Was soll dieses kryptische, wichtigtuerische, mit die Bedeutung der Materie weit überhöhenden Metaphern angereicherte Statement, das vorgibt, seinen Objektivitätsanspruch argumentativ zu begründen, obwohl es in Wirklichkeit rein apodiktisch bleibt, uns sagen?
Ich gebe weiter, was mir in meiner Rollenspiel-Anfangszeit von den Altvorderen am Herdfeuer über die 90er erzählt wurde. Und diese Geschichten handeln eben auch davon, dass der einzig Kreative in der Runde der Spielleiter zu sein hatte, der
seine Geschichte durchgedrückt hat, auch gegen den Widerstand der Spieler. Und da nahm auch der Spielleiter kein Blatt vor den Mund, wenn er mit vor Begeisterung leuchtenden Augen berichtet hat, wie er richtig gute Ideen der Spieler abgewürgt hat, weil "er lässt sich doch von diesen dummen, kleinen Spielern nicht seinen epischen Plot kaputtmachen, die haben doch keine Ahnung!"
Nachweisen lässt sich diese Geisteshaltung auch in Abenteuern mit total vielschichtigem, tollem Hintergrund und krass ausgearbeiteten NSCs, an denen sich aber alleine der SL erfreuen kann, da es im Verlauf des Abenteuers für die Spieler/SCs schlicht unmöglich ist, diese Hintergründe aufzudecken. Und der SL fühlt sich wichtig, während die Spieler/SCs planlos rumstolpern und am Ende durch Würfeldrehen und SL-Gnade zumindest Zeuge eines episch-tollen Ereignisses werden, das sie gar nicht würdigen können.
Dem gegenüber stehen die Erzählungen von Spielern, die in den 80ern von unseren amerikanischen Besatzern D&D gelernt haben. Die haben zwar auch ihre Horrorgeschichten auf Lager, diese handeln aber meistens von unlogischen, kampflastigen Dungeons, und beinhalten keine Spielleiter, die sich selbst für etwas besseres halten und die auf ihre Spieler herabsehen.
Und das ist der Knackpunkt. Ob besser oder schlechter (ob "objektiv" oder nicht) ist für mich erst einmal keine Frage des konkreten Spielstils, sondern eine Frage des menschlichen Umgangs miteinander:
Eine Freizeitaktivität, bei der alle Beteiligten sich gegenseitig ernst nehmen und die kreativen Eingaben aller wertgeschätzt werden ist
besser als die gleiche Freizeitaktivität, bei der sich einer der Beteiligten auf Kosten der anderer profiliert und diese unterdrückt.
Das mag in den heutigen Ohren trivial klingen, war es in den 90ern aber (anektodisch! anektodisch!) nicht überall.