Dann ist die 2. Edition wohl nichts für mich
Zumindest nicht, wenn Du die Wahl zwischen AD&D 2nd Ed oder Hackmaster 4E hättest und entscheiden müsstest. Aber im Ernst: AD&D 2nd Ed spaltet die D&D Rollenspieler in mindestens zwei Lager - auch hier in diesem kurzen Thread zu sehen.
Als ich nach knappen 10 Jahren mit AD&D 2nd Ed den Start für D&D 3.X mitmachte und damit auf diese Produktserie gestoßen war, war ich Feuer und Falamme für das neue D&D, weil es sich wie das bekannte D&D anfühlte, aber doch vieles sehr anders machte - kein Level Cap, einheitliches (und damals überzeguendes) Würfelsystem, Nichtwaffenfertigkeiten und individuelle Talente in den Vordergrund, Epic redefined, Klassenkombinationen mit Klassen und Prestige-Klassen zum Perversen übertreibbar, schnellerer Stufenaufstieg, deutlich potentere Magierklassen etc. sind nur einige Aspekte, die für D&D 3.x sprachen.
Nach D&D 3.0, D&D 3.5 und der Pfadfinderei, und vor allem nach dem PC-Game-goes-Pen-'n'Paper D&D 4E sind die Aktienkurse für D&D Classic bis AD&D 2nd Ed. aber deutlich gestiegen, während für D&D 4E nur die Liebe zum Verstauben gelieben ist (meine Bücherwürmer gönnen sich dann doch schmackhaftere Sachen) und D&D 3.x für's erste auch nur "gut im Regal aussehen darf". Das, was man dem System oder Spiel von AD&D 2nd Ed anlastet, nämlich ...
- begrenzter Zugang zu Klassen für jede Rassen gepaart mit umständlichen Mischklassen oder Klassenkombinationsregeln,
- kein einheitliches Würfelsystem wie bei D&D 3.x,
- tatsächlich in Regeln gegossene Auswirkungen von Gesinnungswechseln,
- kaum bis keine Steigerungsmöglichkeiten für Attribute,
- elendig lange Aufstiegs-Arbeit,
- für Magier gerade in den ersten 4 Erfahrungsstufen ein echt gefährliches Abenteurerdasein,
- starke Limitierung in der Nutzbarkeit von Waffen (auch für Krieger),
- deutlich komplexeres XP-Vergabe-System,
- etc. pp.
... begreife ich als Stärken des Spiels, weil sie eben andere Herausforderungen im Spiel darstellen, an deren Grenzen zudem tolle Geschichten erzählt werden können. Allerdings ist es dabei eine sehr individuelle Frage, ob man so etwas mag oder sich zumindest auf so etwas einlassen möchte. Für mich gilt: Ohne Frage, in jedem Fall, und zur Zeit auch viel eher als bei den aktuellen Spielen (egal auch, wie old-schoolig sie daherkommen mögen ...).
Klar ist auch, dass AD&D 2nd Edition aus einer Zeit stammt, in der Schnellebigkeit und action-paced gaming, wie es in D&D 3.X der Fall ist, nicht die tragenden Prinzipien waren. Durch die regeltechnisch entschleunigten Aufstiegsmöglichkeiten hatten Kampagnen ganze andere Dimensionen. Und dadurch, dass die Spieler über Fertigkeiten- und Talente-Bäume nicht stundenlang brüten mussten, um sie bis zur 10. oder 20. Stufe durch zu deklinieren, um für sich den optimalst möglichen Super-Charakter zu entwickeln, war auch der Schwerpunkt des Spiels nicht so sehr auf die Charakterentwicklung ausgerichtet; denn diese ist in AD&D 2nd Ed im Wesentlichen schon festgeschrieben (so ähnlich wie in D&D 4E). Naja, aber bevor ich mich zu sehr in romantisierenden Äußerungen verliere ... Hier die Empfehlung zum Schluss:
Wenn Du auf 'nem Con bist und Du die Chance bekommst, einer AD&D 2nd Ed Runde beizuwohnen, probier es aus. Das kann sowieso durch keine geschriebene Empfehlung in welchem Forum auch immer ersetzt werden.
AO