Autor Thema: Zoomen bei sozialen Prozessen  (Gelesen 1379 mal)

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Offline Beral

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Zoomen bei sozialen Prozessen
« am: 6.06.2013 | 22:52 »
Hallo. Mich beschäftigt gerade das Problem, wie man eine soziale Entwicklung, z.B. eine Intrige, von einem abstrakten Level (nennen wir es Vogelperspektive) auf ein niedrigeres Niveau herunterbrechen kann (nennen wir es Menschenperspektive).

Hierzu ein Beispiel. Papst Bonifatius hat ein Problem. Die Toskana mit der Hauptstadt Florenz will sich der Macht des Papstes nicht beugen und beharrt auf ihre Unabhängigkeit. Florenz ist stark, die Stadt kann dem Papst problemlos Paroli bieten. Der Papst muss geschickt agieren.

Florenz ist grob in zwei Lager geteilt, die Weißen und die Schwarzen. Die Weißen sind Kaufmannsfamilien, die erst vor kurzem zu Reichtum und Macht gelangt sind. Die Schwarzen vertreten das alte Geld. Die Weißen sind beim Volk beliebter und haben sich zuletzt die Herrschaft über die Stadt gesichert. Zwischen beiden Lagern gibt es darob eine erbitterte Fehde.

Hier sieht der Papst seine Chance. Er will den Schwarzen helfen, die Herrschaft über die Stadt zurückzugewinnen. Damit hätte er Florenz auf seiner Seite. Er hat den Angriffspunkt seiner Affäre ausgemacht: Dante, ein gefeierter Dichter und leidenschaftlicher Anhänger der Weißen. Dante ist ein begnadeter Redner und in der Politik sehr engagiert. Er macht Front gegen die Schwarzen und gegen Bonifatius' Einmischungsversuche und steigt in ein sehr hohes politisches Amt auf.

Der Papst beauftragt einen treuen und mächtigen Gefolgsmann, in der Toskana für Ordnung zu sorgen. Karl von Valois unternimmt also im Auftrag des Papstes einen Feldzug in die Toskana, wildert dort ein wenig herum. In dieser brenzligen Situation bietet der Papst Verhandlungen an, in der Hoffnung, Dante damit zu ködern. Dante lässt sich tatsächlich darauf ein, im Vertrauen, mit seiner Rhetorik und Eloquenz etwas bewirken zu können. Als er in Rom ankommt, steht Valois vor den Toren von Florenz. Der Papst sorgt unterdessen dafür, dass Dante Rom so schnell nicht verlässt. Die Gespräche ziehen sich hin.

Derweil arbeiten Valois und die Schwarzen zusammen. Sie bestechen einige der Weißen, sähen Zwietracht. Ohne Dante fehlt das verbindende Element, der Kopf, der die Weißen im Widerstand einen könnte und das Volk hinter sich bringt. Die Weißen zerstreiten sich, einige wollen Verhandlungen, andere wechseln die Seiten. Mit dieser verunsicherten und bröckelnden Gemeinschaft können die Schwarzen schnellen Prozess machen und erobern Florenz in wenigen Wochen. Erst danach entlässt der Papst Dante aus Rom und pfeift Karl von Valois zurück. Dante kann natürlich nichts mehr bewirken, in Florenz ist ihm die Einreise bei Todesstrafe verboten. Der Papst hat Florenz unter seine Kontrolle gebracht.

So weit der Metaplot. Das ist die Vogelperspektive. Die gesamte Intrige ist hier auf die Knotenpunkte reduziert. Mit diesem Metaplot im Kopf könnte man am Spieltisch eine kleine Kampagne durchziehen. Wie kann man von dieser groben Darstellung in die Details hineinzoomen?

Nehmen wir zum Beispiel die Belagerung von Florenz und die Vernichtung der Weißen. Es beginnt mit ihrer Bestechung, mit dem Sähen von Zwietracht und schließlich mit ihrer Niederringung. So viel sagt uns der Metaplot. Wie sieht das im Detail aus? Wie gestalte ich aus dieser knappen Info ein Abenteuer oder eine Abenteuerserie?
Spielertyp: Modellbauer. "Ich habe das Rollenspiel transzendiert."

"Wir führen keinen Krieg...sind aber aufgerufen eine friedliche Lösung auch mit militärischen Mitteln durchzusetzen." Gerhard Schröder.

Offline Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder)

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Re: Zoomen bei sozialen Prozessen
« Antwort #1 am: 7.06.2013 | 01:16 »
Ahm. Welche Rollen übernehmen die Spieler oder ist das auch Bestandteil Deiner Frage? (Netter Plot, klingt bekannt. :))
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Zitat von: korknadel
Rollenspiele sollen bei Dir im besten Fall eine gewisse Schwermut, Resignation und Melancholie hervorrufen.

Zitat von: Dolge
Auf Diskussionen, was im Rollenspiel realistisch ist und was nicht, sollte man sich nie unter gar keinen Umständen absolut gar überhaupt vollständig nicht einlassen.

Offline Smaragdauge

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Re: Zoomen bei sozialen Prozessen
« Antwort #2 am: 7.06.2013 | 10:13 »
Wenn du dieses Abenteuer oder die Kampange nicht optional gestalten willst, würde ich als erstes überlegen, welche Rolle die SC in der Geschichte spielen sollen und welche Motivation sie antreibt. Andernfalls könnte die Geschichte sonst schnell vorbei sein, weil die SC die Bühne verlassen.
Bei optionalen Geschichten würde ich erst mehr Arbeit investieren, wenn ersichtlich ist, dass die SC diesen Strang auch verfolgen möchten. Ich rede diesbezüglich auch mit meinen Spielern, um mich ein wenig abzusichern.

Im Anschluss würde ich damit beginnen, alle relevanten NSC auszuarbeiten und dabei genau festzuhalten, was ihre Ansichten, Motivationen und Pläne sind und zu welchen Mitteln sie jewels greifen würden, um diese durchzusetzen. Ebenso würde ich mir klar machen, wie diese NSC zueinander und zu den SC stehen.

Jetzt kommt es natürlich darauf an, wie offen du das ganze gestalten möchtest. Sollen die SC frei entscheiden können? Wie gewichtig ist ihre Rolle in der Spielwelt? Soll der Plot geradlinig verlaufen? Steht der Ausgang vorher fest oder ist er offen?

Da ich ein möglichst freies Spiel mit offenem Ausgang bevorzugen würde, würde ich mir nun einige Szenen überlegen, um die SC in die Handlung zu bringen. So könnten sie unfreiwillig in die Ereignisse verstrickt werden, Zeugen eines Treffens werden, einen Auftrag erhalten, oder dergleichen. Aus diesen Szenen und deren Ausgang ergibt sich in Kombination mit den ausgearbeiteten NSC dann praktisch von selbst eine Geschichte. Gewiss erfordert das einiges an Arbeit, wenn man sich nach jeder Sitzung überlegt, wie die nächsten Schritte, der NSC aussehen sollen, ob sie bei ihren ursprünglichen Plänen bleiben, sie abändern oder ganz verwerfen, aber ich finde es als SL auch recht spannend, noch nicht das Ende zu kennen.
« Letzte Änderung: 7.06.2013 | 10:16 von Smaragdauge »

Offline Beral

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Re: Zoomen bei sozialen Prozessen
« Antwort #3 am: 7.06.2013 | 13:14 »
(Netter Plot, klingt bekannt. :))
Quelle: Das wahre Leben. Zitiert aus: Robert Greene - Power

Ahm. Welche Rollen übernehmen die Spieler oder ist das auch Bestandteil Deiner Frage?
Es sind keine bestimmten Rollen vorgesehen. Voraussetzung ist, dass die SC in irgendeine der Parteien involviert sind. Sie können zum Team des Papstes gehören, zu den Weißen, zu den Schwarzen oder zu Karl von Valois. Irgendwelche Vasallen, Adlige oder Kaufleute.

Der Plot ist nicht in Stein gemeißelt und kann gern anders verlaufen. Damit uns diese Frage aber nicht zu sehr beschäftigt, setzen wir die SC dort ein, wo sie den Gesamtplot normalerweise nicht aushebeln. Die SC seien Mitglieder der Schwarzen. Adelsleut mit Tradition, aber aktuell nicht an der Macht. Des Schicksals Fügung sorgt dafür, dass der Papst persönlich sie bei der Wiederergreifung der Macht unterstützt. Mit dem Papst auf einer Wellenlänge zu herrschen ist viel besser als zuzusehen, wie die Weißen herrschen. Alles in allem werden die Spieler im Laufe der Kampagne auf einen feinen Erfolg zusteuern, wenn sie es nicht völlig vermasseln.

Wir sind also in Florenz. Die Spieler sind Barone oder Grafen oder sowas. Florenz hat vielleicht einen Herzog, der politisch nicht mehr viel zu melden hat. Der Adel hat die Macht vor kurzem an die aufstrebende Gilde der Kaufleute (die Weißen) verloren. Wie können wir uns das konkret vorstellen? Es gibt vielleicht einen Stadtrat, für den sich der Adel nicht interessiert hat, der aber nun die wirtschaftlichen und politischen Entscheidungen trifft. Wie kann man sich das Erringen dieser Befugnisse vorstellen? Vielleicht gibt es den Stadtrat schon lange und er war früher von den Adeligen besetzt, zuletzt aber zunehmend von den Kaufleuten. Wie kann man sich den Wechsel konkret vorstellen?

Zurück zum Plot. Der Herzog bekommt einen Brief vom Papst. Die von den Kaufleuten propagierte Lebensweise sei nicht gottgefällig, man möge doch bitte die Ordnung wiederherstellen. Wer sei denn da überhaupt der große Unruhestifter, der glaubt die alten Ordnungen einfach ersetzen zu können? Der Herzog wittert seine Chance, schreibt einen Lagebericht, stellt Dantes Rolle heraus, unterstreicht selbstverständlich die eigene Loylität gegenüber dem Papst und den christlichen Werten, und bittet um Unterstützung.

Gerüchte mögen durchsickern, dass der Herzog sich dem Papst andienen will und Dante macht noch mehr Stimmung für die Unabhängigkeit der Bürger von Papst und verkrustetem Adel. Die Menschen jubeln ihm zu. Alsbald treffen Nachrichten ein, dass Karl von Valois in der Toskana herumwildert und im Auftrag des Papstes "für Ordnung sorgt". Dante reist zwecks Verhandlungen zum Papst, um eine militärische Lösung des Konflikts abzuwenden. Die Stadt verliert jetzt ihren größten Meinungsmacher.

Wie können wir uns die Geschehnisse in dieser Zeit konkret vorstellen? Welche Herausforderungen prallen auf die SCs ein? Politik schläft nie, irgendwas ist immer. Die Weißen setzen die Schwarzen vielleicht weiter unter Druck, und nachdem die Gerüchte über des Herzogs Koalition mit dem Papst einsetzen, wird der Druck vielleicht noch größer. Wie kann man sich solchen Druck konkret vorstellen?

Wenn Dante aus der Stadt ist, schlägt die große Stunde der SCs. Jetzt ist der Gegner geschwächt, sie können zuschlagen. Valois' militärische Macht und päpstliche Gelder für Bestechungen stehen zur Verfügung. Wie können die SCs konkret vorgehen? Wie sieht es konkret aus, wenn "die Schwarzen schnellen Prozess mit den Weißen machen und innerhalb weniger Wochen die Macht zurückerobern"? In diesem einen Satz stecken viele Abenteuer.

Das ist das, was ich mit dem Zoom meine. Einen Konflikt zwischen Gemeinschaften, der in einem Satz beschrieben ist, mit Inhalt auf Charakterebene zu füllen. Das fällt mir schwer.

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Offline asri

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Re: Zoomen bei sozialen Prozessen
« Antwort #4 am: 7.06.2013 | 13:38 »
Spannendes Thema. Ein paar Ideen (drei Arten, die eigene Machtposition zu stärken):

- Zwietracht im gegnerischen Lager säen. Dazu braucht es diskussionswürdige Themen, z.B. Umgang mit dem Papst, Verhandlungen oder Waffengewalt, oder auch weniger "akute" Fragen (darf man sich scheiden lassen?). Außerdem braucht man NSCs zur Interaktion: Weiß1, Weiß2... und Gelegenheiten/ Räume für Interaktion. Gesellschaftliche Anlässe. Und natürlich: Kanäle für Interaktion: Direktes Gespräch, Brief, Streuen von Gerüchten. Das einfache Volk gegen die Händler aufwiegeln.

- Gegner zum Seitenwechsel bringen: Dazu braucht es wiederum NSCs und vor allem deren Motivationen. Die müssen erstmal herausgefunden (womöglich aber auch erst geweckt) und dann befriedigt werden. Geld? Bestechung. Aufstieg in den Adel? Nimm die Tochter von meinem Vetter. Heilung? Ich kenne einen brillianten Arzt in Zürich, aber er würde nie einen einfachen (Kauf-)Mann wie dich behandeln... allerdings schuldet er mir noch was.

- Gegner ausschalten: Mord, Intrige, Verbannung, Entehrung... Auch Dante wird ja ausgeschaltet, einfach indem ihm der Einsatz seiner Führungsfähigkeiten verwehrt wird.

- Aktionen der Gegner vereiteln: Kommt stark auf die entsprechende Aktion an.

Wenn ich so drüber nachdenke, brauchst du ein Sortiment an Motivationen und individuellen Antrieben. Liebe, Hass, Bedürfnis nach Anerkennung, Gier, Rache... Dann müssen die Spieler schauen, wie sie auf dieser Klaviatur eine Melodie nach ihrem Geschmack spielen.

Außerdem ist natürlich Information ein ganz entscheidender Faktor. Welche Rolle die Informationsbeschaffung spielen soll (ob du z.B. annimmst, die Spieler haben Spitzel und können praktisch an jede beliebige Info kommen, oder ob du die Ressource "Information" verknappst), kannst du selbst entscheiden.

Offline Dark_Tigger

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Re: Zoomen bei sozialen Prozessen
« Antwort #5 am: 7.06.2013 | 13:40 »
Zitat
Wie kann man sich das Erringen dieser Befugnisse vorstellen? Vielleicht gibt es den Stadtrat schon lange und er war früher von den Adeligen besetzt, zuletzt aber zunehmend von den Kaufleuten. Wie kann man sich den Wechsel konkret vorstellen?
Zwei möglichkeiten würden mir hier einfallen (beide sind Leider nicht an sich nicht so spannend, aber da kann man sicher einiges machen):
  • Es gab soziale Unruhen, der Adel dachte sich, das man die beruhigt wenn man ein paar Bürgerliche in den Stadtrat (wo vorher nur Adlige saßen) setzt. Aber a) beruhigten sich die Plebs nicht b) waren diese Kaufleute politisch erschreckend kompetent und konnten einige wichtige Ämter ergattern.
  • Es gab einen Adels und einen Bürgerrat, der Bürgerrat war politsch weitgehend Machtlos, allerdings kümmerten sich die Adligen nicht wirklich um das was im Rat abging. Irgend ein Verbündeter der Weißen hat dann dem Adelsrat ein Gesetz untergeschoben, der dem Bürgerrat, irgend eine Schlüsselfunktion verschaffte (Vetorecht beim Haushalt z.B.). Das haben die Weißen dann genutzt um ihre Macht auszubauen.
Oh und dann gibt es noch die Variante Fugger: Man leid dem Adel so lange Geld, bis der Wirtschafftlich von einem Abhängig ist, und lässt sich dann einfach mit den entsprechenden Rechten ausstatten.
« Letzte Änderung: 7.06.2013 | 13:44 von Dark_Tigger »
Zitat
Noli Timere Messorem
Im Gedenken an einen großen Schrifftsteller

Offline Beral

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Re: Zoomen bei sozialen Prozessen
« Antwort #6 am: 7.06.2013 | 22:47 »
Cool. Damit es wiederverwendbar ist, gieße ich das doch gleich in eine Zufallstabelle:

Wie der Adel einer Stadt seinen Einfluss verliert.1w6 würfeln.
1-2) Soziale Unruhen, bei denen die Bürger komische, nie dagewesene Dinge fordern. Der Adel besänftigt den Pöbel, indem er eine entsprechende Position im Stadtrat schafft und diese mit einem Kaufmann besetzt, dem der Pöbel wohlgesonnen ist. Das ganze entwickelt eine Eigendynamik, das neue Ratsmitglied sieht sich mit der Fülle der Aufgaben überfordert, erwirkt eine weitere Position, ein kleines Ministerium usw., bis plötzlich die Neuen die Mehrheit im Rat haben.
3-4) Ein neu gegründeter Bürgerrat wurde von den Adeligen als unwichtig ignoriert. Im Tätigkeitsbereich des Bürgerrats ("niedere Aufgaben" wie Bank- und Kreditwesen) entfaltete sich jedoch eine wirtschaftliche Macht, die bald zu einer politischen Macht wurde.
5-6) Während der Adel sein isoliertes Hofleben betrieb, erwirtschafteten die Kaufleute frisches Geld. Die Kaufleute liehen den Adeligen immer mehr Geld und ließen sich bald mit Posten für sich selbst, die eigenen Söhne usw. entschädigen - bis sie in der Übermacht waren.

Wenn neue Ideen dazukommen, kann man sie in die Zufallstabelle integrieren. Außerdem kann man gewichten, welche Ereignisse häufiger und welche seltener stattfinden.

Die dritte Möglichkeit hat mir übrigens am besten gefallen. Also nehme ich sie, ohne zu würfeln. SL-Willkür! :)

Dazu braucht es diskussionswürdige Themen, z.B. Umgang mit dem Papst, Verhandlungen oder Waffengewalt, oder auch weniger "akute" Fragen (darf man sich scheiden lassen?). Außerdem braucht man NSCs zur Interaktion: Weiß1, Weiß2... und Gelegenheiten/ Räume für Interaktion. Gesellschaftliche Anlässe. Und natürlich: Kanäle für Interaktion: Direktes Gespräch, Brief, Streuen von Gerüchten.
Wie wäre es, wenn es dazu auch eine Zufallstabelle gibt? Die Variabilität muss gar nicht hoch sein, schließlich hat zu einer bestimmten Zeit in einem bestimmten Land jede Stadt die gleichen Sorgen und jedes Dorf die gleichen Sorgen. Es gibt Unterschiede zwischen Dorf und Stadt und je nach Stadtgröße andere Shwerpunkte. Papst ist z.B. im Dorf kein Thema; niemand würde ihn hinterfragen und wer es doch täte, ist sofort ein Außenseiter; man hat andere Probleme und die Kirche ist ein zu integraler Bestandteil des Lebens und der geistigen Stabilität. In einer Stadt wird man schon über den Papst mosern dürfen und dafür auch ein paar offene Ohren finden. In einer Großstadt schließlich, wo sich viel Macht konzentriert, wird der Papst zu einem echten Thema, weil er im Spiel um Macht und Einfluss ein direkter Konkurrent ist.

Sondieren wir probeweise die Themen:
- Tradition / Religion
- Mode
- Politik
- Geld / Geschäfte
-- Landwirtschaft
-- Handwerk
-- Handel / Großhandel
- Zeitgeist
- Bedrohungen und Krieg
- Versorgung der Stadt / des Dorfes mit allem Nötigen

Dazu braucht es wiederum NSCs und vor allem deren Motivationen. Die müssen erstmal herausgefunden (womöglich aber auch erst geweckt) und dann befriedigt werden. Geld? Bestechung. Aufstieg in den Adel? Nimm die Tochter von meinem Vetter. Heilung? Ich kenne einen brillianten Arzt in Zürich, aber er würde nie einen einfachen (Kauf-)Mann wie dich behandeln... allerdings schuldet er mir noch was.
Auch hier würde eine Liste mit den häufigsten Beispielen bzw. eine entsprechende Zufallstabelle sicher nicht schaden. Was wollen die Menschen erreichen?
- Sicherheit
- Frauen
- Status, Ansehen, Aufmerksamkeit der anderen
- Macht
- Reichtümer

Geben wir jedem NSC, sofern wir nicht gewillt sind, uns jeden mühselig auszudenken, eine Leidenschaft aus einer Liste:
- Frauen (vllt. bestimmte, ältere/jüngere/exotische)
- Jagd
- Sammelleidenschaft
- Schmuck / Kleider
- Glücksspiel
- Partys
- Rache (urgs, hier muss man sich noch ausdenken, wofür)

Eine oder mehrere markante Eigenschaften:
- Bescheidenheit
- Mut
- Intelligenz
- Schüchternheit
- Sorgfalt

Außerdem ist natürlich Information ein ganz entscheidender Faktor. Welche Rolle die Informationsbeschaffung spielen soll (ob du z.B. annimmst, die Spieler haben Spitzel und können praktisch an jede beliebige Info kommen, oder ob du die Ressource "Information" verknappst), kannst du selbst entscheiden.
Jup. Im Spiel um Macht ist Information eine DER Ressourcen schlechthin. Machen wir es spannend. Wollen die SC jemanden bespitzeln, sollen sie es tun. Mit Hilfe einer Zufallstabelle (hehe) erstellen wir zügig das nähere Umfeld der Zielperson, aus dem sich die SC ihren Spitzel aussuchen können.

Wichtige Bezugspersonen (1w6 würfeln):
1) Vater / Mutter
2) Einer der Geschwister
3) Ehemann / Ehefrau
4) Geliebte / Geliebter
5) Bester Freund / beste Freundin
6) Keine / Sonstiges

Untergebene (2w6 für Anzahl würfeln):
- Sohn / Sekräter / erster Berater
- Minister / Arbeiter / Lehrlinge / Kinder

Die Untergebenen eines Königs sind seine Berater, Minister und Herzöge. Die Untergebenen der Minister sind ihre Mitarbeiter. Die Untergebenen der Herzöge ihre Grafen und Berater. Die Untergebenen der Grafen ihre Barone und Ritter. Die Untergebene der Ritter ihre Bauern. Die Untergebene der Bauern ihre Kinder und Tagelöhner.

Abgesehen von denen, die ganz unten in der Hierarchie stehen (Kinder, Bauernfrauen, Tagelöhner) hat jeder Leute unter sich. Die NSC, die bespitzelt werden sollen, stehen sicher weit genug oben, um einen Haufen Leute unter sich zu haben.

Neben den Untergebenen kommen natürlich noch die Freunde, Bekannten und Kollegen hinzu, die auf gleicher Stufe stehen. Die sind als Spione natürlich auch zu gebrauchen. Jeder NSC bekommt flugs eine Persönlichkeit aus den obigen Listen/Zufallstabellen verpasst. Die natürlich noch erweitert und verfeinert werden sollten - bin für Vorschläge dankbar.

Damit die sozialen Strukturen nicht beliebig bleiben, bleibt noch übrig, eine soziale Struktur der Hintergrundwelt zu entwerfen. In Anlehnung an das Mittelalter können wir zum Beispiel zwei große Bereiche Politik und Religion unterscheiden. Für jeden Bereich legen wir die Hierarchiestufen fest. Papst - Kardinal - Bischof - Pastor. König - Herzog - Graf - Baron - Ritter. Die üblichen Gremien des königlichen Hofes. Die üblichen Gremien des Vatikans. Die üblichen Gremien einer Stadt. Die üblichen Gremien eines Dorfes. Mir geht gerade die Puste aus. Vorschläge sind willkommen.

Ich denke, wenn man so ein Grundgerüst der sozialen Struktur konzipiert und ein paar Zufallstabellen erstellt, mit denen man konkretes Personal in diese Struktur einsetzt, kann man einen ganz guten Nährboden für intrigante Kampagnen bereiten?
Spielertyp: Modellbauer. "Ich habe das Rollenspiel transzendiert."

"Wir führen keinen Krieg...sind aber aufgerufen eine friedliche Lösung auch mit militärischen Mitteln durchzusetzen." Gerhard Schröder.