Autor Thema: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?  (Gelesen 36755 mal)

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Offline Skele-Surtur

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Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
« Antwort #225 am: 7.06.2013 | 02:44 »
Also zumindest D&D ist in Deutschland kein großes Problem eine Gruppe zu finden, kommt halt drauf an, welche Edition. Ich bin im wahrsten Sinne des Wortes spielend an DSA vorbeigekommen.
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Offline Rhylthar

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Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
« Antwort #226 am: 7.06.2013 | 05:43 »
Also zumindest D&D ist in Deutschland kein großes Problem eine Gruppe zu finden, kommt halt drauf an, welche Edition. Ich bin im wahrsten Sinne des Wortes spielend an DSA vorbeigekommen.
Dito.

Vor knapp 25 Jahren war OD&D in deutsch vorhanden und auch AD&D hatte (später) genug deutsche Produkte.
Hinzu kam, dass mit den ganzen SSI-Spielen für C-64, Amiga, etc. die Popularität von D&D sicher auch in Deutschland gewachsen ist.
Vielleicht hat nicht jeder Spieler der Computerspieler den Weg zum RPG gefunden, aber sicherlich doch einige.
« Letzte Änderung: 7.06.2013 | 06:12 von Rhylthar »
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"Naja, ich halte eher alle FATE-Befürworter für verkappte Chemtrailer, die aufgrund der Kiesowschen Regierung in den 80er/90er Jahren eine Rollenspielverschwörung an allen Ecken wittern und deswegen versuchen, möglichst viele noch rechtzeitig auf den rechten Weg zu bringen."

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Offline Oberkampf

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Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
« Antwort #227 am: 7.06.2013 | 07:48 »
Das glaube ich nicht. Die Käuferschicht hat diesen Spielstil übernommen weil in den Büchern stand: "So sollst du spielen" bzw. weil die Käuferschicht gar keinen anderen Spielstil kannte.


Das wäre so einer der Punkte, der schwer zu prüfen ist. In den 80ern (als ich angefangen habe), war D&D als Alternative bekannt und im normalen Spielwarenladen auf Deutsch erhältlich. Außerdem hatte DSA noch nicht so übermäßig viele Materialien publiziert. Auf den frühen Cons, die ich besucht habe, wurden neben DSA und D&D auch andere Systeme (vor allem Midgard) gespielt. Aber DSA war irgendwie eingängiger - und zwar nicht allein aufgrund der Regeln.

In den 90ern war neben V:tM auch Shadowrun in Deutschland weit verbreitet. Andere "Sender" als DSA, Ulrich Kiesow & Hadmar von Wieser waren insofern vorhanden. Man kann sich allerdings darüber streiten, ob eins der Spiele oder beide nicht den "typischen DSA-Stil" (und damit den populären "deutschen" Stil) ebenso beworben haben wie DSA.
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Offline Sir Markfest

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Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
« Antwort #228 am: 7.06.2013 | 09:17 »
Das wäre so einer der Punkte, der schwer zu prüfen ist. In den 80ern (als ich angefangen habe), war D&D als Alternative bekannt und im normalen Spielwarenladen auf Deutsch erhältlich.

Klar. Aber durch die DSA Fernsehwerbung und dadurch, dass einige Läden eben nur DSA in den Regalen führten (wie bei uns, D&D fand sich nur in Fantasyshops), kam eben eine andere Klientel zum Rollenspiel - die "Unbelasteten" welchen von "Rollenspiel" und D&D noch nichts gehört hatten, die Eltern, welche den Kids diese DSA Box kauften. Diese wuchsen dann mit dem DSA-typischen Spielstil auf.

Offline Thandbar

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Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
« Antwort #229 am: 7.06.2013 | 09:24 »
Die Spielwarenläden meiner Kindheit führten ausschließlich DSA. Von D&D erfuhr ich erst viel später.
Der letzte Rollenspielladen, in dem ich war, führte außer DSA und Pathfinder quasi nix. Insofern scheint es mir aus meiner begrenzten Erfahrung heraus ersichtlich, dass das Angebot maßgeblich die hiesigen Vorlieben bestimmt, und wir auf diffuse Termini komplett verzichten könnten, wollte man nicht mal wieder verzweifelt nach dem "typisch Deutschen" fahnden.   
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Offline Grubentroll

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Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
« Antwort #230 am: 7.06.2013 | 09:28 »
Hier in München gabs auch viel D&D. Und zwar schon vor DSA.

Ich meine mich sogar zu erinnern eine D&D-Broschüre für die rote Box aus einem lokalen Obletter (ein Spielwarenladen) anno 1983 oder 84 gehabt zu haben. Ich habe aber als Kind null kapiert um was es in dem Spiel gehen soll, weil der für mich typische Part des Spielbretts und der Spielfiguren gefehlt hat in der Broschüre.


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Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
« Antwort #231 am: 7.06.2013 | 10:14 »
Ich meine mich sogar zu erinnern eine D&D-Broschüre für die rote Box aus einem lokalen Obletter (ein Spielwarenladen) anno 1983 oder 84 gehabt zu haben. Ich habe aber als Kind null kapiert um was es in dem Spiel gehen soll, weil der für mich typische Part des Spielbretts und der Spielfiguren gefehlt hat in der Broschüre.
Bei uns gab es um die Zeit 83/84 sogar schon eine wohlwollende Rezension zu D&D in der Morgenzeitungsbeilage fürs Fernsehen.
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Offline Xemides

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Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
« Antwort #232 am: 7.06.2013 | 10:47 »
Ich habe DnD im November 1983 im Supermarkt in der Spielwarenabteilung entdeckt. Da war DSA noch gar nicht erschienen. Ich hatte es mir, nachdem ich im Moeweig SF-Jahrbuch einen Artikel von Dr. Lutz Reimers gelesen hatte, was Rollenspiel ist, noch vor Weihnachten gekauft.

In Lübeck gab es lange keinen reinen Rollenspiel- oder Fantasyladen. Ich glaube das Futureworlds machte erst Anfang der 90er auf.

Aber die Spielwarengeschäfte führen Rollenspiele. Dort gab es aber nicht nur DSA. Zumindest die detuschen DnD Sachen und Midgard konnte man auch kaufen.

Außerdem gab es natürlich die monatlichen Kataloge von Fanpro, auf den ich sehnsüchtig gewarte habe und angekreutz hatte, was ich mir alles kaufen wollte LOL.
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Offline La Cipolla

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Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
« Antwort #233 am: 7.06.2013 | 16:00 »
Continue, old people. ;D

Im Ernst, sehr interessant zu hören. :) Wir sollten einen "Großpapa erzählt" Thread machen.

Hab übrigens mit D&D3 angefangen (durch die PC Spiele motiviert) und erst später von DSA erfahren, noch nach Shadowrun und der nWoD.
« Letzte Änderung: 7.06.2013 | 16:18 von La Cipolla »

Offline Skele-Surtur

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Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
« Antwort #234 am: 7.06.2013 | 16:05 »
Also ich hab erst mit der 3. Edition von D&D richtig mit Rollenspiel angefangen, vorher begrenzte Erfahrungen mit Talislanta. Ich hatte aber zgg. die sprachlichen Mindestfertigkeiten, um mit einem englischen Regelwerk zu spielen. Da haben natürlich Leute, die in jüngeren Jahren anfangen oder aus anderen Gründen schwächer ausgeprägte Englischkenntnisse haben, größere Probleme.
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Offline Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder)

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Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
« Antwort #235 am: 7.06.2013 | 16:23 »
Der Montanus in Mainz in der Gegend der Seppel-Glückert-Passage bot 1984 eine riesige RSP-Ecke mit DSA und RedBox-D&D, dazu die Thienemann-Bücher (Fighting Fantasy), alles schön präsentiert nahe den Fantasy-Büchern mit einen kundigen Verkäufer. Im Kinderladen Wirth (größtes Fachgeschäft für Spiele und Spielzeug) fand sich zu dem Zeitpunkt auch eine große DSA-Ecke. Das war schon ziemlich außergewöhnlich und mMn einer der Gründe, warum RSP in Mainz so schnell Verbreitung fand. Einen "richtigen" RSP-Laden gabs erst später, so 1986.
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Zitat von: korknadel
Rollenspiele sollen bei Dir im besten Fall eine gewisse Schwermut, Resignation und Melancholie hervorrufen.

Zitat von: Dolge
Auf Diskussionen, was im Rollenspiel realistisch ist und was nicht, sollte man sich nie unter gar keinen Umständen absolut gar überhaupt vollständig nicht einlassen.

Offline Grubentroll

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Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
« Antwort #236 am: 7.06.2013 | 16:24 »
Dort gab es aber nicht nur DSA. Zumindest die detuschen DnD Sachen und Midgard konnte man auch kaufen.


Ich glaub Midgard habe ich nicht mal später in den richtigen Rollenspielläden stehen sehen.  ;D Das ist für mich das große Mysterium des deutschen Rollenspielsektors, dieses Midgard.

Offline Wisdom-of-Wombats

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Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
« Antwort #237 am: 7.06.2013 | 17:25 »
Also zumindest D&D ist in Deutschland kein großes Problem eine Gruppe zu finden, kommt halt drauf an, welche Edition. Ich bin im wahrsten Sinne des Wortes spielend an DSA vorbeigekommen.

Ich könnte als nächstes DSA anbieten  ~;D
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Offline Xemides

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Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
« Antwort #238 am: 7.06.2013 | 17:50 »
Ich glaub Midgard habe ich nicht mal später in den richtigen Rollenspielläden stehen sehen.  ;D Das ist für mich das große Mysterium des deutschen Rollenspielsektors, dieses Midgard.

Also bei uns stand es immer in den Rollenspielläden im Regal. Die deutschen Systeme stehen da eigentlich alle herum. Englische Systeme muss man ziemlich suchen, weil die sich im FLGS nicht mehr verkaufen.
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Offline Wisdom-of-Wombats

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Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
« Antwort #239 am: 7.06.2013 | 17:52 »
Also bei uns stand es immer in den Rollenspielläden im Regal.

Du hast das "leicht angestaubt" vergessen... ;) Im Ernst: für Midgard bekommst Du derzeit noch nicht mal Grundregeln

Die deutschen Systeme stehen da eigentlich alle herum. Englische Systeme muss man ziemlich suchen, weil die sich im FLGS nicht mehr verkaufen.

Das ist die wahre Tragödie. In einer globalisierten Welt wird Englisch immer wichtiger, aber im Rollenspielsektor verkümmern die Sprachkenntnisse.
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Offline Xemides

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Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
« Antwort #240 am: 7.06.2013 | 17:55 »
Im Ernst: für Midgard bekommst Du derzeit noch nicht mal Grundregeln

Woran mag das nur liegen ? Ach ja, die werden überarbeitet und zur RPC erscheinen überarbeitete neue Grundregeln  ~;D


Zitat
Das ist die wahre Tragödie. In einer globalisierten Welt wird Englisch immer wichtiger, aber im Rollenspielsektor verkümmern die Sprachkenntnisse.

Das ist nicht wahr. Englische Regelwerke werden nur meist im Internet bestellt statt in Laden vor Ort gekauft.
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Eulenspiegel

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Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
« Antwort #241 am: 7.06.2013 | 18:27 »
Insofern scheint es mir aus meiner begrenzten Erfahrung heraus ersichtlich, dass das Angebot maßgeblich die hiesigen Vorlieben bestimmt, und wir auf diffuse Termini komplett verzichten könnten, wollte man nicht mal wieder verzweifelt nach dem "typisch Deutschen" fahnden.
Was meinst du mit "diffusen Termini"? Meinst du damit "Hotzenplotzerei"? Wenn ja, wie willst du dann die Art von Setting nennen, die in DSA und Räuber Hotzenplotz vorkommt?

Und "DSA ist hotzenplotzig." kling imho wesentlich sinnvoller und fairer, als zu sagen: "Räuber Hotzenplotz ist DSA-ig geschrieben." - Schon alleine wegen dem Umstand, dass Räuber Hotzenplotz lange vor DSA existierte.

Und last but not least: Was hat der Sachverhalt, ob das Angebot hiesige Vorlieben bestimmt, damit zu tun, ob man auf diffuse Termini verzichten kann oder nicht? Das sind doch zwei vollkommen unabhängige Sachen, die nichts miteinander zu tun haben.
« Letzte Änderung: 7.06.2013 | 18:42 von Eulenspiegel »

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Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
« Antwort #242 am: 9.06.2013 | 01:33 »
Ich könnte als nächstes DSA anbieten  ~;D
Oh, yeah. Do it. I dare you.
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Offline WeepingElf

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Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
« Antwort #243 am: 10.06.2013 | 22:26 »
Was meinst du mit "diffusen Termini"? Meinst du damit "Hotzenplotzerei"? Wenn ja, wie willst du dann die Art von Setting nennen, die in DSA und Räuber Hotzenplotz vorkommt?

Und "DSA ist hotzenplotzig." kling imho wesentlich sinnvoller und fairer, als zu sagen: "Räuber Hotzenplotz ist DSA-ig geschrieben." - Schon alleine wegen dem Umstand, dass Räuber Hotzenplotz lange vor DSA existierte.

Und last but not least: Was hat der Sachverhalt, ob das Angebot hiesige Vorlieben bestimmt, damit zu tun, ob man auf diffuse Termini verzichten kann oder nicht? Das sind doch zwei vollkommen unabhängige Sachen, die nichts miteinander zu tun haben.

In der Tat ist das Wort hotzenplotzig hier nicht besonders scharf definiert. Aber es sollte für unsere Zwecke genügen, das als unpathetisch, unepisch, untragisch zu definieren. Kleine Geschichten halt eben, in denen am Ende wieder alles gut ist.

Zweifellos ist "DSA ist hotzenplotzig" ein sinnvolleres Statement als "Räuber Hotzenplotz ist DSA-ig", weil der Räuber Hotzenplotz eben eher da war, und vielleicht die DSA-Erfinder geprägt hat.

Worum es hier geht, ist die Frage:

Ist der Merkmalskomplex von Aventurien, der hier mehr oder weniger unscharf als "hotzenplotzig" bezeichnet wird, "typisch deutsch" und war das schon vor dem Debut von DSA oder spielen nur deshalb so viele deutsche Rollenspieler "hotzenplotzig", weil die mit DSA angefangen haben?

Meiner Meinung nach neigt sich die Waagschale in die zweite Richtung. Wir haben hier schon folgendes herausgefunden:

1. Deutsche Mythenschöpfer können auch extrem unhotzenplotzig. Das Nibelungenlied und die Opern Richard Wagners sind so hotzenplotzig wie die Sonne kalt und dunkel ist; die sind extrem pathetisch, episch und tragisch, also das genaue Gegenteil von hotzenplotzig.

2. Die meisten deutschen Rollenspieler haben mit DSA angefangen, insofern ist es kaum verwunderlich, dass so viele deutsche Rollenspieler hotzenplotzig spielen, denn so was prägt ganz einfach. (Dies lässt die Frage offen, ob DSA deshalb so populär wurde, weil es hotzenplotzig ist, aber siehe hierzu den nächsten Punkt.)

3. Dass die meisten deutschen Rollenspieler mit DSA angefangen haben, liegt nicht zuletzt daran, dass dieses Rollenspiel die größte Durchdringung im Mainstream-Spielwarenhandel verzeichnen konnte (dank eines großen Mainstream-Spieleverlags, bei dem es erschienen war); in einer Vedes- oder Karstadt-Filiale in einer typischen deutschen Kreisstadt war es oft das einzige Rollenspiel im Sortiment.

4. Es gibt unhotzenplotzige Rollenspiele, die auch in Deutschland sehr populär sind oder waren. In den späten 90ern wurden die Rollenspiel-Conventions von Gothics heimgesucht, die leidenschaftlich Vampire: Die Maskerade spielten, ein extrem unhotzenplotziges weil pathetisches und tragisches Spiel. An Engel ist auch gar nichts hotzenplotzig, wie überhaupt an der ganzen Endzeitmode der Nullerjahre. (Es ist auch sattsam bekannt, dass viele Rollenspieler Metalfans sind, und das ist doch eine ziemlich unhotzenplotzige Musikrichtung.)
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Eulenspiegel

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Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
« Antwort #244 am: 10.06.2013 | 22:40 »
Ist der Merkmalskomplex von Aventurien, der hier mehr oder weniger unscharf als "hotzenplotzig" bezeichnet wird, "typisch deutsch" und war das schon vor dem Debut von DSA oder spielen nur deshalb so viele deutsche Rollenspieler "hotzenplotzig", weil die mit DSA angefangen haben?
Vor DSA wurde hier in Deutschland nicht wesentlich Rollenspiel gespielt. Daher kann es vor DSA auch kein "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel gegeben haben.

Eben weil DSA das erste Rollenspiel war, dass hier in Deutschland große Käuferschichten geworben hat, denke ich, dass DSA mitbestimmt hat, was typisch deutsch ist. Wäre DSA zum Beispiel satirischer gewesen, wäre heutzutage satirisches Rollenspiel typisch deutsch. DSA war aber nicht satirisch, sondern hotzenplotzig. Deswegen ist hotzenplotzig typisch deutsch.

Zitat
1. Deutsche Mythenschöpfer können auch extrem unhotzenplotzig. Das Nibelungenlied und die Opern Richard Wagners sind so hotzenplotzig wie die Sonne kalt und dunkel ist; die sind extrem pathetisch, episch und tragisch, also das genaue Gegenteil von hotzenplotzig.
Richtig. Allerdings haben es die deutschen Mythen nie groß ins Rollenspiel geschafft. Zumindest nicht hier in Deutschland. Deswegen würde ich die deutschen Mythen nicht als typisch deutsche Rollenspielart ansehen.

Zitat
2. Die meisten deutschen Rollenspieler haben mit DSA angefangen, insofern ist es kaum verwunderlich, dass so viele deutsche Rollenspieler hotzenplotzig spielen, denn so was prägt ganz einfach.
Richtig. Das ist auch der Grund, warum hotzenlotzig typisch deutsch ist.

Bisher wurde nur die Frage gestellt, ob hotzenplotzig typisch deutsch ist. Wenn man diese Frage bejaht und nach dem Grund fragt, warum das so ist, hast du eben die Antwort dazu geschrieben: Hotzenplotzig ist typisch deutsch, weil viele deutsche Rollenspieler durch DSA sozialisiert wurden.

Zitat
3. Dass die meisten deutschen Rollenspieler mit DSA angefangen haben, liegt nicht zuletzt daran, dass dieses Rollenspiel die größte Durchdringung im Mainstream-Spielwarenhandel verzeichnen konnte (dank eines großen Mainstream-Spieleverlags, bei dem es erschienen war); in einer Vedes- oder Karstadt-Filiale in einer typischen deutschen Kreisstadt war es oft das einzige Rollenspiel im Sortiment.
Würde ich zwar als Unterpunkt von 2 ansehen, aber auch hier Zustimmung meinerseits.

Zitat
4. Es gibt unhotzenplotzige Rollenspiele, die auch in Deutschland sehr populär sind oder waren. In den späten 90ern wurden die Rollenspiel-Conventions von Gothics heimgesucht, die leidenschaftlich Vampire: Die Maskerade spielten, ein extrem unhotzenplotziges weil pathetisches und tragisches Spiel. An Engel ist auch gar nichts hotzenplotzig, wie überhaupt an der ganzen Endzeitmode der Nullerjahre. (Es ist auch sattsam bekannt, dass viele Rollenspieler Metalfans sind, und das ist doch eine ziemlich unhotzenplotzige Musikrichtung.)
Richtig. Allerdings korrelieren diese Spiele nicht mit dem deutsch sein. Sprich, es gibt in den USA beispielsweise vergleichbar viele "Tragyk-Vampyr"-Rollenspieler wie hier in Deutschland. Aber die Menge an hotzenplotzigen Spielern findest du außerhalb Deutschlands nicht. Die Gründe dafür hast du ja in Punkt 2-3 vorgebracht.

Offline Xemides

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Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
« Antwort #245 am: 10.06.2013 | 22:51 »
Vor DSA wurde hier in Deutschland nicht wesentlich Rollenspiel gespielt. Daher kann es vor DSA auch kein "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel gegeben haben.

Vor DSA gab es auch kaum was.

Es gab DnD einige Monate vorher, Midgard 1 seit 1981, Abenteuer in Magira war nur einigen eingeweihten bekannt, und seit 1983 auch Schwerter und Dämonen.

Alles andere kam meines Wissens nach erst später.
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Offline WeepingElf

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Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
« Antwort #246 am: 10.06.2013 | 23:02 »
Vor DSA gab es auch kaum was.

Es gab DnD einige Monate vorher, Midgard 1 seit 1981, Abenteuer in Magira war nur einigen eingeweihten bekannt, und seit 1983 auch Schwerter und Dämonen.

Alles andere kam meines Wissens nach erst später.

So isses! Ich habe mal eine Umfrage gesehen (vielleicht hier im :T: ), wonach ca. 80% aller Befragten als ihr erstes Rollenspiel DSA angaben. Alles, was es vorher in Deutschland gab, war absolut Nische. Midgard etwa wurde erst in den späten 80ern groß, MERS auch so um den Dreh rum (das Original erschien 1984, wann die deutsche Version rauskam, weiß ich nicht so genau, müsste so etwa 86/87 gewese sein).
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Offline Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder)

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Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
« Antwort #247 am: 10.06.2013 | 23:14 »
Selige Öde
auf sonniger Höh'! -

Was ruht dort schlummernd
im schattigen Tann? -
Ein Ross ist's,
rastend in tiefem Schlaf!

Was strahlt mir dort entgegen?
Welch glänzendes Stahlgeschmeid?
Blendet mir noch
die Lohe den Blick?
Ha! In Waffen ein Mann: -
wie mahnt mich wonnig sein Bild! -
Das hehre Haupt
drückt wohl der Helm? -
Leichter würd' ihm,
löst' ich den Schmuck.

(Vorsichtig löst er den Helm
und hebt ihn der Schlafenden
vom Haupte ab: langes lockiges
Haar bricht hervor. Siegfried erschrickt)

Ach! Wie schön!

(Er bleibt in den Anblick versunken)

Schimmernde Wolken
säumen in Wellen
den hellen Himmelssee;
leuchtender Sonne
lachendes Bild
strahlt durch das Wogengewölk!

(Er neigt sich tiefer zu der
Schlafenden hinab)

Von schwellendem Atem
schwingt sich die Brust: -
brech' ich die engende Brünne?

(Er versucht mit grosser
Behutsamkeit die Brünne zu lösen)

Komm, mein Schwert,
schneide das Eisen!

(Er zieht sein Schwert, durchschneidet
mit zarter Vorsicht die Panzerringe zu
beiden Seiten der ganzen Rüstung
und hebt dann die Brünne und die
Schienen ab, so dass nun Brünnhilde
in einem weichen weiblichen Gewande
vor ihm liegt. Er fährt erschreckt
und staunend auf)

Das ist kein Mann! -

(Er starrt mit höchster Aufgeregtheit
auf die Schlafende hin)

Brennender Zauber
zückt mir ins Herz;
feurige Angst
fasst meine Augen:
mir schwankt und schwindelt der Sinn!

(Er gerät in höchste Beklemmung)

Wen ruf' ich zum Heil,
dass er mir helfe? -
Mutter! Mutter!
Gedenke mein! -

(Er sinkt, wie ohnmächtig, an Brünnhildes
Busen. Langes Schweigen. Dann fährt er
seufzend auf)

Wie weck' ich die Maid,
dass sie ihr Auge mir öffne? -
Das Auge mir öffne?
Blende mich auch noch der Blick?
Wagt' es mein Trotz?
Ertrüg' ich das Licht? -

Mir schwebt und schwankt
und schwirrt es umher!
Sehrendes Sehnen
zehrt meine Sinne;
am zagenden Herzen
zittert die Hand! -
Wie ist mir Feigem? -
Ist dies das Fürchten? -
O Mutter! Mutter!
Dein mutiges Kind!
Im Schlafe liegt eine Frau: -
die hat ihn das Fürchten gelehrt! -
Wie end' ich die Furcht?
Wie fass' ich Mut? -
Dass ich selbst erwache,
muss die Maid mich erwecken! -

(Indem er sich der Schlafenden von
neuem nähert, wird er wieder von
zarteren Empfindungen an ihren
Anblick gefesselt. Er neigt sich
tiefer hinab)

Süss erbebt mir
ihr blühender Mund. -
Wie mild erzitternd
mich Zagen er reizt! -
Ach! Dieses Atems
wonnig warmes Gedüft!

(wie in Verzweiflung)

Erwache! Erwache!
Heiliges Weib!

(Er starrt auf sie hin)

Sie hört mich nicht. -

(gedehnt mit gepresstem,
drängendem Ausdruck)

So saug' ich mir Leben
aus süssesten Lippen, -
sollt' ich auch sterbend vergeh'n!

Richard Wagner, Siegfried. Der Ring ist voll von Romantik, Tristan gilt vielen gar als Höhepunkt der romantischen Musik. Das ist voll von Waldessehnsucht, von gründelndem Gewässer, vom Wipfelraunen des schattigen Tanns. Und wer sagt, daß DSA nicht Stimmungen wie diese hier fördert (ich lese seit zwei Tagen DSA bis zum Abwinken), der kennt ein anderes Aventurien.
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Zitat von: korknadel
Rollenspiele sollen bei Dir im besten Fall eine gewisse Schwermut, Resignation und Melancholie hervorrufen.

Zitat von: Dolge
Auf Diskussionen, was im Rollenspiel realistisch ist und was nicht, sollte man sich nie unter gar keinen Umständen absolut gar überhaupt vollständig nicht einlassen.

Eulenspiegel

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Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
« Antwort #248 am: 10.06.2013 | 23:42 »
Vor DSA gab es auch kaum was.
Richtig.

Genau das wollte ich ursprünglich auch schreiben. Aber ich hatte Angst, dass dann auf dem Wörtchen "kaum" rumgeritten wird. Aber ansonsten 100% Zustimmung.

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Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
« Antwort #249 am: 10.06.2013 | 23:47 »
Addendum, kein Doppelpost. Normalerweise zitiere ich höchst ungern die Tante Wiki, aber ich hab grade etwas nettes gefunden, was ich antworten kann, sollte mich jemals jemand fragen welchen Soundtrack DSA hat.

Zitat
Durch die neue stimmungs- und bildauslösende Funktion von Harmonik und Klangfarben wurden bereits im Freischütz (vor allem in der Wolfsschluchtszene) jene Sphären und Vorstellungen vermittelt, die seitdem untrennbar mit dem Romantikbegriff verbunden sind: die Evokation des blinden Waltens oder Seins von unergründlichen Natur- und Schicksalskräften, das Übernatürliche, der mythische Sagengrund und die märchenhafte Vergangenheit, die zum Symbol eines utopisch-ursprünglichen Zustands wird. Hinzu kamen ein volkstümlich-nationaler liedhafter Ton und der Gestus des ritterlichen Aufschwungs.

Wobei sogar das Regelsystem nach diesen Vorstellungen designed ist: "das blinde Walten unergründlicher Schicksalskräfte."  8]
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Zitat von: korknadel
Rollenspiele sollen bei Dir im besten Fall eine gewisse Schwermut, Resignation und Melancholie hervorrufen.

Zitat von: Dolge
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