Necessary Evil ist eben aufgemacht, wie eine typische Superhelden-Comicreihe der 80er und 90er - flache Eindimensionalitäten inbegriffen. Jede Tale ist in dem Sinne ein Heft und damit im Wesentlichen in sich abgeschlossen.
Darüberhinaus werden die Spieler von Beginn an durch die Aufträge und Befehlskette auf eine Schiene gesetzt. Die Kampagne nimmt zwar einige Abzweigungen, aber im Wesentlichen wird am Streckenplan festgehalten.
Wer eher Storytellin' und Sandboxin' gewöhnt ist, findet diese Struktur natürlich grauenhaft. Aber die Darlegung im Buch ist die eine, das Spiel am Tisch die andere Seite. Die Kampagne ist eigentlich nur ein Skelett, auf das die Spieler mit ihren Superschurken und Ränkespielen Fleisch aufbringen müssen. IHR schreibt die Story! Und wenn eben keiner mit einer anderen Taktik und Herangehensweise rüberkommt, als den Gegnern schablonenhaft einen auf die Fresse zu hauen, dann tut es mir leid. Dann ist NE eben nichts für euch.
Im Vergleich zu 50 Fathoms und dem gescripteten Evernight ist ein gänzlich anderes Biest. Also nicht die typische RPG-Denke darauf anwenden, sondern das Ganze als Comicbuchreihe sehen. Dann geht es schon viel einfacher. Das natürlich einige Maulschellen die typische Lösung ist, gehört einfach zum Genre. Schaut euch die Marvel- bzw. DC-Superheldenfilme und -comics an, dann wisst ihr wie es abzugehen hat!
Zugegebenermaßen hat die Kampagne sichtbare Schwächen, was allerdings weniger an der Struktur, sondern an dem "Nasenring" liegt, mit dem die Spieler manchmal in, durch oder aus einer Szene gezerrt werden. So ist etwa der Anfang mit dem Rausschubsen aus dem Flieger dermaßen schwachsinnig, daß es wehtut.
Ein weiterer Punkt ist es den "Auftraggeber" so aufzuziehen, daß die Spieler ihn nicht gleich umnieten, wenn er sich ihnen offenbart.
Das führt zum nächsten Punkt. Die Spielerschurken sollten IN KEINER WEISE abgrundtief böse, egomanische und asoziale Psychopathen sein. Mit gescheiterten Helden, die im Leben die falschen Entscheidungen getroffen haben, fährt man insgesamt besser. Teamarbeit ist hier weiterhin ein Muss und mit einer Horde knallharter Einzelgänger ist das auf Dauer einfach nicht hinzukriegen.
Bei uns schlief NE gerade deswegen schnell wieder ein, weil ich als SL feststellte, daß ich mehr Arbeit reinstecken müsste als ich bereit war zu der Zeit. Ich hab mit noch eine Weile mit dem Zurechtbiegen für meine Gruppe beschäftigt, aber seitdem das Marvel Heroic Roleplaying System draußen ist, haben wir ein um Lichtjahre besseres Superheldensystem gefunden. Damit klappt das Spiel auch zwischen Streetlevel und Galactic-leven Superhelden, ohne daß einer übermäßig im Fokus steht. Also wenn ich die Geschichte von Necessary Evil irgendwann nochmal aufgreifen sollte, dann höchstens als Conversion auf MHRP.