Naja. Das Argument ist grundsätzlich richtig, die Frage dabei bleibt aber, ob die Situation nicht etwas zu kurzsichtig analysiert ist. Ich weiß sicher von 2 Runden (und eine davon war beinahe ausschließlich DSA), die nach den ersten beiden Malen DSA4-Büchern in den Händen bei DSA ausgestiegen sind. Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, dass ich damals das Gefühl hatte, ich hielte DnD3 in schlecht in den Händen. Die Frage bzgl. des Erfolges ist also nicht nur, was tatsächlich verkauft wird, sondern was auch nicht verkauft wird. DSA läuft/lief auch mit 4 sicher nicht schlecht, aber man darf sich dennoch Gedanken darüber machen, ob der Erfolg mit anderen Voraussetzungen nicht doch größer gewesen wäre. Alle Kritikpunkte an DSA4 sind nun nicht neu und kamen z.T. bereits direkt nach Erscheinen auf. Man hätte sicher früher reagieren können. Evtl. wäre das sogar sinnvoller gewesen, als noch mehr verbrannte Erde zu produzieren, indem man das Ganze mit noch mehr Unfug aufbläht.
Egal was mit DSA passiert, es wird weiter gekauft. Es wird nicht untergehen. Natürlich wird es - wie bei jedem Editionswechsel in jedem System - weiterhin Abspringer geben und die Fans bleiben weiterhin Fans. Auch bei diesem Editionswechsel springen einige ab, kehren einige zurück, bleiben einige am Ball.
In meinen Augen kommt der Relaunch dennoch zu spät. Da wurde viel lange auf ein totes Pferd eingedroschen und viel zu viel Geld für totalen Quatsch aus den treuen DSAlern gepresst. Mich erinnert das ein bisschen an meinen Exalted2-Schock. Da war ich ziemlicher Fanboy. Exalted ist eines meiner absoluten Lieblingssetting. Ich habe 2x alles gekauft, was es zu kaufen gibt. Solange, bis meine Bücher plötzlich "egal" waren, weil die Erratas mehr (Regel-)Inhalt boten und immer noch ein verkorkstes (wenn auch cool tituliertes) Supplement mehr mir Geld aus der Tasche leiern wollte. Für Exalted3 habe ich nur noch vages Interesse übrig und kein Vertrauen mehr in den Verlag (auch wenn er jetzt anders heißt), dass da noch irgendwann man was vernünftiges daraus wird.
Für mich ist bzgl. DSA4/DSA5 die Analogie zum "echten Leben" nicht das sich verkaufende System, sondern der neue Berliner Flughafen: Das Image ist futsch. Leute, die nicht direkt dabei sind können darüber nur lachen oder verzweifeln.
Allerdings ist das meine ganz persönliche Sicht der Dinge. Ob und wie der Produktlebenszyklus von DSA so sinnvoll war oder nicht, kann evtl. U retroperspektiv am besten beurteilen.