Autor Thema: Rassismus bei Traveller [war Re: Warum mir Traveller möglicherweise zum Teil nur bedingt gefallen kö  (Gelesen 15621 mal)

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Offline el-Pi

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Zitat
Laut biologischer Definition sind Löwe und Tiger verschiedene Spezies. Laut biologischer Definition können Angehörige verschiedener Spezies keine fruchtbaren Nachkommen haben. Löwen und Tiger können fruchtbare Nachkommen haben.

Da zeigt einem die Biologie manchmal einfach den nackten Stinkefinger.
Dolge da hast du leider SO recht, einfach weil sich die Natur sich nicht um menschliche definitionen scherd (schert?).

Ich bin für Toleranz -
und wem das nicht passt dem hau ich aufs Maul. ;)

Korrigiert meine Rechtschreibfehler = http://tanelorn.net/index.php/topic,56190.0.html

Eulenspiegel

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Wenn ich vor Orks Angst habe und sie nicht in meiner Stadt siedeln lassen will, weil die Menschen fressen, kann dies ein reines Ressentiment sein. Vielleicht ist es aber auch schlicht eine begründete Sorge, weil Orks eben so sind.
Dann ist die Neigung, Menschen zu fressen, schlicht ein Merkmal ihrer biologischen Art; und die Aussage, ich würde Orks lieber in meiner Nachbarschaft meiden, in etwa so rassistisch wie die Aussage, eine Spinne fräße Fliegen.
Menschen sind genau so wie Spinnen Carnivoren. Die Tatsache, dass jemand Carnivore ist, berechtigt noch nicht dazu, dieses Lebewesen zu meiden.

Und die Frage, ob jemand kriegerisch ist oder nicht, hat weniger etwas mit den Genen zu tun als mit der Kultur. In DSA sind die Ferkina (ein Menschenvolk) zum Beispiel zigmal kriegerischer als die Svelltaler Orks (die verhältnismäßig zivilisiert leben).

Das verhalten von Individuen wird also größtenteils über das Volk/die Kultur und nur in geringem Maße über die Gene/Rasse bestimmt. Ein Ferkina, der im Svelltal aufwächst, wird zum Beispiel ein recht friedliebender Mensch, während ein Ork, der bei den Ferkinas aufwächst, ein sehr kriegerischer Ork wird. Aber es ist nunmal so, dass die meisten Ferkina Menschen sind, während es bei den Svelltalern immerhin ca. 50:50 Menschen und Orks gibt.

Nur: Warum sagt man dann in Rollenspielen generell "race" und nicht "species"?
Zwei Individuen gehören zur selben Art, wenn sie sich untereinander fortpflanzen können und fortpflanzungsfähigen Nachwuchs zeugen können.

In den meisten Fantasy-Systemen können Elfen und Menschen zum Beispiel fortpflanzungsfähigen Nachwuchs zeugen (sogenannte Halbelfen). Daher gehören sie der gleichen Art an. In Systemen, in denen ihr Nachwuchs steril ist, wären es zwei verschiedene Arten.

Das Wort "Art" ist also genau definiert. Das Wort "Rasse" dagegen kann alles und nichts bedeuten und ist fast genau so dehnbar wie das Wort "Gruppe".

EDIT:
Laut biologischer Definition sind Löwe und Tiger verschiedene Spezies. Laut biologischer Definition können Angehörige verschiedener Spezies keine fruchtbaren Nachkommen haben. Löwen und Tiger können fruchtbare Nachkommen haben.
1) Die beiden sind zwar unterschiedliche Arten, aber nicht per Defintion!

2) Wikipedia schreibt dazu, dass zumindest die männlichen Tiere unfruchtbar sind, weshalb es keine gemeinsame Art ist. Aber wären die Kreuzungen generell fruchtbar, dann würden Löwe und Tiger der gleichen Art angehören.
« Letzte Änderung: 18.04.2013 | 00:40 von Eulenspiegel »

Offline Waldviech

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Ich frage mich grade akut, warum es bei einer Diskussion im Rassismus in Traveller grade um Elfen und Orks geht.  ;D
Zu Rassismus in Traveller würde ich eigentlich nur festhalten wollen:
- Ja, Ingame gibt es im Traveller-OTU Rassismus. Es gibt die ganze Bandbreite von offenstem Multikulti bis hin zu xenophobem Fremdenhass. Je nach Planet.
- Nein, das Traveller-System ansich kolportiert keine Rassismen, nur weil sich Leute innerhalb des fiktiven Universums rassistisch verhalten.
- Aliens sind zum Teil eine andere Baustelle, da sie schon entwicklungsbedingt anders ticken als Menschen. Das ist allerdings allein noch kein Rassismus. Zu wissen, das z.b. ein Hiver andere biologische Spezifikationen als ein Mensch hat und zu anderen Verhaltensweisen neigt, sagt noch nichts darüber aus, wie er gesellschaftlich behandelt wird. Es gibt es auch hier die volle Bandbreite von freundlicher Akzeptanz bis hin zu panischer Ablehnung. Je nachdem, wo im OTU man sich grade befindet....
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Wulfhelm

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Ich habe schon weiter oben darum gebeten, das Thema generell auszulagern. Oder denkst du als Traveller-Moderator, dass das noch irgendwas mit Traveller zu tun hätte?

@Arkam: Laut biologischer Definition sind Löwe und Tiger verschiedene Spezies. Laut biologischer Definition können Angehörige verschiedener Spezies keine fruchtbaren Nachkommen haben. Löwen und Tiger können fruchtbare Nachkommen haben.
Nicht wirklich. Männliche Hybride sind immer steril, es kann also keine fortpflanzungsfähige Liger-Population geben, also ist das mWn keine Spezies.

Callisto

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Ich habe schon weiter oben darum gebeten, das Thema generell auszulagern. Oder denkst du als Traveller-Moderator, dass das noch irgendwas mit Traveller zu tun hätte?

@Arkam: Laut biologischer Definition sind Löwe und Tiger verschiedene Spezies. Laut biologischer Definition können Angehörige verschiedener Spezies keine fruchtbaren Nachkommen haben. Löwen und Tiger können fruchtbare Nachkommen haben.

Da zeigt einem die Biologie manchmal einfach den nackten Stinkefinger.  :'(

Äh. Nicht so ganz. Männliche Liger sind unfruchtbar, weibliche können sich mit Tiger und Löwe fortpflanzen. Diese Großkatzen sind halt miteinander verwandt und nicht gänzlich getrennte Spezies. So werden bspw. männliche Liger sehr groß, da in den Elternteilen die genetische wachstumshemmende Komponente bei dem jeweils nicht beteiligtem Geschlecht der Eltern liegt. Töwen sind daher nie größer als ihre Eltern, die bekommen von beiden Elternteilen die wachstumshemmende Komponente mit.
(Sorry, Großkatzenfan und ich mag keine Liger, weil diese Züchtungen grauslig sind.)
« Letzte Änderung: 18.04.2013 | 00:52 von Callisto »

Offline Turgon

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Äh, kurze Zwischenfrage:
Wie sind Töwe und Liger definiert?

Callisto

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Äh, kurze Zwischenfrage:
Wie sind Töwe und Liger definiert?
Liger sind das Kreuzungsprodukt aus einem männlichen Löwen und einem weiblichen Tiger.
Die umgekehrte Kreuzungsform, zwischen einem männlichen Tiger und einem weiblichen Löwen, wird als Töwe oder Tigon bezeichnet. Töwen sind im Gegensatz zu Ligern deutlich kleiner als die Elternteile; die Sterberate der Föten ist recht hoch.

Mit Dank an Wikipedia.

Sin

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Menschen sind genau so wie Spinnen Carnivoren.

Menschen sind immer noch Omnivore, sogar Männer.
« Letzte Änderung: 18.04.2013 | 00:59 von Sin »

El God

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Die weiblichen Liger können sich mit männlichen Löwen oder Tigern fortpflanzen. Deren Nachkommen sind dann afaik generell fertil. Die aktuelle biologische Artdefinition kommt bei Hybriden eben leicht an ihre Grenzen (und es gibt Beispiele aus der Pflanzenwelt oder von Vögeln, wo es noch eindeutiger ist als beim Liger/Tigon), aber das ändert nichts daran, dass wir Löwen und Tiger oder z.B. Saatkrähe und Nebelkrähe als verschiedene Arten betrachten. Bei Pflanzen kann man mitunter von Artenkontinuen sprechen, weil die Grenzen völlig fließen und auch in natura eine wilde Durchmischung beobachtet werden kann.

Zitat
Menschen sind genau so wie Spinnen Carnivoren.

Nein.

Zitat
Zwei Individuen gehören zur selben Art, wenn sie sich untereinander fortpflanzen können und fortpflanzungsfähigen Nachwuchs zeugen können.

Wie ich am Beispiel gezeigt habe: Da wäre ich zumindest vorsichtig, das ist zwar Stand der Biologie, wie sie im Abitur gelehrt wird, aber spätestens im Studium sollte man lernen, dass es so einfach nicht ist. Am einfachsten kann man Arten über eine gemeinsame Morphologie definieren, bei metagenomischen Untersuchungen bsp. nimmt man eine bestimmte genetische Ähnlichkeit, die nicht unterschritten werden darf, damit man von hypotethischen Arten sprechen darf (OTUs, operational taxonomic units) etc. - je nachdem, was man für eine Fragestellung hat, benötigt man ganz unterschiedliche Artdefinitionen.

Was das für diesen Thread bedeutet? Eigentlich nix. Warum ich trotzdem antworte? Weil ich nicht will, dass jemand denkt, Eulenspiegel hätte Recht.  ;D

Nein, eigentlich wollte ich aufzeigen, dass "Art" oder "Spezies" in Abgrenzung zu Rasse als naturwissenschaftlicher Begriffe in einer Debatte über Rassismus (Ideologie/soziologisches Phänomen) im Rollenspiel (Fiktion) nicht zielführend sind.

PS: Natürlich ist es moralisch fragwürdig, empfindungsfähige Arten, die sich in natura nicht paaren, zu kreuzen, die Artfrage ist hier auch durch eine ethologische Barriere geklärt (Löwen und Tiger kämen von allein nie auf den Gedanken, Babies zu machen).

PPS: Ihr wollt unbedingt fertile Säugerhybride? Schaut euch Wolphine an. Da werden nicht nur Arten- sondern sogar Gattungsgrenzen (Tursiops x Pseudorca) gesprengt. Eisbären und Braunbären haben auch fertile Nachkommen. Durch künstliche Befruchtung kann man auch Camas erzeugen, Kreuzungen zwischen Lama und Kamel, also zwischen Altwelt- und Neuweltkamelen...
« Letzte Änderung: 18.04.2013 | 12:05 von La Dolge Vita »

Eulenspiegel

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Die weiblichen Liger können sich mit männlichen Löwen oder Tigern fortpflanzen. Deren Nachkommen sind dann afaik generell fertil. Die aktuelle biologische Artdefinition kommt bei Hybriden eben leicht an ihre Grenzen (und es gibt Beispiele aus der Pflanzenwelt oder von Vögeln, wo es noch eindeutiger ist als beim Liger/Tigon), aber das ändert nichts daran, dass wir Löwen und Tiger oder z.B. Saatkrähe und Nebelkrähe als verschiedene Arten betrachten.
Die Nomenklatur in der Biologie ist im ständigen Wandel. Wenn sich herausstellt, dass zwei Gruppen problemlos untereinander fortpflanzungsfähig sind, dann wird die Nomenklatur geändert und beide werden in eine gemeinsame Art zusammengefasst.

Und wenn sich herausstellt, dass zwei Gruppen, die man bisher für die gleiche Art hielt, doch nicht untereinander fortpflanzungsfähig sind oder nur eingeschränkt, dann wird diese Art in zwei Arten aufgeteilt.

Zitat
Nein.
OK, das Wort Carnivore ist unglücklich gewählt. Aber beide essen sie andere Tiere.

Zitat
Am einfachsten kann man Arten über eine gemeinsame Morphologie definieren, bei Populationsgenetischen Untersuchungen bsp. nimmt man eine bestimmte genetische Ähnlichkeit, die nicht unterschritten werden darf, damit man von hypotethischen Arten sprechen darf etc. - je nachdem, was man für eine Fragestellung hat, benötigt man ganz unterschiedliche Artdefinitionen.
Nein, je nachdem, was man fü+r biologische Fragestellungen hat, spricht man von Familie, Gattung, Art, Unterart, Rasse oder Variation.

Zitat
Nein, eigentlich wollte ich aufzeigen, dass "Art" oder "Spezies" in Abgrenzung zu Rasse als naturwissenschaftlicher Begriffe in einer Debatte über Rassismus (Ideologie/soziologisches Phänomen) im Rollenspiel (Fiktion) nicht zielführend sind.
Hier stimme ich dir wiederum zu.

Offline Thandbar

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 Wie kann es denn nicht problematisch sein, wenn jemand Settings erschafft, die sich weitgehend so darstellen, wie es dem Weltbild der Rassisten in der Realität entspricht?


Es lohnt sich auf jeden Fall immer, darüber zu reflektieren, denke ich.
Die "Hauselfen" bei Harry Potter entsprechen ja dem Zerrbild, dass die weißen Ausbeuter sich von ihren schwarzen Sklaven gemacht haben: Die sind servil und wollen dienen, und selbst der Gedanke nach Freiheit muss ihnen erst durch die "Herren" beigebracht werden, obwohl sie selber genügend magische Mittel hätten, sich jederzeit der Kontrolle durch ihre "Meister" zu entziehen (was ja besonders paradox ist).
Zahlreiche Fantasy-Welten bedienen das Klischee vom "harten Nordmann", bei dem mir persönlich auch immer leicht schlecht wird, und Tolkien verglich seine Zwerge selber mit "den Juden". Das ist genauso problematisch, wie wenn in Episode I ein flatterndes Judenklischee namens Watto den Helden Steine in den Weg legt. Bei mir erzeugen diese Szenen zumindest Unbehagen. 

Bei den Orks denke ich mir immer, dass sie für das stehen, was Menschen fürchten, selber zu sein. Dass sie archetypisch für das Dunkle in uns, die Andere Seite stehen, die jenseits der rationalen Kontrolle liegt: Das wir im Kern selber Geschöpfe sind, deren Hass auf uns selbst nur überstiegen wird von dem Hass, den wir gegen alles Fremde hegen.
Elben stehen - für mich - nicht so sehr für eine rassistische Idee, sondern für eine Projektion, was wir uns für uns selber oder die Menschheit an sich wünschen würden.
Wir wären ja alle gerne unsterblich, schön, im Einklang mit der Natur und mit uns, musisch begabt, edel, rein und wohlriechend.  

Die Frage in Bezug auf Traveller ist ja nun - wenn ich richtig verstanden habe -, inwiefern die "Rassen" (also: Spezies) kolonialistischen Wunschphantasien entsprechen, wie es sie im 18. Jahrhundert bis 20. hinein gegeben hat, um den eigenen Ausbeutungswillen zu rechtfertigen.

Zitat
Menschen sind genau so wie Spinnen Carnivoren. Die Tatsache, dass jemand Carnivore ist, berechtigt noch nicht dazu, dieses Lebewesen zu meiden.

Wenn ich eine sprachbegabte Fliege wäre, würde ich eine sprachbegabte Spinne meiden. Selbst wenn sie mich höflich in ihr Netz bittet. Ich würde nämlich nicht davon ausgehen, dass Sprache alleine ausreicht, um die Spinne davon zu überzeugen, mich nicht zu fressen, wenn sie in mir nur noch den Leckerbissen sehen sollte.

Zitat
Und die Frage, ob jemand kriegerisch ist oder nicht, hat weniger etwas mit den Genen zu tun als mit der Kultur. In DSA sind die Ferkina (ein Menschenvolk) zum Beispiel zigmal kriegerischer als die Svelltaler Orks (die verhältnismäßig zivilisiert leben).

Das ist eine settingspezifische Entscheidung, denke ich. In D&D sind Orks je nach Spielwelt eben wirklich chaotisch böse, nicht anders als Dämonen oder gewisse Drachen. Die Jem'Hadar in Star Trek können sich auch nicht entscheiden, friedliebend zu werden (auch wenn ich die Endgültigkeit dieser Aussage immer unbefriedigend fand);
und diie Orks bei Tolkien können ebenfalls nicht "bekehrt" oder "umerzogen" werden. (Angeblich hat der Autor später selbst über diesem Umstand räsoniert und fand diese Endgültigkeit des orkisch Bösen bedauerlich.)

 
 

"Du wirst direkt in diesem Moment von einer Zilliarde grünkarierter Kakerlakeneinhörner in Tweedanzügen umzingelt, die mit Fallschirmen aus gebeiztem Vanillepudding aus der nächstgelegenen Dattelpalme springen und dich zu ihrer Avonberaterin krönen - und die Krone ist aus Dr. Frankensteins bösartig mutiertem Killernougat! Streich dir 78000 Hirnschadenspunkte ab und mach sofort eine Jodelimprovisation!"

Callisto

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Der Punkt ist halt der, genetisch dürfen die "miteinanderkopulierenden" nicht zu weit entfernt sein, sonst kommt was Unfruchtbares oder nix Lebensfähiges oder schlicht nix bei raus. Egal ob man die Rasse, Art, oder Subspezies nennt. Wenn daher unterschiedliche Rassen in Fantasy von unterschiedlichen Göttern bspw. geschaffen wurden, würde ich Hybriden nur dann schlüssig fänden, wenn es Ausdruck der Liebe untereinander wäre  ~;D Oder schlicht Magic trumps Genetics.

Btw, ich finds richtig klasse bei Farscape, dass da ein Luxaner (Kriegeraliens mit Tentakelbart) mit einer Sebazianerin(sehen wie Menschen aus, können mit diesen auch Kinder zeugen.... Moment... vllt liegt das nur an den Sebazianern???) ein Kind zeugen konnte. Da ist zwar genetic engineering mehr oder weniger normal, aber trotzdem: Hybriden im Rollenspiel können toll sein.

Omnivoren ftw!

El God

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Wie bekommen wir jetzt nochmal den Bogen zu Traveller?

Offline Waldviech

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Ich hatte es oben schonmal versucht  ~;D
Zitat
Ich frage mich grade akut, warum es bei einer Diskussion im Rassismus in Traveller grade um Elfen und Orks geht.  Grin
Zu Rassismus in Traveller würde ich eigentlich nur festhalten wollen:
- Ja, Ingame gibt es im Traveller-OTU Rassismus. Es gibt die ganze Bandbreite von offenstem Multikulti bis hin zu xenophobem Fremdenhass. Je nach Planet.
- Nein, das Traveller-System ansich kolportiert keine Rassismen, nur weil sich Leute innerhalb des fiktiven Universums rassistisch verhalten.
- Aliens sind zum Teil eine andere Baustelle, da sie schon entwicklungsbedingt anders ticken als Menschen. Das ist allerdings allein noch kein Rassismus. Zu wissen, das z.b. ein Hiver andere biologische Spezifikationen als ein Mensch hat und zu anderen Verhaltensweisen neigt, sagt noch nichts darüber aus, wie er gesellschaftlich behandelt wird. Es gibt es auch hier die volle Bandbreite von freundlicher Akzeptanz bis hin zu panischer Ablehnung. Je nachdem, wo im OTU man sich grade befindet....
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Sin

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Es lohnt sich auf jeden Fall immer, darüber zu reflektieren, denke ich.

Exakt. :)

Viele Rollenspiele bzw. Settings enthalten recht zweifelhafte Konzepte, nicht nur hinsichtlich Rassismus. Das DnD-Gesinnungssystem ist da eins meiner Lieblingsbeispiele, aber da gehe ich lieber nicht näher darauf ein (dazu gibts ja gerade einen Thread , aber ich weigere mich den zu öffnen, weil ich immer das große Grauen kriege, wenn ich Internetdiskussionen über Moral lese).

Offline gunware

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Es lohnt sich auf jeden Fall immer, darüber zu reflektieren, denke ich.
Echt? Hm, bei einem Spiel? Als ich früher zwei Speilzeugautos gegeneinander habe krachen lassen, habe ich auch nicht reflektiert, dass auf der Straße zwei gegeneinander krachende Autos meistens schwer Verletzte, wenn nicht sogar Tote bedeuten. Wenn ich darüber reflektiert hätte, hätte es mir mehr Spaß gemacht? Hätte es das Spiel verbessert? Irgendwie wage ich es zu bezweifeln.
Ich bin der letzte Schrei der Evolution, als sie mich erschaffen hatte, schrie sie: "Oh Gott, was habe ich denn gemacht?!"

Offline Thandbar

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Re: Rassismus bei Traveller [war Re: Warum mir Traveller ...]
« Antwort #66 am: 18.04.2013 | 10:53 »
Echt? Hm, bei einem Spiel? Als ich früher zwei Speilzeugautos gegeneinander habe krachen lassen, habe ich auch nicht reflektiert, dass auf der Straße zwei gegeneinander krachende Autos meistens schwer Verletzte, wenn nicht sogar Tote bedeuten. Wenn ich darüber reflektiert hätte, hätte es mir mehr Spaß gemacht? Hätte es das Spiel verbessert? Irgendwie wage ich es zu bezweifeln.

Während meiner Zivildienstzeit war ich total süchtig nach Diablo II. Sofort nach Feierabend schnetzelte ich mich durch die verschiedenen Akte. Es machte mir einfach Spaß, und in der Logik eines Hack&Slay-Abenteuers ergibt es auch keinen Sinn, über die Motive der Monster, die sich einem entgegenstellen, nachzugrübeln oder gar moralisch zu hinterfragen.
Im dritten Akt nun kämpft man plötzlich gegen zwergwüchsige Dschungelbewohner, die in Strohhütten lebten und deren Anführer Stammesmasken trugen. Der stracke Paladin in seiner Konquistadorenrüstung kämpfte nun plötzlich gegen "Pygmäen".
War das nun immer noch ein harmloser Spaß oder dockte man da schon an Denkmodelle an, mit denen man normalerweise nichts zu tun haben will? Ich denke, sowas darf man sich immer fragen.

In seinem Buch "Die Literatur der Angst" sagt Lovecraft - selber bekennender Rassist -, die Grunderfahrung des Horrors sei in der westlichen Kultur die Begegnung des blonden, aufrechten Nordmannes mit den Teufelsriten der mongolischen Rassen.
Wenn wir nun viele, viele Jahre später Alrik Sturmfaust spielen, der das Dämonenritual einer Horde plattnasiger, schlitzäugiger und schwarzbefellter Orks zerschlagen soll - bedienen wir uns da nicht aus einem Vorstellungspool, der im geschichtlichen Kontext äußerst fragwürdig geworden ist?
Ich persönlich finde schon, dass man immer wieder darüber nachdenken kann, was man da eigentlich spielt und warum man selber das eigentlich spielen und darstellen möchte. 
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Offline Foul Ole Ron

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Was das für diesen Thread bedeutet? Eigentlich nix. Warum ich trotzdem antworte? Weil ich nicht will, dass jemand denkt, Eulenspiegel hätte Recht.  ;D
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Thank you Sir, you made my day!  ;D
"... Was das für diesen Thread bedeutet? Eigentlich nix. Warum ich trotzdem antworte? Weil ich nicht will, dass jemand denkt, Eulenspiegel hätte Recht.  Grin ..." [Dolge]

"...die Basher bashen, die Fanboys verteidigen, die Tafkabs regen sich auf, die Glinnefizzens machen sich lustig..." [Boba]

Offline Dark_Tigger

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Re: Rassismus bei Traveller [war Re: Warum mir Traveller ...]
« Antwort #68 am: 18.04.2013 | 13:19 »
Im dritten Akt nun kämpft man plötzlich gegen zwergwüchsige Dschungelbewohner, die in Strohhütten lebten und deren Anführer Stammesmasken trugen. Der stracke Paladin in seiner Konquistadorenrüstung kämpfte nun plötzlich gegen "Pygmäen".
War das nun immer noch ein harmloser Spaß oder dockte man da schon an Denkmodelle an, mit denen man normalerweise nichts zu tun haben will? Ich denke, sowas darf man sich immer fragen.
Man könnte sich natürlich auch fragen, warum man diese Asoziation erst hat, wenn man gegen "Dschungelbewohner" kämpft und nicht schon wenn man, Wesen die kleiner sind als (westliche) Menschen und einer schamatischen Religion angehören, aus osteuropäisch anmutenden Wäldern vertreibt. *SCNR*
Zitat
Noli Timere Messorem
Im Gedenken an einen großen Schrifftsteller

Offline Waldviech

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Die Frage in Bezug auf Traveller ist ja nun - wenn ich richtig verstanden habe -, inwiefern die "Rassen" (also: Spezies) kolonialistischen Wunschphantasien entsprechen, wie es sie im 18. Jahrhundert bis 20. hinein gegeben hat, um den eigenen Ausbeutungswillen zu rechtfertigen.
Gute Frage - so auf den ersten Blick findet sich da IMHO nichts Bemerkenswertes in dieser Richtung, zumal die innerhalb der Spielwelt gängigen Vorurteile mit der Epoche wechseln (Traveller zieht sich ja über Jahrtausende). Nimmt man die klassische Traveller-Epoche in der Blütezeit des dritten Imperiums, dann fände sich verdammt wenig "kolonialistische Wunschphantasie". Eher speisen sich die Klischeevorstellungen aus der Vorstellungswelt des späten 20. Jahrhunderts, mit dem kalten Krieg zwischen Zhodani und Imperium, dem faschistoiden Ein-Parteien-Staat in der Solomani-Konföderation usw. Die größeren Alienrassen sind allesamt keine versteckten Afrikaner oder Chinesen und auch nicht das Ziel militärischer Ausbeutung. (Eher schon stehen Brocken wie Aslan oder Hiver auf einer Augenhöhe mit dem 3I). Auch vermeidet Traveller allzu klare Feindbilder. Zwar sind die Zhodani aus Sicht des Imperiums oftmals "Die Bösen", werden aber weder stereotyp noch entmenschlicht dargestellt. Gleiches gilt für die Solomani oder jede andere Partei. Ich sehe da also reichlich wenig inhärenten Rassismus.
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Offline Falke359

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Re: Rassismus bei Traveller [war Re: Warum mir Traveller ...]
« Antwort #70 am: 18.04.2013 | 19:38 »
Im dritten Akt nun kämpft man plötzlich gegen zwergwüchsige Dschungelbewohner, die in Strohhütten lebten und deren Anführer Stammesmasken trugen. Der stracke Paladin in seiner Konquistadorenrüstung kämpfte nun plötzlich gegen "Pygmäen".
War das nun immer noch ein harmloser Spaß oder dockte man da schon an Denkmodelle an, mit denen man normalerweise nichts zu tun haben will? Ich denke, sowas darf man sich immer fragen.

Da haben Computer- (oder Rollenspiele) aber keine Sonderstellung gegenüber anderen Medien, so tauchen besagte Pygmäen ja 1:1 in irgendeinem der "Mumie"-Filme auf.


Einen interessanten Punkt finde ich ja die Tatsache, dass derzeit nur eine einzige menschliche Art auf dem Planeten lebt, was sonst in der Tierwelt glaube ich einzigartig ist. Schaut man sich nur die Menschenaffen an, finden sich bereits zahlreiche Arten.
Angesichts mehrere ausgestorbener Menschenarten wie dem Neandertaler oder anderen sehe ich Fantasy-"Rassen" als Ausdruck eines tief sitzenden kulturellen Bewusstseins, dass man nicht immer "alleine" war.
Ähnliches gilt für Sci-Fi-"Rassen", die, wie ich weiter oben beschrieben habe, im Prinzip die Andersartigkeit oder Extreme ausloten, damit wir uns bewusst werden, was "Menschsein" bedeutet.  
Früher war mehr Lametta.

Sin

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Re: Rassismus bei Traveller [war Re: Warum mir Traveller ...]
« Antwort #71 am: 18.04.2013 | 20:25 »
Einen interessanten Punkt finde ich ja die Tatsache, dass derzeit nur eine einzige menschliche Art auf dem Planeten lebt, was sonst in der Tierwelt glaube ich einzigartig ist. Schaut man sich nur die Menschenaffen an, finden sich bereits zahlreiche Arten.
Angesichts mehrere ausgestorbener Menschenarten wie dem Neandertaler oder anderen sehe ich Fantasy-"Rassen" als Ausdruck eines tief sitzenden kulturellen Bewusstseins, dass man nicht immer "alleine" war.
Ähnliches gilt für Sci-Fi-"Rassen", die, wie ich weiter oben beschrieben habe, im Prinzip die Andersartigkeit oder Extreme ausloten, damit wir uns bewusst werden, was "Menschsein" bedeutet.

Der Mensch [edit: ist] ein Menschenaffe. Die (Großen) Menschenaffen bestehen aus 4 Gattungen und 7 Arten. Und es gibt so einige Tiergattungen mit nur einer Art (mal abgesehen davon, dass die biologische Systematik sowieso mitunter fragwürdig ist), man nennt das monotypisch - der Mensch ist dahingehend nicht einzigartig.
« Letzte Änderung: 18.04.2013 | 23:02 von Sin »

Callisto

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Re: Rassismus bei Traveller [war Re: Warum mir Traveller ...]
« Antwort #72 am: 18.04.2013 | 22:34 »
Der Mensch ein Menschenaffe. Die (Großen) Menschenaffen bestehen aus 4 Gattungen und 7 Arten. Und es gibt so einige Tiergattungen mit nur einer Art (mal abgesehen davon, dass die biologische Systematik sowieso mitunter fragwürdig ist), man nennt das monotypisch - der Mensch ist dahingehend nicht einzigartig.
Orang Utan bedeutet, soweit ich informiert bin, auch übersetzt "Waldmensch" und nur weil wir intelligenten Tierarten absprechen gleichwertig zu sein, heisst das nicht, das wir in der Tat "die Krone der Schöpfung" wären. Es gibt ja durchaus Bemühungen Schimpansen (oder Gorillas?) Menschenrechte zuzusprechen. Und haben wir nicht alle Planet der Affen (vor dem Reboot) gesehen?

Sin

  • Gast
Habe ich diese Antwort provoziert, weil ich das "ist" in "Der Mensch ist ein Menschenaffe." vergessen habe?
Ich persönlich betrachte (Wirbel-) Tiere grundsätzlich als gleichwertig zum Menschen, was aber auch mit meiner mangelnden Achtung vor dem Menschen zu tun hat.

Callisto

  • Gast
Habe ich diese Antwort provoziert, weil ich das "ist" in "Der Mensch ist ein Menschenaffe." vergessen habe?
Ich persönlich betrachte (Wirbel-) Tiere grundsätzlich als gleichwertig zum Menschen, was aber auch mit meiner mangelnden Achtung vor dem Menschen zu tun hat.
Nein, das war kein Widerspruch. Ich hab Dich nur zitiert, weil ich meinen Text deinem hinzufügen wollte  :)