Sicherheitsabsatz: Jeder kann machen was er will / Bzw jede Gruppe. Mit oder ohne, mit viel oder wenig "Meisterwillkür". Das sollte die Gruppe zusammen entscheiden. Alle sollten wissen, worauf sie sich einlassen.
Solange man es in der Gruppe bespricht/festlegt ist alles ok. Das Regelwerk dient uns zum spaßhaben - nicht wir ihm.
Nein, ich verdamme niemanden aufgrund seines bevorzugten Spielstils/SL-Stils. Niemand ist böse weil er Würfel dreht oder Helden am Leben lässt.
Nein, es gibt keine allgemeingültige Wahrheit zu IRGENDEINEM Thema.
Ich bin dem Würfeldrehen eher abgeneigt.
Ich finde generell: Sterblichkeit sollte nicht gestrichen werden. Ein guter SL macht Kämpfe (abgesehen dem Finale zu Rettung der Welt
) so, dass die Spieler nicht unbedingt sterben müssen, wenn sie verlieren. (Es aber immer möglich ist.)
Ja, einen erfahrenen o. geliebten Char zu verlieren ist dramatisch. Ist mir auch schon passiert.
Ja, ich habe auch schon Würfel gedreht oder einen meiner Chars am Leben gelassen, weil er mir so am Herz lag.
Das nur um evtl. Missverständnissen vorzubeugen.
Ich denke Meiterwillkür fängt erst da an, wo der Meister OHNE Absprache mit den Spielern anfängt, die Würfel zu drehen, oder Tatsachen zu manipulieren.
Bsp. eines meiner Fehler als SL :
Cyberpunkgruppe schafft es erfolgreich, sich vor erzwungenem Auftrag zu drücken... Urplötzlich: Ein AV4 Flieger mit schwerer Bewaffnung und ein dutzend schwer bewaffneter voll gepanzerter Konzernsoldaten plus den Konzerner/Auftraggeber erscheinen. Die Spieler werden "überredet" doch den Auftrag anzunehmen.
(Ganz abgesehen davon, dass das AV4 und die Konzernsoldaten den Auftrag genauso hätten erledigen können...
)
Ich war noch unerfahren... trotzdem ein Stimmungskiller.
Mit Absprache ist es keine Meisterwillkür mehr, sondern Teil, Bzw. eine Erweiterung des Spiels. Wie schonmal jemand sagte: Als Meister agierst du ständig willkürlich. Die sogenannte "Meisterwillkür" ist für mich das Obengenannte.
Würfeldrehen und Sterben:
Ich habe als SL beides schon auf unterschiedliche Wege gemacht. Nicht immer war das Ergebnis toll.
Endgegner auf Pferd: Spieler schiessen auf den Kerl (Damals als ultimativer Böser geplant! Der Kerl hiess sogar Sephiroth...
) und er verpatzt das Ausweichen dermaßen kritisch, dass ich ihn voll im Schlamm landen lasse. Sephiroth im Schlamm. Den Rest des Kampfes würfele ich als SL so schlecht, dass der Kerl die reinste Lachnummer ist/wird. Das kann passieren, wenn ich keine Würfel drehe und kaum "Meisterwillkür" benutze. Versauter, unspannender Kampf. AAAABER: Wir hatten alle irgendwie ziemlichen Spaß und meine Spieler erzählen heute noch (ja es ist schon echt LANGE her) von Sephiroth dem Verkünder - dem inkompetentesten Volltrottel, den die Riege der Superbösewichte je hervor gebracht hat.
Und ist es nicht das, was wir als Rollenspieler wollen? Großartige Geschichten erleben, die es wert sind erzählt zu werden? Einen spannenden Endkampf gibt's dann halt beim nächsten mal... oder übernächsten mal... man spielt ja nicht nur ein Abenteuer im Leben.
Würfeldrehen hat ein Spielleiter eigentlich nicht nötig. Er ist Gott. Er kann einfach so "fies" sein und den Schwierigkeitsgrad anziehen. Allerdings sollte er sich bei bestimmten Dingen an die Würfel halten:
Dein Endgegner hat ne 1 gewürfelt? Gönn den Spielern den Triumph, dass der Kerl auch mal kritisch patzt! Dein Endgegner verliert dadurch sein "Ultimate-Evil-Image"? Nein! Du musst einen Patzer beim Angriff ja nicht als Goofy-Ausrutscher beschreiben. Der Balrog hat dann halt bloss daneben gehauen und 500 Steinsäulen splittern unter dem Hieb, der eigentlich für die Spieler gedacht war! Das sorgt für Spannung - denn niemand möchte von so einem Hieb erwischt werden und sie werden alles daran setzen, nicht getroffen zu werden! Die 1 sehen sie auf dem Würfel und freuen sich trotzdem. Und doch bleibt der Gegner eine Bedrohung.
(Bei meinem obengenannten Beispiel hab ich das natürlich alles nicht getan...)
Sterben ist denke ich GANZ stark Settingabhängig!
Beispiel: Man spielt Warhammer, und ein Charakter in der dritten Karriere kann aufgrund von SL-Intervention (keine FATE-Punkte!) nicht von einer schartigen Goblinklinge infiziert werden und an der Krankheit eingehen? Das wäre doch kein Warhammer mehr. Man spielt dagegen Indiana Jones und ein SC stirbt, nur weil ein Dutzend Nazis mit Maschinenpistolen aus nächster Nähe auf ihn ballern? Och nö, der wird bestenfalls ausgeknockt, verletzt und in eine Todesmaschine gesperrt...
Das triffts. In meiner Cyberpunkrunde sterben Menschen. (äh - Charaktere!) Ein Typ ist mal beim Kippen holen in den Slums verreckt, weil er in eine Gangschiesserei geriet. Zufallsereignis, Fehlentscheidung, Würfelpech. Tot. Aber das macht Cyberpunk aus. Man sollte nicht alleine durch die Slums zum Kippen holen!
Das fördert das Ambiente. ABER dann sollte man auch nicht für alles Proben würfeln, sondern nur in "Stresssituationen". (Auch dass wurde hier schon mal aufgearbeitet.) Wenn man sein Auto anlässt um zum Aldi zu fahren sollte man nicht aus einem Patzer heraus sterben, weil man sich um einen Baum wickelt.
Das nimmt auch ein wenig diese "Tödlichkeitsangst" raus. Man kann nicht bei jedem Kleinmist sterben, wenn man nicht für jeden Kleinmist würfeln muss, sondern nur für die "relevanten Dinge" (Auch wieder definitionssache). Der Tod ist nicht willkürlich - man kann vorsichtig sein. Man kann sich auf einen Einsatz vorbereiten. Man kann bewusst Risiken umgehen, indem man nicht nach 22Uhr aus dem Haus geht (nur ein Beispiel - unrealistisch bei CP2020
) oder man zieht in eine teurere aber sicher Wohngegend, oder man legt sich nen Vorrat Kippen zu, damit man nicht nachts rausmuss, oderoderoder....
Bei Fantasygames - vor allem heldenhafte würde ich auch mal fünfe grade sein lassen. Ausgerutscht und vom Dach gefallen? Ok. Das sagt der Würfel eindeutig - das heisst aber noch lange nicht tot! Klar, es ist ein fünfstöckiges Gebäude. Aber keine Regel besagt, dass der Wurf zum Tot führen muss. Er legt nur fest, dass du es versaut hast, Spieler. Wie sehr... Ist eine andere Geschichte. Der Kletterer muss nicht zwangsweise vom Dach fallen. Er kann sich am Dachrand festhalten, war aber so laut, dass Wachen alarmiert wurden! Er versaut auch die nächste Kletterprobe? Heisst das, er fällt und stirbt? Nein... Er kann sich nur (noch) nicht hochziehen und eine der Wachen spannt grade ihren Bogen...
Der Char ist halt bewusstlos, der Kampf verloren, aber tot? Nein. ist doch viel schöner, wenn der tragische Held mit seinem Versagen leben muss. Viel schöner als eine selbstgeschriebene tragische Hintergrundgeschichte zum Char ist doch ein tragischer Hintergrund, den man sich "erspielt" hat!
Und alles in allem wenns soweit kommt: gestalte den Tod für den Spieler befriedigend (Definitionssache!), dann meckert auch
keiner.
Noch was hinterher:
Beispiel 1: Wir mieten zwei mal pro Jahr irgendeine antike, coole Hütte von Mittwoch bis Sonntag. Mittwoch ist Socializing und nur eventuell Rollenspiel angesagt. Donnerstag, Freitag und Samstag wird dann durchgespielt. Sonntag ist Abreise. Angenommen, es kommt am Samstag zu einem dämlichen TPK. Alternativen wie Gefangenschaft etc. bieten sich leider nicht an. Es bliebe auch nicht mehr genug Zeit, um neue Charaktere zu bauen und in die bestehende Situation einzuführen. Allerdings sind alle noch tierisch heiß und wollen unbedingt weitermachen. Soll ich dann als SL tatsächlich die Gruppe draufgehen lassen? Das hab ich als SL einmal so gemacht und alle waren im Nachgang richtig unzufrieden damit. Totale Scheiße. Für solche und analoge Situationen kann mir doch niemand ernsthaft erzählen, dass der SL der jeweiligen Runde das anders handhaben und die Gruppe auch beim nächsten mal hops gehen lassen würde.
Sowas hatte ich auch schon mal (nur ohne die Hütte) - Es wäre ein TPK geworden, weil ich meine Monster einfach übermäßig stark gemacht hatte.
Wir haben dann die Szene "neu geladen", anders gestaltet und weitergespielt. Alle kamen halbtot davon. War gut so. Ums nochmal genauer auszuführen: Ich bin zwar generell für Sterblichkeit und für TPK sofern angemessen und befriedigend inszeniert, ABER es gibt unendlich viele Ausnahmen, die man machen kann/muss. Es war ein SL-Fehler und ich denke, die Spieler sollten nicht draufgehen, weil der SL einen Fehler gemacht hat. Aus eigenen Entscheidungen heraus - schon eher.
Wie schon so viele vorher gesagt haben: Alles ist Geschmackssache.
Ich bin zwar gegen Würfeldrehen und für Sterblichkeit, drehe mir die Dinge aber selbst manchmal zurecht. (Bzw. habe es in der Vergangenheit getan.) Es geht ums Spaß haben.