Guten Abend liebes T!
Hier ist besagter Freund und SL der Witcher Runde. Ich hatte meine Freundin einfach mal an euch verwiesen, weil hier mit Abstand die meiner Meinung nach cleversten Rollenspielköpfe deutscher Rollenspielforen sitzen.
Damit es Regelwerktechnisch keine Missverständnisse gibt: Beide Runden basieren auf Slaughterhill. Die Witcherrunde nutzt Version 2.0 und die reine Slaughterhillrunde nutzt die aktuelle rewürfelt Edition 3.0
D.h. wenn du mich fragst, müsstest eigentlich nicht du hier posten und lesen, sondern die anderen Mitspieler und der SL. Wink
Wohl war. Ergo bin ich nach langer Auszeit (wieder) angemeldet.
Zur allgemeinen Problematik: Ich kenne das Problem, dass gerade Neueinsteiger gern mal überfordert sind und nicht so recht wissen, wie sie sich am Besten einbringen sollen. Mir ging das vor 7-8 Jahren auch nicht anders. Schwierig ist es aber für Spielleiter ebenso, Spotlights zu schaffen, wenn für sie ein Charakter eher schwammig ist. Soll heißen, dass die SL sich mangels Hintergrundinformationen kein absolut konkretes Bild machen kann. Uns hilft es ja immer ungemein, wenn Spieler sagen "So und so habe ich mir das vorgestellt - nun sagt mir, was davon realisierbar ist."
Zu meinem persönlichen Leitstil: Ich habe immer gern einen großen Plot in der Hinterhand. Die Welt dreht sich in eine gewisse Richtung sofern die Charaktere nicht direkt eingreifen und gegensteuern. Gern lasse ich mich aber auf persönliche Plots ein. Das funktionierte bisher mit allen anderen Spielern sehr reibungslos, weil jeder wusste, wie der eigene Charakter genau tickt (Vorlieben, Ziele, Erwartungen...).
Ich bin auch eher die SL, die Ja statt Nein sagt. Hat jemand eine coole Idee, bitte ich um ein paar schlaue Gedanken dazu und wenn mich das überzeugt - let it be! Dazu muss mir aber der Ball zugeworfen werden. Ich weiß nicht, ob ich da nicht schon zu viel verlange. Es ist alles sehr frei von Spielerhand gestaltbar. Eine offene Sandbox wo - prinzipiell - alles machbar ist.
Ich denke allerdings nicht, dass Infos über die Spielwelt restriktiv vermittelt werden. Alle anderen Spieler hatten von Anfang an noch weniger Infos und wurden gnadenlos ins kalte Wasser geschmissen. Sie konnten sich bloß sagenhaft schnell an die Welt und ihre Irrwege gewöhnen. Bisher lief es auch immer so, dass jeder Charakter früher oder später in einen echten Konflikt geriet. Mal war es die Dryade, die auf verfeindete / verderbte Stämme ihres Volks stieß. Oder der Zwerg, der zu Kriegszeiten innerhalb seiner Zwergenheimat Mahakam Rassismus gegenüber Menschen verhindern musste. Oder der Gnom, der mittlerweile so alt und zumindest auf dem Papier derart wohlhabend ist, dass er längst in Rente gehen und sich um seine Familie kümmern müsste. Bisher wurde jeder Charakterkonflikt interessant und erstaunlich gut gemeistert. Daher dachte ich, dass in logischer Konsequenz der nächste persönliche Konflikt den Assassinencharakter treffen sollte. Das bringt a) massig Spotlight und b) viele Möglichkeiten, dem Charakter viele feste Eigenschaften zukommen zu lassen.
Mein Hauptziel als SL ist natürlich immer, dass alle Spieler gleichermaßen Spaß haben. Nur bekomme ich echte Probleme als SL, wenn ein Mitglied der Gruppe übermäßig ruhig und schüchtern ist - sich ergo nicht aus dem Schneckenhaus traut.
Im Gegenzug ist der SL der Slaughterhillrunde eher der restriktive Oberlehrer. Der hat seine ganz klaren Vorstellungen, wie was wo wann warum und weshalb zu laufen hat. Da spielt meine Freundin die beste Kriegerin der Gruppe. Eine wahnsinnig gute Ergänzung zu einem Magier/Händler, Kundschafter/Diplomaten und einem Schützen/Naturmagier (eher ein verkorkster Druide, den ich widerum spiele). Der SL hat aber genau das gleiche Problem - trotz anderer Spielerbesetzung. Er ist mit seinem Latein etwas am Ende, wenn es darum geht, meine liebe Freundin ins Rampenlicht zu rücken.
Die Runde hat auch die Besonderheit, dass es eine Mischung aus halbwegs realistischer Fantasy mit SimCity ist. Sprich: Wir sind allesamt wackere Helden, die eine Ehrenbürgerschaft in einem Wikingerkönigreich erhielten und nun neben der normalen Abenteuer vor allem damit beschäftigt sind, dem Königreich möglichst schnell zu Wohlstand, Gerechtigkeit und Technologie zu verhelfen. Mein Charakter baut sich dort z.B. eine gigantische Farm auf die Hochebene. Der Zwerg koordiniert die ganzen Handwerker und der Mage ist damit beschäftigt, neue Magier zu rekrutieren, Bücher zu schreiben und dem Volk Lesen + Schreiben beizubringen. Meine Freundin hat mit ihrer Kriegerin sogar ein ganzes Dorf mit 400 Einwohnern zur freien Verfügung und Gestaltung. Im Gegensatz haben wir drei anderen Spieler gerade einmal grob geschätzt 35 Leute unter unserer Fuchtel. Hauptsächlich zwergische Handwerker und ein paar Bauern für die Farm. Soll nicht heißen, dass wir nun neidisch wären. Wir sind sehr zufrieden mit dem, was wir an Personal für uns haben. Nur frage ich mich selbst als Spieler (und insgeheim auch als SL obwohl ich die Runde nicht leite) warum da so wenig kommt. Sie hat ein Vielfaches an Optionen wovon wir nur schwärmen können. Wir denken aber mit dem was wir haben und versuchen also das Maximum rauszuholen.
Nun kommt das größte Problem von allen: Das Zwischenmenschliche. Klar gibt es bei uns - wie in fast jeder Rollenspielrunde auf dem Planeten den ein oder anderen Spieler, der gerne von der Tarantel gestochen Jucheisa schreit und seine Pläne ratzfatz in die Tat umsetzt. Die Option hat aber jeder. Auch meine Freundin. Nur scheint sie immer zu verunsichert zu sein. Sie ist gerne mal Schildkrötenmensch. Man klopft an den Panzer an, aber niemand macht auf. Das ist aber auch nur meine Sicht. Sie selbst sieht das wohl anders. Nur weiß ich widerum nicht, wie man sich da in der Mitte trifft....
Bei Rückfragen einfach posten. Ich melde mich dann.