Ich hau jetzt mal die allgemeine These raus: Splittermond ist die Art klassischen Rollenspiels, die meiner Wahrnehmung nach sowieso gerade ein bisschen kriselt.
Splittermond ist als breit aufgestelltes Kampagnensystem mit langfristigem, kontinuierlichem Output angelegt. Die Hauptzielgruppe sind treue Fans und damit auch Spieler:innen, die dazu tendieren, ein System und ein Setting über lange Zeit hauptsächlich oder auch ausschließlich zu spielen.
Wenn ich mir angucke, was mir gerade sonst so erfolgreich erscheint (oder zumindest Aufmerksamkeit bekommt), sind das alles Systeme, die anders ticken:
Beispiel D&D5: Klar, das ist auch für Leute, die das als Hauptsystem spielen. Aber D&D ist ja gerade weg von kontinuierlichem Ouptput im Sinne aufeinander bezogener Veröffentlichungen. Stattdessen ist jeder neue Band als "Event" für sich angelegt, fast schon als eigenes Rollenspiel. Da wird jedes Mal ganz neue Aufmerksamkeit auf einem ganz anderen Niveau generiert, als das bei einem neuen SpliMo-Regionalband denkbar ist; und zwar nicht bloß, weil SpliMo an sich so viel kleiner ist, sondern auch, weil man bei D&D in gewisser Weise wirklich praktisch jedes Supplement als ganz neues Spielerlebnis und nicht nur als Ergänzung zum Bestehenden vermarktet.
Die Fria-Ligan-Sachen wie Coriolos oder Forbidden Lands oder Symbaroum ticken dann wieder anders, da wird mehr auf eine klarere Core Story gesetzt, und ich denke, die Sachen sind eher darauf ausgelegt, coole Zweitsysteme zu sein und sind oft deshalb erfolgreich, weil die Leute sich die Sachen halt dazukaufen und sich freuen, wenn mal wieder was kommt. Aber sie haben von Anfang an nicht den gleichen breiten Anspruch wie Splittermond.
Wieder anders ein aktuelles Beispiel wie Fading Suns: Das scheint mir schon als breites Setting mit vielen Optionen und vielen Supplements, die in unterschiedliche Richtungen gehen, angelegt zu sein, aber hier ist die Vermarktung "explosiv": Es wird ein und dann noch ein dicker Kickstarter gefahren und die Supplements werden in großen Haufen rausgeknallt. Ich Prophezeie mal, dass da viel in derart geballter Form kommen wird, aber dann ist es vielleicht auch schnell wieder vorbei. Ich habe den Eindruck, dass viele Kickstarter gleich das volle Programm präsentieren und die Verlage versuchen, innerhalb von maximal 2-3 Jahren alles aus ihrem System rauszuholen, und damit rechnen, dass es dann einschläft.
Mit SpliMo vergleichbar sind für mein Gefühl am ehesten Numenera (das mir auch zu schwächeln scheint), Warhammer 4 (das natürlich massiv vom Nostalgiefaktor lebt) und natürlich DSA 5 (für dessen Fortbestand ich auch allenfalls den Nostalgiefaktor verantwortlich machen würde).
Mich persönlich würde bei SpliMo tatsächlich auch nur eine 2te Edition mit deutlich einfacheren Regeln interessieren. Am Ticksystem hängt's dabei für mich gar nicht so, solange man das auch entsprechend vereinfachen würde. Vor allem den Meisterschaften-Overkill müsste man m.E. aber angehen.
Rechnen würde ich aber damit, dass es mit SpliMo einfach auf Sparflamme weitergeht, was jetzt sicher auch nicht das schlechteste ist.