Nach Ablauf des Abends wurde mir gesagt, ich habe verkrampft gewirkt (was mich nicht wundert), da ich versucht habe, dem hohen Anspruch der Gruppe gerecht zu werden. Dann wurde bemängelt, dass ich ein paar mal "ich sage" gesagt habe, was bezogen auf das Charakterspiel kontraproduktiv sei.
Zum Anspruch der Gruppe, wenn man so will, zum Niveau:
Das sind willkürliche Setzungen der Gruppe, die einzig und allein von den Präferenzen der Spielenden abhägen.
Was hier vorliegt ist, dass die Gruppe ihre Ansprüche scheinbar codifiziert hat und als Bewertungsmaßstab benutzt.
Dieser Maßstab ist aber nicht universell anwendbar.
Ein Beispiel: Ich kann festlegen, dass die Verwendung der Ich-Perspektive für einen Roman ein Qualitätskriterium ist.
Genauso gut könnte ich in Bezug auf die Erzählperspektive etwas anderes als niveauvoll bestimmen.
Das sagt noch gar nix darüber aus, ob der Roman/die Romanhandlung etwas taugt.
Es ist einfach nur eine Methode, um für mich das Wünschenswerte vom Nichtwünschenswerten zu unterscheiden.
Auf's Rollenspiel übertragen: Gruppen können es gut finden nur "in charcter" zu sprechen.
Andere bevorzugen eine beschreibende/schildernde Herangehensweise:
"
Hans Kummerlicht (mein Charakter) versucht seine Emotionen zu unterdrücken und dem Wachmann mit ruhigen Worten zu erklären, wie es zu dem Eklat auf dem Wanderprediger kommen konnte. Er sagt, der Wanderprediger habe, als er passieren wollte, ihn dazu gedrängt um seines Seelenheils willen eine Spende zu tätigen, ..." Wieder andere Gruppen spielen nur Szenen "in character",
bei denen es um wichtige persönliche Konflikte des jeweiligen SC geht. Wieder anderen wechseln willkürlich die Redeform.
Die Reihe an Möglichkeiten kann hier unbegrenzt fortgeführt werden.
Was Slayn zu Recht anmerkt: Die Meinung, dass Charakterspiel in ausschließlich wörtlicher Rede etwas Erstrebenswertes sei, ist ganz häufig einer DSA-Sozialisierung geschuldet. Aber das ist, wie schon erwähnt, nur eine Meinung. Wenn die zum Dogma wird: Vorsicht!
Zur Haltung der Gruppe:Was ich seltsam finde: Rollenspiel ist eine soziale Aktivität, das sollte man nicht vergessen.
Wenn eine Gruppe sich in neuer Besetzung zusammenfindet, dann muss man irgendwie darauf eingehen.
Sprich: Das erste was deine Mitspieler hätten tun sollen ist, dir ein gutes Ankommen in der und im Laufe des Abends ein Hineinwachsen in die Gruppe zu ermöglichen. Das geht nicht, ohne dass man die eigenen Gruppenregeln zur Disposition stellt und gegebenenfalls modifiziert. Wenn das Ankommen in der Gruppe gelingt, dann lösen sich auch die Ängste was falsch zu machen, die innere Verkrampfung, etc.
Das Befolgen der neuen/erneuerten "Spielweiseregelungen" und die "richtige" Anwendung des Regelsystems kommen dann quasi von alleine. Sei es, weil du das, was du vorbereitet hast, plötzlich super anwenden kannst oder, weil die Mitspieler gerne! aushelfen.
(Insofern: Mich wundert nicht, dass Gastpieler das "Niveau" der Gruppe nicht halten können. Sie müssen sich schließlich mit Spielabsprachen abfinden und sich an diese anpassen, an denen sie - im Gegensatz zu den anderen Spielern - nicht beteiligt waren.)
Sorry für den langen Text, ich hoffe die Gedankengänge sind halbwegs nachvollziehbar.
Sind ein bißchen "meta" geworden.