Das tue ich alleine deswegen schon nicht, weil ich WoW jahrelang gespielt habe und es nach wie vor für eines der besten MMOs auf dem Markt halte.
An dem Beispiel World of Warcraft kann man zumindest gut sehen, dass es kein Balancing "an sich" gibt, sondern dieses immer abhängig ist von den Zielvorgaben, die man als Designer umsetzen möchte. Was die Maximen des Balancings angeht, so durchlief WoW ja mehrere Prinzipienwechsel, die meiner Meinung nach nicht alle zum Vorteil des Gameplays waren.
Das WoW, das ich mochte, wurde durch den ubiquitären Gebrauch von Damagemeter und Dungeon-Finder völlig kaputtgemacht, da dadurch gerade die Denke Einzug hielt, die Du als allgemeinen Trend in der Gesellschaft ausgemacht hast.
Es liegt einfach daran, dass ein so radikal auf Balance fokussiertes System, unsere eigentlichen Bedürfnisse als Rollenspieler nicht so gut erfüllt wie ein unbalancierteres, aber dafür optionsreicheres System.
"unsere eigentlichen Bedürfnisse als Rollenspieler" - das ist nicht gerade tief gestapelt.
Meine eigenen Bedürfnisse als Rollenspieler werden von den 3er-Spawns nicht abgedeckt. Nach meiner Wahrnehmung habe ich hier *weniger* Optionen, die in umsomehr
Wust versteckt sind. Der unselige Wirrwarr aus Feats und Sonderregeln ohne jeden taktischen Mehrgewinn finde ich wenig anziehend. Ein Anfänger läuft sofort in irgendeine Falle, weil er sich an klassischen Fantasy-Tropen orientiert.
Der Vorteil der 4E für mich ist, dass ich mit den Regelbüchern beim Spieler erscheinen kann, und der je nach Laune sich einfach eine Klasse rauspickt und ich mir keine Sorgen machen muss, ob das ab Stufe 10 dann auseinanderfällt oder nicht.
Die 4E hat vieles falsch gemacht, in meinen Augen. Ich mag das Layout nicht, die Bilder meistens auch nicht, die Sprüche auf der Rückseite der Büche sind
richtig dolle peinlich. Und für meinen Geschmack hat mir die 4E mittlerweile eigentlich auch schon wieder
zu viele Optionen. Ach ja: Und die Abenteuer sind auch richtig Mist.
Die "Balance" der 4E besteht ja einfach darin, dass die 4E klar sagt, für welche Art von Spiel sie designt wurde, und dies dann eben auch umsetzt. Demgegenüber ist die 3E eine chaotische Anhäufung an Build-Optionen, die so wenig gegeneinander gewichtet sind, dass das Erreichen des Spielgefühls auf die Gruppenverantwortung und Spielleitertüchtigkeit abgewälzt werden muss.