Wie gesagt halte ich das in Settings, in denen die Götter tatsächlich und leibhaftig präsent sind, für nicht praktikabel. Wenn die Gottheit mit einer vertretenen Lehre nicht d'accord geht, wird sie schon von sich hören lassen ehe es zu einem Schisma kommt.
Ich würde schon sagen, dass man auch in solchen Settings mit Göttern arbeiten kann, die eher verborgen bleiben und die man eben primär über die durch sie verliehene Macht erlebt. Dass die Gottheit unzufrieden ist, merken die Anhänger dann eben dadurch, dass Kräfte versagen, Opfer nicht mehr angenommen werden etc.
Spannend daran finde ich, dass es mehr Spiel lässt für die Frage, was der Wille der Gottheit ist. Die Götter würden in solche einem Setting dann eben nicht bei jeder Kleinigkeit eingreifen (was kümmert mich das auch als Gott, bin ich der "Dienstleister" der Kleriker?), sondern mit einer gewissen Bräsigkeit, Trägheit oder Verzögerung.
Muss man natürlich weder so spielen noch so auslegen, klar.
Und gerade zu einer Paladin-Gottheit würde das auch nicht unbedingt passen.
Als Alternative böte sich vielleicht an, dass eine feindlich gesonnene Gottheit die fragliche Kirche durch Spione infiltrieren lässt. Da wäre dann die Aufgabe der Inquisition, diese Spione ausfindig zu machen und zur Strecke zu bringen.
An so etwas dachte ich z.B. auch.
Also Generierung spannender Plots ist jetzt keine Hinreichende Begründung für die Rücknahme von Settingplausibilität Auch wenn man hier und da natürlich Augen zudrückt, um solche spannenden Plots zu ermöglichen.
Und reine Settingplausibilität ist für mich keine hinreichende Begründung für die Rücknahme spannender Plots oder von Player Empowerment, aber da will ich natürlich nicht in andere Gruppen hineinreden
Die Problematik ergibt sich ja auch grundsätzlich, weil es ein sehr spezieller Gott ist, nämlich ein Paladin-Gott, und da auch einer mit sehr bestimmten "Ansichten" (Grundsätzlich bin ich durchaus der Meinung, dass Paladin nicht gleich Paladin ist und da ein Spielraum existiert). Bei diesem hier spielt Aufrichtigkeit, sowohl im Sinne von Ehrlichkeit als auch von Unnachgiebigkeit / Standhaftigkeit, eine zentrale Rolle (in etwa vergleichbar zu Torm). Ebenso die weiteren Punkte des Codex, wie Gehorsam gegenüber Vorgesetzten. Man muss vielleicht einfach einsehen, dass zu solch speziellen Gottheiten nicht jede Klasse, wie z.B. der Inquisitor, passt. Heimliches Herumschnüffeln, ein Aspekt des Inquistiors, beißt sich eben mit der Aufrichtig- und Geradlinigkeit, die diesen Glauben kennzeichnet. Daher sehe ich es so, dass wenn es Inquisitoren (also die Klasse) in dieser Kirche gibt, diese etwas vom normalen Schema abweichen müssen, um dem Glaube gerecht werden zu können.
Ich finde, dass sich Inquisitoren geradezu hervorragend als Diener einer Paladin-Gottheit anbieten, weil es ein Inquisitor doch in erster Linie als seine Aufgabe sieht, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Was du als "Herumschnüffeln" bezeichnest, kann doch eine geradlinige, offene Untersuchung von Missständen sein. Und wir sollten nicht vergessen, dass zum einen im Mittelalter die Folter ein probates und anerkanntes Mittel der Wahrheitsfindung war und zum anderen das Bestrafen und sogar Töten böser Wesen in D&D-Settings für gute Charaktere nicht nur erlaubt, sondern sogar gefordert sein kann.
Zumal der Codex schon existiert und nicht erst für den Spieler erschaffen wurde, um diesem Regeln in den Weg zu schmeißen. Der Unmut kam ja erst auf, weil ich nicht direkt darauf hingewiesen habe, dass der Codex allgemein von den Klerikern (inklusive andere Klassen) einzuhalten ist, eben weil es ein sehr strenger Glaube ist.
Vielleicht hätte ich als Spieler damit ein Grundproblem: Für mich sollte eigentlich alles, was die Welterschaffung betrifft, dem Ziel untergeordnet sein, den Charakteren ein gutes und zufriedenstellendes Charakterspiel zu ermöglichen. Wieso ich als SL dann im Zweifelsfall meine Welt nicht den Spielerwünschen anpassen sollte, erschließt sich mir dabei nicht, auch wenn ich großes Verständnis dafür habe, wenn jemand etwas, das man als SL geschaffen hat, bewahren möchte.