Es ist nie verkehrt, so zu spielen, wie es einem am meisten Spaß macht. Und wenn einem gerade "gewaltarmes" Spiel Spaß macht, dann ist das genauso rechtens (das man dafür überhaupt solche Begriffe braucht), wie es rechtens ist, Bock auf einen Hack'n'Slay-Dungeon-Crawl zu haben.
Nur sollte man nicht versuchen, jemandem einen Spielstill "aufzuerklären" wollen, den dieser nicht mag.
Ganz genau. Ich spiele eben lieber gewaltarm, mit tiefen, lebensechten Charakteren, in einer stimmungsvollen, plausiblen, komplexen Welt, und finde Hack&Slay doof. Andere verkloppen lieber Orks in einer Sandbox. Das ist beides legitim; Probleme gibt es nur, wenn beide zusammen in derselben Runde spielen.
Vielleicht hatten ja einige Spieler zuviel "90er-mäßiges" Spiel in den letzten 20 Jahren und wollen jetzt einfach mal wieder was anderes, also Back to the Roots. Anderere hatten vielleicht noch gar kein 90er-mäßiges Spiel und es jetzt erst für sich entdeckt.
Als jemand, der 15 Jahre fast nur DSA gespielt hat, ist Sandboxing fast so etwas wie der heilige Gral (fast, und nur vor allem zur Erholung), für andere mag es der Leibhaftige sein... aber wie es einem gefällt, ist doch jedem selbst überlassen. ^^
Zweifellos. Ich will keine Sandbox, also spiele ich das nicht. Ich kann mir natürlich vorstellen, dass jemand nach soundsovielen Jahren sagt, "Ach, wie wärs, wenn wir mal wieder so spielen wie damals in den frühen 80ern, als wir mit der roten D&D-Box/mit DSA1 angefangen haben!". Nostalgie halt. Das kann man gut verstehen.
Auch ich habe mal mit der roten D&D-Box angefangen und Dungeons und kaum ausgearbeitete Welten bespielt, mit Charakteren, die so platt waren wie ein Fahrradreifen nach einer Fahrt durch 100.000 Reißnägel. Aber im Gegensatz zu den Oldschoolern will ich nicht in den Sandkasten zurück; meine Ansprüche an das Rollenspiel sind mit mir gewachsen.
Ich denke man muss auch zwischen besserem und spaßigerem Rollenspiel unterscheiden. Das sieht man sehr schön wenn man mal von Spielstilen wegkommt und Spielaufwände betrachtet. Ich kann mich Wochenlang hinsetzen, eine Story schreiben und eine Spielwelt ausformulieren, Handouts vorbereiten und auf meine Spieler und ihre Charaktere eingehen um eine stimmungsvolle Atmosphäre zu schaffen.
Und das Ergebniss wird auch "besser" sein als wenn ich all dies nicht tue.
Aber es ist eben auch viel Aufwand, und genausogut können alle bei einer spontanen Runde Spaß haben. Sie ist nicht genauso "gut" und würde ich an beide Runden mit der gleichen Erwartungshaltung herangehen so wäre sie weniger spaßig. Weil ich das aber nicht tue funktionieren beide Ansätze.
Ähnlich ist dies bei Hack & Slay vs. Rollenspiel mit Tiefgang.
Natürlich ist es "besser" wenn die Charaktere und die Spielwelt differenziert und vielschichtig sind, wenn die Story packend ist und mehrere Möglichkeiten bestehen ans Ziel zu kommen.
Aber ob es genausoviel Spass macht wie einen Haufen zusammengewürfelter Monster zu verhauen hängt von der Erwartungshaltung an beide Spiele ab.
Ja. Manche Leute verhauen eben lieber zusammengewürfelte Monster. Das ist vielleicht kein "gutes" Rollenspiel, aber wenn es ihnen mehr Spaß macht als "gutes" Rollenspiel, sollen sie es tun!