Gröber als was?
Gröber als ein Schlag.
Übrigens habe ich ad&d gespielt und die eine Minute als Kampfrunde fand ich fürchterlich. Ich selbst habe die Regelbücher nicht gewälzt, aber meine Mitspieler haben mir keine bildliche Darstellung liefern können, was in dieser Minute passieren soll. Halt irgendwie eine Reihe von Angriffen und Paraden. Größere Zeiteinheiten machen es nicht automatisch besser (aber das war auch nicht meine Hypothese!). Da wir uns nicht vorstellen konnten, was in dieser Minute genau geschehen sollte, haben wir ingame nur einen Schlag ausgespielt. Aber wir haben generell sehr viele Regeln ignoriert, so dass ich die Schuld für komisches Systemverhalten nicht gleich dem System zuschreiben würde.
Ab wann ist es taktisch? Wieviele Würfe sind genug? Wieviele Konsequenzen sind denkbar und wie genau sollen sie geregelt sein? Zufallselemente wofür: für's Treffen, den Schaden, die Konsequenzen, die Abwehr, ...?
Ja, gute Fragen. Aber von der Skalierung völlig losgelöst. Warum drängt sich der einzelne Schlag so sehr als kleinste Einheit auf? Vielleicht weil die Regelautoren vom Kampf keine Ahnung haben und dem Laien der einzelne Schlag als sinnvolle Einheit erscheint? Weil er so ins Auge springt?
Nehmen wir doch mal einen Boxkampf. 12 Runden Kampf, 36 Minuten Kampfzeit, hunderte von Treffern auf beiden Seiten. Worin besteht denn die Taktik? Ist die Aufteilung in einzelne Schläge denn die beste Möglichkeit zur Darstellung eines Boxkampfes?
Taktik, mehrere Proben und Zufallselement gingen auch anders. Für die erste Runde beschließt mein Kämpfer defensives Verhalten und die Wahrung von Distanz. Die Runde will er nutzen, um die Vorgehensweise des Gegners zu analysieren. Würfeln wir, wie gut das gelingt. Gern separat für die Defensive und die Analyse. In der zweiten Runde will der Kämpfer weiter defensiv bleiben und den Gegner auspowern lassen. Derweil sucht er weiter nach Schwachstellen. In der dritten Runde will mein Kämpfer den Gegner moralisch destabilisieren, indem er eine kleine, aber wilde Offensive startet und so andeutet: "Ich bin da und hellwach und kann dich plätten, wenn ich es nur will". Würfeln wir darauf und schauen, wie gut das gelingt.
In diesem Beispiel umfasst jede Kampfrunde gleich drei Minuten im Ring. Das ist eine sehr grobe Auflösung im Vergleich zum einzelnen Schlag. Ich persönlich kann mir darunter sehr intensiv etwas vorstellen, kann dem Kampfverlauf sehr gut folgen. Wie ist es bei euch?
Diese Vorgehensweise ermöglicht übrigens weiterhin gedankliche Zeitlupen. Beim vergleichenden Wurf von meiner Dedensive und des Gegners Offensive gelingt dem Gegner ein kritischer Treffer. In der Mitte von Runde drei hat mein Kämpfer eine kurze Unkonzentriertheit, der Gegner zieht mit einem Körpertreffer die Deckung runter und gleich darauf landet ein seitlicher Schwinger an der Schläfe meines Kämpfers. Schweiß, Speichel und Mundschutz fliegen seitlich davon, die Augen werden schlagartig glasig, der Körper rotiert um seine Längsachse, während die Knie weich werden und der Kämpfer unkontrolliert zu Boden sackt. Verschwommen sieht er den Boden, die leichtfüßig trippelnden Füße des Gegners und wie einen Blinker die Finger des Ringrichters, die im Gesichtsfeld auftauchen und gleich wieder verschwinden. Machen wir mal eine Konstitutionsprobe.
Die Argumente, die hier ins Feld geführt werden, sind allesamt ok. Kampf ist zentral, er ist wichtig, wir wollen ihn, wir wollen ihn detailliert, es soll spannend und offen sein. Alles prima. Nur braucht man für all das nicht den Schlag oder die Sekunde als Grundeinheit.