So, ich gestehe jetzt mal, dass ich DSA1 nie gespielt habe, allerdings kenne ich viele der alten Abenteuer entweder als Spieler, SL oder nur vom Lesen, ebenso wie ich die alten Spielhilfen kenne.
Was den Reiz von DSA1 für mich daher ausmacht, ist eine Mischung aus folgendem:
- Platz und die Folgen:
Aventurien war kaum beschrieben, ich habe daher den Eindruck, ich kann mir irgend einen Punkt auf der Landkarte nehmen und einfach dazu schreiben was ich will, ohne Angst haben zu müssen, damit mit einer offiziellen Setzung zu kollidieren. Ich habe den Eindruck, ich kann tagelang durch die Pampa marschieren, ohne auf die nächste Siedlung zu treffen - das einzige, dem man ev. begegnet sind einige Monster-Zufallsbegegnungen.
(Im jetzigen DSA habe ich aufgrund der Dichte der Besiedlung in den zivilisierteren Gegenden immer das Gefühl, man läuft 4 Meilen in eine Richtung und stolpert über den nächsten, durchorganisierten Weiler).
Der Unterschied zwischen DSA1 und DSA4 ist für mich (völlig unerheblich von der tatsächlichen Größe des Kontinents) der Unterschied zwischen den USA und Deutschland: In den USA steht ein Schild "nächstes MacDonalds in 50 Meilen", bei uns hängt das Schild "nächstes MacDonalds in 5 km". US-Filmen nehm ich die kleine, krude Ortschaft ab, in der sich böse Dinge zutragen, ohne dass das einer aus den Nachbarsiedlungen mitbekommt - in einem deutschen Film fände ich das nicht glaubwürdig. Bei DSA4 habe ich aufgrund der Dichte der Beschreibung den Eindruck, es kann eigentlich nichts wirklich mystisches mehr geben, da ja überall sofort ein Nachbar ist, der eigentlich alles schon hätte mitbekommen müssen. Oder man muss in die entlegensten Gegenden reisen, um noch etwas geheimnisvolles zum Entdecken zu finden.
Bei DSA4 habe ich immer wieder das Gefühl: Wieso mussten denn jetzt erst die Helden kommen? Es gab genug Struktur vor Ort, die sich längst um das Problem hätte kümmern müssen (Stadtwachen, Dorfbüttel, Inquisition) - bei DSA1 waren da nur die Helden, die das Problem lösen konnten.
- Mut zu Neuem:
Die alten DSA1-Monster erschienen mir früher weit phantastischer als das, was jetzt heute so Standardmäßig durch die Abenteuer kriecht. Wann gab es zuletzt mal Riesenamöben oder Morfus in einem Abenteuer? Wo sind die Tatzelwürmer abgeblieben, die das Orkversteck bewachen? Und die Säbelzahntiger sind mittlerweile wohl auch ausgestorben! Was jetzt noch durch DSA kreucht sind eigentlich nur noch Menschen (sogar die Elfen- und Zwergendichte ist mMn in den letzten Jahren stark zurückgegangen!) und einige der Standard-Fantasie-Kost (wenn überhaupt!): Hier mal ein Greif, da mal ein Einhorn, vielleicht mal ein Drache, fertig.
Das einzige, vor dem man sich kaum retten kann, sind Untote (aber auch die eigentlich nur noch in den schwarzen Landen) oder Daimonides Viechzeugs. Und ich finde es doch ärgerlich wie inflationär mit Dämonischem umgegangen wird! Dann doch lieber hin und wieder mal ein rein derisches Monster.