Keine Antwort?
Schade.
Doch doch. Wollte nur diesen Thread nicht zumüllen. Ich drehe die Antwort mal so, dass sie ein bisschen zum restlichen Thread passt. 1of3 hat ja
weiter oben sehr treffend beschrieben, dass für eher unambitionierte Spieler die 3E die überlegene Version darstellt, weil man damit spielen kann ohne wirklich zu spielen. Das ist so ein bisschen die D&D-Analogie zum DSAschen Bauerngaming + Tavernenspiel und ich habe damit nicht das geringste Problem. Mit 4E funktioniert das jedoch bei weitem nicht so gut. Damit erklärt sich nach meiner Ansicht ein weiterer Teil der Ablehnung, die der 4E entgegenschlug (aber das ist insgesamt natürlich ein multikausales Phänomen, logo).
Bei aller Wertschätzung für die 4E bin ich ansonsten keineswegs der Ansicht, dass es sich um ein besonders anpassungsfähiges System handelt. Das Einfluffen stößt sehr schnell an seine Grenzen. Wenn es nicht zufällig eine Erweiterung gibt (wie im Falle unserer Münsteraner Gruppe etwa Ultramodern 4 für Dresden Files), dann knirscht es mit der Übertragbarkeit auf quasi alle nicht-klassischen Fantasywelten trotz Flufftricksereien ganz erheblich. Nein, die 4E ist für die typischen EDO-Fantasywelten designt worden und für wenig mehr zu gebrauchen.
Parallel vollzieht sich nach meiner Wahrnehmung eine andere Entwicklung, welche zu einer geringeren Akzeptanz und Anpassbarkeit der 4E führt. Ganz viele Leute im Internet haben nämlich im Zuge der zurückliegenden Schlachten um Spielstile einige vermeintlich unumstößliche Wahrheiten aufgeschnappt, unzureichend reflektiert und bemerkenswert unkritisch für sich übernommen. Das sind so Merksätze wie "Regeln sind total wichtig und dürfen niemals ignoriert werden, denn beim Mensch-Ärger-Dich-nicht betrügt ja auch niemand." oder "Railroading im partizipationistischen Sinne kommt eigentlich nur in minderwertigen Spielrunden vor." oder "Freies Spiel stellt ein anzustrebendes Ideal dar.". Solcherlei Besserspielersprech findet sich auch im Tanelorn direkt wie indirekt immer wieder mit großer Penetranz. Die Folge dieser Situation ist, dass nach meiner Überzeugung in sehr vielen Gruppen ein dysfunktionales Spiel herrscht, weil die negativen Sekundäreffekte beispielsweise des freien Spiels unterschätzt und nicht hinreichend aufgefangen werden. Dennoch können die Leute nicht aus ihrer Haut, weil sonst das Selbstbild ins Wackeln gerät. EIGENTLICH, und davon bin ich überzeugt, wären sehr viele dieser Runden mit klassischer Erzählonkelei aber viel glücklicher - ODER sie müssten halt auf sowas wie die 4E umsteigen, aber das klappt u.a. aufgrund der oben genannten Barrieren nicht. Und genau das wollte ich mit dem von Dir hervorgehobenen Teil zum Ausdruck bringen.