Vor der Runde:
- Ansprechen, dass man in dieser Runde auch heikle Themen anfassen will. Am besten Beispiele geben, wie man sich das ungefähr vorstellt (Beispiel: „In dieser Runde soll es um die Schrecken des Krieges gehen. Ich habe deshalb vor, Verletzungen sehr plastisch zu schildern und es sollen auch Sachen vorkommen wie Gewalt gegen die Zivilbevölkerung, Vergewaltigungen und Plünderungen. Stellt euch das vor wie in Film/Buch XY.“)
- Spieler handverlesen. Ernsthaft. Bei heiklen Themen ist eine entspannte Atmosphäre sehr wichtig. Wenn meine seine Mitspieler nicht kennt oder mit ihnen schlecht harmoniert, möchte man nicht unbedingt über Sex reden.
- Tabuliste erstellen: Jeder Mitspieler, auch der Spielleiter, sagt, was er nicht bespielen will oder was er nur in einer bestimmten Form bespielen will (Beispiel: „Ich bin auch bereit, Kindesmissbrauch als Thema zu behandeln, allerdings möchte ich das nur abstrakt anspielen.“). Außerdem gibt es Tabus, auf die man nicht unbedingt kommt. Zum Beispiel hatte eine Spielerin große Problemen mit Schilderungen von ekligem Essen, was ich spontan als eher unproblematisch eingeschätzt hätte.
- Klar machen, dass jederzeit das Spiel unterbrochen werden kann, wenn es einem Mitspieler zu heftig wird. Jeder Mitspieler sollte sich bereiterklären, zu unterbrechen, wenn ein Mitspieler nicht mehr mag, auch wenn man selbst vielleicht gerne weiterspielen würde.
Jeder Spieler sollte das Gefühl haben, sich trotz heikler Themen in einem geschützten Bereich zu befinden, in dem er nicht mit Spott zu rechnen hat, wenn ihm bei einer Schilderung von Amputationen in verdreckten Gräben schlecht wird.
- Vorher noch mal klar sagen, dass es nur ein Spiel ist. Erotische Themen sind gerade für weibliche Mitspieler oft heikel, weil manchmal die Grenze zwischen „gespieltem“ und „echten“ Flirt zu verschwimmen scheint. Und das kann sehr unangenehm sein. Auch hier: Jeder sollte wissen, dass er jederzeit problemlos abbrechen darf.
Im Spiel:
- Häufig Pausen machen. Generell sind heikle Themen auch oft emotional anstrengende Themen. Das kann ganz schön schlauchen. Also als SL ruhig häufiger mal unterbrechen und einen neuen Kaffee holen oder eine rauchen. Auch als Spieler eine Pause verlangen, wenn man müde wird.
Man kann auch eine „Pausenkarte“ oder ein „Pausenschild“ machen, das man hochhält, wenn man eine Pause will. So muss man nicht auf eine Gesprächspause warten.
- Witze zulassen. Interessanterweise kann ein Witz gerade in emotionalen Situationen sehr nützlich sein. Ein Witz schafft von sich aus eine kleine Pause und relativiert das gerade gespielte: Klar, das war schrecklich/sexy/sonst was, aber hey, es ist nur ein Spiel und ich kann einen Witz drüber machen. Solche Witze sind kein böser Wille der Spieler, sondern oft ein Mittel, um die Situation zu entspannen.
- Auf seine Mitspieler achten. Wir sind alle sozial gepolt und merken es oft, wenn ein anderer Mensch sich unwohl fühlt. Wer anfängt, sich aus einer Situation herauszuziehen, hat vermutlich keinen Spaß dran. In so einem Fall ruhig fragen: „Alles klar? Sollen wir eine Pause machen?“ Auch als Mitspieler! Meiner Meinung nach fragt man lieber einmal zu oft als einmal zu selten.
- Besprechungspausen einlegen. In passenden Momenten kann man auch längere Pausen machen, zu denen man drüber spricht, wie einem das Spiel bisher gefallen hat, was man vermisst, wo man gerne hin möchte und ja, wie man sich fühlt. Wem das zu sozialpädagogisch ist, der kann Rundensmalltalk zur Pizzapause machen.
- Bei Stoppzeichen kann man sich ähnlich wie bei den Pausenzeichen überlegen, ob man nicht einen nonverbalen Anzeiger wie ein Schild wählt. Hier hat man vielleicht nicht so viele Hemmungen, wie wenn man jemandem ins Wort fallen müsste.
Hinterher:
- Chill-Out: Das dürfte tatsächlich der einzige Punkt sein, der für mich persönlich unersetzlich ist. Bei emotional anstrengenden Runden brauche ich hinterher erstmal ein bis zwei Stündchen lockeres Gelaber oder Videospiele oder Ähnliches.
- Nachbesprechung geht auch, obwohl ich so was in den längeren Pausen lieber mag. Hinterher möchte ich erstmal runterkommen und will nicht immer sofort eine „ernsthafte“ Besprechung anschließen (locker Revue passieren lassen ist aber in Ordnung). Wenn aber jemand das Bedürfnis nach einer Besprechung hat, sollte man dem auch nachgehen.