Ja, genau so ist das, Fred.
Das ist auch wieder genau der Punkt, den meine früheren Spieler in Glorantha, RuneQuest und so weiter nie wirklich verstanden haben.
"Wie? Was? Warum gibt es da zwanzig verschiedene Kriegsgötter? Warum ein Dutzend Gottheiten allein für Landwirtschaft ...?"
Heute weiß ich natürlich, wie ich darauf antworten würde, auch wenn es inzwischen ein Gemeinplatz ist:
Das ist so, weil Glorantha eben dezidiert von ECHTEN, organisch gewachsenen Kulturen der Menschheitsgeschichte abgeguckt ist... von Griechen, Römern, Kelten, Germanen, dem alten China, Indien, Mesopotamien, nordamerikanischen Indianern und anderen! Die Realität und die reale Geschichte und Volkskunde ist eben viel, viel vielfältiger als eine mechanische Spielwelt, in der Götter und Kulte nach der Spielnützlichkeit zusammengestellt und in handliche kleine Schubladen gepackt werden: bitte nur eine Kriegsgottheit, eine Gottheit für den Heiler, eine für den Bauern, eine für die Liebe. So einheitlich und bürokratisch funktioniert eine reale Religion eben nicht. Und eine polytheistische Gesellschaft funktioniert auch nicht so, wie es uns Fantasy-Romane, Fernsehserien und Schulbücher oft weismachen wollen.
Dazu kommt der Umstand, dass man es in Glorantha oft mit den Randgebieten großer Imperien zu tun hat, wo sich Völker und ihre Traditionen ständig begegnen und allmählich vermischen. Die Kriegswirren und die generelle Umbruchsstimmung, das Heraufdämmern großer epochaler Umwälzungen, tun das Übrige. Einheitlichkeit und Konformismus sind da nicht angesagt.