch lerne ich ja, und auch meine Kenntnis der Realität wird größer.
Allerdings bin ich selten bereit zu akzeptieren, wenn jemand sagt: das ist so!
Ich möchte dann auch eine Erklärung oder einen Beweis.
Und hier ist es für mich ebenfalls die Frage nach der Toleranz, inwieweit bin ich bereit für die Bereiche in denen ich Fragmente der Realität brauche auch Mühe auf mich zu nehmen, in der Form, dass ich meine Ansichten erkläre und belege und nicht nur Behauptungen aufstelle?

Ich denke in vielen Debatten, verlangen diejenigen, die Realismus fordern die Beweispficht von den Anderen anstatt sie selbst in der Form
zu übernehmen, dass sie sich auch der Realität bedienen.
Und ich denke, dass oft die Toleranzgrenze auch größer wird, wenn man keine Lust hat herauszufinden, wie es denn nun wirklich aussieht.

Jedoch komme ich hier zu einem Punkt, den ich in der Realismusdebatte vermisse.
Bestimmte Filme oder Bücher können von mir aus völlig unrealistisch sein, wenn die Motivation oder Persönlichkeiten der Charaktere glaubwürdig sind und Tiefe haben, also eine Metapher auf die Wirklichkeit sind, die "wahr" ist.

Ein Film kann komplett realistisch dargestellte Fiktion sein und ich mich an den Bildern und der Umgebung erfreuen.
Aber der Film ist für mich dann nicht mehr als Unterhaltung, wenn die Geschichte der Personen dazu mich nicht berührt und keine "Wahrheit" transportiert.

Ok. Reale Erfahrungen als Basis der Phantasie akzeptiere ich. "Realismus" würde ich das nicht nennen, man kann Erfahrungen auch fehlinterpretieren und sich durchaus ein massiv verzerrtes Weltbild aneignen, in dem dann z.B. kalte Kernfusion oder ähnlicher Schabernack möglich ist. Der eigene Erfahrungshorizont ist beschränkter, als man vielleicht annimmt, viele Dinge, die man aus Büchern oder Filmen aufgenommen hat, sind durch Genrekonventionen verzerrt - und ich meine damit nicht nur die klassischen Genres, sondern auch die Sichtweisen verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen. Wenn unterschiedlich verzerrte Weltbilder in einem gemeinsamen Vorstellungsraum aufeinandertreffen, ist Chaos vorprogrammiert. "I reject your reality and substitute my own" kommt nicht von ungefähr.

Das sehe ich genauso.

Und vor allen Dingen, in Filmen oder Büchern werden bestimmte Dinge "bewußt" nicht realistisch dargestellt, weil sie vom Rezipenten dann nicht als glaubwürdig wahrgenommen werden.

Als Beispiel, Schussverletzungen im Film werden absolut unrealistisch dargestellt, man sieht wohl erstmal keinen Blutfleck,
um aber Glaubwürdigkeit zu erreichen bleibt man bei dieser Darstellung.

Ein weiteres Beispiel, Filme im Weltraum verzichten größtenteils darauf darzustellen, dass es dort keine Schwerkraft innerhalb von Raumschiffen gibt. Schwebende Figuren im Raumschiff verletzen unsere Wahrnehmungsgewohnheiten, wir wären permanent irritiert,
was dann zu einer Ablenkung von der Geschichte führen könnte.
In manchen Filmen oder Büchern wird deshalb eine Technologie eingeführt, die diesen Umstand erklärt, aber realistisch momentan nicht
möglich ist. Man akzeptiert es aber, weil es theoretisch möglich ist, dass es irgendwann eine solche Technologie geben könnte.

« Letzte Änderung: 19.11.2012 | 12:59 von Skiron »

Offline Beral

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Re: Warum uns die Realismusdebatte verfolgt
« Antwort #49 am: 19.11.2012 | 13:12 »
Die von dir gebrachten Vergleiche finde ich eher unpassend: Beim SIS im Rollenspiel gibt es ja Gestaltungsrechte und implizite Vetorechte - ein SL kann einer Gruppe auch nur eine begrenzte Menge Bullshit (Seitenhiebe auf DSA verkneifen wir uns mal) auftischen, ehe diese rebelliert, man spielt im Kollektiv und benötigt einen kohärenten SIS, um überhaupt eine Spielbasis zu haben. Die Gestaltungsarbeit ist kollektiv und gezwungenermaßen konstruktiv, während bei anderwo erschaffenen gemeinsamen Weltbildern keine kohärenten Geschichten geschaffen werden müssen, sondern im Prinzip alle Fakten ständig variabel sind. Wenn Physiker oder Fußballfans eine neue Erkenntnis haben, kann sich die Welt fundamental ändern, ohne Kohärenzprobleme aufzuwerfen.
Die Gestaltungsrechte und impliziten Vetorechte gibt es außerhalb des Rollenspiels genauso und seit jeher. Die Wissenschaft hat zum Beispiel einen gewaltigen Katalog an methodischen Gestaltungsregeln. Die Gebote der Kompromisssuche sind gänzlich universell und uralt und dienen auch dazu, das kollektive Weltbild auszuhandeln. Implizite Vetorechte gibt es überall. Wenn du z.B. als Physiklaie mit einem Physikprofessor diskutierst, räumst du ihm sicherlich sehr große Vetorechte ein, wenn euer gemeinsam aufgebautes Physikbild sich hier und dort nicht überschneidet. Wir haben nicht nur Vetorechte in unserem Alltag, sondern auch Ungleichgewichte bei Vetorechten. Ein zweiter Physikprofessor wird deinem ersten nicht die gleichen Vetorechte einräumen wie du es getan hast.

Koheränte Geschichten im Rollenspiel sind funktional gesehen koheränte Phantasieinhalte. Wenn Physiker und Fußballfans auch keine Geschichten im Sinne des Rollenspiels entwerfen, so entwerfen sie doch wie wir Spieler koheränte Phantasieinhalte. Neue Erkenntnisse ändern ihr Weltbild und verursachen auch Koheränzprobleme. Wir machen alle von der gleichen Fähigkeit gebrauch, nämlich Phantasie. Wir alle nutzen die Features und haben alle mit den Nebenwirkungen zu kämpfen.

Dass beim Rollenspiel kein Wettstreit über die Deutungshoheit des gemeinsamen Weltgerüsts besteht, kannst du als Annahme kaum ernst meinen. Realismusdiskussionen sind Ausdruck davon, genauso wie Erzählrechte, Spotlightwünsche usw.
Spielertyp: Modellbauer. "Ich habe das Rollenspiel transzendiert."

"Wir führen keinen Krieg...sind aber aufgerufen eine friedliche Lösung auch mit militärischen Mitteln durchzusetzen." Gerhard Schröder.