Ach schau, es gibt schon einen Thread - aber noch keine Berichte? Dann gebe ich mal meinen Eindruck zum Besten, nachdem ich den am Wochenende auf Netflix entdeckt und mich wieder an den Trailer erinnert habe und wie begeistert ich seinerzeit von der Besetzung war.
Zunächst: Der Film fällt sicher unter die Rubrik "ist nicht was für jeden": Das cineastische Terry Gilliam-Experiment überzeugt mehr durch Schauspiel, Kulisse und schrägen Ideen denn durch eine tiefgehende Geschichte und der pseudo-philosophische Unterbau dient mehr als Vehikel, um Christoph Waltz jegliche Freiheit zu geben, sich einmal abseits seiner überzeugenden "Bösewicht"-Darstellungen in die Rolle des schicksalsergebenem, völlig lethargischen Durchschnitts-Arbeitstiers Qohen Leth fallen zu lassen - und es gelingt im hervorragend! Es macht einfach einen unglaublichen Spass, Waltz dabei zuzugucken wie er sich in der Rolle der verzweifelten "Number-Cruncher-Arbeitsbiene" darum bemüht, endlich "home office" machen zu dürfen - zum Einen, weil er (neben so manch anderen Marotten) an einer sozialen Phobie zu leiden (glaubt) aber hauptsächlich, weil er auf "Den Anruf" wartet, welcher ihm seinen Sinn und Platz im Universum weisen wird. Bis dahin ergibt er sich seinem unbedeutendem Schicksal und gleitet dabei in einen verrückten Strudel an Entwicklungen bis zum surreal anmutenden Finale. Das Thema "schwarzes Loch" wird zwar mehrfach aufgegriffen und mit angedeuteten, existenzialistischen Anspielungen aufgeladen aber über den Bedeutungsgehalt des Endes kann man sicher streiten. Der Film besticht mehr durch die Darsteller (auch Matt Damon macht in seiner Rolle eine gute Figur, wird aber m.E. von dem Jungschauspielr Lucas Hedges locker an die Wand gespielt, der an seiner Rolle ebenso viel Spass hat, wie Waltz.
Soweit ohne Spoiler. Das vordergründe Fehlen einer "tieferen" Bedeutung jedoch funktioniert in diesem Film jedoch, denn:
der Film heißt nicht umsonst "Zero Theorem": Qohen wird dazu angestellt, die Theorie zu bestätigen, dass das Universum schließlich in einem schwarzen Loch enden wird. Ironischerweise will der Auftraggeber gerade die Erkenntnisse über die Bedeutungslosigkeit des Lebens verschleiern bzw. vermarkten und verkauft den Menschen Pseudo-Lebensinhalte. Dazu wirkt es geradezu ironisch, dass ausgerechnet Qohen, der sich als "total durchschnittlich" wahrnimmt durch sein, aus seiner selbstwahrgenommenen Bedeutungslosigkeit resultierenden, geradezu mönchartig asketischen Leben der letzte Sonderling in einer welt voller bunter, aufgedrehter Paradisvögel ist. Sein Hybris ist, dass er das selbst nicht erkennt.
Wäre der Film in den 90er rausgekommen, hätte wahrscheinlich John Malkovich die Hauptrolle gespielt und das Ganze wäre nochmal eine Spur weirder geworden. So bleibt es eine lockere Mischung aus der Optic von Idiocracy und Blade Runner und einem Schuß Matrix-Küchenphilosophie.
Solide
4 von 5 Entities