Spielsachen erwachen zum Leben ist ein Tagtraum den jedes Kind bestimmt einmal hat. Rollenspieltechnisch wurde die Idee in dem sehr orginellen Plüsch, Power und Plunder umgesetzt. Es gibt zahlreiche Geschichten mit diesem Thema, die mir am Herzen liegen und ich frage mich, welche Stimmungen, Motive und Szenen die ultimativen Spielsachen-erwachen-zum-Leben-Rollenspielabenteuer einer Kampagne wohl beinhalten könnten. Ich will einfach mal mit einer Sammlungen von Geschichten aus verschiedenen Medien zum diesem Thema beginnen, die bis heute Faszination auf mich ausüben und wie ich sie zu den Schauplätzen oder Abschnitten einer Kampagne ordnen würde.
Medien:
PP&P: Ich besitze die 1. Ausgabe und habe hier und da mal reingeblättert und es früher auch mal mitgespielt. Auf dem Hamstercon dieses Jahr war da so ein Typ, der dort mit einer grossen blauen IKEA-Taschen voller Plüschtiere aufgekreuzt ist. Ich habe gehört, dass das bei dem Spiel Gang und Gebe ist, da mit einem Kuscheltier zu hocken, wahrscheinlich um sich besser in die Rolle zu finden. Jedenfalls stehe ich auf die Kaffeeklatsch mit Puppen Stimmung am Spieltisch, was auch mit diese Kinderzimmeratmosphäre heraufbeschwört. Wikipedia nennt PP&P ein Satirespiel, was auch bei Abenteuertiteln wie Woolminator und Bearotech nachvollziehbar wird. Finde ich eigendlich Schade, dieser ironische Ansatz verhindert ein bisschen, dass man dahin durchdringt, was Plüschtiere uns in unseren unzynischten Momenten zu geben haben. Ich lasse allerdings diesbezüglich gerne belehren, ich habe die Abenteuer schliesslich nicht gelesen. Eine Idee des Spiels, die ich genial finde, ist das die Plüschtierseelen Exilianten vom Planeten Woolworth sind und also ausserirdischen Ursprungs mit einer himmlischen Heimat, gefangen in Plüschmaterie, irgendwie gnostisch...
Die Woolworther könnten die Rolle der blauen Fee in Pinocchio einnehmen und als Helfer und Führer immer mal wieder übernatürlich glänzend und klingend in Erscheinung treten.
Pinocchio und A.I.: Ich will ein richtiger Junge werden. Das Plüschtier ist ein Ding aus Wolle, Stoff, Faden, Filz und Knöpfen, in einer Welt die blüht und verwelkt, pulsiert und atmet, Lust und Schmerz empfindet. Alles fliesst und verändert sich, das Plüschtier bleibt aussen vor, wird nur langsam schäbig, von Milben befallen und verschlissen. Wie bei White Wolfs Prometheus Spiel oder eben auch Pinocchio finde ich sollte das zentrale Thema einer Spielsache-erwacht-zum-Leben-Geschichte das Quest sein, wirklich bis zum Leben zu erwachen, also durchzudringen. Nachdem sie ihr Leben dann gelebt haben, werden sie von den Woolworthern heimgeholt in ihre wahre Heimat zwischen den Sternen.
Jim Henson's the Christmas Toy und Toy Story: Natürlich ist eine goldene Regel des Genres, dass die widernatürliche Lebendigkeit des Spielzeugs nicht von Menschen gesehen werden darf. Falls das doch geschieht, verfliegt der Zauber und damit die Lebendigkeit des Stofftiers. Die Angst davor sollte mit Motivation dafür sein, ein wirkliches Lebewesen zu werden. Tote Materie dann lebendiges Stofftier, dann wirkliches Lebewesen, dann Entrückung ins Nachleben. Als Stofftier ist die bedingungslose Liebe zu dem Kind, dem es gehört ein schönes und auch tragisches Motiv. Das Kind bekommt ein neues Spielzeug, das Spielzeug geht kaputt und wird weggeworfen, das Kind wird erwachsen und interessiert sich nicht mehr für das Spielzeug, dazu kommt die Rivalität um die Liebe des Kindes mit anderen Spielsachen. In The Christmas Toy ist Weihnachten dieser grosse festliche Anlass, an dem neue Spielsachen im Kinderzimmer erscheinen und in die Gemeinschaft der älteren Spielsachen aufgenommen werden. Ein kerzenerleuchtetes Weihnachten wie aus alten Kinderliedern, bietet eine tolle Kulisse für eine Szene im Abenteuer.
Terry Prachetts Nomen Triologie: Hier wird sehr ausführlich geschildert, wie eine Gruppe von Gnomen ihre liebgewonnene Heimat in einem Kaufhaus verlassen muss um zu überleben. Das Draussen in der wirklichen Welt ist vielleicht nur ein Mythos, doch die Zeit drängt und alle müssen zusammenhalten um sich einer vollkommen neuen Realität zu stellen und in ihr überleben zu können. Die mythologisierung der Produkte und Werbetafeln im Kaufhaus ist sehr witzig beschrieben, ebenso wie das komplette Unverständnis und die abergläubische Angst gegenüber dem Alltag in der Welt jenseits des Kaufhauses. Platons Höhlengleichnis mal anders.
Anny Hoffmanns Teddys Abenteuer und Was drei kleine Bären im Wald erlebten: Hier sind die Plüschtiere plötzlich der Witterung der Wildnis ausgeliefert, das erwachen im Kaufhaus und die Geborgenheit des Kinderzimmers sind nur noch eine ferne Erinnerung. Eine Odysee gegen die Zeit beginnt, denn Wind und Wetter setzten den Stofftieren zu. Werden sie lebendige Wesen werden bevor ihr Plüschleib verschlissen wird. Sie begegnen freundlich und feindlich gesinnten Waldtieren, so wie verschiedenen Naturgeistern. Der Höhe und Wendepunkt könnte so aussehen, dass sie mit runterbaummelnden Knopfaugen, geplatzten Nähten und mit letzter Kraft das Haus des Puppen- bzw. Spielzeugdoktors, eines gütigen Erimiten erreichen, der sie dann mit grossväterlichen Wohlwollen wieder zusammenflickt, auf Grund seiner Liebe zu den Spielsachen, können sich die Plüschcharacktere mit ihm unterhalten ohne ihre Lebendigkeit zu verlieren (vielleicht hat ja jemand von euch einen schönen und plausiblen Einfall warum das so ist.). Während dem Gespräch erfahren die Plüschis von einem Portal zu den Sternen und 7 Prüfungen, die ein Spielzeug bestehen muss um wirklich lebendig zu werden.
Peterchens Mondfahrt: Schauplätze und Ereignisse von der Art wie: Der Flug nach der Sternenwiese, die Schlittenfahrt auf der Milchstraße, das Schloss der Nachtfee, die Ankunft der Kinder im Schloss der Nachtfee und Der Ritt auf dem Großen Bären, die Weihnachtswiese und das Osternest, die Mondkanone und der Kampf mit dem Mondmann, besitzen eine kosmische Qualität ebenso wie die erforderliche Putzigkeit, um den Hintergrund des finalen Aktes der Kampagne zu bilden, in dem die Plüschtiere nach bestandenen Prüfungen einen Körper aus Fleisch und Blut bekommen und auf ihren Planeten zurrückkehren.
Vielleicht haben die Characktere bei dem sporadischen Erscheinungen der ausserirdischen Woolworther mitbekommen, dass diese sich auf ihrer Heimatwelt im Krieg befinden. Nach dem also die Ex-Plüschis auf ihren Planeten zurrückgekehrt sind, erwartet sie ein letztes Gefecht gegen das Böse (das irgendwie in der vorangegangenen Kampagne immer mal wieder in Erscheinung getreten sein sollte), danach können sie dann glücklich Leben und wenn sie nicht gestorben sind dann leben sie noch heute.
So liebe Freunde, was haltet ihr von dem Ganzen? Was würdet ihr anders machen? Was ergänzen, verbessern oder weglassen?