Schlimmer noch, in der Phase des schlechten AB Designs bei DSA fehlen am Ende auch die Herausforderungen, weil man nur noch Zuschauer ist.
Das ist vielleicht mein größtes Problem mit DSA (neben dem dysfunktionalen System und der absurden Welt): die SCs werden als "Helden" bezeichnet, aber sie sind es nicht -- jedenfalls war das in der Zeit, als ich es selber noch damit versucht habe, vorherrschend der Fall. Sie besitzen weder die Kompetenz, noch wird ihnen eine entscheidende Rolle zugestanden. Immer kurz bevor es um die Wurst geht, kommt eine Redax-MarySue angeschnurrt und übernimmt den Laden. Abenteuer wechselt in Cutscene-Modus, der Meister darf eine Weile mit sich selber spielen und die Spieler gucken zu.
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Ich tendiere schon immer stark dazu,
Helden zu spielen. Was natürlich in manchen Settings und Systemen einfach besser funktioniert als in anderen.
- In Conan und ähnlicher Sword&Sorcery ist "Heldentum" eher im klassischen Sinne vorgesehen, d.h. du bist ein Held, wenn und weil du Arsch trittst, ganz egal was du für Ziele verfolgst; und Altruismus ist überhaupt eher die Ausnahme. Typische Abenteuer heissen "Erobere den Schatz", gefolgt von der Downtime-Aktivität "verprasse den Schatz".
- Mittelerde ist dagegen _super_ für Modernes Heldenspiel geeignet, bis zu dem Grad dass alles andere schwierig umzusetzen ist. Ob Ritter von Gondor oder Waldläufer des Nordens, man ist von wirtschaftlichen Zwängen weitestgehend befreit und kann sich ganz auf die selbstlose Verteidigung der Freien Völker konzentrieren. Und es ist auch keineswegs so, dass man ab einer gewissen Stufe eh unbesiegbar wäre und dadurch das persönliche Risiko unter den Tisch fiele.
"Never thought I'd die fighting side by side with an elf."
"What about side by side with a friend?"
"Aye... I could do that."- Bei D&D und Ablegern ist es sehr delikat, da dieses Spiel einen starken Ausrüstungsfokus hat. "Kill things and take their stuff" ist die Corestory des Spiels. Früher war das unproblematisch, da das Monsterhandbuch gesagt hat: "Orks böse, kann man auf Sicht umbringen." Das ist heute nicht mehr
en vogue. Auch ist es Aufgabe des SLs, für eine level-angemessene Ausrüstung zu sorgen, wenn die SCs in ihrer Eigenschaft als Helden meistens für lau arbeiten.
Kurz gesagt, altmodische Helden sind in D&D kein Problem; moderne Helden lassen sich ebenfalls umsetzen, wenn man an ein paar Stellschrauben dreht.
- kurz zu modernen/futuristischen Settings: SR beispielsweise geht - was für mich überraschend war - prinzipiell davon aus, dass die SCs bei allen wirtschaftlichen Interessen dennoch auf (modernes) Heldentum gepolt sind. Bei den Abenteuern scheint immer wieder durch, dass "richtige" statt "pragmatische" Entscheidungen erwartet werden. Es ist auch nicht umsonst die Rede von _Gutem_ Karma. Will man amoralische SCs spielen, werden dafür Optionalregeln angeboten -- also abweichend von der Grundannahme.