Ich möchte mal eure Einschätzung zu folgender Situation hören:
Ich bekam die Gelegenheit, gestern in einer D&D 4 Runde mitzuspielen (als SC). Da hatte ich große Lust drauf, da ich einen wenig erfolgreichen Versuch hinter mir hatte, das System zu leiten.
Es sollten neben dem SL und mir noch zwei Rollenspielanfänger, die von WoW kommen und P&P kennenlernen wollen, dabei sein.
Ich kam dazu, als die zwei Anfänger mit dem Charakterbau praktisch fertig waren und der erste Dialog begann etwa so:
SL: "...Die und die Waffe könnt ihr haben, die kostet eigentlich zuviel, aber ich schenk sie dir (dem charbauenden Spieler) einfach, denn ich bin quasi Gott."
Ich: "Oh, wie hältst du es denn dann mit den Regeln, behältst du dir vor, die nach Gutdünken zu verändern?"
SL: "Klar, ich bin der SL. Wenn ich will, dass der Goblin 20 Bewegung hat, dann hat er das."
Ich: "Seh ich nicht so. Der SL ist ein Mitspieler wie jeder andere."
So ging das schon los. Dann kam eine Erklärung, dass es Bonus-XP gibt, wenn man eine Hintergrundgeschichte abgibt, weil er als SL dann leichter Abenteuer bauen kann.
Das war aber für diese Sitzung nicht relevant, darum weiter kein Kommentar dazu.
Nächste Erklärung war, dass wir zu Beginn das Kennenlernen ausspielen würden.
Ich warf ein, dass dieses Kennenlernen und plötzlich als Gruppe losziehen doch meist eher krampfig sei und wir uns vielleicht überlegen könnten, wie die Charaktere schon miteinander verbunden seien.
Beide Vorschläge wurden zur Abstimmung gestellt und meiner angenommen.
Danach ging es dann los. Der SL schilderte die Ausgangssituation und ich versuchte, eine Spielszene in Gang zu bringen.
Die zwei Neulinge hatten Schwierigkeiten, darauf einzusteigen. Als ich was Erklärendes dazu sagen wollte, wurde ich unterbrochen, ein Bodenplan wurde aufgebaut und Helden und Gegner hingestellt.
Nun freu ich mich bei D&D 4 auf den Kampf, weil er die coolen taktischen Elemente von beispielsweise Descent mit Rollenspiel außerhalb vom Kampf verbindet.
Wenn ich D&D 4 spiele, dann nicht, weil ich vorhabe, meine Kampfmoves besonders cinematisch zu beschreiben,
sondern weil der SL eine Herausforderung anbietet, die ich mit der Gruppe zusammen möglichst effizient lösen will.
Ich wollte also gern wissen, um welche Kobolde es sich handelt, was sie können, usw.
"Das ist ein Rollenspiel." war die Antwort. Sollte heißen: ich werde es nicht erfahren, da kommen halt irgendwelche Kobolde.
Hmm, in Ordnung, das kennt man ja durchaus, ist sicher auch in Ordnung für bestimmte Systeme und Spielweisen. Aber für D&D 4?
Wir haben dann die erste Kampfrunde gespielt. Da die taktischen Möglichkeiten nicht erklärt wurden, handelten die zwei Neulinge recht planlos,
ich machte ein paar Vorschläge, es wurden Entscheidungen getroffen, alles schön & gut - aber weit entfernt von jeglichem Rollenspiel.
In Runde zwei kamen neue Kobolde. Wieder wollte ich wissen, womit wir es zu tun haben. "Das ist ein Rollenspiel."
"Wenn aber doch mein Charakterhintergrund der eines kampferprobten Koboldschlächters ist, kannst du mir dann ein paar Details sagen?" "Das ist ein Rollenspiel."
Ich zog daraufhin mein eigenes Monsterhandbuch heraus, um die Werte nachzusehen.
Als der SL mir dieses wegnehmen wollte, habe ich zusammengepackt und mich verabschiedet.
Wieso zum Geier spielt jemand D&D 4 mit Miniaturen, wenn dann der Kampf Teil des (nicht existenten) Rollenspiels sein soll?
Die eine der neuen Mitspielerinnen appellierte an mich, die Situation doch erstmal hinzunehmen, aber dafür hatte ich keinen Nerv.
Das sieht sicher nach einem klaren Fall von "keinen gemeinsamen Vorstellungsraum gefunden" aus. Entsprechend bin ich ja auch recht schnell gegangen.
Mich interessiert eher: hatte ich völlig überzogene Vorstellungen, hätte ich mich drauf einlassen müssen?
Warum schreibe ich das überhaupt? Weil ich es immer schade finde, wenn etwas Schönes wie ein Spiel zu einem (wahrscheinlich für alle Beteiligten) unangenehmen Nachgeschmack und Enttäuschung führt.
Für mich war das Ganze auch so unverständlich, weil ich den SL in einer F2G-Runde als kreativen und netten Mitspieler erlebt hatte. Und hier kam er plötzlich so autoritär und unsympathisch rüber...