Okay, mein Threadthema ist vielleicht nicht so vielsagend... hier mein Problem:
Ich habe in meinem derzeitigen Schreibprojekt (Low-Fantelalter) ein paar Prämissen.
1) Es gab einen ziemlich langen und blutigen Bürgerkrieg, der aber mehr zum Prolog als zur eigentlichen Geschichte gehört.
2) Innerhalb dieser Geschichte kommt eine junge Frau vor, der im Rahmen dieses Krieges Schlimmes widerfahren ist.
3) Einer der wichtigsten Charaktere überhaupt ist ein ehemaliger Söldner, der mehr oder minder sein ganzes vorheriges Leben in Heerzügen verbracht hat und es ist mir schon wichtig, aufzuzeigen, wie ihn das geprägt hat.
Diese drei Punkte sind unverzichtbar (oder etwa doch nicht?)
Ich habe ein paar Zeilen dazu geschrieben und noch während dem Schreiben ist mir eins aufgefallen: Ich habe selbst schon X-mal in solchen Fantelalter-Büchern gelesen, wie schlimm so ein Krieg ist und wie sehr die Zivilbevölkerung darunter leidet.
Einerseits ist es natürlich ein wichtiger Teil für Story und Charakterentwicklung. Andererseits... fühlt es sich so öde an, zumindest für mich - oder kommt mir das nur so vor, weil mal als Schreiber immer überkritisch für sein eigenes Werk ist? Was ich unbedingt vermeiden will, ist dieses "Ja, Krieg ist schlimm, wir habens kapiert." - Gefühl beim implizierten Leser.
Ich will nicht anöden oder den moralische Morgenstern schwingen. Ich möchte aber schon klar beschreiben, dass es eben prägend für die verschiedenen Pro- und Antagonisten ist. Dazu gehört nunmal auch, dass dieser Bürgerkrieg echt grausam war.
Dabei möchte ich mich auch nicht in Grimm&Gritty wälzen - krampfhaftes Grimm&Gritty ist mir schon zu oft bei ansonsten unspektakulären Geschichten negativ aufgefallen.
Der ursprüngliche Plan sah auch vor, dass besagte junge Frau einer Vergewaltigung zum Opfer fiel. Inzwischen bin ich mir sehr unsicher, ob das wirklich eine gute Idee ist. Einerseits bin ich da vielleicht selbst recht empfindlich, es ist für mich generell ein sehr heikles Thema. Vor allem will ich auch nicht zu sehr auf alt bekannten Mustern herumtrampeln.
Jeder B-Autor, der zeigen will, wie arm seine Protagonistin dran ist, lässt sie vergewaltigen, Familie und Freunde töten, das Dorf niederbrennen, blablabla. Ich will keinen Ekel beim implizierten Leser erzeugen... aber die besondere Dramatik, die in der Demütigung liegt, würde bestimmte Handlungen... plausibilisieren.
Erstens: Ich bin gerade also recht gespalten, wie explizit ich bestimmte Greuel überhaupt beschreiben soll und ob die bloße Andeutung nicht zielführender ist. Eine Möglichkeit wäre, nur das Resultat einer Handlung und nicht deren exakten Ablauf zu beschreiben - aber ist das wirklich eine gute Lösung?
Zweitens: Ich bin mir unsicher, ob ich nicht einen Gang runterschalten sollte. Man muss seinen Protagonisten ja nicht immer alles antun, was das Arsenal des Unglücks zu bieten hat...?