Und genau hier unterscheiden sich unsere Auffassung von dem Begriff Balance. Für mich ist dies ein Zustand bei dem - analog zum Beispiel mit den Steinen oben - nichts umkippt, nichts ins Rutschen gerät. Oder konkreter auf das Rollenspiel bezogen: Bei dem das Spiel so funktioniert wie erwartet, unabhängig davon ob ich nun einen Magier oder doch lieber einen Krieger oder einen feuerschluckenden Gaukler spielen mag. Aber mein Spiel geht eben nicht kaputt wenn es in der Spielwelt noch andere Charaktere gibt die andere Fähigkeiten haben. Ob nun besser oder schlechter, ob nun Nichtspielercharakter oder Spielercharakter. Nimm dir einen Stift, leg ihn auf deinen Finger bis er ausbalanciert ist. Und dann schau nach ob er tatsächlich waagerecht ist. Die Chance das er es nicht ist ist durchaus hoch. Dennoch bleibt er ausbalanciert. Bis er eben runter rutscht.
Stimmt, hier haben wir eine andere Auffassung des Begriffs. Ein Rollenspielsystem, das nicht so funktioniert wie erwartet, ist in meinen Augen nicht notwendigerweise unbalanciert, und ein Rollenspielsystem, das sich exakt so verhält wie erwartet, ist nicht notwendigerweise balanciert. Für mich sind das zwei komplett verschiedene und voneinander unabhängige Dinge.
Plausibilität. Wie oben schon beschrieben haben Charaktere die "was können" durch ihr Können eben auch eine Rolle in der Welt. Es kann sein dass diese mit den anderen Rollen in der Gruppe übereinstimmt. Häufiger aber funktioniert das ganze so dass der Hintergrund wortwärtlich in den Hintergrund rückt. Und nach der Erwähnung später nahezu vollständig ignoriert wird. Aber es ist auch eine simple Frage der Mengenlehre. Die Menge an möglichen Charakterhintergründen wächst durch solche Optionen einfach. Ob man das spielen will kann jeder selbst entscheiden, der Punkt ist ja nur dass es durchaus Argumente dafür gibt. Neben jenen die dagegen sprechen.
Warum muss jeder der was kann automatisch schon eine fixe Rolle in der Welt haben? Sehe ich nicht so. Ich halte es nicht für unplausibel, dass ein guter Kämpfer oder Magier nicht an irgendwelche Orte oder Institutionen gebunden ist. In DSA ist das ja auch fixer Teil des Hintergrunds: Ein Kriegerbrief berechtigt dich dazu, frei herumzureisen und Abenteuer zu suchen. Wenn du als Magier deine Ausbildung abgeschlossen hast, wird von dir erwartet, erstmal eine Zeit lang herumzuziehen und als wandernder Adept "Feldforschung" zu betreiben.
Daher: Nein, einen kompetenten Charakter mit interessantem Hintergrund zu spielen ist für mich überhaupt kein Plausibilitätsproblem, zumindest nicht prinzipiell. Hängt natürlich vom Setting ab.
http://apocalypse-world.com/forums/index.php?topic=472.msg4307#msg4307
Das hatte ich noch gesucht. X,Y und Z Achse von Charakterbalance (Mechanisch, Fiktional, Coolness/wie interessant ist es)
...Ok, ich habe nicht wirklich kapiert worauf er hier hinaus will. Was ist der Unterschied zwischen "fictional effectiveness" und "mechanical effectiveness"? Sollten die nicht im Idealfall identisch sein?