Autor Thema: Antike Würfel  (Gelesen 3095 mal)

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Offline asri

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Antike Würfel
« am: 5.02.2013 | 22:45 »
Den römischen W20, der vor wenigen Jahren bei Christies für rund 18.000 Dollar verkauft wurde, hatten wir hier schon mal erwähnt (Edit: Link). Laut der Info zu dem Objekt sind mehrere römische zwanzigseitige Würfel bekannt, man weiß nur nicht, wofür sie genutzt wurden (ein bestimmtes Spiel, Orakel?).

Kürzlich wurde ein noch älterer W20 aus ptolemäischer Zeit bei cnet beschrieben. Er wird im Metropolitan Museum of Art aufbewahrt.

Kennt jemand Literatur zu antiken Würfeln und Würfelspielen? Ich weiß, dass Astragaloi weit verbreitet waren. Gab es noch andere Würfeltypen? W4, W8 oder W12 könnte ich mir vorstellen (der W10 wurde angeblich erst vor drei Jahrzehnten erfunden?)...
« Letzte Änderung: 6.02.2013 | 15:40 von asri »

Offline Orakel

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Re: Antike Würfel
« Antwort #1 am: 5.02.2013 | 22:48 »
(ein bestimmtes Spiel, Orakel?).

Hmm?  wtf?
Das würde Laws zu mir sagen: Method Actor 75%; Storyteller 75%; Specialist 58%; Tactician 58%; Casual Gamer 25%; Power Gamer 25%; Butt-Kicker 17%

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Offline asri

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Re: Antike Würfel
« Antwort #2 am: 6.02.2013 | 07:32 »
Das Komma ist ein "oder". :) Die Leute damals müssen so einen W20 ja nicht zwingend für ein Spiel verwendet haben, sondern könnten ihn auch bei Divinationstechniken eingesetzt haben.

Nebenbei: W4 gibt es natürlich schon beim so genannten Königlichen Spiel von Ur, zweieinhalb Jahrtausende früher. (Allerdings, wenn ich mich recht entsinne, mit nur zwei unterschiedlichen Ergebnissen - also ein W2 in Form eines Tetraeders.) Haben die Römer, Griechen, Ptolemäer etc. auch Vierseiter gehabt, oder waren die dann erstmal aus der Mode?

Offline 1of3

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Re: Antike Würfel
« Antwort #3 am: 6.02.2013 | 07:59 »
Nein, die waren sogar am innsten. Die lassen sich nämlich am leichtesten aus den Knöchelknochen von Ziegen schnitzen.

Offline asri

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Re: Antike Würfel
« Antwort #4 am: 6.02.2013 | 09:11 »
Meinst du Astragale, oder Tetraeder? Beide sind vierseitig, Astragale (Astragaloi) sind die Sprunggelenkknöchel (engl. knucklebones), wurden aber meines Wissens nicht in Form eines Tetraeders geschnitzt (sondern mehr oder weniger so gelassen, wie sie waren).

Edit: Die Römer hatten auch W14.
« Letzte Änderung: 6.02.2013 | 11:40 von asri »

Offline asri

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Re: Antike Würfel
« Antwort #5 am: 8.02.2013 | 15:58 »
Ich hab grad folgendes Buch vor mir (ungelesen, aber reingestöbert):

Ineichen, Robert: Würfel und Wahrscheinlichkeit. Stochastisches Denken in der Antike. Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag 1996.

Der wohl älteste bekannte Würfel ist ein Sechsseiter aus Tepe Gawra (auch Tappa Gaura, Irak), Beginn des 3. Jahrtausends vor Christus. Die heutige Augenverteilung (gegenüberliegende Augen ergeben als Summe 7) tritt erstmals vor ca. dreieinhalb Jahrtausenden in Ägypten auf
Im alten Indien gab es (neben Nüssen, bei denen vermutlich nicht die Position am Ende des Wurfs, sondern die Anzahl der geworfenen "Würfel"-Nüsse wichtig war) vierseitige Prismenwürfel (Stabwürfel). Eine genaue Datierung hierzu gibt Ineichen leider nicht.

Bei den Griechen und Römern behandelt Ineichen einerseits die Astragale, andererseits die klassischen Sechsseiter. Daneben gab es auch Stabwürfel (W4-Prismen) und Ikosaeder. Der Autor zitiert aus einer älteren französischen Arbeit über einen W20 aus der Zeit der Ptolemäer (siehe oben der verlinkten Würfel!), allerdings beschreibt er ein hohle, dünnwandige Bronze-Ikosaeder, 7,3cm hoch, "das auf jeder der zwanzig Seitenflächen ein Substantiv und eine Zahl trägt, in griechischen Lettern." (S. 53). Die altgriechischen Buchstaben sind gleichzeitig Zahlzeichen. Vermutet wird, dass jeder Mitspieler einen Einsatz zahlen musste, und das geworfene Ergebnis aus dem Gesamteinsatz nehmen durfte.

Ohne jeden Kommentar verweist Ineichen dann noch auf Polyeder mit 19 und mit 18 Seitenflächen, die als Spielwürfel verwendet worden sein könnten.

Tetraeder wie die aus Ur werden auf den ersten Blick nicht erwähnt (also auch die aus Ur selbst nicht). Aber wie gesagt, ich hab nur reingeblättert.

Offline asri

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Re: Antike Würfel
« Antwort #6 am: 9.02.2013 | 13:45 »
Oh, da gibt es offenbar ein mittelgroßes Mysterium: Die gallo-römischen Dodekaeder. Über hundert hohle "W12" meist aus Bronze, mit unterschiedlich großen Löchern auf ihren Flächen. An den Ecken sind Knubbel. Zum Spielen wurden sie wahrscheinlich nicht verwendet. Der Rest ist unklar, es könnten Kerzenhalter gewesen sein oder auch Vermessungsinstrumente.

Michael Guggenberger: Etwas Gewisses hievon zu bestimmen waere ein Gewagtes. 260 Jahre Dodekaeder-Forschung, in: Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum, 2000, S. 67-84. PDF

A.C. Sparavigna über röm. Dodekaeder, mit der Theorie, dass sie Geräte zur Entfernungsbestimmung waren.
Wikipedia

Offline Auribiel

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Re: Antike Würfel
« Antwort #7 am: 10.02.2013 | 14:03 »
über röm. Dodekaeder, mit der Theorie, dass sie Geräte zur Entfernungsbestimmung waren.

Bei dieser Aussage irritiert mich dann aber was in der Wikipedia steht: "Bisher wurden über hundert der Artefakte gefunden − ausschließlich in Römersiedlungen in Gebieten, die vorher von Kelten besiedelt waren."
Wenn das ein Gerät der Entfernungsmessung war, warum sollte das dann nur in den ehemals keltisch besetzten Gebieten benutzt worden sein? Wo anders hat man es ja laut Wikibeitrag noch nicht gefunden.
Aufgrund dessen würde ich eher die ebenfalls in der Wikipedia aufgelistete Variante in Erwägung ziehen: Magisches Objekt der keltischen Priesterwelt?

(Oder es war schlichtweg ein Spielzeug der Kinder reicher Leute, es erinnert mich irgendwie daran: Tupper-Motorik-Würfel  >;D)
Feuersänger:
Direkt-Gold? Frisch erpresst, nicht aus Konzentrat?