Autor Thema: Bin ich einfach - zu langsam?  (Gelesen 4914 mal)

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Offline Blutschrei

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Bin ich einfach - zu langsam?
« am: 21.02.2013 | 15:38 »
Hey liebes Tanelorn,

Hier soll es um ein eher "handwerkliches" / "rhetorisches" Problem des Spielleitens gehen.

Obwohl meine Runden in ihrer gesamtqualität zunehmend besser werden, und ich mit der Entwicklung soweit ganz zufrieden bin, beneide ich viele Spielleiter noch um ihre Fähigkeit, rasend schnell zu improvisiern, zu erfinden, blumige Beschreibungen und Bezeichnungen für unerwartete Spielernachfragen aus dem Ärmel zu zaubern.

Ich selbst kann das ziemlich ungut. Auch wenn ich in Sachen Handlungsstrang ziemlich flexibel bin, die meisten meiner Szenen ungeplant und aus dem Stehgreif entstehen, fehlt mir doch die Fähigkeit, leichtfüßig lebendige Inhalte in die Runde zu schleudern. Dadurch wirken meine Szenen manchmal steriler als gewollt, etwas statisch, mit einer ziemlich klaren Unterscheidung in Plotrelevantes und "Hintergrund". Lieber wäre mir eine dynamische lebhafte Welt, in der der "Hintergrund" sich bunt mit Plotrelevantem vermischt.


Konkret merke ich, dass es an folgendem hängt:

-Namen: Mir fallen keine Namen ein. Nie! Sei es für Städte, Ruinen, Dämonen, Landstriche, Personen, Schiffe... Dann wird immer irgendwas ausgelutscht klingendes hingerotzt, damit sich das Spiel nicht zu lange verzögert. Dabei erlebe ich es oft, dass Spielleiter sehr schnell eingängige Namen für unvorbereitetes zur Verfügung haben, vor allem Namen, die dem Objekt gewisse zusätzliche Aspekte verleihen oder zum Ausdruck bringen.

-Einrichtung: Meine Räume und Szenen wirken erstmal relativ kahl, man steht meist erstmal auf einer "großen weißen Fläche", und erst auf NAchfragen der Spieler hin kann ich kommunizieren, wie der Raum sich in meinen Gedanken darstellt.

-Schnelle Szenen- und Orts-Wechsel machen mir immer etwas probleme, ich muss dann meist kurz in meinen Unterlagen kramen, um einen gedanklichen Schnitt machen zu können und mich auf die neuen Figuren, Objekte und Handlungen einstellen zu können.

-Mir passiert es hin und wieder (bei weitem nicht "dauernd", aber es kommt vor), dass ich vergesse ein wichtiges Schlüsselstück des Plots, das in einer Szene erhalten werden kann einzubauen. Die Spielerschaft steht danach quasi im Regen, weil ihre letzte Spur im Sand verlaufen ist. Ich muss dann irgendwas hinmurksen, um ihnen den Hinweis nachträglich auf anderem (und möglichst einigermaßen plausiblem Wege) zukommen zu lassen.



Nun stehen für mich zwei Fragen im Raum:

1. Woran liegts?
Bin ich einfach langsam? Ist meine Vorbereitung undurchdacht und lückenhaft? Fehlt mir einfach Erfahrung? Dass ich unter einer gewissen Konzentrationsschwäche leide ist mir bewusst, aber die hat mir gefälligst nicht so sehr im Weg zu stehen :D

2. Was kann man dagegen tun?
Systematische Vorbereitungen? Sprech- und Improvisationsübungen? Ein Baukasten mit generischen Namen, Orten, Möbeln... vielleicht als Spielleiterschirm? Gedächtnis- und Konzentrationsübungen? Einfach mehr Settingbeschreibungen lesen?

Vielleicht gibt es hier ja den ein oder anderen, der mein PRoblem nachvollziehen kann, oder Spielleiter, die über diese Hürde hinweg sind und mich an ihren Erkenntnissen teilhaben lassen wollen, ich bin auf eure Beiträge gespannt! :)
« Letzte Änderung: 21.02.2013 | 15:40 von Blutschrei »
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Offline Trichter

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Re: Bin ich einfach - zu langsam?
« Antwort #1 am: 21.02.2013 | 15:46 »
Improvisierte Szenenbeschreibungen kann man imho ganz gut beim Spazierengehen etc. trainieren. Überleg dir einfach in Gedanken, wie du die Aussicht die du gerade siehst beschreiben würdest. Gib den Passanten auf der Straße irgendwelche Namen, versuch ihr Aussehen mit 2-3 markanten Adjektiven/Phrasen zu beschreiben. Das gleiche mit Räumen/Häusern/Plätzen/...
Konzentrier dich dabei nicht immer nur auf das Sichtbare, sondern beschreibe auch Gerüche, Geräusche, wie sich der Boden unter den Füßen anfühlt (wenn es irgendwie erwähnenswert ist. Wie sich ein betonierter Gehweg anfühlt weiß wohl jeder deiner Spieler ;) ), ...

oliof

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Re: Bin ich einfach - zu langsam?
« Antwort #2 am: 21.02.2013 | 15:57 »
Was auch helfen kann: Für alle Orte/Presonen/Monster die wichtig sein können, ein oder zwei Sätze aufschreiben, in denen steht, was an ihnen bemerkenswert ist. Dabei dürften sich auch Namen ergeben. Für Ortschaften etc. einfach mal in einen Atlas schauen und ein paar wählen, die da drin stehen (-:

Offline Lichtschwerttänzer

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Re: Bin ich einfach - zu langsam?
« Antwort #3 am: 21.02.2013 | 16:04 »
Hey liebes Tanelorn,

Hier soll es um ein eher "handwerkliches" / "rhetorisches" Problem des Spielleitens gehen.

1
A
usw

Kein SL ist perfekt, will never be , can never be.
Wir alle haben unsere  Stärken und Schwächen.
B
Mach dir keinen überflüssigen Stress.
It´s just a Game, the reason to play is to ´ve fun.
Fehler passieren! Und? Was soll´s es ist nicht gerade Hirnchirurgie die wir praktizieren.
C
Such dir ne gute SL Anleitung , ansonsten Erfahrung hilft.
Namen  : Namenslisten
z.b. war Wadenbeisser ein typischer Winkingerschwert(spitz?)name


Improvisieren gelingt mir am besten auf einer soliden Basis betreffs der NSC
Wissen, Werte, Ziele, Taktiken//Strategien, Ressourcen


-Einrichtung: das ist keine Museumsführung weniger ist mMn fast immer sehr viel mehr, für andere nimm ne skizze

-Schnelle Szenen- und Orts-Wechsel then so be it
.
Ich vermute du könntest die Szenen übervorbereiten, verallgemeinere die Vorbereitung.




“Uh, hey Bob?”
“What Steve?”
“Do you feel like we’ve forgotten anything?”
Sigh. “No Steve. I have my sword and my bow, and my arrows and my cloak and this hobbit here. What could I have forgotten?”
“I don’t know, like, all of our stuff? Like the tent, the bedroll, my shovel, your pot, our cups, the food, our water, your dice, my basket, that net, our spare nails and arrowheads, Jim’s pick, my shovel, the tent-pegs…”
“Crap.”

Offline aingeasil

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Re: Bin ich einfach - zu langsam?
« Antwort #4 am: 21.02.2013 | 16:10 »
ansonsten gibt es auch noch die berühmten Listen.

Allen voran eine Namensliste - einfach mal namen aufschreiben, die dir gefallen und als Backup in deine Unterlagen legen.

Aber solche Listen funktionieren auch für Orte, beschreibende Adjektive, Charaktereigenschaften, Möbelstücke in einem Raum, Geräuschkulissen, etc.
Dabei ist "Liste" hier ein weit gefasster Begriff. Diese können vorweg sortiert sein (Möbelstücke Wohnzimmer, Schlafzimmer, Kinderzimmer) oder alle durcheinander.

Und ansonsten hilft dir nur Übung. Du willst gut beschreiben, dann beschreibe immer wieder. Das kann in deinem Kopf passieren oder laut. Die Spaziergänge sind ne tolle Methode, weil du Input von außen bekommst, den du gleich umsetzen kannst ("Der Typ sieht aus wie ein Edgar Wassermann.") - aber versuch das auch mal vor einem leeren Dokument, indem du ein paar Stickpunkte zu Szenen schreibst, die dir in deiner Kampagne vorschweben. Und zwar nur beschreibendes, nicht plotrelevantes.

Offline Weltengeist

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Re: Bin ich einfach - zu langsam?
« Antwort #5 am: 21.02.2013 | 16:18 »
Ich bin da auch hin- und hergerissen. Natürlich kannst du bestimmte Aspekte durch mehr Vorbereitung verbessern, und es gibt hier im Forum auch zu fast jedem von dir angesprochenen Aspekt schon irgendwo einen Thread mit Ratschlägen und Links. Manche davon sind auch leicht umzusetzen (z.B. die Namenslisten), andere Sachen laufen aber auf "Übung" hinaus. Und die Frage ist dann (wie der Schwerttänzer schon sagt), ob (1) das überhaupt nötig ist (oft stört das deine Gruppe deutlich weniger als dich) und (2) ob du dir das wirklich antun willst oder ob es deine Vorbereitung in Stress ausarten lässt.

Perfektionistische Vorbereitung ist ein hässlich Ding. Ich bin da auch immer mal in Versuchung, aber ich werde besser darin, zu widerstehen. Vielleicht fragst du deine Gruppe mal, was ihr lieber ist: Dein Spielleiterstil, so wie er jetzt gerade ist, oder ein besserer Spielleiterstil, aber halb so viele Sitzungen (weil du mehr Zeit zum Vorbereiten brauchst). Es würde mich nicht wundern, wenn die Gruppe voller Überzeugung "So wie's jetzt ist!" antworten würde.

Dass man deshalb trotzdem mal ein Buch zum Thema "Spielleiten" lesen darf, steht außer Frage. Aber ich würde (wie bei allen Ratgebern aus der "Werde-ein-besserer-Mensch-in-sieben-Schritten"-Kategorie) dringend empfehlen, jeden Rat unter Machbarkeitsaspekten zu hinterfragen. Ich habe gerade den Spielleiterratgeber "Never unprepared" hinter mir, in dem der Autor darlegt, warum er von wöchentlichem auf dreiwöchentlichen Spielleiterrhythmus gewechselt ist, damit er genug Zeit zum Vorbereiten von richtig tollenTM Sitzungen hat. Und ganz ehrlich: Bei soviel Perfektionismus für eine Freizeitbeschäftigung schüttelt es sogar mich, als alten Perfektionisten.
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Offline rettet den wald

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Re: Bin ich einfach - zu langsam?
« Antwort #6 am: 21.02.2013 | 16:48 »
Ich habe als SL ein ziemlich ähnliches Problem wie du. Meine bisherige Erfahrung:
-> Namenslisten sind gut.
-> Zufallstabellen für diversestes Zeug sind gut (kann man auch für Namen verwenden wenn man will).
-> Vor der Session eine Zusammenfassung des geplanten Plots in maximal 2 Sätzen schreiben ist gut.
-> Andere Spielleiter aufmerksam beobachten und dabei die Techniken die dir gefallen imitieren ist gut.
-> Die Spieler nach jeder Session um ihre Meinung fragen ist möglicherweise gut (kommt auf die Spieler an).


Um deine Fragen zu beantworten:
-> Woran liegt es? Da ich ein relativ ähnliches Problem habe gehe ich mal davon aus, dass das zumindest halbwegs normal ist...
-> Was kann man dagegen tun? Häufiger spielleiten, und dadurch mehr Übung kriegen.
"A game should be a system of rules that allow the player to explore. If the player finds loopholes, then the game developer should fix them. It's never, ever the player's fault: it's the game developer's fault."

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Online asri

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Re: Bin ich einfach - zu langsam?
« Antwort #7 am: 21.02.2013 | 17:04 »
-Namen: Mir fallen keine Namen ein.

Wie alle schon sagten: mach Dir eine Namensliste, bzw. mehrere (nach Fantasyrassen oder sozialen Schichten gegliedert, Ortsnamen/ Personennamen usw.). Falls Du ein entsprechendes Gerät am Spieltisch hast: es gibt Namensgeneratoren online. Oder auch käuflich: The Story Games Name Project (hab ich selbst nicht, aber man kann sich im Netz ja gut informieren).

-Einrichtung: Meine Räume und Szenen wirken erstmal relativ kahl
Hm - wie ungewöhnlich sind denn die Räume? Versuch doch mal, die Orte einfach als "typisch" zu bezeichnen, und nur ein oder zwei Merkmale zu nennen, die den Charakteren in die Augen fallen. Wenn sie mehr wissen wollen, sollen sie fragen. Also: "Der Marktplatz zeigt das übliche geschäftige Treiben, irgendwo hört ihr Hundebellen. Euch fällt auf, dass nicht weit von Euch ein Tuchhändler ist, an dessen Stand ungewöhnlich viele Leute stehen." Oder: "Ihr steht in einem typischen Großraumbüro mit Cubicles, insgesamt vielleicht 30 Arbeitsplätze. Rechts an der Wand ist ein großes Whiteboard mit einer Skizze und ein paar Notizzetteln, die durch Magnete gehalten werden."

Das Problem an Beschreibungen ist ja, dass man als Spieler ganz schwer unterscheiden kann, was grad Fluff und Color sein soll, und was ein Plothinweis ist. Wenn Du etwas beschreibst, wird es allein dadurch interessant/ "merk-würdig". Vielleicht kann man es hinkriegen, zu vermitteln, was von der Beschreibung irrelevant für den Plot ist und einfach nur erbauliche Szenerie für die Vorstellungskraft sein soll. Aber wieviel Mühe ist dir das wert?

Insofern sind "kahle" Räume nicht unbedingt schlecht. Aber das hängt auch stark davon ab, welche Rolle Du als Spielleiter in Eurer Runde innehast. Wenn bei Euch atmosphärische Beschreibungen und quasi "Tourismus" wichtig am Spieltisch sind, dann macht es Sinn, sowas zu üben. Andernfalls kann es sein, dass Du etwas von Dir verlangst, was am Ende gar nicht wünschenswert ist.

-Schnelle Szenen- und Orts-Wechsel machen mir immer etwas probleme, ich muss dann meist kurz in meinen Unterlagen kramen, um einen gedanklichen Schnitt machen zu können und mich auf die neuen Figuren, Objekte und Handlungen einstellen zu können.

Gönn Dir (und den Spielern) einen Moment. Schnelle Wechsel sind irritierend.
Manchmal hilft es, sich einen Kameraschwenk über die neue Szene vorzustellen, als wäre es Film. Beschreib, was die Kamera zeigt, beschreib ruhig auch die Bewegung der Kamera.
Vielleicht hilft es auch, wenn du einen Wahrnehmungssinn heraussuchst, und mit einem Detail anfängst: Den Szenenwechsel zur Waldlichtung könntest beginnen mit Modergeruch, dem plötzlichen Verstummen des Vogelgesangs, der Wärme des Sonnenlichts oder den faserigen Pilzen auf einem dicken, abgebrochenen Ast. Irgendein Detail. Damit beginnst Du, den Ort zu beschreiben - kann helfen, um den schnellen Wechsel abzufedern, weil Du auf einen Schlag komplett am neuen Ort sein musst, sondern eben mit einer Kleinigkeit anfängst, die völlig simpel sein kann.

Je nachdem, wie Eure Runde so drauf ist: lass die Spieler bestimmte Dinge übernehmen, also: "Beschreib mal den Audienzsaal!" oder Ähnliches.

Offline Auribiel

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Re: Bin ich einfach - zu langsam?
« Antwort #8 am: 21.02.2013 | 17:11 »
rasend schnell zu improvisiern, zu erfinden, blumige Beschreibungen und Bezeichnungen für unerwartete Spielernachfragen aus dem Ärmel zu zaubern.

Kann man lernen und je spielerischer man an die Sache herangeht, desto besser klappt es.


Zitat
-Namen: Mir fallen keine Namen ein. Nie! Sei es für Städte, Ruinen, Dämonen, Landstriche, Personen, Schiffe... Dann wird immer irgendwas ausgelutscht klingendes hingerotzt, damit sich das Spiel nicht zu lange verzögert. Dabei erlebe ich es oft, dass Spielleiter sehr schnell eingängige Namen für unvorbereitetes zur Verfügung haben, vor allem Namen, die dem Objekt gewisse zusätzliche Aspekte verleihen oder zum Ausdruck bringen.

Namenslisten erstellen hilft. Oder - Faulheit siegt - Namenslisten im Internet suchen und runterladen und dann einfach einige Namen auf Vorrat halten. Gerade bei DSA gibt es da endlos-Namenslisten, nach Setting sortiert. Da kann man auch für andere Fantasy-Rollenspiele problemlos klauen.
Ebenfalls hilfreich ist es mMn, wenn man viel Fantasy liest oder Filme schaut: Vorname von Buch-Char eins kombiniert mit Nachname von Film-Char zwei...
Insgesamt rate ich allerdings - wenn du sagst, aus dem Stehgreif fällt dir nichts ein: Schreib dir einfach nach bespieltem Setting ein Dutzend Namen auf Vorrat auf und kleb die (so du einen benutzt) innen in den SL-Schirm.
Das selbe trifft natürlich auch auf alle anderen Namensdinge zu: Ruinen, Gasthäuser (meine Achilles-Ferse!) usw.

Zitat
-Einrichtung: Meine Räume und Szenen wirken erstmal relativ kahl, man steht meist erstmal auf einer "großen weißen Fläche", und erst auf NAchfragen der Spieler hin kann ich kommunizieren, wie der Raum sich in meinen Gedanken darstellt.

Da habe ich Glück, ich besitze ein sehr gutes räumliches Gedächtnis: Ich klaue mir meine Inspiration aus Gebäuden, die ich besucht habe oder aus Filmen, die ich gesehen habe. Natürlich rücken manche Kleinigkeiten erst auf Nachfrage in den Fokus, das würde ich allerdings nicht als Problem sehen, das ist einfach so!
Hier hilft es mMn, wenn du einfach mal einige Snippets aufschreibst. Also einfach eine Vorgabe nehmen (Empfangsraum des Fürsten, Tempel des XYZ, Gasthaus zum roten Gockel) und dann eine halbe DinA4-Seite aufschreiben, was der erste Eindruck ist, wenn jemand diesen Ort betritt.

Zitat
-Schnelle Szenen- und Orts-Wechsel machen mir immer etwas probleme, ich muss dann meist kurz in meinen Unterlagen kramen, um einen gedanklichen Schnitt machen zu können und mich auf die neuen Figuren, Objekte und Handlungen einstellen zu können.

Hier könntest du als Überleitung (und um Zeit zu schinden für's Kramen) auch einen musikalischen Wechsel vornehmen, wenn ihr denn mit musikalischer Untermalung spielt. Andererseits lässt sich das aber auch üben. Und zuletzt: Niemand ist perfekt - manchmal klappt das bei mir übergangslos. Dann gibt's wieder Tage, da hab ich wirklich Problem von einer Szene in die nächste zu wechseln. Wieso nicht einfach eine kurze Getränkepause machen oder was zu Essen einwerfen und dann an der neuen Szene weiterspielen? Du bist SL, kein Roboter! ;)

Zitat
-Mir passiert es hin und wieder (bei weitem nicht "dauernd", aber es kommt vor), dass ich vergesse ein wichtiges Schlüsselstück des Plots, das in einer Szene erhalten werden kann einzubauen. Die Spielerschaft steht danach quasi im Regen, weil ihre letzte Spur im Sand verlaufen ist. Ich muss dann irgendwas hinmurksen, um ihnen den Hinweis nachträglich auf anderem (und möglichst einigermaßen plausiblem Wege) zukommen zu lassen.

Hrm, ja, das kenne ich. Ist mir auch schon passiert: Da haben wir so schön an einer Szene Rollenspiel betrieben, dass ich völlig vergessen habe, den Spielern die eigentlichen Plotrelevanten Infos aus der Szene zu geben. Auch hier gilt: Niemand ist perfekt. Wenn es eine Info ist, die ein NSC hat: Vielleicht läuft der NSC ja den SCs nach, weil er sich doch noch an etwas erinnert - oder er einen der SCs so toll fand, dass er sich nachts ins Zimmer schleicht und dann beim nächtlichen Stelldichein zufällig die gesuchte Information fallen lässt...
Alternativ ließe sich das auch als Rückblende einbauen "würfel doch nochmal auf Aufmerksamkeit - hey, jetzt wo ihr euch nicht mehr unterhaltet und du nochmal drüber nachdenkst fällt dir ein, dass du da unter dem Buch auf dem Schreibtisch einen Briefumschlag hast vorlugen sehen, das könnte doch...". Kommt in Filmen immerhin auch oft genug vor - und auch mir selbst fallen manche Dinge, die ich beobachtet habe, erst hinterher wirklich auf. ;) ...könntest du also sogar noch als stilistisches Mittel verkaufen. Oder einfach ehrlich zugeben: Sorry, hab ich vergessen, aber hier habt ihr nachträglich die Info, die ihr braucht!



Zitat
1. Woran liegts?
Bin ich einfach langsam? Ist meine Vorbereitung undurchdacht und lückenhaft? Fehlt mir einfach Erfahrung? Dass ich unter einer gewissen Konzentrationsschwäche leide ist mir bewusst, aber die hat mir gefälligst nicht so sehr im Weg zu stehen :D

Ich denke, du willst zum einen zu perfektionistisch sein und gehst zum anderen zu krampfig an die Sache ran. Es ist ein Spiel, versuch es spielerisch anzugehen. Und wenn die Mitspieler wegen einem solchen kleinen Spiel"fehler" motzen, sollen sie doch das nächste Mal spielleiten. ;)
Natürlich kann man manche Dinge auch üben (siehe oben).

Zitat
2. Was kann man dagegen tun?
Systematische Vorbereitungen? Sprech- und Improvisationsübungen? Ein Baukasten mit generischen Namen, Orten, Möbeln... vielleicht als Spielleiterschirm? Gedächtnis- und Konzentrationsübungen? Einfach mehr Settingbeschreibungen lesen?

Namensliste erstellen, Snippets schreiben üben, Grundrisse von Häusern sammeln (im Inet gibt's da einiges, ich sammle im Gedächtnis die Grundrisse von Gebäuden, in denen ich war), die man dann notfalls aus dem Meisterordner zaubern kann.

Insgesamt würd ich raten: Sei nicht zu perfektionistisch, gehe spielerischer an das Problem heran und übe das, was man sinnvoll einüben kann. ;)
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Offline Nørdmännchen

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Re: Bin ich einfach - zu langsam?
« Antwort #9 am: 21.02.2013 | 17:33 »
Die Fragen werfen ein weites Feld auf - aber das Thema ist wirklich spannend, hoffentlich sammeln sich hier noch viele Ideen. :d
Zunächst (und als Antwort auf 1): ein wirklicher Mangel liegt mMn nicht vor - bloss nicht zu stark unter irgendeinen Erwartungsdruck stellen. Aber so empfinde ich Deinen Post eigentlich auch: Dir sind Deine Stärken bewusst - und Du möchtest einfach an einigen Baustellen arbeiten.

Vorschläge von mir:

Vorstellungskraft trainieren
Grade visuelles Vorstellungsvermögen lässt sich trainieren, es wird dadurch schneller und auch bildreicher - du kannst dann beim Beschreiben von Deiner "inneren Leinwand" abgucken.
Eine mEn gute Technik ist die schrittweise Steigerung der "Fremdheit". Das läuft wie folgt:
  • Wenn Du mal entspannt Zeit hast - z.B. vorm Einschlafen - stellst Du Dir etwas sehr Vertrautes vor. Sagen wir mal: Dein Wohnzimmer.
  • Im nächsten Schritt änderst Du Deine Vorstellung von der Realität ab, hältst sie aber "wahrscheinlich". Du gibst z.B. Deinem Sofa eine andere Farbe.
  • Die Wahrscheinlichkeit kannst Du auch graduell reduzieren. (Sofa in zwei verschiedenen Bezügen, glitzernde Wände, einen echten Picasso...)
  • Stufe Vier ändert die Vorstellung ins Unwahrscheinliche - aber noch ins Mögliche. Da steht z.B. ein Whirlpool anstelle des Sofas.
  • Schließlich probierst Du etwas Unmögliches - z.B. wächst ein Ahorn aus Deinem Fußboden.
  • Auch Unmöglichkeit lässt sich steigern: alle Zeiten existieren gleichzeitig in Deinem Wohnzimmer...

Meistens werden die Bilder ab einer gewissen Stufe "verschwommener" bzw. weniger konkret. Dann kannst Du von da an immer wieder neu üben.
Die Übung funktioniert nicht nur mit Orten, sondern auch mit Personen und Handlungen. Wenn man sich regelmäßig Zeit dafür nimmt, werden die Bilder im Kopf tatsächlich greifbarer.


Vertrautes ausschlachten (der Klassiker)
Nimm was Du kennst und klaue bis sich die Balken biegen. Deine Tante wird zur Kräuterfrau im Wald, deine ehemalige Schule gleicht dem Aufbau eines Gefängnisses, der "Rasende Falke" wird zum Segelschiff usw.
Dafür kann man sich bewusst (und kurzweilig) mit Input versorgen. Ich persönlich liebe Bücher über Raumgestaltung und historische Landkarten. Trichters Vorschlag mit dem Spazierengehen finde ich extrem cool. Filme jeglicher Coleur sind ebenfalls super. Und vor allem: jeder einzelne Mensch, der Dir über den Weg läuft.

Prinzipiell liest sich Dein Problem für mich tatsächlich wie die Angst vorm leeren Blatt. Da hilft Creative Constraint (PiHalbe hat dem mal einen Podcast gewidmet). Sprich: stiehl wo Du nur kannst. Und außerdem...


Nutze den Zufall
Wenn Du Tarotkarten hast, dann zieh ab und an mal eine. Die Bilder sind absichtlich so gestaltet, dass sich lange Assoziationsketten bilden können. Schlag einen Atlas an beliebiger Stelle auf - oder einen passenden Comic.
Du könntest Dir natürlich auch sowas hier ausdrucken. Zufällig gewählte Maximen-Listen für SLC können Dich extrem kreativ wirken lassen.
(Dammit - ich muss den verlinkten Thread endlich mal reanimieren!) :smash:


Deligiere an Deine Spieler
EDIT: Wie asri schon schrieb...
Du hängst, weil Dir eine schillernde Beschreibung für eine einfache Situation fehlt? Lass sie von Deinen Spielern ausschmücken. Z.B.: "Da steht ein Tisch, den eindeutig ein zwergischer Handwerker gefertigt hat. Woran erkennst Du das?"
Wenn Du dann eine der beschriebenen Schnitzereien o.ä. als Hinweis im Abenteuer einbaust, bist Du auf dem besten Wege zum Impro-König.


Befreie den Spinner in Dir
Ich glaube tatsächlich Deine Baustelle ist weit verbreitet. (Ich kenne sie zumindest auch von mir.) Wir haben alle kulturell erlernt, vor allem konvergent zu denken. Divergentes Denken wird eher benachteiligt. Der eigentliche Trick ist es, nicht immer alle Bilder, die in Dir aufsteigen, sofort zu bewerten - einfach mal raus lassen...
Das Thema finde ich persönlich sehr spannend - und es kann leicht ausufern. Soll ich mehr dazu schreiben?
« Letzte Änderung: 22.02.2013 | 11:14 von Nørdmännchen »
»Gute Geschichten sind so gut aufgebaut, daß Lehrer natürlich denken, sie seien vorher geplant,
aber jede Geschichte hätte auch in eine Million andere Richtungen gehen können.«

– Keith Johnstone, Theaterspiele

Offline Oberkampf

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Re: Bin ich einfach - zu langsam?
« Antwort #10 am: 21.02.2013 | 21:50 »
Der wichtigste Punkt ist einfach: Mach Dir keinen Stress.

Frag ruhig mal Deine Spieler, wie sie sich Sachen vorstellen, lasse sie Details ergänzen oder einen Namensvorschlag einwerfen. Ansonsten Listen gnadenlos ausschlachten (körperliche Merkmale, Verhaltensmuster, Namen, triviale Gegenstände usw.)

In Räumen brauchst Du einen großen Hauptgegenstand (wichtigstes, auffälliges Möbelstück), einen kleinen Detailgegenstand (Lampe, Hirschgeweih, beschriftete Tasse) und Deine Plotgegenstände für die abenteuerrelevanten Infos (Familienfoto, Aktenschrank usw.). Mehr ist einfach Ballast - und dient meiner Meinung nach nichtmal der Atmosphäre. Bei Personen eigentlich genauso: zwei erinnerungswerte Körpermerkmale, ein Verhaltensmerkmal, und Du hast alles, was Du brauchst.

Am Besten sind übrigens mMn Bilder - sowohl für Personen, als auch für Orte.
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Offline Weltengeist

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Re: Bin ich einfach - zu langsam?
« Antwort #11 am: 21.02.2013 | 22:35 »
Ich weiß, dass das Offtopic ist, aber das kann ich so nicht stehen lassen:

Ein beliebig komplexes Problem kann von jedem gelöst werden, wenn er genug Zeit dazu hat.

Äh, nein. Aus beruflicher Erfahrung als Hochschullehrer und Wissenschaftler kann ich dir versichern, dass dem nicht so ist. Die Probleme, die die guten Leute in einer Woche lösen, lösen die schlechten Leute in 10.000 Jahren nicht. Begabungen spielen eine weitaus größere Rolle, als man wahr haben möchte. Und keine Zeit und kein Einsatz der Welt kann ausgleichen, wenn man in einem bestimmten Bereich von der Vorsehung nicht mit Talent gesegnet worden ist.

Mein Tipp (beim Spielleitern wie anderswo): Man erreicht mehr, wenn man sich auf seine Stärken konzentriert, als wenn man seine Zeit darauf verwendet, seine Schwächen zu verbessern. Womit wir dann doch wieder ontopic wären.
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Offline Spicy McHaggis

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Re: Bin ich einfach - zu langsam?
« Antwort #12 am: 21.02.2013 | 23:00 »
Ich werfe auch mal folgendes in den Raum:
* Namenslisten
* Listen mit Eigenschaften von NSC (riecht schlecht, ist agressiv, ist naiv und lacht etwas dümlich... usw.)
* Listen mit kurzen Beschreibungsfetzen, pro Thema ne Liste ("apokalypstische Ruinenstadt", "Fantasy Mittelalter Stadt", "Sci Fi Raumhafen" usw...)
* Viel Lesen, was in etwa artverwand ist. So baust du dir ein gutes Reportoire auf. Beispiel: Ich leite viel SR. Ich lese gerne Agenten- und "Mafia" - Thriller. Außerdem hab ich mir Rollenspiele wie Blue Planet, Cyberpunk 2020, Transhuman Space, Eclipse Phase, Spycraft und Delta Green durchgelesen. Außerdem schaue ich gerne Filme, die irgendwie zum Thema passen oder hole mir die Ideen für Szenen aus Computerspielen.
* Ich hab immer das Gefühl, sobald ich ausgiebig vorbereitet bin und viel über ein Abenteuer gebrainstormed und aufgeschrieben hab, desto freier kann ich improvisieren.
* Du könntest dir einen groben Ablaufplan des Abenteuers zeichnen. Also nur kurze Stichworte zu den einzelnen Stationen und die mit Pfeilen verbinden. Xmind ist ganz gut dafür: http://www.xmind.net/
* Du könntest auch mit einer Digicam Fotos von coolen Locations machen (z.B. ne alte Industrie Ruine bei dir in der Stadt oder einen einsamen Strand im Urlaub.) und die aufheben.
* Auf Diviantart und vielen Concept Art Seiten kannst du auch gut Ideen sammeln

=> Lange Rede garkein Sinn ;) : Bau dir ein Reportoire an Informationen auf, am Anfang wirst du wahrscheinlich öfter mal reinschauen. Aber das wird sich alles im Kopf festsetzen, das bald mehr und mehr aus dem Stehgreif geht.
« Letzte Änderung: 21.02.2013 | 23:10 von Spicy McHaggis »
"Neugier ist die Mutter der Weisheit"

Offline blut_und_glas

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Re: Bin ich einfach - zu langsam?
« Antwort #13 am: 21.02.2013 | 23:13 »
Mein Tipp (beim Spielleitern wie anderswo): Man erreicht mehr, wenn man sich auf seine Stärken konzentriert, als wenn man seine Zeit darauf verwendet, seine Schwächen zu verbessern. Womit wir dann doch wieder ontopic wären.

Und als Ergänzung: Schwächen (und Stärken) sind auch eine Sache der Wahrnehmung. Langsamkeit kann auch eine "Tugend" sein.

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Current thinking of this agency: Ooh! – Rassismus unter Druck bei Blue Planet

Offline Di0nysius

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Re: Bin ich einfach - zu langsam?
« Antwort #14 am: 21.02.2013 | 23:15 »
Es wurde als Tipp zwar schon erwähnt, aber ich finde ihn so nützlich, dass ich ihn gerne wiederhole: Klaue von überall!

Man sagt mir nach, dass ich gut improvisieren kann und meine Szenen lebendig wirken. Doch...*sing* Es ist alles nur geklaut..

Der Wirt ist Bruce Willis und der durchgeknallte Söldner ist Brad Pitt aus "12 Monkeys". Der Mysteriöse chinesische Laden ist aus Gremlins geklaut. Mein Buschmann zaubert die tollsten Geschichten und Ansichten aus dem Hut und wirkt sehr lebendig...der nämlich aus Otherland geklaut (nagut...ist kein Film). Der harte Korgeweihte ist eigentlich Judge Dredd.

Mein zweiter Tipp:

Für die Namen benutze ich Namenslisten und da ich ganz faul bin habe ich ein App dafür. *g*
Das Nennt sich GMToolKit und ist leider nur für diverse Apple Produkte zu haben. . Das liefert auch Namen für Orte sowie Beschreibungen für Räume. Letztere finde ich allerdings nutzlos.

Und mir fällt da noch einer ein:

Wälze doch auch etwas Arbeit auf deine Spieler ab. Sie können doch ruhig auch mal Orte, NSCs, usw. erfinden oder verkörpern. Manchmal frage ich einfach: "Ok, du bestellst dir ein Bier beim Wirt. Du wechselst ein paar Worte mit ihm und er ist dir sofort sympathisch, warum?" Menschmal kommen da die abgefahrensten und lustigsten Sachen bei rum und die Spieler sind einem dankbar, da sie ihre Hintergrundstory einbauen können.

Und da kommt spontan noch einer:

Kinder und Tiere machen Szene super lebhaft. Hab keine Ahnung warum (vielleicht liegt es daran, dass alle anderen Kinder und Tiere immer vergessen?). Also dichte ein paar dazu und wende dann munter Tipp 3 ein, damit du dich nicht mehr um sie kümmern musst. ^^

Ich muss jetzt zusehen den Ohrwurm von den Prinzen wieder loszuwerden.  ~;D

Di0nysius






Offline Spicy McHaggis

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Re: Bin ich einfach - zu langsam?
« Antwort #15 am: 21.02.2013 | 23:20 »
Und mir fällt da noch einer ein:

Wälze doch auch etwas Arbeit auf deine Spieler ab. Sie können doch ruhig auch mal Orte, NSCs, usw. erfinden oder verkörpern. Manchmal frage ich einfach: "Ok, du bestellst dir ein Bier beim Wirt. Du wechselst ein paar Worte mit ihm und er ist dir sofort sympathisch, warum?" Menschmal kommen da die abgefahrensten und lustigsten Sachen bei rum und die Spieler sind einem dankbar, da sie ihre Hintergrundstory einbauen können.
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Offline sangeet

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Wellentänzer

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Re: Bin ich einfach - zu langsam?
« Antwort #17 am: 22.02.2013 | 08:25 »
Die bisherigen Tips finde ich insgesamt sehr gut, insbesondere den Post vom Nordmännchen. Dem schließe ich mich voll an.

Parallel wurde der folgende, nach meiner Ansicht wesentliche Punkt noch nicht genannt: Höre nicht auf das Märchen vom freien Rollenspiel, bei dem sich die Story aus dem Spiel ergibt und alle ein total duftes Erlebnis haben, welches alles andere mühelos toppt. Das wird gerade hier im Tanelorn praktiziert und ist nach meiner Wahrnehmung eine geschönte Wirklichkeit. Ja, Sandboxing, freies Spiel und so weiter können sicherlich Spaß machen, sind aber keineswegs der heilige Gral des Spiel. Sie stellen vielmehr erstens nur eine bestimmte Variante dar, zu der sich Alternativen bieten, und sie haben zweitens ihren Preis: Leerlauf, Orientierungslosigkeit, fehlende Spannungsbögen und so weiter. Es gibt das perfekte Spiel nicht, alles hat leider seine Vor- und Nachteile. Ich habe schon sehr viele Gruppen plus SL gesehen und die Konsequenz, die ich für mich gezogen habe: gutes Rollenspiel ist höchst subjektiv, plakative Heilsversprechen sind Scharlatanerie.

Insofern ist der bisher ungenannte Tip 1 von mir: Sprich mit Deinen Spielern und weise sie darauf hin, dass Ihr Euch in der Runde idealer Weise die Bälle gegenseitig zuspielt. Wenn Du etwa bei Der Eine Ring was Lustiges rund um die Wetterspitze und Bree vorbereitet hast, können die Spieler sicherlich auch mal vollkommen unvermittelt nach Gondor reiten. Das sollte aber nicht zur Gewohnheit werden. Um dieses Prinzip zu bahnen, lasse ich die Spieler am Ende des Spielabends immer kurz miteinander diskutieren und verbindlich die nächsten Schritte planen. Das erleichtert die Vorbereitung ungemein. Das verstößt vielleicht gegen das, was im Tanelorn als überlegenes Rollenspiel propagiert wird, hilft aber nach meiner Erfahrung sehr für ein flüssiges Spiel und weniger Vorbereitungskopfschmerz.

Bisher ungenannter Tip 2: Beschneidende Techniken des SL sind selbstredend wenig elegant und von einem intensiven Gebrauch würde ich generell absehen. Railroading/Partizipationismus/Trailblazing/Roads to Rome sind im Tanelorn aber nach meiner Ansicht zu Unrecht völlig verpönte Alternativen. Denn sie sorgen nach meiner Erfahrung durchaus für mehr Struktur und für ein flüssigeres Spiel. Wichtig ist, dass Du die Spieler sanft mitnimmst und Fingerspitzengefühl zeigst. Du kannst bei bestimmten Entscheidungen die Situation beispielsweise so im Spiel darstellen, dass die Spieler Deine favorisierte Lösung erkennen. Wenn sie sich dann anders entscheiden: auch gut. Aber die Hürde ist in dem Fall größer und Du kannst häufiger auf Vorbereitetes zurückgreifen. Das begrenzt den Aufwand ungemein.


Offline Weltengeist

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Re: Bin ich einfach - zu langsam?
« Antwort #18 am: 22.02.2013 | 08:58 »
Höre nicht auf das Märchen vom freien Rollenspiel, bei dem sich die Story aus dem Spiel ergibt und alle ein total duftes Erlebnis haben, welches alles andere mühelos toppt. Das wird gerade hier im Tanelorn praktiziert und ist nach meiner Wahrnehmung eine geschönte Wirklichkeit. Ja, Sandboxing, freies Spiel und so weiter können sicherlich Spaß machen, sind aber keineswegs der heilige Gral des Spiel. Sie stellen vielmehr erstens nur eine bestimmte Variante dar, zu der sich Alternativen bieten, und sie haben zweitens ihren Preis: Leerlauf, Orientierungslosigkeit, fehlende Spannungsbögen und so weiter. Es gibt das perfekte Spiel nicht, alles hat leider seine Vor- und Nachteile. Ich habe schon sehr viele Gruppen plus SL gesehen und die Konsequenz, die ich für mich gezogen habe: gutes Rollenspiel ist höchst subjektiv, plakative Heilsversprechen sind Scharlatanerie.

Mann, hast du mir gerade aus der Seele gesprochen! :d
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Offline Kampfwurst

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Re: Bin ich einfach - zu langsam?
« Antwort #19 am: 22.02.2013 | 09:12 »
Obwohl meine Runden in ihrer gesamtqualität zunehmend besser werden, und ich mit der Entwicklung soweit ganz zufrieden bin, beneide ich viele Spielleiter noch um ihre Fähigkeit, rasend schnell zu improvisiern, zu erfinden, blumige Beschreibungen und Bezeichnungen für unerwartete Spielernachfragen aus dem Ärmel zu zaubern.

Wie schon einige zuvor gesagt haben: Übung macht den Meister.

Ich denke, dass in vielen Situationen, die Spieler als aus dem Ärmel gezaubert empfinden gar nicht so spontan improvisiert sind, wie es den Anschein hat. Es ist einfach eine gewisse Vorbereitung. Wobei das wesentlich kopflastiger klingt, als es sein soll. Mit der Zeit sammelt sich aber eine gewisse Erfahrung an, wo du einfach viele Situationen schonmal durchgespielt hast, entweder mit einer Gruppe oder alleine im Kopf. Diese Situationen kannst du dann mehr oder weniger einfach aus dem Regal ziehen und präsentieren, und nach außen wirkt das als hättest du dir das in diesem Moment ausgedacht.

Einzig wo es nicht wirklich zu klappen scheint sind tatsächlich Namen, da brauch ich auch eine Liste.  ;D

Offline Lichtschwerttänzer

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Re: Bin ich einfach - zu langsam?
« Antwort #20 am: 22.02.2013 | 09:57 »

 Ja, Sandboxing, freies Spiel und so weiter können sicherlich Spaß machen, sind aber keineswegs der heilige Gral des Spiel.

ist es auch nicht wurde aber wo behauptet?

Ja es hat seinen Preis, aktive Mitspieler, Characters wh go out to do stuff  on their own initiative.
Das schickt sämtliche Pläne
besonders a laKiesow Dümmstmöglicher Storyverlauf , SC Schikane und Kleinhalten a la Kiesow die Toilette herunter.
Das lässt sie auch aus Ambiente Ressourcen machen

Mit DSA Erzählungszuhörern u.ä. lässt sich das nicht machen, die warten und warten


Mit RR habe ich ein Problem weil der Meister seine Zuhörer anlügt und aus der dahinterstehenden überheblichen Einstellung zu ihnen.
“Uh, hey Bob?”
“What Steve?”
“Do you feel like we’ve forgotten anything?”
Sigh. “No Steve. I have my sword and my bow, and my arrows and my cloak and this hobbit here. What could I have forgotten?”
“I don’t know, like, all of our stuff? Like the tent, the bedroll, my shovel, your pot, our cups, the food, our water, your dice, my basket, that net, our spare nails and arrowheads, Jim’s pick, my shovel, the tent-pegs…”
“Crap.”

Offline Blizzard

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Re: Bin ich einfach - zu langsam?
« Antwort #21 am: 22.02.2013 | 11:11 »
Hallo Blutschrei,

eine Menge von guten Ideen & Vorschlägen sind schon genannt worden. Vielleicht zunächst mal was Allgemeines: Versuch, lockerer an die ganze Sache ranzugehen. Nicht alles, vom dem du denkst es sei schlecht oder würde bei den Spielern schlecht rüberkommen, ist auch so. Ich weiss das, ich kenn das Gefühl nur zu gut. ;) Nur: Haben sich deine Spieler mal darüber beschwert? Hast du da mal mit deinen Spielern drüber gesprochen? Und es ist kein Beinbruch, wenn du als SL mal was in deinen Unterlagen nachsehen musst. Das passiert selbst den SLs, vor denen du laut Ausgangspost den SL-Schirm ziehst.

Dann: Du must nicht alles alleine machen, du kannst auch mal deine Spieler in die Pflicht nehmen. Frag sie oder lass sie doch einfach-auch mal unvermittelt-Dinge oder Aktionen beschreiben. Da wirst du als SL schnell merken, dass es da dem ein-oder anderen Spieler auch nicht ganz einfach fallen dürfte, eine gute, atmosphärisch dichte Beschreibung so mir nichts, dir nichts aus dem Hut zu zaubern. Vor allen Dingen dann, wenn sie es nicht gewohnt sind. Und wenn dir irgendetwas an der Schilderung der Spieler nicht gefällt hast du als SL immernoch ein Veto-Recht.

Zudem, was Beschreibungen anbelangt: Du musst nicht immer alles super detailiert beschreiben(selbst wenn ihr ein eher erzähllastiges System spielt). Manchmal reichen auch einfache, banale, stereotype Beschreibungen vollkommen aus. " Eine typische Hafenkneipe", "Eine Lagerhalle am Ende des Stegs", etc...so was in der Art. Reicht manchmal auch vollkommen aus. Detailiert(er) beschreiben solltest nur du dann, wenn es bzw. die Details wichtig sind und/oder um das Ganze mit mehr Colour zu schmücken.

Des Weiteren(auch wenn es schon genannt wurde) kannst du dich, was Beschreibungen anbelangt, auch einfacher Hilfsmittel bedienen, wie Bücher, Filme oder (Computer)-Spiele. Da kannst du dann ruhig sagen:" Die sehen so aus bzw. sind so gekleidet wie die Wachen des Kardinals aus dem Film Die 3 Musketiere". Falls einer der Spieler das betreffende Medium nicht kennen sollte kann man ihm das immernoch schnell erläutern. Hierbei könnten übrigens auch wieder die Mitspieler, die den Film kennen, kurz einspringen und das übernehmen. Manchmal machen sie das sogar von alleine.

Und ja, Vorbereitung ist wichtig-aber man sollte es nicht übertreiben. Notier dir die wichtigsten Eckdaten für das Abenteuer. Vielleicht schreibst du dir auch einen kurzen Storyverlauf auf einen Zettel. Einfach, dass du was hast, an dem du dich ein bisschen orientieren kannst. Wichtig ist in erster Linie nur, dass du für dich einen roten Faden für das Abenteuer hast.

Zur Improvisation: So was kann man lernen. Die (hohe)Kunst der Improvisation besteht darin, dass deine Mitspieler nicht merken, dass du improvisierst bzw. improvisiert hast. Als SL hast du fast schon automatisch in jeder Session die Chance, das zu üben. Ansonsten gibt es genügend andere Möglichkeiten, Improvisation zu üben (auch wenn es in einigen Fällen mit Rollenspiel nix zu tun hat). Nimm dir ein Beispiel an MacGyver. ;) [Scherz]. Nee, mal im Ernst: Ich habe früher eine Zeit lang Theater gespielt. Spätestens wenn du auf der Bühne stehst und etwas vom Text oder eine Textpassage vergessen hast, musst du improvisieren. Denn erstens sollen die Leute nicht merken, dass du was vergessen hast und zweitens muss es ja weitergehen. Das war für mich damals der beste Lehrmeister, was Improvisation anbelangt(e). Vielleicht probierst du es ja einfach mal aus.

Zum Schluss: Kopf hoch. Es ist nicht alles so schlimm, wie du es schilderst-auch wenn es auf dich so wirkt. Positiv denken. Nicht umsonst heisst es so schön: "Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen".
« Letzte Änderung: 22.02.2013 | 11:16 von Blizzard »
"Wir leben nach den Regeln, wir sterben nach den Regeln!"

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Offline Lichtbringer

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Re: Bin ich einfach - zu langsam?
« Antwort #22 am: 22.02.2013 | 12:03 »
Wenn du einen universellen SL-Schirm hast (beispielsweise den von Prometheus), dann kann ich nur die Innenseiteneinleger empfehlen, die ich  :T:hier angehängt hatte.

Die haben alles, was du zum improvisieren brauchst:
- Handlungsstränge
- dramatische Situationen
- Silbentabelle für Namen
- Besonderheiten eines NSC
- Launen eines solchen
- Motivationen
- Charakterzüge
- Stimmung einer Szene
- Adjektive zum Beschreiben für alle fünf Sinne


Außerdem findest du da natürlich meine Mindermeinung zu SL-Schirmen im Allgemeinen...

Swafnir

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Re: Bin ich einfach - zu langsam?
« Antwort #23 am: 22.02.2013 | 15:12 »
Mein Tipp: Bereite dich vor. Denk dir vorher schon NSCs aus die du interessant findest und setze sie ein, wenn du sie brauchst (Du brauchts nur ein paar Bücher zu lesen oder Serien zu schauen, da gibt es massenhaft Vorbilder). Ich bastel mir gerne NSC-Listen wo immer auch welche draufstehen, die die Spieler noch nicht kennen. Das macht es für beide Seiten dann viel einfacher.

 Ebenso bei den Gebäuden. Halte Ausschau nach interessanten Häusern und behalte sie im Gedächtnis.

Und wenn du bei nem Namen mal kurz überlegen musst, ist das sicher kein Beinbruch. Ich als Fussball-Nerd hab mit Namen kein Problem, da keiner meiner Spieler ein richtiger Fussballfan ist ;D.

Die Mär von der guten Improvisation kann ich im Grunde gar nicht mehr hören: Ausnahmslos jeder SL der sich bei mir bisher gerühmt hat, absolut toll improvisieren zu können, hatte gerade einen schlechten Tag wenn er es denn musste. Unser bester SL den wir bisher hatten, hat ab und an 10 Minuten Pause gemacht um sich zu überlegen wie der Plot dann weiter geht. Das war perfekt, wir haben konzentriert gespielt und die Pausen dann eben zum Quatschen oder Essen genutzt.

Nur die wenigsten können wirklich einfach so improvisieren (bei den meisten kommt dann nämlich nur Grütze raus). Da steckt schon einiges an Arbeit dahinter. Aber das kommt mit der Zeit, wenn man sich "verbessern" möchte.

Offline Lichtbringer

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Re: Bin ich einfach - zu langsam?
« Antwort #24 am: 22.02.2013 | 15:26 »
Die Mär von der guten Improvisation kann ich im Grunde gar nicht mehr hören: Ausnahmslos jeder SL der sich bei mir bisher gerühmt hat, absolut toll improvisieren zu können, hatte gerade einen schlechten Tag wenn er es denn musste. Unser bester SL den wir bisher hatten, hat ab und an 10 Minuten Pause gemacht um sich zu überlegen wie der Plot dann weiter geht. Das war perfekt, wir haben konzentriert gespielt und die Pausen dann eben zum Quatschen oder Essen genutzt.

 wtf? Echt?!  :o