Jetzt kann aber jeder mensch nach eigenem Gutdünken leben. Er hat potentiell dieselben Möglichkeiten wie alle anderen, und ist damit auch tendenziell ähnlichen Einflüssen von anderen Menschen ausgesetzt. Dadurch könnte eine erhöhte Angleichung der verschiedenen Selbst stattfinden, und damit würd die gesellschaft kollektivistischer, ähnlich einem Ameisenstaat. jeder mensch würde seinen Mitmenschen in seinen Wünschen, Motivation usw. stark gleichen, weil man ständig in einer Interaktion mit menschen ist, die eine ähnliche Umwelt aufweisen, wie man selbst.
Das wäre ein hochinteressanter Mechanismus. Ob aus Sicht des Individuums wünschenswert, steht auf einem anderen Blatt, aber auf jeden Fall eine denkbare Entwicklung. Danke für diesen Beitrag, Erik!
Gegen ein Versinken in Beliebigkeit gibt es dennoch keinen Schutz, auch unter heutigen Bedingungen nicht. Mehr als genug Menschen versinken hinsichtlich ihrer Identität tatsächlich in Beliebigkeit und wissen gar nicht wer sie sind und was sie wollen.
Das ist soweit korrekt. Auf der anderen Seite aber stellen Menschen, die "Neues ausprobieren", häufig fest, daß sich zwischen ihrer "Kernpersönlichkeit" und gewissen Tätigkeiten/Erlebnissen stärkere Resonanzen einstellen als mit anderen. Eine gewisse Nicht-Beliebigkeit ist dem menschlichen Individuum demnach inhärent. Die Persönlichkeit eines Menschen kann nicht von den äußeren Umständen beliebig gestaltet werden. Du kannst dich selbst nur finden, nicht formen.
@schwarzkaeppchen: Mir scheint, den Comic Watchmen haben wir denn doch recht unterschiedlich interpretiert. In meinen Augen zeichnet er ein sehr viel differenzierteres Bild, als das Superheldentum so pauschal zu verdammen. Aber gut, das wäre ein anderes Topic.
Wenn wir hier schon ein Definitonsproblem haben - hier ein zweites: wtf ist für dich eigentlich Kreativität? Aussagen wie 99% der Menschen seien nicht kreativ lässt sich auch ein (frie nach Joseph Beuys): 100% sind es, und zwar schon immer, entgegensetzen. Kreativität verengt auf so wenige Leute ist ein Füllwort für Geniekult (siehe Superstars weiter oben). Mensch könnte dagegen halten: Kreativ sind alle, nur was auch als kreative Arbeit gewertet wird gilt nicht in dem Maße.
Als kreativ würde ich in diesem Kontext jeden betrachten, der sich aus eigenem Antrieb etwas (nicht-destruktives) zu tun sucht, auch wenn die Notwendigkeit es ihm nicht gebietet.
Und da ist meine Beobachtung, daß die Mehrheit dazu neigt, ohne äußeren Antrieb entweder in Apathie zu versinken oder in Aggression. Wenn jemand auch nur anfängt, aus Langeweile ein Loch hinterm Haus zu graben, fiele das für mich bereits unter "Kreativität". Wer sein Badewasser zu Fuß mit Eimern aus dem nächsten Bach holt, ist kreativ. Wer seinen Garten pflegt, ist kreativ. Wer den ganzen Tag joggen geht, ist kreativ. Wer sich weiterbildet - ob jetzt aus Büchern, Museen, Fernsehen oder Internet -, ist kreativ. Wer sich ins Gras legt und an den Formen der Wolken erfreut, ist kreativ.
Wer sich ins Gras legt und einfach nur atmet, bis der Tag vorbei ist, wäre demnach nicht kreativ. Wer den ganzen Tag fernsieht und hinterher nicht mehr sagen kann, was er gesehen hat, wäre nicht kreativ. Wer Smalltalk betreibt, ohne hinterher einen einzigen neuen Gedanken oder Eindruck mitzunehmen, ist nicht kreativ. Wer aus Langeweile mit einem Baseballschläger durch die Straßen zieht und Passanten verprügelt, wäre nicht nur nicht kreativ, sondern sogar destruktiv.