Eine etwas ältere Bezeichnung für Gattung ist Genus, ein aus dem lateinischen stammender Begriff der eine hohe Abstraktionsebene bezeichnet und den gleichen lateinischen Wortstamm hat wie unser generisch.
Das lateinische Wort hat einen ungewöhnlich breiten Bedeutungsraum und meint alles Mögliche, angefangen vom sexuellen Geschlecht bis hin zu Familie, Art und Adel. Das mit der hohen Abstraktionsebene stammt aus der späteren philosophischen Verwendung des Wortes.
Zu sagen generisch wäre eigentlich "Gattung" und sei nur ein falscher Freund ist also ähnlich als würde man sagen "Flieger" sei das gleiche wie "fliegend".
Dieser Gedankengang ist für mich unnachvollziehbar. "Generisch" und "Generic" können falsche Freunde sein, wenn Übersetzer eines für das andere nehmen, im Deutschen "generisch" ursprünglich aber einfach nur "geschlechtlich" meint, nun aber die Bedeutung von "vielseitig anwendbar" aus dem Englischen übernimmt.
Gerade im Englischen und Deutschen hat man viele Wörter, die für derlei Missverständnisse sorgen können. "prägnant" - "pregnant",
"decent" - "dezent". Im Falle von "realisieren" hat das dazu geführt, dass im Deutschen eine im Duden anerkannte Bedeutungserweiterung stattgefunden hat. Bei "morbide" hat sie ebenfalls stattgefunden, wenngleich sie in den Duden noch nicht eingegangen ist.
Gattung ist dabei ein recht junger Ersatzbegriff um das lateinische Genus einzudeutschen.
Schon im Mittelalter hieß gatunge "Gattung, Art". Du beziehst Dich vermutlich auf einen Artikel im Wörterbuch der Philosophie.
Die Nummer mit "das kommt aus dem englischem" stimmt also einfach nicht, und lässt sich leicht als Fehlinformation enttarnen.
Die Verwendung des Wortes in der deutschen Rollenspielszene kommt, denke ich, schon durch die Lektüre englischer Foren, wo das Wort "generic" sowohl als Bezeichnung für "genretreu" als auch für "vielseitig anwendbar" seinen Gebrauch findet. Dass solche Fachbegriffe überschwappen ist ja keine Seltenheit.