Nicht unbedingt. Für mich gilt normalerweise Spielen = Spaß. Dem halte ich Spielinhalte entgegen, die den Spaß zerstören.
Dann meinen wir doch annähernd das gleiche.
Es hängt sich auf am "Spaß", insofern als sich die Frage stellt, was (für den Einzelnen) noch als solcher durchgeht. (Womit wir bei der Dehnbarkeit und dem Problem der Vokabel landen, wenn ich sage meinen Spiel"spaß" zum Beispiel auch noch aus sehr "unangenehmen" Inhalten ziehen zu können.)
Sehe ich das dann richtig - wenn ich auch die anderen Antworten betrachte -, dass es ersteinmal um ein Sammeln solcher persönlichen Erfahrungen (oder auch "nur" Meinungen) genau dazu geht?
Ich würde da - generell und bei der persönlichen Erfahrung - drei Dimensionen unterscheiden. Inhalt - was gebe ich in das Spiel herein? womit sind Spieler (und Figuren) konfrontiert? -, Kontrolle beziehungsweise eigentlich vor allem deren Verlust - was kann ich beeinflußen/entscheiden/tun? (wie wichtig das ist, zeigen ja die Ravenloft-Ausführungen) -, und getrennt davon noch einmal die Abwärtsspirale - was passiert mit der Spielfigur? wie verändert sie sich? -.
Inhalt ist (lässt sich ja auch hin und wieder an Diskussionsthemen gut sehen) schnell eine "ja/nein"-Frage. Es gibt Dinge, die möchte ein Spieler nicht im Spiel haben, andere, die möchte er haben, und welche das jeweils sind ist individuell unterschiedlich. In einer expliziten (Personal) Horrorrunde sind meiner Erfahrung nach die Grenzen bei Spielern (auch bei mir) da eher einmal weitergesteckt als in nicht so deklarierten Runden - ich gehe bereits mit der Absicht heran, "dahin zu gehen, wo es wehtut", dementsprechend nutze ich das Themen-Grenzgebiet zwischen Komfortzone und No-go-Zone (viel) weiter aus. Vielleicht will ich sogar ganz absichtlich irgendetwas ins Spiel hineinziehen, mich quasi mittels des Spiels "abarbeiten" - mache ich selbst zum Beispiel manchmal mit Krebs.
Kontrollverlust wird ganz schnell ein Allergikum, den Verweis auf Teile der bisherigen Diskussion habe ich ja schon gebracht. Regeln helfen da - auch das ist ja in anderen Beiträgen deutlich zu lesen - nur begrenzt, aber wenigstens gilt der Unmut dann denen und nicht anderen Teilnehmern. Trotzdem ist Kontrollverlust natürlich eine
der Zutaten für Horror. "Weicher" Kontrollverlust (handeln können, aber feststellen müssen, dass die Handlungen nichts bringen) ist erträglicher und naturgemäß im Spiel auch erst(!) einmal produktiver als ein "harter" Kontrollverlust (von vornherein nicht handeln können). Wenn beide Arten nicht gehen... dann ist halt schnell Essig mit Horror, wobei sich der Kontrollverlust natürlich zusammenschieben lässt an den buchstäblichen "Rand" des Spielgeschehens - entweder liegt schlicht die Ausgangssituation außerhalb der Kontrolle der Spieler/Figuren (sie werden mit dem Schrecken konfrontiert und können dann - auch erfolgreich - agieren um "aufzuräumen") und/oder das Ende kann nicht beeinflußt werden (wir kommen zur Bedeutungslosigkeit des Menschen und seines Handelns). Erfolgserlebnisse zwischendruch bewirken gegebenenfalls Wunder, um sich Kontrollverluste auch über längere Zeiträume wieder und wieder anzutun.
Die Abwärtsspirale bezogen auf die Charakterentwicklung hat teilweise natürlich auch Elemente des Kontrollverlusts an sich. Ich kenne allerdings diverse Spieler (nicht nur mich selbst
), die das auch absichtsvoll und damit
kontrolliert betreiben und ihren Charakter so selbst
abbauen, weil sie diesen Abbau, die Abwärtsbewegung, als das (hier) interessante Element der Charakterentwicklung - damit eigentlich schon wieder des Charakter
aufbaus begreifen. Trotzdem liegt hier für mich ein entscheidender Unterschied vor, denn es geht nicht direkt um meine Handlungs- und Einflußmöglichkeiten, sondern nur mittelbar, indem eben die Figur verändert wird. Das hat in meinen Augen wieder viel mehr mit der Einstellung bei Spielbeginn zu tun (siehe oben - "hingehen, wo es wehtut") - wenn ich absichtlich vom Dach springe, dann weiß ich, dass es nach unten gehen wird ("aber das wichtige ist nicht der Fall, sondern der Aufprall"). Ich kann mich, um das schlechte Bild weiter zu strapazieren, in diese Sache
hineinwerfen (und zwar mit Lust - was mich nicht am Schreien hindern muss). Das sieht eventuell ganz anders aus, wenn ich überraschend geschubst werde.
mfG
jdw