@D&D4:
Aus meiner Zeit bei DORP-TV hatte ich in dem Jahr als die Lizenz auslief auch mal die verschiedenen Verlage gefragt, als ich eh unterwegs war. Der Konsens war: "Als die gesagt haben, was die an Verkaufszahlen erwarten, um die Lizenz zu vergeben, haben wir sie ausgelacht und abgelehnt." Da scheint das was bereits Boba sagte sehr zuzutreffen, dass viele Amerikaner nur den amerikanischen Markt im Blick haben und nicht einmal verstehen, dass der Rest nicht so funktioniert.
@Lizenzpartner allgemein:
Das hängt vom Lizenzpartner ab, wie einfach die Arbeit ist.
Das reicht von "Wir vertrauen euch. Hier ist der strengt geheime Veröffentlichungsplan bis Ende des Jahres, damit ihr planen könnt." bis dazu, dass man von neuen Produkte nur erfährt, wenn man den Blog des Unternehmens abonniert oder von Fans angeschrieben wird, die die Foren dazu lesen. Bevor ich in der Branche gearbeitet habe, hätte ich auch nicht damit gerechnet, dass einige Lizenzgeber praktisch nur mit Lizenznehmern reden, wenn es um die Lizenzgebühren geht. Ansonsten ist man halt lästig und bedeutet zusätzliche Arbeit. Da wird einem auch schon mal nach ein paar Tagen und der dritten Frage nach Errata zu einem Buch das eigentlich schon zum Drucker müsste geantwortet, dass man noch an der Erstellung der Errata sitzen würde ... obwohl die seit drei Tagen für alle sichtbar im Forum stand, wie ich danach herausfand. Das was Heiko im Söhne Sigmars Podcast darüber erzählt, dass der Lizenzpartner gerne mal 15 Seiten Errata veröffentlicht, wenn gerade das dt. Buch frisch vom Drucker kommt ist also nicht sooo ungewöhnlich und liegt nicht zwangsweise am Lizenznehmer. Ebenso, dass man noch Änderungen an den Texten die man dem Lizenznehmer geschickt hat für die eigene Druckfassung vornimmt, ohne dem Lizenznehmer davon zu berichten. Im besten Fall sind einfach Texte rausgeflogen, die man dann auch entfernen kann wenn man das früh genug mitbekommt (aber bereits für die Übersetzung bezahlt hat).
Das andere lustige Thema sind die Layoutdateien. Außerhalb Deutschlands scheint es die Verpacken-Option von Indesign nicht zu geben. Anders kann ich es mir nicht erklären, in welchem Zustand Produkte bei uns bisweilen ankommen. Einige schicken die verlinkten Dateien fein säuberlich nach Alphabet sortiert als einzelne Zip-Dateien, andere schicken einfach alles was sie zum Buch gefunden haben, ohne passende Verlinkung dazu in der Indesign-Datei. Ein Buch zu bekommen ist in der Regel erst einmal eine längere Puzzlearbeit, um sie so umzubauen, das wir damit arbeiten können. Und wieso einige Leute in Photoshop ihre Texte setzen und das ganze dann auf eine Ebene reduzieren, damit auch ja niemand mehr irgendwann irgendetwas daran verändern kann ist mir eh schleierhaft. Achja, Cover auf dem Mac mit Indesign 4 und Innenteil auf PC mit Indesign 5 erstellt ... joah, warum nicht.
Dann gibt es auch noch mal Lizenzvorgaben, wie Übersetzungsbeschränkungen. Da darf man dann z.B. Eigennamen nicht übersetzen oder muss eine bestimmte Liste an Begriffen im Original behalten. Wenn ihr also mal in einem Buch bei der Auflistung der Munition darüber stolpert, dass es Shock-Munition gibt statt Schock-Munition, obwohl Brandmunition und Betäubungsmunition enthalten sind ... tja ...
Und dann noch die lustige Welt der Freigaben. Der Lizenzgeber muss in der Regel das dt. Produkt freigeben, bevor es zum Drucker gehen kann. Das dauert zwischen zwei bis sechs Wochen. Oder kommt gar nicht innerhalb der Frist. Das macht es natürlich noch mal schwerer, dt. Produkte zeitnah zum Original zu veröffentlichen, gerade wenn man die Texte erst spät bekommen hat.
Insgesamt muss ich sagen, dass die ganze Lizenznehmersache bei weitem nicht so einfach oder unkompliziert ist, wie ich mir das in meiner naiven Vorstellung vor meinem Job bei Ulisses vorgestellt habe.
Edit: Wobei das jetzt alles so negativ klingt. Das sind die negativen Beispiele, es klappt ja auch meistens.