@Grey:
Es gibt ja (leider) nach wie vor Firmen, deren Vertrieb nach alten, quasi 80er Jahren Standard laufen und bei denen scheinbar messbare "Qualität" alles ist. Viele U.S./UK-Tochterfirmen bei uns fallen in dieses Schema. Hierbei wird Qualität durch eine messbare Quantität ersetzt, etwa Aussagen wie "Mind. 90 Mins Akquise-Telefonate an einem Vormittag!". Im Gegensatz dazu gibt es aber auch mehr und mehr Firmen, denen der "Faktor Mensch" bewusst ist und die es einfach schätzen wenn ein Vertriebler eine direkte Beziehung zum Kunden aufbauen kann und es auch schätzen wenn durch diese Beziehung wieder Informationen zurück fließen können, wichtige BI die man auch auswerten kann.
Ein spannender Auftrag bestand darin, ein CRM so zu erweitern dass die Mitarbeiter, die einen Auftrag an die Konkurrenz verloren hatten, dennoch die Daten des Konkurrenzauftrags eingeben konnten, damit man bei der nächsten Angebotsrunde mit dem Wissen im Hinterkopf und den Kontakten, die besagter Vertriebler geknüpft hat, trotzdem Punkten kann. Diese Firma hatte verstanden dass ein Auftragsverlust nicht bedeutet den MA zu entlassen, sondern trotzdem durch gesammeltes Wissen und die Kontakte des MA Geschäfte zu machen.
Bei meinen Projekt in Münster ging es um Zielvereinbarungen, nämlich wie der AG, der MA im Vertrieb und überwachend der örtliche Gewerkschaftsvertreter Zielvereinbarungen und Bonuszahlung realistisch und profitabel erstellen können. Auch hier hatte der Kunde erkannt dass nur der "Faktor Mensch" im Vertrieb wirklich etwas bringt, egal was die allgemeine Betriebswirtschaftslehre so sagt. (Telekom, btw.)
Ich denke, beim "Müll" reagierst du über, vielleicht aus persönlichen Gefühlen. Es gibt einfach bestimmte Standard-Software die man nicht wirklich umgehen kann, egal was man denkt. Ab einer bestimmten Größenordnung, besonders bei konsolidierten Firmen, kommt man nicht drum herum. Was mich dabei eher irritiert ist folgendes: 107 MAs haben das Angebot bekommen sich umschulen zu lassen und ihre Position/Gehaltsniveau zu behallten, alternativ könnten sie in der Holding verschoben werden, fangen aber "neu" an. 6 MAs haben das Angebot angenommen, im Laufe der Schulung aber ihren VG kontaktiert da sie sich "gezwungen fühlen" und ihre Schulung abgebrochen. Der "Faktor Mensch" verkehrt herum.
Um den Bogen zum Thema zu knüpfen: Ich denke, der "Faktor Mensch" fällt bei vielen Gedankenspielen heraus, ist aber wichtiger als man denkt und wird nie verschwinden.
Würde die Sklaverei in Amerika als geschichtliches Beispiel für eine Quasivollautomation genügen?
Spannender Einwurf und in gewisser Art und Weise: Ja.
Um das aber noch ein wenig zu spezifizieren, manuelle Dienste, die man "locker" durch Maschinen ersetzen kann da die menschlichen Qualitäten hier nicht zählen, gehören bestimmt dazu. Ob ich jetzt 100 Sklaven auf einer Baumwollplantage habe oder 10 Sklaven mit Vollerntern oder einen Baumwollpflückandroiden, ist egal.
Im krassen Gegensatz dazu stehen "Hausnigger", also Sklaven bei denen der "Faktor Mensch" eine Rolle für ihren Job spielen. Hier sind Maschinen kein Ersatz, außer man erschafft sich seine Sklavenmaschine.